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Nach Marikana (2) – der Rauchvorhang lichtet sich
Nichts von dem, was die südafrikanische Polizei in ersten Pressemitteilungen behauptete, ist wahr: Menschen wurden in den Rücken geschossen, von gepanzerten Fahrzeugen überrollt. Dafür sollen jetzt viele der beinahe 300 festgenommenen Bergarbeiter unter Mordanklage gestellt werden – und, laut mehreren Berichten, schon mal geständnisreif gemacht: In Haft verprügelt. Derweil die einst so stolze Bergarbeitergewerkschaft NUM als Reaktion auf den Schritt der weiterhin streikenden Bohrleute nur noch Peinlichkeiten verbreitet: Sie würden schon noch sehen, dass man zu Verhandlungen die NUM brauche…Um die allmähliche Klärung der Rauchvorhänge drehen sich die Dokumente, die wir in der kurzen Materialsammlung „Nach Marikana 2“ vom 31. August 2012 zusammengestellt haben. (Hinweis: Nach Marikana hiess die erste unserer Materialsammlungen vom 24.8 dazu, viel ausführlicher und vor allem zu Ereignissen, Hintergrund, Reaktionen und Bedeutung). Zusammengestellt von Helmut Weiss
Nach Marikana (2) – der Rauchvorhang lichtet sich
Die erste „Rauchbombe“ oder auch Nebelkerze, war die weltweit polizeiübliche: Man habe in Selbstverteidigung geschossen (die angenommene Selbstverteidigung scheint in Südafrika noch nicht erfunden, Putativnotwehr auf wirklich gut deutsch). Das ist dahin, da zahlreiche ermordete Bergarbeiter in den Rücken geschossen wurden – und keinerlei Meldung über einen auch nur leicht verletzten Polizisten bestätigt wurde. Mord nennt es nach zwei Wochen Recherche vor Ort auch der Autor des Berichts „The murder fields of Marikana. The cold murder fields of Marikana “ Greg Marinovich am 30. August 2012 im modern bürgerlichen Daily Maverick. Artikel in ähnlicher ausrichtung sind in den letzten Tagen in mehreren großen Zeitungen erschienen, die Polizei kommt zunehmend in Erklärungsnot.
Was nicht bedeutet, dass die Repression gegen die streikenden Bergleute von Lonmin nicht weiter organisiert würde: „South African miners charged with murder of colleagues killed by police“ heisst der Bericht von David Batty am 31. August 2012 im britischen Guardian – wenn es nicht so übel wäre, könnte man es einen sehr schlechten Witz nennen, dass die Bergleute nun tatsächlich des Mordes an ihren Kollegen angeklagt werden – 270 von ihnen sind noch im Gefängnis.
NUM: Peinlich
Aber auch Rauchvorhang zwei, der über gewerkschaftliche Verhältnisse gebreitet wurde, lichtet sich allmählich. „Workers turn on unions“ heisst der Bericht von Luyolo Mkentane and Thabo Rantlha am 29. August 2012 im New Age in dem dokumentiert wird, dass die Bohrleute es nun unternehmen, selbst, mit einer gewählten Delegation, mit den Lonminbossen über ihre Forderungen zu verhandeln. Ein Herr Lesiba Seshoka, Sprecher der NUM wird darin mit dem erhellenden Satz zitiert, die streikenden Arbeiter seien eben verwirrt. Ob es in der südafrikanischen Umgangssprache den Satz gibt „Wer solche Freunde hat..?“ Und bereits am vergangenen Sonntag 26. August 2012 berichtete der südafrikanische Rundfunk SABC in „NUM urges striking Lonmin mineworkers to return to work“ dass NUM-Vorsitzender Senzeni Zokwana die Streikenden aufgefordert habe, zur Arbeit zurückzukeren…
Deutsche (nicht nur) linke Reaktionen
„Seit dem Ende der Apartheid feiert sich Südafrika als multikulturelle Rainbow Nation. Die seit 1994 regierende Allianz aus dem African National Congress (ANC), dem Gewerkschaftsverband Cosatu und der Kommunistischen Partei (SACP) genoss aufgrund ihrer Rolle im Befreiungskampf gegen das Apartheid-Regime lange das Vertrauen der schwarzen Bevölkerungsmehrheit. Doch knapp 20 Jahre Demokratie haben wenig an der ethnischen Segregation geändert und erst kürzlich hat Südafrika Brasilien den Rang des Staates mit der weltweit größten sozialen Ungleichheit abgelaufen. Auch im Hinblick auf Mord-, Vergewaltigungs- und Aids-Raten ist Südafrika führend und etwa 40 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung sind arbeitslos. Abgesehen vom Aufstieg einer zahlenmäßig kleinen schwarzen Elite mit Verbindungen zur Führungsriege des ANC hat sich seit dem Ende der Apartheid wenig an den Eigentumsverhältnissen geändert – das Durchschnittseinkommen der Armen ist in den letzten 20 Jahren sogar gesunken. Vieles spricht dafür, dass das Massaker an den streikenden Minenarbeitern in Marikana vor zwei Wochen einen Wendepunkt im Verhältnis des ANC zu seiner sozialen Basis markiert“ – der Beginn des Beitrags „Schweigen ist Platin“ von Anja Hertz in der Jungle World Nr. 35, 30. August 2012
„Die Arbeiter der südafrikanischen Platinmine Marikana sind nach dem Massaker mit 34 Toten fest entschlossen, ihren Kampf fortzusetzen. Sie wollen mehr Lohn für die Arbeit, bei der sie täglich ihr Leben aufs Spiel setzen“ – so beginnt „Der Streik der harten Männer“ von Claudia Bröll im FAZ-Net am 28. August 2012. Unter dem seltsamen Titel verbirgt sich vor allem eine zu erwartende Beschwörung der extremistischen (in diesem Falle populistisch genannten) Gefahr. Die wer repräsentiert? Für die FAZ – wenig überraschend – Julius Malema.
„Gelähmt vom Machtkampf in der Regierungsallianz – Die südafrikanische Bergarbeitergewerkschaft NUM verliert den Kontakt zur eigenen Basis“ ist der richtungsweisende Untertitel des Beitrags „Das Ende des Friedens“ von Christian Selz in der jungen welt am 28. August 2012.
„Wie es zu dem Unglück kommen konnte, fragen sich seit letzter Woche auch die Gewerkschafter von Südafrikas größter Gewerkschaft NUM (National Union of Mineworkers), die zum Dachverband COSATU gehört, der mit dem ANC und der kommunistischen Partei Südafrikas die Regierung bildet. NUM erscheint seit Marikana ratlos und hilflos. Denn nicht erst seit dem Blutbad zeigt sich deutlich, dass NUM-Funktionäre vielfach kein Gehör mehr bei den Kumpels finden. Schon beim Streik auf einer anderen Platinmine im Platingürtel um Rustenburg Anfang des Jahres gelang es NUM nicht, die Arbeiter anzuführen. Selbst COSATU-Generalsekretär Zwelenzima Vavi fand bei den Streikenden kein Gehör, als er sie nach einem Verhandlungsergebnis aufforderte, zur Arbeit zurückzukehren. Der Spalt zwischen immer mehr Arbeitnehmern und den COSATU-Funktionären hat nach Expertenmeinung mehrere Ursachen: Vor Ort gewinnen neue Gewerkschaften oder spontane Zusammenschlüsse von Arbeitnehmern an Einfluss, so wie im Fall Marikana, wo die kleine Gewerkschaft AMCU (Association of Mineworkers and Construction Union) den Streik für eine höhere Entlohnung angeführt hat“ – aus „Zu viel ANC und zu wenig Basis“ ein Artikel von Armin Osmanovic im Neues Deutschland vom 24. August 2012, in dem der Autor allerdings die überraschende Wortwahl „Unglück“ nicht weiter begründet…
Zusammengestellt von Helmut Weiss