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Trotz Schießbefehl und Massenverhaftungen: Die Proteste im Sudan werden immer breiter – auch am 1. Januar bei der Demo vor dem Präsidentenpalast?
„Außer diesen Kriegsverbrechen waren die ländlichen Regionen Sudans einer Bandbreite von Menschenverletzungen ausgesetzt. Der Gestapo-artige National Intelligence and Security Service (NISS) der regierenden National Congress Party (NCP) wurde zu einem furchterregenden politischen Terrorinstrument. Seine großen Behörden mit straffreien Agenten nutzt Bashirs Regime, um politische Gegner*innen zu entführen, sie zu inhaftieren, zu foltern, zu ermorden. Wie zu erwarten war, ging diese völlige Abwesenheit von Rechtstaatlichkeit mit der Ausbreitung von Korruption im Sudan einher. Heute, im Jahr 2018, haben die Demonstrierenden, die die Straßen verschiedener sudanesischer Städte stürmten eine klare Sicht auf die Dinge. Die Proteste begannen am 19. Dezember in Atbara, einer Stadt, die für die Geschichte ihrer Arbeiterbewegungen bekannt ist. An jenem Tag gab es auch in anderen Städten Proteste: Gedaref, Nuhod und Port Sudan, letzteres erwartete zeitgleich den Besuch von Präsident Bashir. Am folgenden Tag weiteten sich die Demonstrationen auf andere Städte aus: Dongola, Barbar, Sennar, El Obeid und die Hauptstadt Khartum. Am dritten Tag hatten sich die Proteste bereits fast auf alle Regionen Sudans ausgeweitet…“ – aus dem Beitrag „Der Kraftakt des Wandels im Sudan“ von Amgad Fareid Eltayeb am 26. Dezember 2018 bei Al Sharq (in deutscher Übersetzung von Brandie Podlech – ursprünglich in der Sudan Tribune), worin die gesamte 30-jährige Geschichte der Diktatur im Sudan skizziert wird und darauf verwiesen, dass der Widerstand gegen das Regime niemals aufgehört habe… Zur weiteren Entwicklung der Proteste im Sudan drei aktuelle Beiträge, eine Meldung über die Unterstützer der Diktatur (keine Überraschungen dabei) und den Hinweis auf unsere Materialsammlung vom 26. Dezember 2018:
- „Brotaufstand in Sudan“ von Gerrit Hoekman am 28. Dezember 2018 in der jungen welt berichtet unter anderem: „… Doch inzwischen geht es längst nicht mehr nur um Brot und Benzin. Es geht um Al-Baschir, den Endlospräsidenten des Sudan. 1989 putschte sich der ehemalige General an die Macht und regiert das Land seitdem mit eiserner Knute, der Hilfe des Militärs und der Scharia, dem islamischen Gesetz. Ein Teil der Sudanesen ist den Machthaber leid, sie wollen ihn loswerden, so schnell wie möglich.Al-Baschir macht unterdessen ausländische Kräfte für die Unruhen verantwortlich. Er kündigte Maßnahmen an, die das Leben der Bevölkerung verbessern sollen. Welche das sein sollen, sagte er aber bisher nicht. Beunruhigend für den Präsidenten: Am Mittwoch vor einer Woche kehrte Sadik Al-Mahdi, der Führer der oppositionellen Umma-Partei und letzte frei gewählte Premierminister, in den Sudan zurück. Ihn entfernte Al-Baschir 1989 mit seinem Putsch aus dem Amt. Al-Mahdi fordert eine demokratische Umwandlung des Sudan. Wie groß die Zahl derjenigen ist, die den Machthaber vom Thron stoßen wollen, ist schwer zu sagen. Sicher ist, dass immer mehr Berufsgruppen gegen die Regierung aufbegehren. Längst hat der Protest, der auf dem Land begann, die Hauptstadt Khartum und andere Städte erreicht. In Kadarif schlossen sich am Mittwoch Studierende der medizinischen Fakultät an. Sie folgten damit dem Beispiel der Ärzte des zentralen Krankenhauses, die am Montag die Arbeit niederlegten, wie Al-Dschasira berichtete. Die Mediziner verurteilen die Gewalt der Sicherheitskräfte, die in den vergangenen Tagen Tränengas, aber auch scharfe Munition einsetzten. Die meisten der getöteten Demonstranten waren erschossen worden. Der oppositionelle islamische »Volkskongress« nennt die Opfer »Märtyrer«. »Wir fordern das sudanesische Volk auf, seine Demonstrationen fortzusetzen«, zitierte Al-Dschasira aus einer Erklärung der Kommunistischen Partei des Sudans. »Bis zum Sturz des Regimes.« …“
- „Protests spread across Sudan on Friday amid calls to strike“ am 28. Dezember 2018 bei Mada Masr ist ein aktueller Bericht über die Proteste am Freitag – nach den Freitagsgebeten – in deren Zusammenhang auch verschiedene neuerliche Festnahmen berichtet werden, sowohl von Aktiven oppositioneller Parteien, als auch zahlreicher Journalisten. Weswegen nun auch die Journalistenvereinigung zum Streik aufgerufen hat. Wichtig auch die Meldung darin, dass der Kommandierende der Spezialeinheit RSF sich öffentlich von der Regierung distanziert hat…
- „Sudan news media call three-day strike“ am 28. Dezember 2018 bei Radio Dabanga ist die Meldung über den Beginn des dreitägigen Streiks der Medienschaffenden im Sudan. Bei diesem Protest gegen die Zensurmaßnahmen und –versuche gab es auch einige vorübergehende Festnahmen.
- „Sudan professionals call for New Year’s Eve march to presidency“ von Arwa Ibrahim am 29. Dezember 2018 bei Al Jazeera ist ein Beitrag über den Aufruf mehrerer Berufsverbände, am 1. Januar vor dem Präsidentenpalast zu demonstrieren – dem Feiertag zum 56. Jahrestag der Unabhängigkeit des Sudan…
- „Egypt, Turkey express support to Sudanese government“ am 28. Dezember 2018 in der Sudan Tribune ist eine Meldung über die Unterstützung für das Regime: Der Regierungen aus der Türkei und Ägyptens beispielsweise…
- Siehe dazu auch unseren ersten Beitrag zu den aktuellen Massenprotesten im Sudan: „Massenproteste im Sudan – und Solidaritätsdemonstration mit der Erhebung im Sudan am 27. Dezember 2018 in Berlin“ am 26. Dezember 2018 im LabourNet Germany