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Ein von der Franco-Diktatur zwangsenteignetes Dorf wurde vor 6 Jahren besetzt: Jetzt will es die spanische Sozialdemokratie Fraguas zwangsräumen

Fraguas reviveWir als Kollektiv, das seit 6 Jahren das Dorf Fraguas besetzt, wollen hiermit einen Aufruf starten und auf die aktuelle rechtliche Situation, in der sich das Projekt befindet, aufmerksam machen. Nachdem 6 Personen zu Freiheitsstrafen von bis zu 2,5 Jahren und zur Übernahme der Kosten für die Zerstörung unserer Häuser verurteilt wurden, haben wir vor dem Verfassungsgericht Beschwerde in unserem Fall eingelegt. Diese wird jedoch nur in 1% aller Fälle zugelassen. Gleichzeitig haben wir versucht, mit der Regionalregierung von Kastillien-La Mancha, die als Klägerin auftritt, in den Dialog zu treten und eine Lösung zu verhandeln. Nachdem wir ein Jahr lang keine Antwort erhielten, empfing uns die Regionalregierung Anfang April 2019. Wir stellten den rechtlichen Rahmen vor, in dem unser Projekt in Fraguas sich bewegt und für den es mehr als zehn Präzedenzfälle gibt. Die Regierung schlug ein zweites Treffen vor, an dem auch das juristische Kabinett und unser Anwalt teilnehmen sollte, und bei dem unsere Möglichkeiten geprüft werden sollten. Gestern, am 16. Mai 2019, hat man uns mitgeteilt, dass es keine Prüfung unseres Falles geben wird und dass die Regierung darauf besteht, die 6 Verurteilten hinter Gitter zu bringen und das Dorf, das wir in den letzten Jahren aufgebaut haben, zu zerstören. Vor 50 Jahren wurde das Stück Land, auf dem Fraguas sich befindet, auf betrügerische Weise durch das Franco-Regime enteignet. Seit 6 Jahren besetzen wir es. Dabei unterstützen uns ehemalige Bewohner*innen. Aber die Regionalregierung von Kastillien-La Mancha, derzeit zusammengesetzt aus den Parteien PSOE und Podemos, möchte die Politik Francos fortführen und das Dorf ein weiteres Mal zerstören, seine Bewohner*innen einsperren und das Dorf wieder dem Vergessen hingeben...“ – aus der Erklärung und Aufruf „FRAGUAS BLEIBT! Aufruf zum Widerstand im besetzten Dorf Fraguas in Spanien“ von Fraguas resiste am 17. Mai 2019 bei de.indymedia externer Link dokumentiert, worin die Fortsetzung des Widerstandes angekündigt wird – und zur Solidarität aufgerufen. Siehe dazu auch einen älteren Beitrag, in dem das Projekt vorgestellt wurde und desses Homepage:

  • Fraguas - das seit 6 Jahren besetzte Dorf vertedigt sich gegen die spanische Sozialdemokratie„Das Dorf, das es nicht geben darf“ von Reiner Wandler am 24. Mai 2018 in der taz externer Link berichtet unter anderem über den Alltag und eine bedrohende Regionalregierung: „… „Fraguas ist kein Dorf mehr“, begründet der Verantwortliche für die Provinz Guadalajara, Alberto Rojo, warum die Regionalregierung klagt. Fraguas wurde 1968 zu bewaldetem Gebiet erklärt, die Einwohner wurden gedrängt, den Ort zu verlassen, und bekamen eine kleine Entschädigung. Es waren die Jahre der Diktatur unter General Francisco Franco. Widerspruch war nicht nur zwecklos sondern auch gefährlich. Große Teile der Ländereien rund um das Dorf wurden mit Fichten aufgeforstet. In den 1980er Jahren – nach dem Ende der Diktatur – wurde das Gelände dann zeitweise für Militärübungen genutzt. „Mit Granaten und Mörsern legten sie alles in Schutt und Asche“, berichtet Turina. „Fraguas war ein Dorf, warum soll es nicht wieder ein Dorf sein?“ Trümmer und Steine von Brombeerhecken überwuchert zeigen, wo einst die Häuser standen. Im ersten Sommer haben sie das Gemeinschaftsgebäude aufgebaut. Dabei benutzen sie traditionelle Materialien: Natursteine aus den Trümmern, luftgetrocknete Backsteine aus Lehm und Stroh, Mörtel, Holz. Das Haus beherbergt die Küche, Platz zum Essen und für Vollversammlungen. „Anfänglich schliefen wir auch hier“, erinnert sich Mallada. Jetzt beherbergen sie hier nur noch Besucher. Die festen Bewohner haben ihre eigenen Unterkünfte errichtet, entweder aus Naturstein oder, wie Mallada und Turina, aus Holz. Und viele derer, die zeitweise hier sind, leben in Lieferwagen…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=149047
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