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Streikbewegung in Andalusiens Landwirtschaft: Aus dem Widerstand gegen extreme Ausbeutung geboren – für die es auch in der BRD Verantwortliche gibt

Dossier

Streik in den landwirtschaftlichen Lagerhallen Andalusiens Weihnachten 2020„… Der Stillstand am Verhandlungstisch gepaart mit der angestauten Wut der Arbeiter*innen führte letztendlich zum Streik. Auch die SAT und die anarchosyndikalistische CNT unterstützten trotz strategischer und inhaltlicher Differenzen den Streikaufruf der großen Gewerkschaften. Gleichzeitig wurden an allen fünf Tagen an den 30 größten Abpackhallen um Almería Streikposten errichtet. Insgesamt beteiligten sich zwischen 2000 und 3000 Personen am Streikgeschehen. Vertreter*innen aller Gewerkschaften beklagten illegale Versuche von Seiten der Unternehmerseite Arbeiter*innen den Gebrauch ihres Streikrechts zu unterbinden, in dem individuell Angestellte telefonisch unter Druck gesetzt und Streikbrecher*innen eingesetzt wurden. In Einzelfällen kam es sogar zu physischen Übergriffen. Ein Fall von einem Unternehmer, der eine Franco-Atemschutzmaske trug und einem Arbeiter die Kamera aus der Hand schlug erregte besonderes Aufsehen. Trotz der Einschüchterungsversuche konnte das Produktionsgeschehen an einigen Standorten gestört werden. Die mittelgroße Abpackhalle mit circa 300 Angestellten, in der Ana von der UGT arbeitet, wurde durch den Streik für fünf Tage komplett lahmgelegt. Dass sich dann die Unternehmer nach dem Streik erdreisten zu behaupten, der Streik habe keinen Einfluss auf das Produktionsgeschehen gehabt, bringt Ana zusätzlich in Rage….“ – aus dem Bericht „Frust, Wut und Kampfgeist – Fünf Tage Generalstreik in den Gemüseabpackhallen Almerías“ von Boris Bojilov am 08. Januar 2021 bei den Interbrigadas externer Link über den Streik an Weihnachten 2020 – Ergebnis der langen Empörung Tausender über die Arbeitsbedingungen – für die, wie in dem Beitrag abschließend unterstrichen wird, auch die Mitverantwortlichkeit der „Lieferketten“-Bestimmer ein wesentlicher Punkt der Kritik an den Verhältnissen ist… Siehe dazu auch  Beiträge der beteiligten Basisgewerkschaften:

  • Streik der LandarbeiterInnen in Andalusien erfolgreich beendet: 4 zentrale Forderungen durchgesetzt, einschließlich Übernahme in feste Arbeitsverhältnisse New
    Endlich mal guten Nachrichten aus dem Plastikmeer von Almería! Die streikenden Landarbeiter:innen von FreshTomExport haben einen David-gegen-Goliath-Sieg errungen!am 29. Januar 2021 im Twitter-Kanal der Interbrigadas externer Link meldet (mit Video) die erfolgreiche Beendigung des Streiks und ergänzt zum Ergebnis im darauf folgenden Thread: „Folgende Forderungen will das Unternehmen einhalten: Einhaltung Mindestlohn (7,43€/h), Umwandlung temporärer in unbefristete Arbeitsverträge, Wiedereinstellung 3 entlassener Beschäftigter, Betriebsratswahlen!
  • „CNT hace balance de 4 días de huelga en el sector del manipulado de Almería“ am 06. Januar 2021 bei der CNT externer Link ist eine erste Streikbilanz der anarchosyndikalistischen Föderation. Worin eingangs unterstrichen wird, dass bereits das Zustandekommen des Streiks angesichts der auf vielfältige Weise prekären und weitgehend unorganisierten Verhältnissen als ein wesentlicher Erfolg zu bewerten sei – und unterstrichen, dass nur mit einer Fortsetzung des Kampfes echte Erfolge – „Tarifverhältnisse des 21. Jahrhunderts“ – zu erreichen seien.
  • „El SAT convoca huelga en el sector del manipulado“ am 29. Dezember 2020 bei der SAT externer Link war der Streikaufruf der andalusischen Basisgewerkschaft, in dem auch ein konkreter Forderungskatalog enthalten ist (unter anderem neben einer Lohnerhöhung, die zu einem Lohn über dem Mindestlohn führen müsse, auch die 35 Stundenwoche). Auch hier wird unterstrichen, dass zur Streikbeteiligung aufgerufen wird, obwohl die Gewerkschaft „nicht an Verhandlungstisch“ sei…
  • Siehe von Boris Bojilov auch seinen Artikel im ND online am 10.01.2021 externer Link: „Magischer Moment Generalstreik. Abpacker im spanischen Almería wehren sich gewerkschaftlich organisiert gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen“ und darin wichtig: „… »Es müsste in den Abnehmerländern unserer Produkte einen viel größeren öffentlichen Aufschrei geben«, so José Gracia Cuevas von der SAT. Seit Jahren kritisieren Gewerkschaften, NGO und Journalist*innen die Arbeitsbedingungen in der südeuropäischen Landwirtschaft. »Konsumenten, die mächtigen Supermärkte und auch Zertifizierungsunternehmen wie Global Gap, Naturland, Demeter und Co. übernehmen keine Verantwortung für die Zustände am anderen Ende der Lieferkette«, kritisiert Cuevas. Zusammen mit Organisationen wie dem Verein Interbrigadas aus Berlin, dem Critical Cosumer Magazin aus Großbritannien und dem Europäischen BürgerInnen Forum aus der Schweiz versucht die SAT, Supermärkte und Zertifizierer unter Druck zu setzten – bisher nur mit geringem Erfolg. So heißt es weiter, nach dem Generalstreik ist vor dem Generalstreik.“
  • Siehe dazu auch unser Dossier: Initiative Lieferkettengesetz
  • Siehe von 2013: Arbeitskämpfe im Plastikmeer von Almeria
  • und vom Oktober 2019: So entwickelte sich der Streik auf den andalusischen Gemüseplantagen – bis zu seinem (überwiegend) erfolgreichen Ende!
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=184808
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