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Als Minenarbeiter gegen Umweltverschmutzung streikten: Ein Streik von 1888 in Riotinto in Andalusien zeigt, wie ein »Umweltschutz der Armen« aussehen kann

IndustriALL's publication Rio Tinto: The way it really works„… In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die andalusische Provinz Huelva zu einer zentralen Minenregion in Europa. Nach einer Liberalisierungswelle in den 1870er Jahren befeuerten ausländische und vor allem britische Unternehmen den Kupferabbau in der Region. Die größte Mine befand sich im Umkreis der Gemeinde Riotinto, die ab 1873 vom gleichnamigen britischen Unternehmen Rio Tinto betrieben wurde, der auch heute noch für Umweltzerstörung berüchtigt ist. (…) Besonders die Minenarbeiter bekamen die Luftverschmutzung am eigenen Leib zu spüren. Der Rauch griff nicht nur ihre Lungen an, sondern sorgte auch für finanzielle Unsicherheit. (…) Als um 1880 die Minenaktivitäten noch einmal deutlich verstärkt wurden, gründeten sie die »Liga gegen den Rauch«. Diese klassenübergreifende Allianz von lokalen Politikern sowie Klein- und Großbauern versuchte, ein Verbot dieser umweltschädlichen Methode der Kupfergewinnung durchzusetzen. (…) Ausgelöst durch eine geplante Lohnsenkung kam es Anfang 1888 zu einem Arbeitskampf, der sowohl von den Mitgliedern der Liga als auch der Dorfbevölkerung unterstützt wurde. Am 01. Februar traten rund 5.000 Arbeiter in den Streik…“ Artikel von Milo Probst vom 25. Januar 2022 in Jacobin.de externer Link und mehr daraus:

  • Weiter im Artikel von Milo Probst vom 25. Januar 2022 in Jacobin.de externer Link: „… »Die proletarische Klasse wird von den Ausbeutern bedroht«, schrieben sie in einem Dokument. Zu ihren Forderungen zählten: keine Lohnabzüge für medizinische Versorgung, eine Verringerung der täglichen Arbeitszeit von zwölf auf neun Stunden, keinen Akkordlohn, keine Bußgelder und keine Lohnabzüge an Tagen, an denen der Rauch die Arbeit verunmöglichte. Sie unterstrichen ihre Kritik an der Kalzination unter freiem Himmel, da sie »jeden Tag Erstickungsopfer zu beklagen« hatten. An ihren Forderungen wird deutlich, wie die Luftverschmutzung ganz direkt die Gesundheit und Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter beeinträchtigte. (…) Der Minenarbeiterstreik von Riotinto ist ein eindrückliches Beispiel eines Umweltschutzes der Armen. Er illustriert, wie soziale und ökologische Forderungen in den materiellen Bedürfnissen der Menschen zusammenlaufen. Bei dem Streik der Minenarbeiter ging es nicht um eine abstrakte Umweltethik, sondern um die konkreten Interessen derjenigen, die täglich verdreckte Luft einatmen und die Verwüstung ihrer landwirtschaftlichen Flächen mitansehen mussten. Ein ökologisches Bewusstsein der Armen entsteht auch dort, wo Menschen für ihre Gesundheit und würdevolle Bedingungen am Arbeitsplatz und in ihren Gemeinschaften kämpfen. Denn die Zerstörung der Umwelt und die Ausbeutung der Menschen haben einen gemeinsam Auslöser und sind nicht etwa voneinander isolierte Anliegen…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=197330
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