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Fiat-Streik beendet: Was sind die Zusagen der serbischen Premierministerin wert?
Seit Mittwoch, 19. Juli 2017, wird in dem Fiat-Werk Kragujevac wieder gearbeitet. Nach einem Treffen mit der serbischen Regierungschefin am Vortag haben die Vertreter der Streikenden (offensichtlich ohne eine weitere Vollversammlung, wie vorher üblich) dieses Ende beschlossen – aufgrund der Zusage „alles zu tun, damit das Unternehmen den Forderungen der Beschäftigten entgegen kommt“. Wie viel diese Zusage, gemacht nach der beeindruckenden Unterstützung für die Demonstration der Streikenden in Belgrad am Wochenende davor, wert ist, sei dahin gestellt und bleibt dann auch der Belegschaft zu beurteilen. Tatsache bleibt, dass dieser Streik nicht nur deutlich gemacht hat, dass – ähnlich wie kurz vorher bei VW in der Slowakei deutlich wurde – Fiat in Serbien auf profitablem Niedriglohnkurs ist. Sondern es ist auch einiges bekannt geworden darüber, wie die serbische Regierung dafür sorgt, dass Fiat in jedem Fall von der Ansiedlung profitiert (der eigentliche Vertrag, den der 67% Besitzer Fiat 2008 mit dem 33% Besitzer Regierung Serbien geschlossen hat, wird nach wie vor geheim gehalten). Wichtig in diesen Tagen war es aber auch, die Entwicklungen zu verfolgen, die dieser Streik eingeleitet oder beeinflusst hat: Von der Mobilisierung zur Demonstration in Belgrad über den Streik der Gorenje-Belegschaft mit ganz ähnlichen Forderungen, bis hin zur Mobilisierung der Solidarität der italienischen Metallgewerkschaft FIOM (dies nun wiederum im Unterschied zu VW Slowakei). Siehe dazu einen Beitrag zum Streikende und einen zu Fiats Profitquellen in Serbien:
- „FIAT: End of the strike at Kragujevac plant“ von Snezana Bjelotomic am 19. Juli 2017 im Serbian Monitor ist der Bericht über das Streikende in Kragujevac. Nach dem zweistündigen Treffen mit Vertretern der streikenden Belegschaft sagten diese zu, den Streik zu beenden, weil die Regierungschefin ihrerseits erklärt hat, sie werde alles dafür tun, dass Fiat der Belgeschaft und ihren Forderungen „möglichst weit“ entgegenkomme und sie werde bei den Verhandlungen persönlich anwesend sein. Zoran Markovic, Sprecher der Betriebsgewerkschaft betonte danach, dies sei keine Niederlage, sondern es gehe nach wie vor darum, dass Fiat die Forderungen erfülle. In dem von ihm zitierten Statement wird deutlich, dass er diese Bewertung zumindest auch deswegen vornimmt, weil es in der Belegschaft „einige Stimmen“ gegeben habe, die den Streik fortsetzen wollten.
- „Serbian PM Takes Charge of Fiat Strike Talks“ von Filip Rudic am 19. Juli 2017 bei Balkan Insight ist ein Beitrag, der ebenfalls von dem Treffen der Streikenden mit der Premierministerin und dem Ende des Streiks berichtet, worin aber auch einiges zum „System Fiat“ in Serbien ersichtlich wird. Die während des Streiks – als Drohungen benutzten – angestellten „Überlegungen“, das Fiat Werk könnte komplett nach Polen verlagert werden sind dafür der Anlass. Denn vom Autor befragte Wirtschaftsexperten glauben, dass diese Verlagerung schon passieren könne – aber nicht jetzt, wegen des Streiks, sondern Ende 2018, wenn der Vertrag Fiats mit der serbischen Regierung auslaufe. Durch Steuerbefreiung, reduzierte Energiekosten und staatliche Zuschüsse beispielsweise für das Ausbildungszentrum, so rechnet einer der Befragten, bezahle der serbische Staat faktisch pro Arbeiter 800 Euro im Monat an Fiat – die einen Monatslohn von 400 Euro erhalten…
- Siehe dazu zuletzt: „Der Streik bei Fiat in Serbien geht weiter: Urabstimmung eindeutig“ am 14. Juli 2017 im LabourNet Germany (dort auch Verweise auf die früheren Berichte)