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Gesundheitsversorgung in der Schweiz: Personalmangel spitzt sich weiter zu – Streik- und Klagewelle rollt an

Dossier

12. Mai, Tag der Pflege in der Schweiz: Walk of Care und FensterdemoNach zwei Jahren Pandemie sind die im Notfall tätigen Fachpersonen aller Berufsgruppen konstant übermässig belastet. Nun schlägt auch der Berufsverband «Notfallpflege Schweiz» Alarm. Nach zwei Jahren Pandemie seien die im Notfall tätigen Fachpersonen aller Berufsgruppen konstant übermässig belastet. Covid-19 habe nicht nur einen Anstieg an Patient:innenzahlen verursacht, sondern auch zusätzliche Ausfälle innerhalb der Pflegeteams bewirkt. Tatsächlich können die Notfallstationen selbst bei Ausfällen von eigenem Pflegefachpersonal keine Patient:innen abweisen oder ihre Aufnahmekapazität anderweitig reduzieren. Eine von vielen Folgen: Die Fehlerquote hat zugenommen, was die Versorgungsqualität auf Schweizer Notfallstationen zunehmend gefährdet und Wartezeiten von vier und noch mehr Stunden verursachen unnötiges Leid. Der Handlungsbedarf ist gross und er ist dringend. Vor allem muss jetzt alles dafür getan werden, dass die immer noch in ihrem Beruf ausharrenden Fachpersonen nicht den Bettel hinschmeissen…“ Beitrag von Elvira Wiegers vom 21.07.2022 bei VPOD/SSP externer Link und mehr daraus/dazu:

  • Schweizer Gesundheitsreform Efas: Eingebaute Risiken, schwere Nebenwirkungen – NEIN zu EFAS am 24. November New
    • Schweizer Gesundheitsreform Efas: Eingebaute Risiken, schwere Nebenwirkungen
      „Die «Einheitliche Finanzierung der ambulanten und stationären Leistungen», über die am 24. November abgestimmt wird, verschiebt die Macht von den Kantonen zu den Krankenkassen – und erhöht den Spardruck in der Langzeitpflege. «Verbesserung der Versorgungsqualität»: Das ist gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) das Hauptziel der Änderung des Krankenversicherungsgesetzes. Titel der Abstimmungsvorlage: «Einheitliche Finanzierung der ambulanten und stationären Leistungen» (Efas). Hauptstrategie, um das Ziel zu erreichen: eine beschleunigte Verlagerung der Behandlungen vom stationären zum ambulanten Bereich. Und das damit verbundene Versprechen: Fehlanreize, die wegfallen – und Gesundheitsleistungen, die für die Prämienzahlenden erschwinglicher werden. Die Grundthese, die hinter dieser Erzählung steht, die von Curafutura, dem grössten Dachverband der Krankenkassen, der Pharmaindustrie (Interpharma), dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse sowie von Privatkliniken und profitorientierten Pflegeorganisationen unterstützt wird, ist so kurz wie bündig: Ambulant ist günstiger. (…) Das BAG argumentiert, dass sich die gestiegenen Gesundheitskosten in den vergangenen zehn Jahren vor allem in stark gestiegenen Krankenkassenprämien niedergeschlagen hätten und deutlich weniger bei den Kantonen. Dies, weil die bereits erfolgte Verlagerung zum ambulanten Bereich und das daraus resultierende Wachstum der ambulanten Leistungen vollständig von den Versicherungen finanziert würden. Die einheitliche Finanzierung, so das BAG, setze dieser Kostenverschiebung zulasten der Prämienzahlenden ein Ende. (…) Rein arithmetisch klingt das zunächst einleuchtend. Doch was sind die Nebenwirkungen und eingebauten Risiken, die es zu beachten gilt – und von denen weder beim Bund noch in den Verlautbarungen der Befürworter:innen die Rede ist? Laut der Gewerkschaft des Personals öffentlicher Dienste VPOD, dank deren Referendum die Reform überhaupt an die Urne kommt, ergeben sich mit Efas zwei Hauptprobleme: Zunächst erhielten die Krankenkassen mehr Macht. Indem die stationären Leistungen neu zu knapp 73 statt 45 Prozent über Prämien finanziert würden, hätten die Versicherer in diesem Bereich mehr Einfluss. Die zweite, noch problematischere Auswirkung betrifft die Langzeitpflege. Die Vorlage verlangt nämlich, dass auch dieser Bereich sieben Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes zu knapp drei Vierteln durch Prämien finanziert werden soll (nachdem sich die Kantone bislang im Schnitt zu 46 Prozent und die Krankenkassen zu 54 Prozent daran beteiligen). Das würde den Kantonen ermöglichen, die Verantwortung für die Alters- und Pflegeheime sowie die Spitex abzugeben. Kurz: Efas würde die Kantone entlasten – während die Ausgaben für Heimbewohnerinnen und Prämienzahler stiegen. (…) Tatsächlich handelt es sich bei der Langzeitpflege um einen Sektor, der als besonders profitabel gilt. Das zeigt sich darin, dass er zunehmend von gewinnorientierten Gesellschaften und multinationalen Konzernen ins Visier genommen wird. (…) Zu befürchten ist, dass dieser neu zu schaffende Tarif – aufgrund des zusätzlichen Prämiendrucks – so tief wie möglich angesetzt würde, da die Kantone durch ihre gesunkene finanzielle Beteiligung weniger Möglichkeiten hätten, Arbeitsbedingungen durchzusetzen, die mindestens gleichwertig mit den kantonalen Regelungen wären. Noch mehr Fachkräfte und weitere Pflegende würden den Beruf frühzeitig verlassen – trotz klarem Ja zur Pflegeinitiative und nachdem sich schon seit Jahren immer mehr Fachleute nicht mehr imstande sehen, diesen Beruf über längere Zeit auszuüben. «Unter dem zusätzlichen Profitdruck, den Efas mit sich brächte, würde sich zwangsläufig auch die Pflegequalität verschlechtern», warnt Viviane Hösli. «Personen mit hohem Pflegebedarf und ohne teure Zusatzversicherungen könnten kaum mehr gleich gut wie heute betreut werden.»“ Artikel von Adrian Riklin in der WOZ Nr. 43 vom 24. Oktober 2024 externer Link
    • NEIN zu Änderung des Krankenversicherungs-Gesetzes (EFAS) am 24. November – Kampagnenseiten des SGB externer Link und der Unia externer Link
  • Schweiz: Die Gesundheitsreform EFAS ist eine tickende Zeitbombe
    „… EFAS steht für eine neue Reform des Gesundheitssystems, die von den Krankenkassen und ihren Lobbyisten in Bern befürwortet wird. EFAS verspricht, die Kosten zu senken. In Wirklichkeit wird mit EFAS die Finanzierung des Pflegesystems von den Kantonen auf die Krankenversicherungen verlagert – und damit auf die Versicherten. Oder konkret: Wenn sich die Kantone weniger an den Gesundheitskosten beteiligen, werden die individuellen Krankenkassenprämien steigen. Das Schweizer Gesundheitssystem, das bereits grossenteils auf individuellen Krankenversicherungsprämien basiert, ist das unsolidarischste System in Europa überhaupt. Denn es trägt dem Einkommen der Versicherten nicht Rechnung. Alle, vom obersten Chef eines multinationalen Unternehmens bis zu den Auszubildenden, zahlen die gleichen Prämien. Die Finanzierung durch die Kantone ist bereits solidarischer, da sie auf den Steuereinnahmen basiert. Und bei den Steuern leisten die Reichsten einen höheren Beitrag. Wenn wir die Finanzierung der Kantone kürzen, bleiben der gesunde Menschenverstand und die Solidarität auf der Strecke. (…) Und das ist noch nicht alles. Dieser neue Finanzierungsschlüssel würde auch dazu führen, dass viele Kompetenzen von den Kantonen auf die Krankenkassen übertragen würden. Das Gesundheitssystem würde durch die Maschen der demokratischen Kontrolle fallen, ohne Schutz vor steigenden Prämien und einer sinkenden Pflegequalität. (…) Die Alters- und Pflegeheime sowie die Langzeitpflege für ältere Menschen verzeichnen mit der Alterung der Bevölkerung ein starkes Wachstum. Daher werden die Gesundheitskosten in den kommenden Jahrzehnten unweigerlich weiter ansteigen. Die Frage, wie diese Kosten finanziert werden sollen, ist nun ausschlaggebend. Doch indem das Parlament die Langzeitpflege in das Reformvorhaben EFAS integriert hat, hat es sich dafür entschieden, den Prämienzahler:innen die grösste tickende Zeitbombe in unserem Gesundheitssystem aufzubürden. Aus all diesen Gründen lehnt die Unia EFAS ab. (…) Eine gerechte Finanzierung, eine verlässliche Versorgung der Patient:innen und gute Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal müssen in unserem Gesundheitssystem höchste Priorität geniessen. Das Gesundheitssystem wiederum muss sich neu an den Bedürfnissen der Patient:innen, den ethischen Werten des Pflegepersonals und dem Grundsatz des Service public orientieren. Die Unia verteidigt diese Vision in einem Manifest für gute Pflege und Betreuung. Helft uns, das Manifest zu verbreiten! Ihr könnt es ab sofort vorbestellen.“ Unia-Pressemitteilung vom 1. Oktober 2024 externer Link
  • Gesundheitswesen in der Schweiz: Alles nur Pflästerlipolitik? 
    Gesundheitskosten und Krankenkassenprämien steigen – und das Parlament ist unwillig, das Gesundheitssystem zu reformieren. Zwei Initiativen erhöhen nun den Druck.
    Die Kosten im Gesundheitssystem steigen laufend, und die Versicherten bezahlen immer höhere Krankenkassenprämien: aktuell 8,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Schon 2023 waren es 6 Prozent mehr als 2022. Neu ist das Problem der wachsenden Prämienlast nicht. Immerhin: Seit es das Krankenkassenobligatorium gibt, seit also das Krankenversicherungsgesetz (KVG) 1996 in Kraft getreten ist, müssen Bund und Kantone einkommensschwachen Haushalten mit Verbilligungen unter die Arme greifen. Das funktionierte – allerdings immer schlechter, weil sich die Kantone mehr und mehr aus der Verantwortung stahlen und bei den Prämienverbilligungen sparten. Bereits seit 1999 sind diese Hilfen rückläufig. Damals erhielten noch 32 Prozent der Versicherten Prämienverbilligungen, bis 2021 sank der Anteil auf 27 Prozent – bei stetig steigenden Prämien. Wie steil diese Kurve nach oben weist, zeigt ein Blick in den Prämienindex des Bundesamts für Statistik. Lag der Durchschnitt aller bezahlten Prämien 1996 noch bei rund 1539 Franken pro Jahr, ist er bis 2021 auf 3788 Franken, also mehr als das Doppelte, angestiegen. Die Löhne stiegen im gleichen Zeitraum bloss um 12 Prozent. Besonders schmerzhaft spüren das Menschen mit tiefen und mittleren Einkommen. Das liegt in erster Linie daran, dass die Schweiz als einziges OECD-Land keine einkommensabhängige Finanzierung der Gesundheitskosten kennt. Während in fast allen EU-Ländern rund 80 Prozent der Ausgaben im Gesundheitswesen über Steuern und/oder Lohnbeiträge finanziert werden, sind es in der Schweiz nur 23 Prozent. Die Prämien decken weitere 36 Prozent, andere Sozialversicherungen 9 Prozent. Das restliche Drittel finanzieren die Patient:innen über Selbstzahlungen – so viel wie in keinem anderen OECD-Land. Um Menschen mit tiefen und mittleren Einkommen zu entlasten, bräuchte es also erstens eine gerechtere Verteilung der Kosten. Und zweitens die Vermeidung von Kosten, die gar nicht nötig sind, um das bisherige Niveau der Grundversorgung weiterhin zu gewährleisten. (…) Gleich zwei Vorlagen, über die die Stimmbevölkerung am 9. Juni abstimmen wird, wollen das Gesundheitswesen reformieren. Die Prämienentlastungsinitiative der SP verlangt, dass kein Haushalt mehr als zehn Prozent seines verfügbaren Einkommens für Krankenkassenprämien zahlen muss. Um das zu erreichen, sollen Bund und Kantone die Prämienverbilligung erhöhen – wobei der Bund mindestens zwei Drittel übernehmen soll. Bundesrat und Parlament haben einen indirekten Gegenvorschlag ausgearbeitet, der die Kantone verpflichten würde, einen Mindestbeitrag zur Prämienverbilligung zu leisten. Die Kostenbremse-Initiative der Mitte-Partei will, dass Lohnentwicklung und Wirtschaftswachstum vorgeben, wie stark die Kosten der obligatorischen Krankenversicherung maximal steigen dürfen. Der Bund soll zusammen mit den Kantonen, den Krankenversicherern und den Leistungserbringern Massnahmen zur entsprechenden Kostenbremse ergreifen. Auch dazu existiert ein Gegenvorschlag – der den Akteur:innen des Gesundheitswesens vorgeben würde, alle vier Jahre die Kostenziele festzulegen. (…) Immerhin hat sich das Parlament inzwischen für die Einführung von Kostenzielen ausgesprochen – in Form eines Gegenvorschlags zur Initiative der Mitte-Partei. Diese will die Gesundheitskosten an die Lohnentwicklung und das Wirtschaftswachstum koppeln, gibt aber nicht vor, wie, wo und auf wessen Kosten gespart werden soll, wenn das denn angezeigt wäre. Gegner:innen warnen bereits vor einer Zweiklassenmedizin – weil sich die Krankenkassen auf den starren Kostendeckel berufen und Leistungen einfach nicht mehr bezahlen würden. Weder die SP- noch die Mitte-Initiative lösen also die Kernprobleme im Gesundheitswesen, erhöhen aber immerhin den Druck auf das Parlament. Zur tatsächlichen Gesundung jedoch bräuchte es entschiedenere Reformen: etwa die Abschaffung der unsozialen Kopfprämien – und des Pseudomarktes im Krankenkassenwesen.“ Artikel von Andreas Fagetti, Naomi Gregoris und Adrian Riklin aus der WOZ vom 18. April 2024 externer Link

  • EFAS Referendum: „Wir wollen nicht mehr Markt im Gesundheitswesen, sondern ein solid und öffentlich finanziertes Gesundheitssystem“
    32’000 Unterschriften haben wir bereits dank dem grossartigen Einsatz unserer Mitglieder! Weiter so!
    Am 9. Januar hat der VPOD das Referendum gegen EFAS (Einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen) ergriffen. Die vorgesehene Revision des Krankenversicherungsgesetzes KVG hat tiefgreifende Folgen für die Finanzierung des Gesundheitswesens: Sie verschiebt die Macht weg von den Kantonen hin zu den Krankenkassen und erhöht mit dem Einbezug der Langzeitpflege den Spardruck bei Pflegeheimen und Spitex. Einen Monat vor Ablauf der Referendumsfrist sind über 32 000 Unterschriften zusammen. Der VPOD wird bis zum Schluss Unterschriften sammeln, um das Zustandekommen des Referendums zu gewährleisten (…)
    Aufsicht und Steuerung sowie ein erheblicher Teil der Finanzierung der Langzeitpflege liegen heute bei den Kantonen. Mit EFAS wird die Steuerung der öffentlichen Hand geschwächt. Dies über eine einheitliche Zahlstelle, nämlich die bereits heute existierende, von den Versicherern getragene „Gemeinsame Einrichtung KVG“. „Wollen wir den Krankenversicherern die Verwaltung von 11 Milliarden Franken Steuergeldern anvertrauen, zusätzlich zu den 35 Milliarden Franken an Prämiengeldern? Wir sind dagegen: Wir brauchen mehr Transparenz und demokratische Kontrolle über die Finanzierung des Gesundheitssystems und nicht weniger», sagt Pierre-Yves Maillard, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes.
    Auf Druck der Kantone wurde die Langzeitpflege in die EFAS-Vorlage integriert. Die Konsequenzen sind gefährlich. „Mit EFAS ziehen sich die Kantone gleichzeitig komplett aus der Finanzierungs- und Organisierungsverantwortung der Pflegeheime und der Spitex zurück, womit privaten, gewinnorientierten Akteuren weiter der rote Teppich ausgerollt würde“, sagt Natascha Wey, Generalsekretärin des VPOD. Grosse Unklarheiten bestehen auch bei der künftigen Festlegung von Qualitätskriterien in der Langzeitpflege. „Wir wollen nicht mehr Markt im Gesundheitswesen, sondern ein solid und öffentlich finanziertes Gesundheitssystem, das den Bedürfnissen der Bevölkerung entspricht“, sagt Christian Dandrès, Präsident VPOD…“ Meldung der VPOD Schweiz  vom 19. März 2024 externer Link („EFAS Referendum: knapp, aber möglich!“) – siehe die Aktionsseite https://stop-efas.ch/de/ externer Link
  • Aktionstag «Pflege krankgeschrieben» am 22.11. in der Schweiz: Pflegende präsentieren die Lösung gegen den Pflegenotstand: «IbuProPflege® Akut»!
    Am heutigen Aktionstag «Pflege krankgeschrieben» zeigen die Pflegenden der Politik und Bevölkerung, welche Medizin es gegen den Pflegenotstand und für eine gute Pflege braucht. Sie verteilen in neun Städten das Medikament «IbuProPflege® Akut», welches die fünf Sofortmassnahmen und eine faire Pflegefinanzierung enthält. Mit Flashmobs, Reden und Infoständen, zeigen die Pflegenden die gravierenden Probleme im Gesundheitswesen und insbesondere in der Langzeitpflege auf: Obwohl die Bevölkerung 2021 die Pflegeinitiative angenommen hat, machen schlechte Arbeitsbedingungen und besonders die ungenügende Finanzierung die Pflege noch immer krank. Die rettende Medizin, die Umsetzung der fünf Sofortmassnahmen und Einführung einer fairen Pflegefinanzierung, liegt in den Händen von Bund, Kantonen und Arbeitgebern.
    Langzeitpflege in der Krise
    Aktuell sind laut Jobradar ca. 15‘172 Stellen in der Pflege unbesetzt und monatlich steigen noch immer rund 300 Pflegende aus dem Beruf aus.  Dies bedeutet für die verbleibenden Pflegenden eine grosse Mehrbelastung, Stress und gesundheitsschädigende Dienstplanungen. Es ist ein Teufelskreis. Bereits ohne die Berufsausstiege braucht es in der Langzeitpflege durch die demografische Entwicklung bis 2040 35’000 zusätzliche Pflegende. Sandra Schmied, Pflegefachfrau ist besorgt: «Wer kümmert sich dann um die betagten Eltern und Grosseltern, wenn es zu wenig Pflegeheimplätze gibt, weil einfach das Personal fehlt? Die gesamte Bevölkerung ist betroffen.»
    …“ Bericht vom 22.11.2023 bei der Unia externer Link – schön ist die Packungsbeilage IbuProPflege® Akut externer Link
  • Aktionen in Neuchâtel und St.Gallen für mehr Anerkennung und mehr Lohn sowie gegen Massenentlassungen an den Spitälern – und schweizweiter Aktionstag am 22.11.
    • St.Gallen: 3000 gegen den Stellenabbau
      Spitalangestellte und Solidarische protestieren gegen die Massenentlassungen an den St.Galler Spitälern
      „Es braucht Alle!“ Eine Parole, die immer wieder von den Demoteilnehmenden skandiiert wird. Dass trotz Personalnotstand im Gesundheitswesen über 440 Stellen angebaut werden sollen, macht die Angestellten wütend. Pflegende, zusammen mit Ärzt:innen, Kolleg:innen aus dem Labor, der Radiologie, dem Operationssaal, der IPS, der Reinigung: Gemeinsam​​​​​ fordern sie, dass die drastische Massnahme rückgängig gemacht wird. Jetzt schon laufen die Angestellten am Limit, mit einem weiterer Stellenabbau ist die Grundversorgung massiv gefährdet. Für eine gute Spitalversorgung braucht es ausreichend und gut ausgebildetes Personal!Bericht von Tanja Lantz vom 12. November 2023 mit Fotogalerie bei VPOD Schweiz externer Link – Fotos gibt es auch von VPOD Schweiz auf Mastodon externer Link

      • Es gibt auch eine Petition externer Link für erhöhte finanzielle Unterstützung für Spitäler und die medizinische Grundversorgung im Kanton St. Gallen
    • Neuchâtel: „Aktion in Neuchâtel: Das Gesundheitspersonal unter dem #GAV Santé21 fordert mehr Anerkennung und mehr Lohn. In einer Petition fordern sie einen #Teuerungsausgleich von 3.8%, Vorkehrungen für die Rente, eine Neueinstufung der #Pflegefachkräfte, die Aufwertung aller #PflegeberufeMeldung von VPOD Schweiz vom 07. Nov. 2023 auf Mastodon externer Link
    • Aktionstag am 22.11.: Pflege krankgeschrieben
      Die Situation in der Pflege wird immer prekärer. Der Pflegeexodus hält an, denn seit der Annahme der Pflegeinitiative hat sich nichts verändert: Sofortmassnahmen, die wir im November 2022 auf dem Bundesplatz gefordert haben, wurden keine ergriffen, schlechte Arbeitsbedingungen und die ungenügende Finanzierung machen die Pflege noch immer krank. Eine gute Pflege unserer Eltern und Grosseltern ist damit in Gefahr. Besonders für das Wohl der Bewohner:innen und Patient:innen erhalten wir deshalb den Druck aufrecht und bestehen auf unsere Forderungen externer Link. Wir gehen auf die Strasse, bis sich endlich etwas verbessert! «Pflege krankgeschrieben: Sofortmassnahmen und faire Pflegefinanzierung heisst die Medizin! – Für eine gute Pflege unserer Eltern und Grosseltern.» Unter diesem Slogan finden  in der ganzen Schweiz kreative Aktionen statt. Melde dich jetzt an und wir kontaktieren dich mit den Infos zur Pflegeaktion in deiner Region externer LinkAufruf bei der Unia externer Link und zu den Hintergründen, nicht nur in St. Gallen:
    • [Fallpauschalen auch in der Schweiz] Krise im Gesundheitswesen: Das Systemversagen
      Der liberalisierte Schweizer Spitalmarkt gefährdet zunehmend unsere Gesundheitsversorgung. Leidtragende sind die Patient:innen und die Angestellten, wie das neuste Beispiel aus St. Gallen zeigt.
      Die vier öffentlichen Spitäler im Kanton St. Gallen bauen derzeit 440 Vollzeitstellen ab. Die ersten Kündigungen wurden bereits wenige Tage nach dem Ende September kommunizierten Entscheid ausgesprochen. Entsprechend mies ist die Stimmung in der Belegschaft: «Die meisten sind niedergeschlagen, ‹duuch›, demotiviert und in sich gekehrt», sagt Nathalie Frey, die im Kantonsspital St. Gallen eine Pflegestation leitet. Gemeinsam mit weiteren Pflegestationsleiterinnen organisiert sie zurzeit Widerstand gegen den Personalabbau, den die St. Galler Spitalverbunde an den Standorten in St. Gallen, Wil, Uznach und Grabs vorsehen. Die Idee, eine Demonstration zu organisieren, habe schon vor dem jetzigen Stellenabbau bestanden: «Die Arbeitsbedingungen sind schon zuvor von Jahr zu Jahr schlechter geworden», sagt Frey. Es sei immer schwieriger geworden, die Schichtpläne zu füllen. Wegen der hohen Belastung komme es vermehrt zu Ausfällen, und wegen des Mangels an Fachpersonal blieben Stellen öfter unbesetzt. Eine Negativspirale: Schrumpft der Personalbestand, erhöht sich die Belastung für die Verbleibenden noch mehr. Es kommt zu weiteren Ausfällen und Abgängen. (…)
      Die St. Galler Spitalverbunde nennen als Grund für den Stellenabbau die «dramatische finanzielle Lage», die «einschneidende Massnahmen» verlange. Pro Jahr müssten über sechzig Millionen Franken eingespart werden, was «ohne einen Stellenabbau nicht zu erreichen» sei. Tatsächlich schreiben die St. Galler Spitalverbunde seit 2018 Defizite. Diese sind teilweise auf strategische Fehlentscheide sowie Mindereinnahmen aufgrund der Covid-Pandemie zurückzuführen – hauptsächlich ist die Situation aber Ausdruck eines schweizweiten Systemversagens: Immer mehr Universitäts-, Kantons- und regionale Grundversorgungsspitäler geraten in finanzielle Probleme. Die Folgen sind schwerwiegend, und sie gefährden die Versorgungssicherheit. Am Ursprung dieser Krise steht die 2012 erfolgte Einführung eines von der nationalen Politik künstlich geschaffenen Spitalmarktes mit einem mengenbasierten Abgeltungssystem. Stationäre Behandlungen werden seither über ein Fallpauschalensystem abgegolten, das für einzelne Behandlungen und Eingriffe vordefinierte Fixpreise vorsieht…“ Artikel von Basil Weingartner in der WoZ vom 9. November 2023 externer Link
  • Grosse Pflegeaktion: Pflegen bis zum Kollaps? Ohne uns! Fünf Sofortmassnahmen jetzt! 
    Pflegende fordern mit einer grossen Aktion auf dem Bundesplatz die Umsetzung von fünf Sofortmassnahmen. Denn ein Jahr nach dem Ja zur Pflegeinitiative verlassen mehr als 300 Pflegende pro Monat ihren Beruf. Eine gute Pflege kann so nicht mehr sichergestellt werden. Über 700 Pflegende machten auf dem Bundesplatz auf die gefährliche Situation in der Pflege aufmerksam und forderten von Politik und Arbeitgebern fünf Sofortmassnahmen. Als Symbol für die 300 Berufsausstiege pro Monat, fielen 300 Ballons rauchend in sich zusammen. Denn früher oder später führt der Pflege-Exodus zum Kollaps der Pflegenden und des ganzen Gesundheitssystems. Umsetzung der Pflegeinitiative lässt auf sich warten: Seit einem Jahr schieben Bund, Kantone und Arbeitgeber die Umsetzung der Pflegeinitiative wie eine heisse Kartoffel hin und her. «Kantone und Arbeitgeber können und müssen jetzt handeln, damit sich die Arbeitsbedingungen verbessern. Wir haben einen wunderbaren Beruf, brauchen aber bessere Arbeitsbedingungen, um ihn gesund und kompetent ausüben zu können», erklärt Ignatius Ounde, dipl. Pflegefachmann. (…) Fünf Sofortmassnahmen jetzt! Nur mit Sofortmassnahmen kann der Pflege-Exodus noch gestoppt werden. Die Pflegenden fordern gemeinsam mit ihren Gewerkschaften und ihrem Berufsverband: Löhne/Arbeitszeit: Deutliche Lohnerhöhung bei gleichem Pensum bzw. Arbeitszeitreduktion bei gleichem Lohn. Zulagen: Massive Erhöhung der bestehenden Zulagen und Zeitgutschriften sowie Einführung von Zulagen für kurzfristige Dienstplanänderungen. Ferien: Mindestens 5 Wochen bis 49, ab 50 dann 6 Wochen, ab 60, 7 Wochen. Arbeitszeiterfassung: Tatsächliche Erfassung und Abgeltung der Arbeitszeit, z.B. inklusive Umkleidezeit, Wegzeit von einem Einsatz zum nächsten in der Spitex. Kinderbetreuung: Zuschüsse für familienergänzende Kinderbetreuung.“ Unia-Meldung vom 26.11.2022 externer Link
  • [Schweiz] Notstand in der Pflege: «Hätte ein schlimmer Unfall etwas geändert?» 
    „Der Personalmangel in der Pflege spitzt sich zu, erste Spitäler schliessen Abteilungen. Was heisst das für die Patient:innen und das Personal? Vier Pflegefachfrauen erzählen. Alexia Braeuchi (26): «Als letztes Jahr die Pflegeinitiative angenommen wurde, glaubte ich, dass sich jetzt endlich etwas verändert. Inzwischen sind in der Schweiz etwa 3300 weitere Pflegende aus dem Beruf ausgestiegen, die nicht ersetzt werden können. (…) Vom Pflegepersonal wird eine riesige Flexibilität erwartet, ebenso die Bereitschaft, den Beruf über das Privatleben zu stellen. Teilweise wusste ich fünf Tage vor Monatsende nicht, wann ich im nächsten Monat arbeiten muss. Das kurzfristige Übernehmen zusätzlicher Dienste wird als selbstverständlich erachtet, oft ohne Einhaltung der vorgeschriebenen Ruhezeiten. Der Druck ist immens und nimmt immer weiter zu. Und der Lohn steht in keinem Verhältnis zur Verantwortung, die man in diesem Beruf trägt – für Menschenleben. Er kompensiert auch nicht das Ausmass an psychischer und physischer Belastung. (…) Ich selbst würde nur in den Pflegeberuf zurückkehren, wenn sich die Arbeitsbedingungen verbessern.» (…) Valérie Zaugg (30): «Ich habe mit Leidenschaft als Pflegefachfrau gearbeitet. Ich wollte Menschen in schwierigen Situationen begleiten, ihnen zuhören, ihnen Raum für Hoffnung und Zuversicht geben. Doch in der Pflege ist alles der Logik von Effizienz und Profit untergeordnet, deshalb fallen immer mehr Pflegende mit Burn-outs oder anderen gesundheitlichen Problemen aus. (…) Es gibt in jedem Beruf mal Stress, aber solche extremen Schichten kommen in der Pflege viel zu häufig vor. Das ist kaum jahrelang oder gar bis zur Pensionierung durchzustehen.» (…) Alin Leibundgut (27): « (…) Trotz allem brenne ich nach wie vor für meinen Beruf. Ich bin stolz darauf, was wir tagtäglich leisten. Stolz auf mein interdisziplinäres Team, das mit grosser Leidenschaft Spitzenmedizin ausübt. Stolz darauf, dass ich als Expertin Intensivpflege einen Beruf habe, der einen gesellschaftlichen Mehrwert bringt. Und ich gehe nach jeder Schicht im Wissen nach Hause, etwas Sinnvolles geleistet zu haben. Die Frage ist nur, wie lange dieses Feuer in mir brennen wird, wenn kein Holz mehr nachgeworfen wird.» (…) Loredana D’Ambrosio (27): «Als diplomierte Pflegefachfrau habe ich in den letzten Jahren viele temporäre oder befristete Stellen angenommen. Ich wollte einen Ort mit gerechten Bedingungen für die Pflegenden und die Pflegeempfänger:innen finden. Ich motivierte mich immer wieder neu und wurde von den Zuständen in den Spitälern oder Heimen immer wieder neu enttäuscht. Ich habe mich oft beschwert, aber in einem profitorientierten System sind auch den Leitenden die Hände gebunden. (…) Man hört oft, dass die Pflegefachleute sich nicht trauen würden, einfach zu streiken, weil sie dadurch Menschenleben gefährden könnten. Aber es ist nicht der Streik, der die Patient:innen gefährdet, sondern unser System: Eine Studie zeigt, dass durch den Personalmangel in der Schweiz jährlich 243 Patienten sterben. Dass immer mehr Pflegepersonen ihren Beruf verlassen, ist der stille Protest dagegen.»…“ Aufgezeichnet von Sarah Schmalz in der WOZ Nr. 43 vom 27. Oktober 2022 externer Link
  • Pflege-Exodus stoppen: Grosse Pflegeaktion am 26.11.2022 in Bern 
    Ein Jahr nach Annahme der Pflegeinitiative verlassen noch immer 300 Pflegende pro Monat ihren Beruf. Das ist gefährlich, denn bald kann eine angemessene Pflege nicht mehr sichergestellt werden. Wir fordern mit einer grossen Pflegeaktion auf dem Bundesplatz fünf konkrete Sofortmassnahmen, um den Pflege-Exodus zu stoppen…“ Meldung der Unia externer Link zur Demo am Samstag, 26. November, 14.30 Uhr – 16.00 Uhr am Bundesplatz in Bern, dort die Forderungen und weitere Infos
  • Universitätsspital Zürich USZ: Der ganz normale Wahnsinn? 
    „… Ich arbeitete seit vielen Jahren am Universitätsspital Zürich. Wir waren über Jahre ein stabiles Team. Aber in den letzten Monaten haben 18 von 25 Mitarbeitenden gekündigt oder wurden freigestellt. Es begann damit, dass unsere Station im Oktober 2021 einer anderen Klinik angehängt wurde. Vor dem Oktober 2021 haben drei Personen gekündigt, weil sie den Klinikwechsel nicht mitmachen wollten. Über sechs Wochen waren wir sechs Leute zu wenig auf der Station. Wir haben Menschen unwürdig gepflegt, um die Patientensicherheit überhaupt noch gewährleisten zu können. Mein Vorgesetzter suchte täglich das Gespräch zu seinen Vorgesetzten und wies auf die Probleme hin. Es änderte sich aber nichts. Wir bekamen kaum Unterstützung von anderen Stationen. Eine Notfallteamsitzung wurde einberufen und Lösungen vorgeschlagen, aber von der Bereichsleitung und ihrer Stellvertretung kam nichts. Im Gegenteil: Unserem Vorgesetzten wurde vorgeworfen, er habe „Organisationsprobleme“. (…) Anfangs Dezember 2021 wurde unser Stationsleiter – mein Vorgesetzter, der seit 20 Jahren im USZ auf verschiedenen Positionen tätig war – von der Bereichsleitung informiert, dass er ab dem folgenden Tag freigestellt sei – aufgrund unterschiedlicher Ansichten des Führungsstils. Mein Stationsleiter vertrat einen kooperativen Führungsstil, welcher offensichtlich der Bereichsleitung nicht gefiel. (…) Die neue Stationsleitung hat mit jedem einzelnen Mitarbeitenden das Gespräch gesucht. Er hat allen versichert, dass er hinter uns stehe und wir die Situation gemeinsam schaffen werden. Er hat uns zugesichert sich loyal, transparent und ehrlich zu verhalten. Seither häufen sich aber die Situationen, welche das Gegenteil zeigen: Unser Berufsbildner hat gekündigt, weil er nicht hinter dem Bildungssystem des USZ steht und er das nicht umsetzen wolle. Wir hatten eine Mitarbeiterin, welche im Mutterschaftsurlaub ist. Sie hatte mit meinem ehemaligen Stationsleiter abgemacht, dass sie 4 Monate unbezahlten Urlaub beziehen könne. Der neue Stationsleiter sagte ihr, weil sie nichts Schriftliches habe, zähle das nicht und er könne ihr den unbezahlten Urlaub nicht geben, weil wir sonst keine Leute hätten. Sie müsse nach Beendigung des Mutterschaftsurlaubes mit ihrem 90%-Pensum zurück auf die Station kommen. Da er nicht mit sich reden liess, hat meine Kollegin daraufhin widerwillig gekündigt. Unsere stellvertretende Stationsleitung wurde vom Stationsleiter rausgedrängt, indem ihr alle Aufgaben entzogen wurden und er sie in nichts einbezog. (…) Inzwischen haben weitere Mitarbeitende gekündigt, weil die Zusammenarbeit mit dem Stationsleiter sich sehr schwierig gestaltet. (…) Der Stationsleiter wirft den Mitarbeitenden, die gekündigt haben vor, schlechte Stimmung zu verbreiten. (…) Als die Mitarbeitenden ihm ihre Kündigung abgaben, hat er fast bei allen geantwortet, dass das für ihn so passe. Er hat mindestens zwei Personen mit einem schlechten Arbeitszeugnis gedroht, weil diese «schlechte Stimmung» verbreiten hätten. (…) Es ist klar, dass der neue Stationsleiter die Bereichsleitung und deren Stellvertretung hinter sich stehen hat und sie ihn gewähren lassen. Ich weiss auch, dass er kaum Entscheidungsfreiraum hat. Jedoch kann ich es nicht akzeptieren, dass man mit solchen Methoden im USZ durchkommt…“ Bericht einer USZ-Angestellten, veröffentlicht von Roland Brunner vom und beim VPOD am 27. Juli 2022 externer Link, siehe dazu:

    • Dörf’s es bitzeli meh si? Seit Jahren fordert der VPOD bessere Anstellungs- und Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen, um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken
      „… Das Universitätsspital Zürich USZ und das Kantonsspital Winterthur KSW erhöhen die Schichtzulagen (Inkonvenienzen) für alle Angestellten. Damit kommen sie einer der Forderungen nach, die der VPOD immer wieder erhoben hat (…) Die Spitaldirektion des USZ hat entschieden, „dass die Zulagen für Nacht-, Wochenend-, Pikett- sowie Hintergrunddienste, sogenannte Inkonvenienzzulagen, für alle Mitarbeitenden ab 1. August 2022 um 30% erhöht werden“. Was nach viel tönt, ist konkret dann aber für jede Person doch recht bescheiden: Statt wie bisher Fr. 6.40 pro Stunde gibt es neu 8.30 Franken Zulage (+ Fr. 1.92) – oder bei einer 8-Stunden-Schicht gut 15 Franken mehr. In der gleichen Grössenordnung bewegt sich die Erhöhung der Inkonvenienzzulagen am KSW. Diese Massnahmen sind sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Sie bleiben aber weit hinter dem zurück, was nötig wäre, um den Pflexit und den Pflegenotstand zu stoppen – und die in der Pflegeinitiative mit grosser Mehrheit angenommenen Verbesserungen zu erreichen. Diese Massnahme allein kostet das USZ aber nach eigenen Angaben schon 6.9 Millionen Franken – bei einer eh schon angespannten Finanzlage. Deshalb wurde nun für 750’000 Franken die Beratungsfirma Pricewaterhouse Coopers (PWC) beauftragt, eine zukunftsweisende Strategie mit dem Projekttitel «Strategie USZ 2030» auf Unternehmensebene zu entwickeln. Ob diese 750’000 Franken nicht besser für weitere Personalmassnahmen investiert worden wären, wird sich zeigen. Klar ist aber, dass das USZ und andere Spitäler unter den von der Politik vorgegebenen Bedingungen (Fallpauschalen, Ebita-Raten usw.) keine Personalmassnahmen finanzieren können, wie es nötig wäre. Solange also die Politik weiterhin meint, Gesundheit sei eine Ware, die als Marktprodukt hergestellt und vertrieben werden könne, wird sich an den Anstellungs- und Arbeitsbedingungen des Personals kaum Grundlegendes ändern. Erst wenn sich in der Gesellschaft und in der Politik die Einsicht durchsetzt, dass Gesundheit – wie Sicherheit (Polizei, Feuerwehr) oder Bildung (Schulen) – eine öffentliche Dienstleitung (Service public) ist, werden die Mittel zur Verfügung stehen, eine gute Versorgung mit genügend gut qualifiziertem Personal sicherzustellen.“ VPOD-Kommentar von Roland Brunner vom 26. Juli 2022 externer Link
  • Weiter im Beitrag von Elvira Wiegers vom 21.07.2022 bei VPOD/SSP externer Link: „… Noch immer wird in zahlreichen Gesundheitsinstitutionen die Entgeltung der Umkleidezeit verweigert oder schlecht geregelt. Damit wird noch immer Tausenden von Angestellten einen Teil ihres Lohnes vorenthalten. Grund für über 100 Angestellte des Solothurner Kantonsspitals, eine gemeinsame Klage gegen ihren Arbeitgeber vorzubereiten und für das Personal des Genfers Universitätsspitals HUG, eine Protestaktion durchzuführen. Im Kantonsspital Freiburg wiederum drohen die Fachpersonen Anästhesie mit einem Streik Anfang September, wenn ihre Löhne nicht deutlich erhöht werden. Der Grossteil der Arbeitgeber setzt leider weiterhin auf den Goodwill des engagierten Gesundheitspersonals und bewegt sich keinen Schritt vorwärts. Angesprochen darauf ist immer wieder zu hören, dass ihnen die Hände gebunden seien und sie das Finanzierungssystem nicht beeinflussen können. (…) Drei Parteien haben es in der Hand, diesen Teufelskreis zu durchbrechen: die Politik, indem sie das Gesundheitswesen nicht länger der Wettbewerbslogik unterwirft und ein neues Finanzierungssystem beschliesst. Arbeitgeber, die auf der Seite ihrer Angestellten und deren Berufsverbände eine ausreichende Finanzierung einfordern und das Gesundheitspersonal, das seine Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen konsequent einfordert, wenn nötig auch mit einem Streik…“

Siehe auch im LabourNet allein aus der jüngsten Vergangenheit:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=202996
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