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Nötige Wende in der Lohn- und Einkommenspolitik: Löhne in der Schweiz müssen steigen

Dossier

Löhne in der Schweiz müssen steigenAn seiner heutigen Delegiertenversammlung (DV) haben die Delegierten der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB über den wachsenden Lohnrückstand debattiert. Ein grosses Problem sehen die Delegierten bei den zu tiefen Löhnen bei Gelernten. Deshalb wurde eine Resolution für eine Aufwertung der Löhne nach der Lehre und substanzielle Lohnerhöhungen für alle verabschiedet. Wer eine Lehre hat soll mindestens 5’000 Franken im Monat verdienen. (…) Die Reallöhne sind heute nicht wesentlich höher als im Jahr 2016. Es droht ein «verlorenes Jahrzehnt». Hauptgrund ist, dass zahlreiche Arbeitgeber nicht bereit waren, ihren Angestellten den Teuerungsausgleich zu gewähren – obwohl die Produktivität ständig steigt. Es braucht eine Wende in der Schweizer Lohn- und Einkommenspolitik. Die Reallöhne der Normal- und Geringverdienenden müssen markant stiegen…“ Aus der Medienmitteilung vom 31. Mai 2024 des SGB externer Link, siehe mehr Informationen:

  • [Lohn-Demo am 21. September] Lohnforderungen der Gewerkschaften: Bis zu 5 Prozent mehr Lohn – wegen Teuerung, Lohnrückstand und guter Konjunktur New
    Die Lohnentwicklung der letzten Jahre ist mehr als ernüchternd. Trotz insgesamt guter Wirtschaftsentwicklung liegen die Reallöhne heute unter dem Niveau von 2019. Die Arbeitnehmenden haben nach Abzug der Teuerung heute weniger Lohn als vor fünf Jahren. Die Ertragslage der Firmen ist hingegen gut. Sie haben die Preise erhöht. Und dank der guten Konjunktur mehr absetzen können. Die SGB-Verbände fordern deshalb Lohnerhöhungen von bis zu 5 Prozent. Die kommende Lohnrunde wird für die Schweiz wegweisend. Trotz guter Konjunktur sind die Reallöhne heute tiefer als 2019. Viele Firme haben nicht einmal den Teuerungsausgleich gewährt, was früher bei guter Konjunktur eine Selbstverständlichkeit war. Dieser Lohnrückstand muss nun aufgeholt werden. Die Löhne sollten so stark steigen wie die Arbeitsproduktivität plus die Teuerung, damit sich die Verteilung zwischen Arbeit und Kapital nicht verändert. Weil das in den letzten Jahren nicht der Fall war, gibt es einen Lohnrückstand von über 5 Prozent…“ SGB-Beitrag vom 2. September 2024 externer Link, siehe auch:

    • Gewerkschaften kämpfen gegen Kaufkraftverlust: Löhne 5 Prozent rauf: Gute Arbeit muss sich wieder lohnen!
      Immer produktiver, doch real weniger Geld im Sack – das ist in den letzten Jahren die bittere Realität für die meisten Lohnabhängigen in der Schweiz. Die Gewerkschaften fordern jetzt bis zu 5 Prozent mehr Lohn. Und sie haben gute Gründe.
      Die Fakten sind so bekannt wie dramatisch: Während die Preise steigen, verlieren die Löhne an Wert. Die Reallöhne sind drei Jahre in Folge zurückgegangen – das gab es seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie. Die nicht ausgeglichene Teuerung der letzten Jahre führt dazu, dass die Lohnabhängigen real bis zu 5 Prozent weniger Geld zum Leben haben. Trotzdem sind sie Jahr für Jahr um mindestens 1 Prozent produktiver. Dieses Jahr kommen bis zu 1,4 Prozent Teuerung hinzu.  Wie ist es so weit gekommen, dass die realen Löhne heute niedriger sind als 2019?
      …“ Artikel von Clemens Studer in der Work – Zeitung der Unia vom 2. September 2024 externer Link
  • Neue Unia-Studie zeigt: Die Lohnschere öffnet sich weiter. Die oberen Zehntausend langen kräftig zu
    „… Es ist ein Schauspiel, das jedes Jahr auf dem Programm steht und trotzdem ein Schmierentheater bleibt: geht es im Herbst um die Lohnverhandlungen, jammern Arbeitgebervertreter derart, dass selbst Steinstatuen fast die Tränen kommen. Die Geschäfte liefen himmeltraurig, mehr Lohn liege auf keinen Fall drin. Im Frühling dann jubilieren sie über tolle Abschlüsse und erhöhte Dividenden, protzen mit Aktienrückkäufen, um die Profite aufs eingesetzte Kapital weiter zu erhöhen. Selbstverständlich hat dieser Unterschied nicht etwa damit zu tun, dass über die Wintermonate Wunder geschehen. Es ist pure Taktik. Im Herbst geht es darum, den von den Arbeitenden geschaffenen Mehrwert gerecht zu verteilen, im Frühling darum, die Kapitaleigner zu befriedigen. Seit 2005 analysiert die Gewerkschaft Unia die Lohnschere in grossen Schweizer Unternehmen. Für die aktuelle Studie wurden 36 Unternehmen untersucht, die entweder an der Börse hoch bewertet sind oder in der Schweiz mindestens 11’000 Menschen beschäftigen. (…) Die Spitzengehälter in den grössten Schweizer Unternehmen sind 2023 erneut gestiegen. Fünf CEO verdienten mehr als 10 Millionen Franken. An der Spitze steht Vasant Narasimhan, CEO von Novartis, mit einem Jahresgehalt von 16,2 Millionen Franken – fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Sergio Ermotti, CEO der UBS, erhielt für nur neun Monate Arbeit 14,4 Millionen Franken, was einem Jahresgehalt von 19,2 Millionen Franken entspricht. Das sind 50 Prozent mehr, als sein Vorgänger Ralph Hamers im Jahr zuvor bekam. Ermotti erhält für einen Tag praktisch den Schweizer Median-Jahreslohn. Der kurz vor der Präsentation der Studie abgesetzte Nestlé-CEO Ulf Mark Schneider erhöhte sein Gehalt im vergangenen Jahr von 10,3 auf 11,2 Millionen Franken. Insgesamt stiegen die Höchstlöhne in sieben der zehn untersuchten Unternehmen: Der Median der höchsten zehn Löhne wuchs um 3,5 Prozent, was zeigt, dass vor allem die Topverdiener von den Unternehmensgewinnen profitieren. Diese Entwicklung verdeutlicht die anhaltende Ungleichheit bei den Löhnen (…) Die Reallöhne der mittleren und unteren Einkommensgruppen in der Schweiz sind 2023 gesunken – bereits das dritte Jahr in Folge. Während die Spitzengehälter steigen, nimmt die Kaufkraft der meisten Lohnabhängigen also ab. Grund dafür ist die nicht oder unvollständig ausgeglichenen Teuerung. Die Preise für Wohnen und Energie stiegen seit 2020 um 9,3 Prozent, die Kosten für Verkehr um 12,8 Prozent und die Preise für Nahrungsmittel um 4,8 Prozent. Zusätzlich belasten steigende Krankenkassenprämien die Menschen. 2023 stiegen die Prämien um durchschnittlich 6,6 Prozent, und für 2024 ist ein weiterer Anstieg von 8,7 Prozent zu befürchten. Da die Prämien für alle vom Armen bis zum Abzocker gleich hoch sind, trifft dieser Anstieg besonders Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen. (…) Die steigenden Höchstlöhne, die hohen Ausschüttungen an das Aktionariat und die milliardenschweren Aktienrückkäufe zeigen, dass die Konzerne über mehr als ausreichende Mittel verfügen, um auch die tiefen und mittleren Löhne anzupassen. (…) Ein weiteres deutliches, lautes und unübersehbares Signal für höhere Löhne werden Gewerkschafterinnen und Gewerkschaften am 21. September senden: mit der nationalen Lohndemo in Bern.“ Artikel von Clemens Studer in der Work – Zeitung der Unia – vom 26. August 2024 externer Link
  • Schweiz: Das Geld ist da – Kaufkraft von Beschäftigten sinkt seit Jahren. Zweitgrößter Gewerkschaftsdachverband fordert pauschale Lohnerhöhung
    „Auch in der Schweiz ist die Kaufkraft der Beschäftigten in den vergangenen drei Jahren gesunken. An der wirtschaftlichen Entwicklung der Alpenrepublik lag das nicht: Seit 2021 ist das BIP real um sieben Prozent gestiegen, während die Reallöhne um drei Prozent sanken. »Es besteht deshalb dringender Nachholbedarf bei den Löhnen«, kommentierte Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik beim Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse in einer Pressemitteilung vom 19. August. Travail.Suisse ist die zweitgrößte Dachorganisation nach dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund. (…) Die Inflationsrate in der Schweiz lag in den Jahren 2022 und 2023 bei 2,8 bzw. 2,1 Prozent. Das ist im internationalen Vergleich gering, und doch leidet ein großer Teil der Bevölkerung der Schweiz unter gestiegenen Lebenshaltungskosten. Insbesondere verteuerten sich die Krankenkassenbeiträge. Dennoch stellen sich die Unternehmen quer und sehen keinen Bedarf, mehr Lohn auszuzahlen. Besonders betroffen ist das Gastrogewerbe, zuletzt scheiterten Lohnverhandlungen der Gewerkschaft HGU. Allerdings ist der Kampf noch nicht verloren. »Angesichts der kompromisslosen Haltung der Arbeitgeberverbände sind die Arbeitnehmendenvertretungen vor das Schiedsgericht gezogen«, so Roger Lang, Leiter Sozialpolitik bei der HGU in einer aktuellen Mitteilung. Dass sich das Wirtschaftswachstum bei den Lohnabhängigen nicht bemerkbar macht, sondern nur die Kassen der Kapitalisten klingen lässt, wollen die Gewerkschaften nicht weiter hinnehmen. Travail.Suisse fordert eine pauschale Lohnerhöhung zwischen zwei und vier Prozent für alle Mitglieder. Letztlich erarbeiteten nicht die Kapitalisten die Gewinne, sondern die Beschäftigten. Es sei deshalb »inakzeptabel, dass die Arbeitgebenden die Produktivgewinne für sich behalten«, betonte Yvonne Feri, Präsidentin von Syna, in diesen Tagen. In erster Linie solle mit der Forderung nach einem pauschalen Lohnplus die Kaufkraft der Beschäftigten stabilisiert und die »soziale Ungleichheit« bekämpft werden. (…) Wie ein Rechenbeispiel von Travail.Suisse verdeutlicht, befindet sich die Reallohnentwicklung auf einem ähnlichen historischen Tiefpunkt wie vor zehn Jahren. Bei einem Einkommen von 4.900 Franken (etwa 5.130 Euro) gab es 2024 nur einen geringen Zuwachs von sieben Franken. Im gleichen Zeitraum verteuerte sich allerdings der Krankenkassenbeitrag einer vierköpfigen Familie von 9.372 Franken (etwa 9.813 Euro) auf 12.924 Franken (etwa 13.532 Euro): eine Erhöhung um knapp 37 Prozent bei einer faktischen Nullrunde der Löhne. Dieses Muster zieht sich durch alle weiteren Beispiele. Es ist also klar, dass bei praktisch allen Beschäftigten die Reallöhne sanken, während die Lebenshaltungskosten stiegen. Dass die Gegenseite trotzdem Verhandlungen abbricht und stur bleibt, zwingt die Gewerkschaften zu Beharrlichkeit. Das Geld ist da. Der Kampf um die gerechtere Verteilung wird trotz aller Rückschläge weitergehen.“ Artikel von Kim Nowak in der jungen Welt vom 22. August 2024 externer Link
  • Lohn-Demo am 21. September: Höchste Zeit für höhere Löhne! Preise, Mieten, Krankenkassenprämien: Alles wird teurer!
    Seit Ende 2020 sind die Preise im Schnitt um 8 Prozent gestiegen. Das ist enorm! Personen und Familien mit tiefen und mittleren Einkommen trifft das besonders hart. Für sie wird es immer schwieriger, über die Runden zu kommen. Seit 2021 sind die Reallöhne gesunken. Und dass, obwohl die Wirtschaft brummt. Jetzt müssen die Löhne rauf! Deshalb gibt es am 21. September die grosse Lohn-Demo in Bern…“ Aufruf der Unia externer Link im Vorfeld der Lohnverhandlungen im Herbst
  • Lohnentwicklung in der Schweiz: Ein Triumph der Unternehmen. Nie seit dem Zweiten Weltkrieg sind die Reallöhne in der Schweiz so lange ununterbrochen gesunken
    „… Die Reallöhne in der Schweiz sind rückläufig. Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) sind die Reallöhne zwischen 2020 und 2023 um 3,1% gesunken (-0,8% im Jahr 2021; -1,9% im Jahr 2022; -0,4% im Jahr 2023). Drei Jahre in Folge sanken also die Reallöhne – das hat es seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie gegeben! Die Beträge, um die es dabei geht, sind alles andere als unbedeutend. So liegt die jährliche Kaufkraft eines Lohnabhängigen mit Medianlohn “heute 2860 Franken niedriger als noch 2020” (NZZ, 25. Juli 2023). Doch in Wirklichkeit ist der Rückgang sogar noch gravierender. Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), der zur Messung der Inflation herangezogen wird, unterschätzt nämlich die tatsächliche Entwicklung der Lebenshaltungskosten erheblich. Man braucht sich nur daran zu erinnern, dass die Krankenkassenprämien, die nicht im LIK eingerechnet sind, innerhalb von 13 Monaten – zwischen Dezember 2022 und Januar 2024 – im Landesdurchschnitt um fast 15% gestiegen sind. (…) Im öffentlichen Sektor ist die Situation auch nicht viel besser als in der Privatwirtschaft, wie das Beispiel des Kantons Waadt zeigt. In der Veröffentlichung des Waadter Amts für Statistik heisst es, dass “im Zeitraum 2020-2022 […] im öffentlichen Sektor der Reallohn um 4,3% gesunken ist” (Numerus, 4. Juni 2024). Bis auf wenige Ausnahmen haben sich andere Kantonen ähnlich entwickelt. Aber es kommt noch schlimmer: Es ist nämlich kein Entwicklungstrend absehbar, dass die in den letzten Jahren erlittenen Lohnverluste wieder aufgeholt würden. So stiegen die Nominallöhne in der Schweiz im ersten Quartal 2024 nur um 0,6%, was wiederum weit unter dem Anstieg des LIK, also der Inflation, liegt. (…) Die sinkenden Reallöhne sind das Ergebnis davon, dass die Unternehmen einen immer grösseren Teil des Reichtums für sich beanspruchen wollen, der letztlich von niemand anderem als den Lohnabhängigen erwirtschaftet wurde. Dies zeigt sich in den Rekorddividenden (der Anteil der Unternehmensgewinne, der an die Aktionär:innen ausgeschüttet wird): 2024 werden 64 Milliarden Franken für die im Swiss Performance Index (SPI) gelisteten Unternehmen ausgeschüttet, was einem Anstieg von 2,2% gegenüber dem Vorjahr entspricht und auf einen Anstieg von 6,3% zwischen 2022 und 2023 folgt (NZZ, 19. April 2024). Hinzu kommen die Milliarden, die aufgrund von Aktienrückkaufprogrammen eingenommen werden – ein weiteres Mittel zur Vergütung von Aktionär:innen. Entgegen des Mythos, der von Unternehmen gerne bemüht wird, liegt dies auch nicht an der sogenannten “Lohn-Preis-Spirale”. Dies bestätigt auch die Tageszeitung der Bahnhofstrasse: “Anders als in den USA oder im Euro-Raum konnten in der Schweiz jüngst keine Anzeichen für eine solche Spirale beobachtet werden. (…) Man muss also vielmehr von einer Preis-Gewinn-Spirale sprechen oder schlicht von einer Umverteilung von unten nach oben. Darüber hinaus haben Unternehmen in den letzten Jahren ein Steuergeschenk nach dem anderen erhalten: Steuerbefreiung für Dividenden, Einführung von Vermögenssteuerbremsen, Senkung der Gewinnsteuer etc. Es ist wirklich Zeit für einen Kurswechsel.“ Artikel von Agostino Soldini (Gewerkschafter VPOD) vom 28. Juni 2024 bei sozialismus.ch externer Link
  • Gelernte haben mehr verdient: Mindestens 5000 Franken Lohn mit Lehre
    Jede und jeder dritte Beschäftigte arbeitet trotz einem Lehrabschluss für einen Lohn unter 5000 Franken – auf Vollzeit gerechnet. An der heutigen 307. Delegiertenversammlung des Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) haben die Delegierten deshalb beschlossen, dass alle Arbeitnehmenden mit Lehre mindestens 5000 Franken verdienen müssen, damit die Lehre attraktiv bleibt. Generell müssen die Löhne mindestens 4500 Franken betragen. Der Lohn muss für alle zum Leben reichen. (…) Der SGB fordert: wer eine Lehre gemacht hat, soll mindestens 5’000 Franken pro Monat verdienen. Generell müssen die Löhne mindestens 4’500 Franken betragen. Damit die Lohnentwicklung ausgeglichener ist und sich die Lohnschere schliesst, braucht es generelle Lohnerhöhungen und eine Abkehr von den ungerechten Bonus-Lohnsystemen.“ Medienmitteilung vom 31. Mai 2024 des SGB externer Link
  • Lohn-Demo am 21. September: Höchste Zeit für höhere Löhne!
    Seit 2021 sind die Reallöhne gesunken. Und dass, obwohl die Wirtschaft brummt. Jetzt müssen die Löhne rauf! Deshalb gibt es am 21. September die grosse Lohn-Demo in Bern…“ Kampagnenseite der Unia externer Link

Siehe zuletzt: Prämien runter: Prämien-Entlastungs-Initiative am 9. Juni in der Schweiz

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=221571
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