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Italienische Beltrame-Gruppe stellt die Produktion von Recycling-Stahl in Gerlafingen in der Schweiz in Frage

unia: Stahl Gerlafingen ,uss bleiben!Stahl Gerlafingen hat erneut Entlassungen angekündigt. Die Zukunft des Stahlwerks ist ungewiss. Die Gewerkschaften Unia und Syna sowie der Kaufmännische Verband Schweiz fordern dringende Massnahmen des Bundes zur Sicherung der Arbeitsplätze und des Recyclingstandortes. Auch das Unternehmen muss sich unmissverständlich zur Weiterführung des Betriebs bekennen. Nach der Massenentlassung von 59 Arbeitnehmenden und der Schliessung einer Produktionsstrasse im Frühling kündigt Stahl Gerlafingen erneut 120 Entlassungen an. Ohne rasches Handeln der Politik scheint der Weiterbestand des grössten Recyclingbetriebs der Schweiz gefährdet. (…) Insbesondere braucht es jetzt verbindliche Vorgaben für die Verwendung von emissionsarmem Recycling-Stahl in der Bauwirtschaft. (…) Gleichzeitig braucht es jedoch auch ein klares Bekenntnis der italienischen Beltrame-Gruppe als Eigentümerin zum Erhalt der Arbeitsplätze und zur langfristigen Produktion von Recycling-Stahl in Gerlafingen…“ unia-Meldung vom 11.10.2024 externer Link („Produktion von Recycling-Stahl in Gerlafingen muss dauerhaft gesichert werden“) – siehe eine Petition und den weiteren Kampf:

  • «Wir alle sind Stahl Gerlafingen»: ArbeiterInnen, Klima-AktivistInnen und PolitikerInnen aller Parteien verlangen vom Bundesrat Unterstützung für das bedrohte Werk New
    • Grosse Kundgebung vor dem Stahlwerk: «Wir alle sind Stahl Gerlafingen» Arbeiter, Klima-Aktivistinnen und Politiker aller Parteien verlangen vom Bundesrat endlich Unterstützung für das bedrohte Werk
      „Gewerkschaftsfahnen säumen den Weg vom Bahnhof zum Stahlwerk Gerlafingen. In der Mitte des Platzes vor dem Werkseingang ist ein übergrosser gelber Transporter parkiert. Das Gefährt, das normalerweise Schlacke transportiert, dient heute als Bühne der Kundgebung zum Erhalt des Stahlwerks und wichtigsten Schweizer Stahl-Recyclingbetriebs. Mehr als tausend Leute sind hier, viele aus der Region, aber auch solidarische Gewerkschaftsmitglieder aus der ganzen Schweiz und junge Menschen vom Klimastreik Schweiz. Auf einem Transparent steht: «Wir alle sind Stahl Gerlafingen». (…) Von rechtsbürgerlicher Seite werden die hohen Stromkosten für die Krise verantwortlich gemacht. Die Hauptursache für die Verluste der Stahlfirmen in der Schweiz sind jedoch die weltweite Überproduktion und die Importe von Billigstahl. Der Klimastreik Schweiz schreibt in seiner Mitteilung, das Werk sei zentral für die Kreislaufwirtschaft und den ökologischen Umbau, beispielsweise für die Erweiterung von Zugnetzen, für den Bau von Windrädern oder für die Herstellung von Wärmepumpen. Sebastian Killer vom Klimastreik Bern sagt: „Wir zeigen hier erneut, dass der Kampf gegen die Klimakrise auch ein Kampf für soziale Gerechtigkeit ist und dass es ohne Stahlarbeiter keine ökologische Wende geben wird“. Anna Lindermeier vom Klimastreik Zürich fordert gar eine staatliche Kontrolle über die zukünftige Ausrichtung des Betriebs: «Mit einer Vergesellschaftung können wir sowohl sichergehen, dass die Zukunft des Werks gewährleistet ist, als auch gegen die Überproduktion kämpfen.» (…) Fredy Meier ist Mitglied der Betriebskommission des Stahlwerks. Zwei Tage vor der Demo hat er Wirtschaftsminister Guy Parmelin getroffen. Meier steigt auf den Transporter und ruft: „Wir brauchen jetzt Hilfe und nicht erst nächstes Jahr!“ Das habe er auch dem Wirtschaftsminister gesagt. Doch dieser will weiterhin keine Verantwortung übernehmen. Er sei durch Gesetze gebunden, habe Parmelin beim Treffen in Bern geantwortet. Das will die Solothurner Ständerätin Franziska Roth (SP) nicht gelten lassen. Sie spricht von der Hilfe für die Banken, aber auch von der Staatshilfe für die Weinbauern im Jahr 2018. Wenn es die Gesetze noch nicht gebe, müssten sie eben endlich geschaffen werden. Auch der ehemalige Gerlafinger Gemeindepräsident Roberto Zanetti, der vor 30 Jahren massgeblich an der Rettung des Werks beteiligt war, ist empört über die Argumente des Bundesrates: „Artikel 102 der Bundesverfassung besagt, dass die Landesversorgung mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen sichergestellt werden muss“. Eine Schliessung des Werks mit Staatshilfe zu verhindern sei also nicht nur im Sinne des Parlaments, sondern auch im Sinne der Verfassung. (…) Bei einer kompletten Schliessung des Werks würden neben den 500 direkt betroffenen Mitarbeitenden im Stahlwerk noch weitere 500 Stellen in umliegenden Betrieben verloren gehen.“ Bericht von Iwan Schauwecker vom 11. November 2024 bei der Unia-Workzeitung externer Link (mit vielen Fotos und kurzem Video)
  • Aufgeben ist keine Option! Der grösste Recyclingbetrieb der Schweiz ist wieder in Betrieb. Doch die Zukunft des Stahlwerks in Gerlafingen bleibt höchst ungewiss. Wirtschaftsminister Parmelin verweigert weiterhin jegliche Unterstützung
    „Geräusche von schweren Maschinen und Metall hallen vom Schrottplatz her über Gerlafingen, und über dem Kamin des Stahlwerks steigt weisser Rauch auf. Nach zwei Wochen Kurzarbeit hat der grösste Recyclingbetrieb der Schweiz seinen Betrieb Ende Oktober wieder aufgenommen. Heinz Grolimund (54), der als Richtmeister im Stahlwerk arbeitet, hat am Abend zuvor Bundesrat Guy Parmelin im «Rundschau»-Interview des Schweizer Fernsehens gesehen: «Unsere Nachricht scheint bei ihm noch nicht angekommen zu sein.» (…) Was Parmelin in der «Rundschau» sagte: «Die Stahlwerke in der Schweiz sind leider nicht unersetzlich.» Der Bundesrat müsse rational und hart bleiben, denn das Geld wachse nicht von den Bäumen. (…) Doch ist die Haltung des Bundesrates wirklich rational? Nicht nur bei den Stahlarbeitern, sondern auch in der Politik von links bis rechts gibt es grosse Zweifel und Wut über die Blockadehaltung des Bundesrates. (…) Tagesmeister Pfander sagt: «Während der Coronapandemie haben wir gemerkt, dass es nicht gut ist, von Fabriken im Ausland abhängig zu sein.» Die Schweizer Bauindustrie brauche inzwischen 1,1 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr, wovon Gerlafingen mehr als 40 Prozent liefere. (…) Heute wird ein Grossteil des Schweizer Stahlschrotts per Bahn nach Gerlafingen transportiert. Auf dem Schrottplatz neben dem Stahlwerk sitzt Femi Rudai (42) in seinem Bagger und sortiert den Schrott, der gerade angeliefert wurde. Er und seine fünf Teamkollegen machen hier die Rohstoffe für das Recycling im Stahlwerk bereit. Während seiner Mittagspause sagt er zu work: «Die Geschichte ist bedrückend, ich halbe schlaflose Nächte. Es ist himmeltraurig was hier abgeht!» Im Moment sehe es überhaupt nicht gut aus, aber aufgeben sei für ihn, der seit 12 Jahren im Betrieb arbeitet, keine Option. Von der Demo auf dem Bundesplatz im Oktober hat er auch eine Unia Fahne mitgenommen, die nun über dem Schrottplatz weht. Am 9. November (siehe Box unten) werde er mit seinen Kollegen erneut für den Erhalt des Stahlwerkes demonstrieren. Auch Grolimund und Pfander werden an der Grossdemo in Gerlafingen teilnehmen. (…) Markus Baumann, der Unia-Mann aus Solothurn, der wegen der angedrohten Schliessung von Stahl Gerlafingen seit Wochen auf Trab ist, sagt: «Die nächsten Wochen werden entscheidend sein für die Zukunft des Stahlwerks.» Aber nicht nur der Bundesrat müsse sich bewegen. Baumann fordert auch von der Beltrame-Gruppe einen Verzicht auf die 120 angekündigten Entlassungen. Baumann sagt: «Das Stahlwerk ist Teil der Lösung, das muss allen Beteiligten klar werden!»“ Beitrag von Iwan Schauwecker vom 8. November 2024 bei der Unia-Workzeitung externer Link
  • 15’129 Unterschriften für den Erhalt von Stahl Gerlafingen
    „… Die Petition «Stahl Gerlafingen muss bleiben» fordert vom Unternehmen den Verzicht auf Entlassungen und von der Politik Massnahmen zur Rettung von Stahl Gerlafingen und zur nachhaltigen Sicherung der Produktion von Recycling-Stahl für die Schweizer Bauwirtschaft. (…) Heute hat eine Delegation der Arbeiter:innen von Stahl Gerlafingen die Petition im Bundeshaus an Bundesrat Parmelin übergeben. Sie überreichten ihm auch eine Resolution der Belegschaft. Darin wird die Bedeutung des Stahlwerks für die Kreislaufwirtschaft und die Klimaziele der Schweiz betont. Die Arbeiter:innen fordern den Bundesrat auf, sofort Massnahmen zur Sicherung der Zukunft von Stahl Gerlafingen und der Arbeitsplätze zu ergreifen. Insbesondere soll er rasch verbindliche Vorgaben für die Verwendung umweltschonender Baustoffe erlassen. (…) Die Arbeiter:innen luden Bundesrat Parmelin ein, ihr Werk zu besuchen und sich vor Ort ein Bild von der Bedeutung des Stahlrecyclings zu machen. Sie erinnerten ihn daran, dass Stahl Gerlafingen einen essenziellen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leistet, die die Schweiz dringend braucht, um Co2-neutral zu werden. «Dieses Ziel ist kein Nice-to-have, sondern es entspricht dem Willen der Stimmbevölkerung und unseren internationalen Verpflichtungen», schreiben die Beschäftigten. Sie machen damit klar, dass der Kampf um ihre Arbeitsplätze eine viel weitergehende Dimension hat.“ Unia-Meldung vom 7. November 2024 externer Link
  • die Petition: Arbeitsplätze bei Stahl Gerlafingen retten, Stahl-Recycling sichern! externer Link
  • Massenentlassung: Stahl Gerlafingen verweigert seriöse Problemlösung
    Artikel der Unia vom 30. April 2024 externer Link zu den Hintergründen
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=224236
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