»
Schweiz »
»

13-Stunden-Tage und keine Pinkel-Pause: Schweizer Päcklidienst Planzer am Pranger

Solidarität mit den kämpfenden Arbeiter:innen von Planzer!Das Schweizer Speditions-Unternehmen Planzer steht in der Kritik: Fahrzeuge würden überladen, Arbeitspläne zu kurzfristig kommuniziert und Fahrer angewiesen, den Fahrtenschreiber abzuschalten. Planzer ist mit über 5000 Angestellten an elf Standorten in der Schweiz der grösste Logistikbetrieb. Seit vier Jahren fährt der Spediteur aber auch mit beigen Wagen: als Päcklidienst. Doch genau bei diesem scheint das Unternehmen zur Weihnachtszeit mit den Arbeitsbedingungen zu hadern, wie eine Recherche des «Kassensturz» ergab externer Link. In der Sendung äussern sich mehrere Planzer-Fahrer zu den prekären Arbeitsbedingungen, die zurzeit herrschen. Einer berichtet, dass er an einem Morgen 70 Päckli bis 12.00 Uhr zustellen muss. Dabei werde das Tempo vorgeschrieben. Der Druck sei enorm. Dazu kommt, dass die Tage lang, viel zu lang sind. (…) Laut dem «Kassensturz» wurde ein Fahrer, der seine Lenkzeit bereits ausgeschöpft hatte, aufgefordert, den Fahrtenschreiber zu deaktivieren und weiterzufahren…“ Beitrag vom 14.12.2022 bei watson.ch externer Link und mehr dazu:

  • Drei gewerkschaftlich aktive Arbeiter:innen wurden bei Planzer entlassen, weitere mit Kündigungsandrohung verwarnt – Soli-Aktion in Zürich New
    Solidarität mit den kämpfenden Arbeiter:innen von Planzer! Gemeinsam für mehr Lohn und weniger Stress!
    Seit mehreren Monaten befinden sich die Fahrer:innen des Paketlieferdienstes Planzer im Arbeitskampf. Sie fordern unter anderem weniger Stress bei der Arbeit, die Nachzahlung von Spesen und Überzeit-Zuschlägen und die Einhaltung des Maximalgewichts von Paketen. (…) In der Öffentlichkeit präsentiert sich Planzer als gutschweizerisches Traditionsunternehmen mit familiärer Betriebsatmosphäre. Vor der TV-Kamera gibt sich der CEO, Nils Planzer ganz zahm und „bedauert“ die Missstände. Hinter den Kulissen fährt das Unternehmen aber die harte Tour: Drei gewerkschaftlich aktive Arbeiter:innen wurden entlassen, gegen viele weitere wurden Verwarnungen mit Kündigungsandrohung ausgesprochen. Doch die Planzer-Arbeiter:innen lassen sich nicht einschüchtern! Unter dem Druck des Arbeitskampfes sah sich Planzer bereits gezwungen, die Löhne zu erhöhen. Die Fahrer:innen sind entschlossen, auch die anderen Forderungen durchzusetzen. Unterstützen wir sie dabei! Seit Jahren boomt der Logistik-Sektor. (…)In Solidarität mit dem Arbeitskampf bei Planzer haben wir heute Morgen vor einer Arbeitsversammlung einige Transparante gehängt.“ Thread von Organisierte Autonomie Zürich vom 7.2.2023 externer Link mit Fotos und Video der Aktion

  • Die Arbeitsbedingungen von «Planzer Paket» regeln – Verhandlungen über einen GAV für «Planzer Paket»
    Eine Sozialpartnerschaft zwischen «Planzer Paket» (die Planzer KEP AG, der Paketservice von Planzer), der Gewerkschaft syndicom und dem Personalverband transfair soll die Arbeitsbedingungen der Angestellten von «Planzer Paket» kollektiv regeln. Als Ergebnis streben die drei Parteien einen sogenannten Firmen-Gesamtarbeitsvertrag an.
    «Planzer Paket», der Paketservice des Logistikunternehmens Planzer, die Gewerkschaft syndicom und der Personalverband transfair haben heute gegenseitig den Willen bekundet, eine Sozialpartnerschaft zu etablieren. Das Schweizer Familienunternehmen erbringt mit seinen Paketbotinnen und Paketboten wichtige Dienstleistungen für die Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft. Die Arbeit, welche die Mitarbeitenden täglich verrichten, ist herausfordernd. Diese wichtige Arbeit wollen die beteiligten Partner auf ein solides, sozialpartnerschaftliches Fundament stellen. So starten die drei Organisationen in den kommenden Wochen die Verhandlungen, um die Arbeitsbedingungen der Angestellten von «Planzer Paket» kollektiv zu regeln. (…) Gegenstand der Verhandlungen sind die Arbeitsbedingungen von «Planzer Paket» generell. Ein spezieller Fokus wird auf den normativen Bestimmungen liegen, insbesondere dem Arbeitszeitmodell. Die Einschätzung von Matteo Antonini, Mitglied der Geschäftsleitung von syndicom: «Ein sogenannter Firmen-Gesamtarbeitsvertrag legt die Arbeitsbedingungen für eine gewisse Zeit fest und sichert die Arbeitssituation der Angestellten ab. syndicom wird die Interessen der Paketbotinnen und Paketboten von «Planzer Paket» in den Verhandlungen hartnäckig vertreten.»…“ Meldung der syndicom vom 10. Januar 2023 externer Link
  • Päckli-Kuriere im Dauerstress – Paket-Chauffeure schlagen Alarm
    Kritik an Planzer: Kurzfristige Arbeitspläne, überladene Fahrzeuge und die Anweisung, den Fahrtenschreiber abzuschalten. (…) Verschiedene Planzer-Fahrer berichten gegenüber «Kassensturz» von Arbeitstagen, die regelmässig 13 oder 14 Stunden dauern. «Wir haben so viel Druck, dass wir nicht einmal Zeit für einen Toilettenbesuch haben. Wir müssen im Auto in eine Flasche urinieren.» Sie legen Abrechnungen vor, die mehrmals Wochenarbeitszeiten von 50 bis 70 Stunden belegen. Das Gesetz erlaubt maximal 50 Stunden. Überschreitungen sind nur ausnahmsweise erlaubt.
    Kurzfristige Dienstplanänderungen
    Vorgeschrieben ist auch, dass der Dienstplan mindestens zwei Wochen im Voraus bekannt ist. Planzer-Fahrerinnen und -Fahrer erleben etwas anderes: Der Plan für die nächste Woche komme immer erst am Freitag oder Samstag. «Die meisten haben Familie, so können wir nichts planen.  Das späteste, das ich erlebt habe, war Sonntagabend, 12 Stunden vor Arbeitsbeginn. Das geht nicht.» Noch stossender: Per Chat-Nachricht erfahren Chauffeure teilweise erst am Vortag, dass sie am nächsten Morgen doch nicht arbeiten müssen.
    Massiv überladene Fahrzeuge…
    Doch nicht nur die überlangen Arbeitszeiten sind eine Gefahr im Strassenverkehr. Die Lieferwagen würden in den Depots immer wieder massiv überladen. Die Chauffeure zeigen entsprechende Belege. In einem Fall war das zulässige Gesamtgewicht von 3,5-Tonnen um fast eine Tonne zu schwer!  (…) Noch schockierender: Ein Fahrer, der seine maximale Lenkzeit ausgeschöpft hatte, wurde aufgefordert, den Fahrtenschreiber zu deaktivieren und weiterzufahren. Laut Roger Rudolph ein gravierender Verstoss und eine Verletzung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers…“ Beitrag von Kathrin Winzenried, Jaqueline Schwerzmann, Flurin Maissen vom 13.12.2022 bei SRF.ch externer Link mit Videos des Sendung „Kassensturz“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=208644
nach oben