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Mörderische Grenzkontrollen: Massentötungen von äthiopischen MigrantInnen an der Grenze zwischen Saudi-Arabien und Jemen

"saudi-arabische Sicherheitskräfte ermorden hunderte äthiopische Migrant*innen" (Foto: Seebrücke)Massentötungen: Laut einer Untersuchung des Mixed Migration Centers (MMC) werden an der Grenze zwischen Saudi-Arabien und dem #Jemen systematische Morde und unfassbar brutale Gewalttaten an äthiopischen Migrant*innen und fliehenden Menschen verübt. Ausgeführt durch uniformierte Sicherheitskräfte, die der saudi-arabischen Staatsgewalt unterstehen. In dem Bericht schätzt das MMC, dass 2022 mindestens 794 Menschen getötet und 1.703 Menschen verletzt wurden. Die Berichterstatter*innen beschreiben, dass Migrant*innen und fliehende Menschen an dieser Grenze in der Vergangenheit oft im Kreuzfeuer verschiedener Parteien des Jemen-Krieges getötet wurden. Nachdem sich diese Aktivitäten in 2022 beruhigten, scheint es nun so, als käme es zu gezielten Angriffen und Tötungen von Migrant*innen und fliehenden Menschen durch saudi-arabischen Sicherheitskräften. Auch 2023 hielten diese brutalen Massenmorde an…“ Thread von Seebrücke vom 6. Juli 2023 externer Link, siehe weitere Informationen:

  • Human Rights Watch: Saudi-arabische Grenzbeamte sollen Hunderte Migranten getötet haben – Augenzeugen berichten von Leichenbergen New
    „Saudi-arabische Grenzschutzbeamte haben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zufolge Hunderte äthiopische Migranten und Asylsuchende getötet, die versucht haben, die saudi-arabisch-jemenitische Grenze zu überqueren. Menschen sollen aus nächster Nähe erschossen worden sein, darunter auch Kinder, hieß es in dem nun veröffentlichten Bericht. Demnach wurden außerdem Sprengwaffen gegen Migranten eingesetzt. In dem Bericht wurde der Zeitraum zwischen März 2022 und Juni 2023 untersucht. Aktuelle Untersuchungen von HRW deuteten aber darauf hin, dass die Tötungen weiterhin stattfinden. Der Bericht beruht auf 38 Zeugeninterviews sowie Satellitenbildern und in Onlinenetzwerken veröffentlichten Aufnahmen. Bereits im vergangenen Jahr hatten Uno-Experten über »besorgniserregende Vorwürfe« berichtet, denen zufolge saudi-arabische Sicherheitskräfte an der Grenze zum Jemen in den ersten Monaten des Jahres 2022 etwa 430 Migranten getötet hätten. Augenzeugen berichteten den HRW-Menschenrechtsaktivisten nun von Leichenbergen entlang der Migrationsroute. »Wenn die saudi-arabischen Sicherheitsbeamten eine Gruppe (Migranten) sieht, schießen sie ununterbrochen«, sagte eine der Überlebenden den Helfern. Einschätzungen der Menschenrechtsorganisation zufolge hätten die saudi-arabischen Beamten Hunderte – »möglicherweise Tausende« – Migranten in dem Grenzgebiet getötet. Asylsuchende und Migranten sagten, die Route zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien sei »voll von Missbrauch« und unter der Kontrolle von Menschenhändlern. (…) Die Linken-Bundestagsabgeordnete Clara Bünger forderte mit dem Blick auf den Bericht einen Kurswechsel der Bundesregierung gegenüber Saudi-Arabien. »Wer von sich selbst behauptet, feministische Außenpolitik sei wichtig, macht sich unglaubwürdig, wenn man Staaten wie Saudi-Arabien mit Waffen unterstützt, die Menschen barbarisch an ihrer Grenze abschießen«, sagte Bünger dem Fachinformationsdienst Table Media. Insbesondere die 2020 von der Bundesregierung getroffene Entscheidung, erneut saudi-arabische Grenzpolizisten durch die Bundespolizei ausbilden zu lassen, sei »ein großer Fehler« gewesen. Es müsse nun geklärt werden, »ob etwaige von Deutschland ausgebildete Kräfte an den Massenerschießungen und Menschenrechtsverletzungen beteiligt« gewesen seien. Diese Zusammenarbeit müsse ebenso wie Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien eingestellt werden.“ Meldung vom 21. August 2023 im Spiegel online externer Link, siehe auch:

    • “They Fired on Us Like Rain”. Saudi Arabia: Mass Killings of Migrants at Yemen Border. Systematic Abuses of Ethiopians May Amount to Crimes Against Humanity. engl. Bericht vom 21.8.2023 bei Human Rights Watch externer Link mit einem Video
  • Unsichtbarer Massenmord? Zeug:innen berichten über die Tötung hunderter Migrant:innen an der saudisch-jemenitischen Grenze. Welche Verantwortung trägt Deutschland für die exzessive Gewalt?
    „Die Berichte über die dramatischen Vorkommnisse an der Grenze zwischen Saudi-Arabien und dem Jemen sind schwer zu ertragen. 430 tote und 650 verletzte Geflüchtete allein in den Monaten Januar bis April 2022. Sie wurden bombardiert, erschossen, massakriert. So beschreibt es ein aufrüttelndes Kommuniqué externer Link der Vereinten Nationen, das diese Anschuldigungen bereits Anfang Oktober 2022 veröffentlichte und die diese Woche vom Mixed Migration Center externer Link (MMC) mit bedrückenden Aussagen von Überlebenden untermauert wurden. Veröffentlicht wurde das Kommuniqué von mehreren Sonderberichterstatter:innen und Arbeitsgruppen der Vereinten Nationen. Sie weisen zwar darauf hin, dass sie die Richtigkeit der geäußerten Behauptungen nicht vor Ort nachprüfen können, die vorliegenden Informationen aber auf eine „ernste Angelegenheit hindeuten, die höchste Aufmerksamkeit verdient“. So sollen saudische Sicherheitskräfte durch gezielten Artilleriebeschuss und unter Verwendung von Schusswaffen hunderte Migrant:innen und Geflüchtete im Grenzgebiet des Gouvernement Sa’da im Jemen und in der Provinz Dschaizan in Saudi-Arabien getötet oder verletzt haben. Laut MMC sind im gesamten Jahr 2022 mindestens 794 Menschen an der Grenze getötet und mehr als 1700 verletzt worden, ein Drittel davon Frauen und sieben Prozent Kinder. Die tatsächlichen Zahlen könnten weitaus höher liegen, da Zeug:innen von informellen Bestattungen an abgelegenen Orten berichten. Liegengebliebene Leichen seien von wilden Hunden gefressen worden. In Deutschland hörte man von all dem bisher nichts. (…) Das ist der Punkt, an dem daran erinnert werden sollte, dass Deutschland seit Jahren an der Ausbildung saudischer Grenzschützer beteiligt ist. Im Jahr 2018 waren 70 Bundespolizist:innen im Einsatz. Eine kurze Unterbrechung erfuhr diese Unterstützung, als im Oktober des gleichen Jahres der Journalist Jamal Khashoggi in Istanbul vom saudischen Regime ermordet wurde. Doch nach nur elf Monaten „normalisierten“ sich die Beziehungen wieder und im Januar 2020 wurde die Ausbildungsmission fortgesetzt. Nicht ohne den Hinweis, dass sichere Grenzen im arabischen Raum, insbesondere „Trainings- und Beratungsmaßnahmen“ sowie die „grenzpolizeiliche Analyse und Ausbildung (…) im deutschen Interesse“ liegen, wie der damalige Unions-Fraktionsvize Thorsten Frei betonte. Das Innenministerium betonte, dass die Unterstützung des saudischen Grenzschutzes im „außen- und sicherheitspolitischen Interesse“ Deutschlands sei. (…) Die Journalistin Franziska Grillmeier schreibt dazu: „Wir sehen gerade eine vollkommene Entgleisung der Gewalt gegenüber Menschen auf der Flucht. Um auf jemanden zu schießen, einzuschlagen oder zuzusehen wie er/sie ertrinkt, braucht es nicht nur die Entmenschlichung des Gegenüber, sondern auch des eigenen Selbst.“…“ Beitrag von Kerem Schamberger vom 6. Juli 2023 bei medico.de externer Link

Siehe auch vom September 2020: Betteln gehen – oder ins Gefängnis… Ob aus Afrika oder aus Asien: Wie Migrantinnen und Migranten in Saudi Arabien leben (müssen) und unzählige früher zu Kindertötungen

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=213328
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