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In Portugal brennen keine Hochhäuser – aber Wälder. Und was auch das mit Politik zu tun hat
„Portugal steht unter Schock. Das Land trauert um mindestens 64 Menschen, die bisher in den verheerenden Bränden im Zentrum des Landes ums Leben gekommen sind. Und diese Zahl kann noch weiter steigen. Noch immer werden Menschen vermisst, sind Dörfer eingeschlossen und einige der mehr als 130 Verletzten haben schwere Verbrennungen erlitten. Der sozialistische Regierungschef António Costa hat eine dreitägige Staatstrauer angeordnet und spricht von einer „dramatischen Situation“ vor allem im Umfeld der Kleinstadt Pedrogao Grande, die knapp 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon liegt“ – so beginnt der Beitrag „Tödliche Waldbrände mit Ansage in Portugal“ von Ralf Streck am 20. Juni 2017 bei telepolis , worin auch noch hervor gehoben wird: „Für Beobachter handelt es sich um eine Tragödie mit Ansage. So fragt die große Zeitung Público, was schief gelaufen sei: „Alles, wie seit Jahrzehnten“, gibt sie auch gleich eine Antwort. Der Wald habe sich in ein „riesiges Pulverfass“ verwandelt. So spricht der Experte Paulo Fernandes, Forscher an der Universität Trás-os-Montes, von einem „Totalausfall“. Er hatte vor Jahren schon kritisiert, dass zu wenig Geld für Prävention und Brandbekämpfung ausgegeben werde und sogar Spezialeinheiten aufgelöst worden seien“. Siehe dazu zwei weitere aktuelle Beiträge sowohl zur Kritik von Gewerkschaften an der gefährlichen Austeritätspolitik, als auch zur Rolle kapitalistischer Monokulturen:
- „Vermeidbares Inferno?“ von Tomasz Konicz am 19. Juni 2017 ebenfalls bei telepolis , worin darauf verwiesen wird: „Nur wenige Monate vor der gegenwärtigen Brandkatastrophe publizierten Wissenschaftler der Universität Barcelona eine entsprechende Studie, die vor einer drastischen Zunahme von Waldbränden insbesondere in der nördlichen Mittelmeerregion warnte. Die Autoren der Studie nutzten das langjährige empirische Material des European Forest Fire Information System (EFFIS), um eindeutige, „statistisch signifikante Zusammenhänge“ zwischen der Häufigkeit von Dürren und der Intensität von Waldbränden zu konstatieren“ sowie auch berichtet, wie etwa gewerkschaftliche Verbände die aus Berlin diktierte Austeritätspolitik als Gefahr in bezug auf Brände kritisiert hatten: „Ein Dachverband europäischer Gewerkschaften, die European Federation of Public Service Unions (EPSU), beklagte sich schon 2012 bitterlich über die potenziell verheerenden Folgen, die das Berliner Spardiktat insbesondere für die Feuerbekämpfung auf der iberischen Halbinsel haben werde. Die Feuer in Spanien und Portugal werden durch die Austerität „verschlimmert“, kritisierte die EPSU. Konkret nannten die Gewerkschaftler Kürzungen beim Personalbestand der Feuerwehren und den unzureichenden Materialersatz. Diese Kürzungen könnten „Sicherheitsrisiken und Probleme schaffen, die Arbeiter, Unternehmen und Bürger“ der bedrohten Regionen gleichermaßen betreffen würden, prophezeite die EPSU“.
- „Wälder wie Zunder“ von Ralf Streck am 21. Juni 2017 in neues deutschland , worin auch noch der Aspekt der vom Kapitalismus so geschätzten, weil profitablen Monokulturen behandelt wird: „Zu Trockenheit und extremen Temperaturen kommen noch Monokulturen aus Eukalyptus und Fichte für die Papierindustrie hinzu, die wie Zunder brennen. Die Gemengelage wird noch explosiver, da in den langen Austeritätsjahren vor allem an Prävention gespart wurde. Unter anderem hat sich viel Unterholz angehäuft. Damit ist klar, warum Brände sich schnell ausbreiten und zudem noch schwerer zu bekämpfen sind. Die Versäumnisse auf allen Ebenen gingen Jahrzehnte zurück, meint auch ein Experte vom Agrarinstitut, José Miguel Cardoso Pereira. Man sei stets nur auf den unmittelbaren Vorgang fokussiert, mahnt er endlich einen langfristigen Blick aus Prävention, Waldbewirtschaftung und Brandbekämpfung an“.