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Erdgas aus Groningen: Der Vorhang fällt – die „Strippenzieher“ werden vorgestellt…

„… Fällt im Rest der Niederlande der Name Groningen, denken die Menschen ans Wattenmeer, die 400 Jahre alte Rijksuniversiteit, an Arjen Robben – und vor allem an Erdbeben. Begonnen haben die Beben in den 1990er Jahren. Ab 2003 nahm ihre Frequenz zu. Der Grund: das Groninger Gasfeld, mit einer Kapazität von ursprünglich rund 2.800 Milliarden Kubikmetern eines der 20 größten der Welt. Seit 1963 fördert die niederländische Erdöl-Gesellschaft NAM, ein Joint Venture von Shell und Exxon Mobil, hier Gas – mit konventionellen Methoden, wobei das Gas dank des natürlichen Drucks durch Bohrlöcher nach oben strömt. Durch die Bohrungen werden die Gesteinsschichten porös, und ihre unterschiedliche Dichte lässt den Boden erzittern. Fracking wurde in Groningen nie angewendet. Gemessen am Rest der Niederlande ist die Provinz Groningen ziemlich dünn besiedelt. Doch für ein Gasfeld dieser Dimension wohnen darüber im Nordosten des Landes vergleichsweise viele Menschen. Dass bei denen die Erde immer häufiger wackelte, nahm man in den anderen Provinzen zur Kenntnis – mehr aber lange Zeit auch nicht. Was wiederum bemerkenswert ist, da das Land nach der Entdeckung des Gasfeldes zügig und flächendeckend auf Erdgas umstellte. Als die Beben im neuen Jahrtausend immer häufiger und heftiger wurden, waren ganze 97 Prozent der Haushalte vom Groninger Gas abhängig. (…) Aus genau diesem Grund mahnt die GBB zur Eile. „Es ist wichtiger denn je, dass sich Den Haag mit Groningen beschäftigt“, heißt es in einer Pressemitteilung von Ende des Jahres, die sich auf einen aktuellen Gesetzesentwurf bezieht, der Reparatur-Prozedur von 26.000 beschädigten Häusern regeln soll. Nötig sei, so die GBB, schnelle Inspektion und unkomplizierte Verstärkung der betroffenen Gebäude. Dass die Aktivisten auf diesem Punkt bestehen, ist kein Zufall: Die Behandlung der Schadensfälle durch eine unabhängige Kommission ohne Beteiligung der NAM war jahrelang umstritten. Hinzu kommt eine Klage der Stiftung „Wertverminderung durch Erdbeben Groningen“, die von der Niederländischen Erdöl-Gesellschaft insgesamt 122 Millionen Euro fordert, um die finanziellen Verluste von rund 5.000 Bewohnern der Region auszugleichen. Man beruft sich dabei auf ein Gerichtsurteil von 2015, wonach die Betreiberin des Groninger Gasfelds für solche Verluste verantwortlich gemacht werden kann. Ein anderes Gericht in Leeuwarden urteilte im Dezember, dass die NAM auch für immateriellen Schaden und psychisches Leiden von Erdbebenopfern aufkommen muss...“ aus der Reportage „Es bleibt ein Zittern“ von Robias Müller am 06. Januar 2020 in der taz externer Link über eine erfolgreiche Bürgerinitiative (und 416 Milliarden für den holländischen Staat).

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=173821
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