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Kolonialismus der Niederlande: Der Einmarsch auf Curacao – seine Hintergründe und Traditionen

Juni 2020: Die Regierung der Niederlande schickt die Armee nach Curacao„… Curaçao, 75 Kilometer vor der venezolanischen Küste gelegen und mit besonderer Autonomie zum Königreich der Niederlande gehörig, leidet heftig unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie auch unter der ökonomischen Belastung infolge der wirtschaftlichen und institutionellen Krise im benachbarten Venezuela. Dessen Einbruch bei den Einnahmen aus dem Ölexport hat die Karibikinsel schwer getroffen. Darüber hinaus liegt der Tourismus, der wichtigste Wirtschaftszweig, darnieder. Hinzu kommen mehrere Tausend aus Venezuela Geflüchtete. Derzeit sind auf Curaçao 80.000 Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, von Essensmarken abhängig. Um mehr Gelder von der Bundesregierung in Den Haag zu bekommen, waren drastische Einschnitte in den staatlichen Ausgaben Curaçaos vorgesehen. Politiker, Staatsbedienstete und bei staatlichen Firmen Beschäftigte müssten gekürzte Gehälter hinnehmen. Bei den Müllwerkern würden die Einschnitte 12,5 Prozent bei den Zusatzleistungen wie Wochenendzuschlägen betragen. Gegen diese Vorhaben leisteten Hunderte Menschen Widerstand. Die größte Gewerkschaft der Insel, der Algemene Bond van Overheidspersoneel (Allgemeine Gewerkschaft der Regierungsangestellten, ABVO), rief zu Beratungen der Bundesmaßnahmen während der Arbeitszeit auf. Der Protest richtet sich auch gegen die Niederlande, die Kredite zur Stützung der stark schrumpfenden Wirtschaft und zur Bekämpfung der rasch steigenden Arbeitslosigkeit auf der Insel an strenge Bedingungen knüpft…“ – aus dem Beitrag „Niederländische Armee wegen Sozialaufstand auf Antilleninsel Curaçao mobilisiert“ von David X. Noack am 03. Juli 2020 bei amerika21.de externer Link zum jüngsten kolonialistischen Akt der niederländischen Regierung. Siehe zum niederländischen Kolonialismus und Rassismus zwei weitere Beiträge – und den Hinweis auf unseren letzten Bericht zum Armee-Aufmarsch:

  • „Rassistische Bräuche“ von Gerrit Hoekman am 12. Juni 2020 in der jungen welt externer Link zu Traditionen unter anderem: „… Mehr als zehntausend Menschen sind am Mittwoch dem Aufruf der »Black Lives Matter«-Bewegung der Niederlande gefolgt und demonstrierten im Nelson-Mandela-Park von Amsterdam friedlich gegen Rassismus. Das meldete die Stadtverwaltung auf ihrem offiziellen Twitter-Kanal. Es war eine von Dutzenden Kundgebungen, die seit zwei Wochen im ganzen Land stattfinden. Unter anderem in Zwolle, wo am Mittwoch auch Tomy Holtens gedacht wurde. Der 40jährige mit Wurzeln in Haiti war dort am 14. März kurz nach seiner Festnahme durch die Polizei gestorben. Sein Tod blieb allerdings nur eine Randnotiz, bis der US-Amerikaner George Floyd in Minneapolis von einem weißen Polizisten erstickt wurde. In Zwolle ging es wie so oft um eine Bagatelle. Holten soll rastlos durch einen Supermarkt gelaufen sein und dabei Kunden belästigt haben. Er habe einen verwirrten Eindruck gemacht, sagten Anwesende. Zudem soll er drogenabhängig gewesen sein, wie sein jüngerer Bruder am Mittwoch gegenüber der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt NOS erklärte. Deshalb wurde spekuliert, dass er möglicherweise unter Drogeneinfluss gestanden habe. Er könnte jedoch auch einfach an Angstzuständen wegen des gerade ausgerufenen Lockdowns gelitten haben. (…) Die Ereignisse in Zwolle haben nun eine tiefere Debatte im Land ausgelöst, in der auch die Kolonialzeit nicht außen vor gelassen wird: »Die Niederlande sind Marktführer im Sklavenhandel gewesen«, merkte die Kulturhistorikerin Nancy Jouwe am 2. Juni in der Tageszeitung Trouw an. Mit der Anerkennung dieser Tatsache tun sich die weißen Niederländer indes schwer. Sie verehren Admiral Michiel de Ruyter mit zahllosen Statuen im ganzen Land als Seehelden, weil er im 17. Jahrhundert mehrmals die englische Flotte besiegt hatte. Die unheilvolle Rolle, die der »Seelöwe aus Zeeland« als Protegé des Sklavenhandels spielte, wird dabei gerne unterschlagen. »Michiel de Ruyter wird in Filmen und Büchern als Held dargestellt, aber er war eigentlich ein Krimineller. Er ist unter anderem durch die Sklaverei reich geworden, auf den Rücken meiner Vorfahren«, sagte der Rapper Akwasi in einem am Dienstag auf der Internetseite One World erneut veröffentlichten Interview aus dem Jahr 2018…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=175093
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