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Auckland/Neuseeland: Chaotisches Automatisierungsprojekt von Hafenarbeiter:innen gestoppt, mindestens 70 Jobs gerettet

Hafenarbeiter:innen mit Fahnen in Auckland/Neuseeland (ITF Global)In Auckland, einer Hafenstadt in Neuseeland, fand in den letzten sieben Jahren eine Auseinandersetzung um die geplante Automatisierung der Terminals statt. Insbesondere Hafenarbeiter:innen kritisierten die hohen Ausgaben, die nicht den Nutzen aufhoben und zudem Jobs und sichere Arbeitsbedingungen kosten sollten. Unter anderem wurden die Kolleg:innen der Maritime Union of New Zealand (MUNZ) auch von der ITF (International Transportworkers‘ Federation) unterstützt. Siehe die Stellungnahme der ITF zu den Vorgängen:

  • „Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF), die weltweit größte Transportarbeitergewerkschaft, hat sich der Maritime Union of New Zealand (MUNZ) angeschlossen und unterstützt die Entscheidung der Häfen von Auckland, ihr kostspieliges Automatisierungsprogramm aufzugeben. Der Präsident der ITF und Vorsitzende der ITF-Sektion Häfen, Paddy Crumlin, begrüßte die gestrige Ankündigung der Häfen von Auckland, das Automatisierungsprojekt am Fergusson Container Terminal einzustellen. (…) ‚Die brutale Realität für Ports of Auckland und seinen einzigen Anteilseigner und Eigentümer, die Stadtverwaltung von Auckland, ist, dass diese Entscheidung und die Abschreibung von 65 Mio. NZD [New Zeeland Dollar] niemals zustande gekommen wären, wenn das Management das Wissen und die Erfahrung seiner Mitarbeiter:innen bei Entscheidungen über die Steigerung der Hafenkapazität, Produktivität und Rentabilität geschätzt hätte.‘ ‚Die wichtigste Lektion hier – die ich bezweifle, dass sie in der Aufarbeitung des Fiaskos durch das Management oder in den Ratschlägen ‚unabhängiger‘ Experten zu finden ist – ist, dass man auf seine Arbeiter:innen hören muss. Wenn die Leute, die an einem Ort wie den Häfen von Auckland die Schwerstarbeit leisten, sagen: ‚Dieses Projekt ist nicht zweckmäßig‘, ‚die Technologie ist nicht bereit‘, und sie sagen sogar: ‚Die Technologie ist gefährlich, wir haben Angst um unser Leben‘: Sie müssen auf Ihre Arbeiter:innen hören‘, drängte Crumlin. (…)
    Automatisierung und Auckland: Überbudget, Überzeit und Überhypes
    Als die Hafenbehörde von Auckland 2015 ihre Automatisierungspläne ankündigte, hatte sie gerade einen langwierigen Streit mit den gewerkschaftlich organisierten Hafenarbeitern hinter sich. Die Geschäftsführung erklärte, dass in der Anfangsphase des Projekts etwa 50-70 der 320 Stauer des Hafens durch automatisierte Transporteure ersetzt werden sollten, und dass bis zur Fertigstellung des Projekts im Jahr 2019 weitere folgen würden. Bis dahin, so der Hafen, würde die Automatisierung die Containerumschlagskapazität um gut 900.000 TEU pro Jahr auf rund 1,6 Millionen TEU steigern. Doch sieben Jahre später ist das Projekt immer noch nicht abgeschlossen. Stattdessen wurde es durch Verzögerungen und Sicherheitsbedenken beeinträchtigt und hat der Produktivität des Hafens sogar geschadet. Im November 2020 verlor einer der neuen automatisierten Portalhubwagen die Kontrolle und prallte gegen einen Stapel anderer. Im Juni 2021 lief ein weiteres Gerät aufgrund eines Softwareproblems aus dem Ruder und rammte einen Container. Die Hafengesellschaft setzte den Einsatz der Maschinen vorübergehend aus, bis eine Sicherheitsüberprüfung abgeschlossen ist. Es heißt, dass die Träger aufgrund von Softwarefehlern regelmäßig außer Betrieb genommen werden.
    Jeder Träger wiegt 70 Tonnen im unbeladenen Zustand und über 100 Tonnen insgesamt, wenn er eine volle Containerbox transportiert. Sie bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von über 22 Stundenkilometern über den Kai – eine Gewichtskraft, die einen Menschen leicht umbringen kann. (…)
    Der nationale MUNZ-Sekretär Craig Harrison dankte heute der ITF und der internationalen Solidarität der Hafenarbeitergewerkschaften auf der ganzen Welt, die seiner Meinung nach entscheidend dazu beigetragen haben, den Vorstand zu beeinflussen, die Automatisierung des Terminals einzustellen. ‚Sobald die Geschäftsführung ihre Pläne bekannt gab, wandten wir uns an Paddy Crumlin und die ITF-Sektion Häfen. Innerhalb weniger Wochen hatte Paddy Crumlin eine Delegation seiner Automatisierungs-Taskforce zu einem Treffen mit der Regierung und den großen Unternehmen entsandt‘, so Harrison. ‚Alles, was sie angekündigt hatten, ist auch eingetreten. Wir hatten sie gewarnt, dass es keine höhere Produktivität geben würde. Wir hatten Recht. Wir haben gesagt, dass die Kosten für Importeure und Exporteure steigen werden. Wir hatten Recht.‘ ‚Das Management hat diese Fakten ignoriert. Uns war damals klar, dass es ihnen nicht darum ging, die Produktivität zu steigern, sondern die organisierte Arbeiterschaft aus dem Hafengebiet zu vertreiben‘, so Harrison. (…) ‚Der Hafen hat sieben Jahre gebraucht, um zu erkennen, dass dieses Projekt nie zweckmäßig war. Das Traurige ist, dass die Steuerzahler:innen von Auckland nicht zig Millionen Dollar verloren hätten, wenn sie auf uns und die ITF gehört hätten. Unsere Gemeinde hätte mit diesem Geld eine neue Bibliothek bauen können, einen Park für die Kinder, oder die Züge reparieren können‘, schloss Harrison.“
    Pressemitteilung der ITF vom 9. Juni 2022 externer Link (engl.)
  • Siehe auch die Maritime Union of New Zealand externer Link und deren Stellungnahme vom 8.6.2022 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=201756
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