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Myanmar: „Die Welt schaut weiter zu. Das Regime mordet weiter.“ Erste Hinrichtungen seit Jahrzehnten
„Seit dem Militärputsch in Myanmar sind eineinhalb Jahre vergangen. Die Junta begeht immer neue Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Die UN haben fast 1,12 Millionen Binnenflüchtlinge in dem Land registriert. Und die Weltgemeinschaft ist mitverantwortlich für die Eskalation. Der Tod aus der Luft ist in Myanmar Alltag geworden: Die Militärjunta lässt Dörfer, Straßen und Felder bombardieren. Zivilistinnen und Zivilisten werden getötet oder flüchten zu Tausenden. Andere Dörfer beschießt das Regime mit Granaten oder erschießt die Bewohner (…) Berichte über brutale Vergeltungsaktionen des Militärs gibt es aus allen Teilen des Landes. (…) Für einen internationalen Aufschrei sorgte die erste Hinrichtung seit Jahrzehnten am vergangenen Montag. Die Junta ließ die Todesurteile gegen vier Männer vollstrecken, darunter waren der frühere Parlamentsabgeordnete und Hip-Hop-Künstler Phyo Zeya Thaw (41) sowie der prominenten Demokratieaktivist Kyaw Min Yu (53), bekannt unter dem Namen „Ko Jimmy“…“ Beitrag von Nicola Glass vom 28.07.2022 im Migazin , siehe dazu:
- Myanmar: Amnesty International wirft Militärjunta systematische Folter vor
„Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International lässt die Militärjunta in Myanmar Oppositionelle systematisch foltern und schwer misshandeln. Gängige Praxis seien Schläge mit Gewehrkolben oder Elektrokabeln sowie Tritte, sexuelle Gewalt, Elektroschocks und Morddrohungen, erklärte die Organisation bei der Veröffentlichung eines entsprechenden Berichts. Demnach versuchten die Machthaber, mit den Misshandlungen den Widerstand der Menschen gegen den Putsch vom Februar vergangenen Jahres zu brechen. Amnesty forderte das Militär auf, unverzüglich alle politischen Gefangenen freizulassen. Nach Angaben der myanmarischen Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP wurden seit dem Putsch vor eineinhalb Jahren mindestens 2.138 Menschen ermordet und mehr als 14.900 Personen festgenommen. Gestern verlängerte die Junta den Ausnahmezustand um weitere sechs Monate.“ Meldung vom 2. August 2022 beim Deutschlandfunk zur ai-Pressemitteilung vom 2.8.2022 : Myanmar: Militärbehörden setzen routinemäßig Folter gegen Oppositionelle ein - Myanmar: Militärregime kennt keine Gnade. In Myanmar werden erste Hinrichtungen seit Jahrzehnten durchgeführt
„Wann genau die Hinrichtungen erfolgten, darüber schweigt sich das Regime bisher aus. Da laut Medienberichten aber noch am Freitag Verwandte via Videoschalte mit den Verurteilten sprechen konnten, wird von einem Vollzug der Exekutionen im Laufe des Wochenendes ausgegangen. Es ist das erste Mal seit über drei Jahrzehnten. Obwohl der Schritt nach den Vorankündigungen der zurückliegenden Wochen per se keine Überraschung darstellt, sind viele Menschen dennoch geschockt von dieser weiteren Grenzüberschreitung der Generalsclique um Armeechef Min Aung Hlaing, die sich am 1. Februar 2021 an die Macht geputscht hatte. Zwei Namen der Getöteten sind landesweit gut bekannt. Ko Jimmy (53) gehörte noch zur Generation derer, die am studentisch geprägten Aufstand gegen ein früheres Militärregime ab dem 8. August 1988, der sogenannten 8888-Revolution, beteiligt waren. (…) Ko Phyo Zeya Thaw (41) hatte sich als Rapper mit der 2000 gegründeten Hip-Hop-Band Acid einen Namen gemacht und gehörte 2008 zu den Gründern der von jungen Demokratieaktivist*innen getragenen Organisation Generation Wave. (…) Beide Männer waren dem Regime Ende des Vorjahres in die Hände gefallen. Ko Jimmy und Ko Phyo Zeya Thaw wurden mit zwei weiteren Insassen – Hla Myo Ang und Aung Thura Zaw – im Insein Prison gehenkt. Dabei handelt es sich um Myanmars berüchtigtes Foltergefängnis am Stadtrand der Wirtschaftsmetropole Yangon. Die vier gehörten nach der akribischen Zählung der Gefangenenhilfsorganisation Assistance Association für Political Prisoners Burma (AAPPB) zu den insgesamt 14 847 Menschen, die seit Beginn der Proteste vom Regime festgenommen wurden – davon sitzen 11 759 weiter in Haft, viele inzwischen schon zu langjährigen Strafen verurteilt. Nur gut 3000 sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Die AAPPB nennt in ihrem jüngsten Tagesreport vom 22. Juli auch 2114 durch das Regime Getötete. Bisher waren das Menschen, die in der Regel beim brutalen Vorgehen der Sicherheitskräfte auf Demos erschossen wurden. Nun dürften auch die Hingerichteten in diese Statistik eingehen…“ Artikel von Thomas Berger vom 25. Juli 2022 in neues Deutschland online