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„Faktisch sind wir Sklaven von Nestlé“: Bauern in Mexiko nach Protesten für gerechte Kaffeepreise in Haft

Dossier

SÜDWIND: Deutsche Kaffeeunternehmen müssen Verantwortung übernehmenVier Kaffeebauern und eine ehemalige Gemeindepräsidentin befinden sich seit dem 26. Mai in Veracruz in Untersuchungshaft. Den Anführern der Proteste für bessere Kaffeepreise wird vorgeworfen, den Brand einer Verarbeitungsfabrik von Agroindustrias Unidas de México S.A. (Amsa) angestiftet zu haben. Der Vorfall ereignete sich während mehrtätiger Proteste in Ixhuatlán del Café in der Region Coatepec am 24. Januar 2022, nachdem der den Markt dominierende Kaffeeaufkäufer Amsa die Preise stark senkte (…) Amsa ist Teil von Ecom Traiding, dem weltweit zweitgrößten Kaffeehändler mit Hauptsitz in Pully am Genfersee in der Schweiz. Sechzehn Monate nach dem Geschehen begann die strafrechtliche Verfolgung der Proteste. Haftrichter Oscar Luis Lozada Hernández ordnete ein Jahr Untersuchungshaft an, ohne Entlastungszeug:innen anzuhören…“ Beitrag von Philipp Gerber vom 13. Juni 2023 in amerika21 externer Link und mehr daraus/dazu:

  • [Public Eye-Recherche] Nestlés Dumpingpreise im Kaffee-Paradies Mexiko New
    „Im mexikanischen Chiapas protestierten im Februar dieses Jahres rund 200 verzweifelte Bauern gegen die niedrigen Verkaufspreise für ihren Kaffee. In Tapachula, dem Hauptort der Kaffeeregion Soconusco, verbrannten sie auf den Strassen gefüllte Kaffeesäcke. Vielen Kleinbauernfamilien ging bereits ein halbes Jahr nach der Kaffeeernte das Geld für Essen aus. Infolgedessen leiden die Menschen unter flächendeckender, zum Teil extremer Armut. Viele gerieten in eine Schuldenspirale mit verheerenden Folgen wie unzureichender Gesundheitsversorgung, fehlender Bildungschancen bis hin zu saisonaler Mangelernährung. Auch Kinderarbeit ist auf den zumeist kleinen Farmen ein grosses Problem. Einer Recherche der NGO «Public Eye» externer Link zufolge zahlt der Nahrungsmittelkonzern in der diesjährigen Erntesaison Preise, die real noch niedriger sind als im vergangenen Jahr. Die Preise liegen unter den Produktionskosten. Konkret sagen die Kaffeebauern und -bäuerinnen in Chiapas, sie erhielten von Nestlé weniger als ein Prozent des Verkaufspreises der Nescafé-Produkte. Und das, obwohl die Bauern mit höheren Produktionskosten zu kämpfen haben. Im gleichen Zeitraum stieg der Robusta-Börsenpreis um 50 Prozent. Nestlé in Mexiko verwies die Bäuerinnen und Bauern an die lokalen Zwischenhändler, die aber ebenso in die Ausbeutungsspirale eingebunden sind und über keine Macht verfügen, Preise festzulegen. (…) «Wir leben vom Kaffee, wir haben Familien zu ernähren. Aber mit dem Preis, den uns Nestlé zahlt, geht die Rechnung nicht auf», klagen die Bauern. Sie befürchten, dass der Konzern die aggressive Billig-Einkaufspolitik noch verschärfen werde. Auch weltweit leben die Kaffeebäuerinnen und -bauern zum Teil in extremer Armut mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag. In einer Petition fordern sie, dass Nestlé ihnen endlich faire, kostendeckende Mindestpreise bezahlt.(…) Der Konzern garantiere keine Mindestpreise, biete aber «die wettbewerbsfähigsten Preise auf einem offenen Markt» sowie «je nach Herkunft und geforderter Qualität» einen «Aufschlag für Kaffee aus verantwortungsvollen Quellen», schreibt Nestlé in einer Vorab-Stellungnahme zur Public-Eye-Recherche. (…) Die kürzlich verabschiedete EU-Richtlinie zur Konzernverantwortung sieht vor, dass Unternehmen im Rahmen ihrer Sorgfaltspflichten das Recht auf existenzsichernde Einkommen respektieren müssen. Public Eye fordert, dass die Schweiz bei Annahme des EU-Konzernverantwortungsgesetzes Gesetzeslücken schliesst. Sie muss darauf achten, dass Regeln zur Achtung der Menschen- und Umweltrechte durch Konzerne durchgesetzt werden. Unternehmen wie Nestlé müssten im Rahmen ihrer Sorgfaltspflichten das Recht auf existenzsichernde Einkommen respektieren. (…) Der Nahrungsmittelriese Nestlé wies im Jahr 2023 einen Gewinn von 11,2 Milliarden Franken aus. (…) Seit über zehn Jahren verspricht Nestlé mit seiner Marketing-Initiative Nescafé-Plan den Kaffee-Produzenten faires Einkommen. Die Versprechen hält Nestlé nicht ein.“ Beitrag von Susanne Aigner vom 11. Juni 2024 bei InfoSperber.ch externer Link
  • Brennende Kaffeesäcke in Chiapas: Erneut protestieren verzweifelte Bauern in Mexiko gegen Nestlés tiefe Einkaufspreise: „Wir sind Sklaven von Nestlé“
    Nestlé ist die Nummer 1 im globalen Kaffeegeschäft. Auch ethisch will der Schweizer Konzern Branchenführer sein: Ab 2025, so das Versprechen, soll sein Kaffee zu 100 Prozent aus „verantwortungsvoller“ Produktion stammen. Insbesondere für seinen Pulverkaffee verfolgt Nestlé jedoch eine rücksichtslose Einkaufspolitik. Den Preis dafür zahlen die Bäuerinnen und Bauern, wie sich bei unserer Recherche in Chiapas, Mexiko, zeigte. Kaum angekommen, fanden wir uns mitten in wütenden Protesten gegen Nestlé wieder…“ Beitrag von Florian Blumer, Carla Hoinkes und Mariana Morales am 23.04.2024 in Amerika21 externer Link („Mexiko: Brennende Kaffeesäcke in Chiapas“), es handelt sich um eine Recherche von Public Eye, siehe:

    • Brennende Kaffeesäcke in Chiapas: Verzweifelte Bauern protestieren gegen Nestlés tiefe Einkaufspreise
      Der Nescafé-Plan verspricht Kaffee-Produzent*innen seit 2010 mehr Einkommen und ein besseres Leben, auch in Mexiko. Doch unsere Feldrecherchen im Bundesstaat Chiapas zeigen, dass an diesem Nachhaltigkeitsprojekt beteiligte Bauernfamilien nicht über die Runden kommen und sich von Nestlé betrogen fühlen. Ihr Hauptvorwurf: Der Schweizer Branchenführer zahlt seit Jahren Preise, die kaum ihre Produktionskosten decken. Deshalb brennen in der Kaffeeregion Soconusco jetzt Nescafé-Säcke…“ Beitrag vom 28. März 2024 bei publiceye.ch externer Link
  • Bauern in Mexiko nach Protesten für gerechte Kaffeepreise in Haft
    Weiter aus dem Beitrag von Philipp Gerber vom 13. Juni 2023 in amerika21 externer Link: „… Die Angehörigen von Cirio Ruiz González, Präsident des Regionalen Kaffeerats, von Viridiana Bretón, Journalistin und ehemalige Gemeindepräsidentin von Ixhuatlán del Café, sowie von Crisanto Valiente, Minervo Cantor und Abraham Cabal und die Dachorganisation der Kooperativen der Kaffeebauern (Coordinadora Nacional de Organizaciones Cafetaleras, Cnoc) protestieren gegen diverse Unregelmäßigkeiten im Verfahren, darunter die Misshandlung von Familienangehörigen und Aktivist:innen während der Verhaftung. Die dünnen Beweise der Anklage sind Porträts der fünf Angeklagten aus einem Facebook-Video, aufgenommen auf einer friedlichen Protestkundgebung, sowie eine Zeugenaussage. Zwei der Bauern seien zum Zeitpunkt der Ereignisse nachweislich in anderen Ortschaften gewesen, doch der Haftrichter ignoriere diese Entlastungsbeweise, so die Verteidigung. In diesem Fall würden Bauern und Bäuerinnen kriminalisiert, weil sie gerechte Preise forderten, kritisiert Fernando Celis Callejas, langjähriger Berater der Cnoc, der mehrere Dutzend Kaffeekooperativen repräsentiert. (…) Eine baldige Freilassung der Angeklagten ist für deren Familen auch dringlich, weil sie um deren Sicherheit fürchten. Die fünf sitzen im Hochsicherheitsgefängnis La Toma in Amatlán de los Reyes ein, zusammen mit Gefangenen aus der organisierten Kriminalität. Ein erster Schritt ist den Anwälten nach dreiwöchigen Protesten gelungen: Dem laut Verteidigung korrupten Untersuchungsrichter wurde der Fall entzogen.“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=212522
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