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Neben der Armee schickt die Regierung der Türkei syrische Söldner in den Bürgerkrieg in Libyen. Wo auch schon welche aus dem Sudan sind. Und aus Russland und…

[FragDenStaat] Frontex übergeht EU-Parlament und treibt Geld von uns ein„… Die Türkei will sich wie Großbritannien, Frankreich, Saudi-Arabien, Russland, USA und andere Akteure den Zugang zu Öl- und Gasquellen sichern und somit auch ihren Einfluss auf dieses Land vergrößern, das sehr reich an natürlichen Ressourcen ist. Eigentlich ist es ein kolonialer Kampf um Ressourcen. Ich würde das als eine Besetzung Libyens durch die Türkei bezeichnen. Im September 2011 ist Erdoğan nach Ägypten und Libyen gereist. Damals befand sich Gaddafi noch auf der Flucht und wurde gesucht. Erdoğan hatte durch Kontakte zur Muslimbruderschaft Verbindungen in Libyen. Dort sagte er damals: “Wir haben es nicht wie der Westen auf die Bodenschätze abgesehen.“ Doch seine Delegation bestand aus zahlreichen Geschäftsleuten und auch der Minister für Energie und Rohstoffe sowie der Handelsminister waren dabei. Auch wenn die Türkei etwas anderes behauptet, versucht sie den westlichen Weg einzuschlagen. Sie ist genauso schuldig oder unschuldig wie die anderen Akteure. Doch während andere Länder gut damit zurechtkommen, mit beiden Seiten der gespaltenen Regierung die Beziehungen aufrechtzuerhalten, steht die Türkei der islamischen Seite näher und unterstützt die Regierung von Fajis al-Sarradsch. Wir sehen hier eine Version des neoosmanischen Traumes, gestützt durch die Glaubensgenossenschaft...“ so antwortet Hakan Güneş auf eine Frage von ALI ÇELIKKAN in dem Gespräch „Was erwartet die Türkei in Libyen?“ am 06. Januar 2020 in der taz gazete externer Link über die neuesten kriegerischen Unternehmungen des AKP-Regimes. Siehe dazu drei weitere aktuelle Beiträge zur Frage wer da wie mit welchen Interessen aktiv ist (und wen hinschickt) sowie zur Frage des Beitrags der BRD zur Anerkennung einer Regierung durch die UNO und einen Hintergrundartikel zur Geschichte Libyens und seiner Lager gegen Menschen aus Afrika:

  • „Türkische Truppen in Libyen“ am 07. Januar 2020 in der jungen welt externer Link meldet unter anderem: „… Die türkischen Streitkräfte würden dort Koordinierungsaufgaben in einer »Operationszentrale« übernehmen, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan Sonntag abend in einem TV-Interview. Laut Erdogan sei es nicht Ziel, zu »kämpfen oder einen Krieg (zu) führen«. Weiter führte er jedoch aus: »Als Kampftruppen werden wir dort andere Teams haben.« Er ließ offen, wen er damit meinte. Erdogan sagte lediglich, dass diese nicht aus türkischen Soldaten bestehen würden. Dabei könnte es sich um mit der Türkei verbündete Dschihadisten aus Syrien handeln, die sich laut Beobachtern in Libyen aufhalten. Ankara unterstützt die UN-gestützte Regierung von Fajis Al-Sarradsch, deren Kontrolle sich auf Tripolis beschränkt und vom Warlord Khalifa Haftar herausgefordert wird, der im April vergangenen Jahres mit seiner »Libyschen Nationalarmee« eine Offensive auf die Hauptstadt Libyens begonnen hatte. Al-Sarradsch erhält neben der Türkei Unterstützung aus Katar und Italien, Haftar wiederum aus Ägypten, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Russland, Frankreich und laut UNO aus Jordanien...“
  • „Erdogan will demnächst Truppen nach Libyen entsenden. Seine syrischen Söldner sind offenbar bereits vor Ort“ von Inga Rogg am 30. Dezember 2019 in der NZZ online externer Link zu verschiedenen aktiven Kräften im libyschen Bürgerkrieg: „… Nach Angaben der in Genf ansässigen Menschenrechtsorganisation Euro-Mediterranean Human Rights Monitor erhielten Haftars Einheiten diesen Monat Verstärkung durch Hunderte von Söldnern aus dem Sudan. Inzwischen kämpften fast 3000 Sudanesen auf der Seite des Kriegsfürsten, erklärte die Organisation vor wenigen Tagen. Darüber hinaus wird Haftar von Söldnern der berüchtigten russischen Wagner-Gruppe unterstützt, wie am Wochenende aufgetauchte Videoaufnahmen zeigen. Nun will sich die Türkei, die die belagerte Regierung von Fayez al-Sarraj unterstützt, ebenfalls in den Krieg einmischen. Ende November unterzeichneten der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Sarraj ein Abkommen über Militärhilfe. Dabei hat es Erdogan eilig. Eine ursprünglich für kommende Woche geplante Parlamentsabstimmung über den Militäreinsatz in Libyen soll bereits am Donnerstag stattfinden. Am Montag legte die Regierung dem Parlament die entsprechende Vorlage vor. Zuvor hatte Aussenminister Mevlüt Cavusoglu die Oppositionsparteien informiert, unter denen es erheblichen Widerstand gegen den geplanten Militäreinsatz gibt. Dabei will die Türkei – wie die Emirate und Ägypten – ausländische Söldner an die Fronten in dem nordafrikanischen Bürgerkriegsland entsenden. Nach übereinstimmenden Berichten von Beobachtern und Kämpfern hat die türkische Armee mit der Rekrutierung von Syrern begonnen, die in den letzten Jahren im syrischen Bürgerkrieg an der Seite der Türkei kämpften. Eine erste Vorhut traf am Wochenende in Tripolis ein…“
  • „In der Zuschauerrolle“ am 08. Januar 2020 bei German Foreign Policy externer Link zur Rolle der BRD in Libyen unter anderem: „Die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr einen neuen Anlauf gestartet, ihren Einfluss auf Libyen zu stärken. Ein früherer Versuch aus den Jahren 2015 und 2016 war umfassend gescheitert. Berlin war es damals gelungen, den deutschen Diplomaten Martin Kobler auf den Posten des UN-Sondergesandten für Libyen zu hieven. Kobler, der das Amt am 4. November 2015 übernahm, setzte umgehend die Bildung einer „Einheitsregierung“ in Tripolis durch, an deren Spitze am 15. März 2016 Ministerpräsident Fayez al Sarraj trat. Sarrajs Macht ist bis heute überaus begrenzt; anfänglich kontrollierte er kaum mehr als einige Hafengebäude. Berlin störte sich nicht daran; den westlichen Mächten sei es vor allem darum gegangen, als formellen Ansprechpartner über eine „Einheitsregierung“ in Tripolis zu verfügen, die „international anerkannt“ werde, konstatierte etwa der Libyen-Experte Wolfram Lacher von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Das galt als notwendig, um sich die Legitimation für den Krieg gegen damalige IS-Stützpunkte in Libyen sowie für Maßnahmen zur Flüchtlingsabwehr in Libyen zu verschaffen. Dass Al Sarraj und die „Einheitsregierung“ weitgehend machtlos waren und bald zur leichten Beute von Milizen wurden, nahm Berlin in Kauf. Lacher stellte im Mai 2018 lapidar fest: „Westliche Regierungen und die VN sind für die Lage in Tripolis mitverantwortlich.“…“
  • „Die Libyer!“ von Daniel Gerlach und Robert Chatterjee am 10. Dezember 2019 in Zenith externer Link war ein Essay über das Land, in dem auch eine Reihe historischer Hintergründe für die heutige Situation angeführt werden, so etwa: „… Bevor Mitte des 20. Jahrhunderts der Ölreichtum zu einer gewaltigen wirtschaftlichen und demografischen Entwicklung führte, hatten die Regionen Libyens lange Zeit unter wirtschaftlichem Niedergang zu leiden. Speziell die Cyrenaika hatte über Jahrhunderte vom Trans-Sahara-Handel profitiert, insbesondere dem Geschäft mit afrikanischen Sklaven für die Provinzen des Osmanischen Reiches. Erinnerungen und Reminiszenzen an dieses eher finstere Kapitel in der Geschichte Libyens werden geweckt, wenn in den Nachrichten heute über Internierungslager berichtet wird, in denen afrikanische Migranten unter würdelosen Umständen gehalten, misshandelt und zum Teil sogar auf regelrechten Sklavenmärkten mehr oder weniger öffentlich feilgeboten werden. Und es finden sich sogar Versuche, diese Geschäfte als kompatibel mit der Scharia zu legitimieren, zumal ja Generationen frommer Libyer davon gelebt hatten. Vieles von dem, was landläufig als »typisch libysch«, weil präkolonial galt, war in Wahrheit ebenfalls die Folge von Migration: Etwa die Senusiyah, ein mächtiger Sufi-Orden, der auf Sidi Muhammad Al-Senusi (1787–1859) zurückgeht, dessen Familie eigentlich von der Arabischen Halbinsel stammte. Wie andere Sufi-Orden in Nordafrika nahm die Senusiyah die Gestalt eines regelrechten Syndikats an: ein Wirtschafts-Netzwerk, das zwar einigermaßen hierarchisch gegliedert war, aber doch dem Umstand Rechnung trug, dass ein lokaler Verwalter angesichts der großen Distanzen autonom handeln können muss. Meist in oder in der Nähe von Oasen unterhielt das Senusiyah-Netzwerk zahlreiche Karawansereien, zawiya genannt, die mehrere Zwecke erfüllten: Gasthof, Gebetsstätte und Zentrum religiöser Unterweisung, Markplatz für Proviant und Handelswaren und Schiedsgerichtshof, wo man nicht nur Lokalpolitik gestaltete…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=160308
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