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Militante Proteste im Libanon fortgesetzt: Die Reaktion verbreitet Morddrohungen
„… In Beirut ist es am Samstagmittag zu den ersten großen Protesten gegen Libanons Regierung seit dem Ausbruch des Coronavirus und von der Regierung im März erlassenen Ausgangssperren gekommen. Einige Protestierende zündeten ein Polizei-Motorrad und ein Luxushotel an, dessen Markise brannte. Die Polizei vertrieb die Menschen mit Tränengas aus der Innenstadt. Nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes wurden 48 Menschen verletzt, von denen elf im Krankenhaus behandelt wurden. Die Atmosphäre rund um den Märtyrerplatz war zunächst friedlich. Ein Straßenhändler verkaufte Maiskolben, die säkulare Partei Sabaa spielte von einer Bühne aus Musik. Auch wenn der Libanon seit Februar eine neue Regierung mit Technokrat:innen hat, bekräftigten viele Menschen ihre Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und dem Rücktritt der politischen Elite zu erneuern. „Ich kann nicht atmen, ich will eine neue Regierung“ hatte eine 18-Jährige Demonstrantin auf ihr Plakat geschrieben. „Ich möchte vorgezogene Neuwahlen, die Politiker stehlen unser Geld“, sagte sie der taz. „Wir sind friedlich. Wir kämpfen für unsere Rechte und sind nicht hier, um das Land auf den Kopf zu stellen“, sagte die 40-jährige Sarah Hammoud, die einen rot-weißen Mundschutz mit Aufdruck des Zedernbaumes, das Symbol der libanesischen Flagge, trug. „Aber sie [die Parteianhänger] arbeiten in einem sektiererischen System und dienen nur ihren Anführern.“ Hammoud forderte unter anderem ein neues Wahlrecht. Im Libanon ist die politische Macht nach einem festen Schlüssel zwischen christlichen, schiitischen und sunnitischen Parteien geteilt. Im südlichen Wohnviertel Schiyah kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern schiitischer und christlicher Parteien, bei denen einige in die Luft schossen. Männer kamen mit Schlagstöcken auf die Straße, um ihre Frustration zu entladen. Polizei und Militär trennten die gewaltbereiten Menschen voneinander...“ – aus dem Beitrag „Gegen das korrupte System“ von Julia Neumann am 07. Juni 2020 in der taz online über die fortgesetzten Proteste im Libanon. Siehe dazu auch einen Beitrag über die Reaktionen aus den Kreisen der Herrschenden auf die neuerlichen Proteste und eine ausführliche Bild-Dokumentation über die Auseinandersetzungen mit den Regime-Truppen:
- „Lebanon MP: Protesters outside officials‘ homes should be ’shot’“ von Timour Azhari am 04. Juni 2020 bei Al Jazeera berichtet von der Medienkampagne des Abgeordneten Jamil Sayyed (von einer Hisbollah-Liste) gegen die Demonstrationen – er will Stimmung machen dafür, dass DemonstrantInnen, die sich vor den Häusern oder Wohnungen von Amtsträgern versammeln, erschossen werden. Eine Haltung, die er mit Reaktionären nicht nur in seinem Land teilt – die mit ihrer Politik in die Wohnung vieler Menschen eindringen, aber selbst aufheulen, wenn ihre unverdiente Ruhe gestört wird.
- „Protests and clashes in Downtown Beirut“ von Greg Demarque am 07. Juni 2020 bei Executive ist eine Fotodokumentation der Auseinandersetzungen, die militant wurden, nachdem die Milizen von Hisbollah und Amal versuchten, den Protest anzugreifen und das Regime zu verteidigen – was auch nicht zum ersten Mal geschieht, all jenen zum Trotz, die in ihnen immer noch eine irgendwie progressive Kraft meinen sehen zu müssen…