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Latein- und Zentralamerika

Pandemie: Extreme Armut in Lateinamerika erreicht höchsten Stand seit Jahrzehnten

Hungerschlange in Athen im Dezember 2015 - EU will auch soziales Notprogramm verhindern„Wie eine Studie der Organisation der Vereinten Nationen belegt, hat die extreme Armut in Lateinamerika mit 12,5 Prozent den höchsten Stand in den letzten zwei Jahrzehnten erreicht. Die Entwicklung wird als historischer Rückschlag für die Region bewertet. Die von verschiedenen internationalen Organisationen und Spezialagenturen der Vereinten Nationen durchgeführte Untersuchung ergab, dass in Mexiko 18,3 Prozent, in Honduras 26,1 Prozent und in Ecuador 12,8 Prozent der Bevölkerung ihren Grundbedarf an Nahrungsmitteln nicht mehr decken können. Durch die Pandemie ist diese Zahl im vergangenen Jahr allenthalben stark angewachsen. (…) Wie zu erwarten war, stieg in den meisten Ländern durch diese Notfallpakete die Verschuldung an, zumal zeitgleich die wirtschaftliche Aktivität im Jahr 2020 um 7,7 Prozent abnahm. Die Arbeitslosigkeit, die als einer der Hauptgründe für die Armutsquote gilt, erreichte im vergangenen Jahr 10,7 Prozent. (…) Die Länder mit den höchsten Arbeitslosenquoten seien Argentinien (20,9 Prozent), Kolumbien (21,8 Prozent), Costa Rica (20,1 Prozent) und Peru (39,5 Prozent), so der Bericht weiter. Besonders betroffen seien ärmere Haushalte, da die Menschen dort mehrheitlich einer informellen Beschäftigung nachgingen, die nun weggebrochen sei.“ Meldung von Poonal und Prensa Latina vom 3. Juni 2021 bei amerika21 externer Link und dazu:

  • Corona treibt extreme Armut in Lateinamerika auf höchsten Wert seit 27 Jahren New
    „Die extreme Armut in Lateinamerika ist 2021 mit 86 Millionen betroffenen Menschen auf den höchsten Wert seit 27 Jahren gestiegen. Dies stellt die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik der Vereinten Nationen (Cepal) in ihrem Jahresbericht fest. Als extrem arm gilt nach Definition der Weltbank eine Person, die am Tag weniger als umgerechnet 1,90 US-Dollar zur Verfügung hat. Grund für den Anstieg von 13,1 auf 13,8 Prozent der Bevölkerung ist die Covid-19-Pandemie, die Lateinamerika und die Karibik besonders schwer getroffen hat. Zwar konnte sich die lateinamerikanische Wirtschaft nach einem katastrophalen Einbruch 2020 im vergangenen Jahr wieder etwas erholen, die Ausgaben für die Nottransfers zur Linderung der Krise wurden aber im selben Zeitraum von umgerechnet 89 Milliarden Dollar auf fast die Hälfte reduziert. Da parallel dazu die Ungleichheit zugenommen hat – 2021 stieg der Gini-Index für Lateinamerika um 0,7 Punkte an – verschärft sich die soziale Lage erheblich. Die Entwicklung der Armut bietet wenig Anlass zur Hoffnung. Die Cepal verzeichnet hier zwar einen leichten Rückgang von 33 auf 32,1 Prozent der Bevölkerung. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass damit immer noch 201 Millionen Lateinamerikaner:innen als arm gelten. Die schwierige soziale Lage trifft verwundbare Gruppen besonders. Laut Cepal-Generalsekretärin Alicia Bárcena Ibarra ist der Anteil der Frauen ohne eigenes Einkommen durch die Pandemie gestiegen und die Armutsschere hat sich in ländlichen Gebieten, bei Kindern und bei indigenen Gemeinschaften weiter geöffnet…“ Beitrag David Keck vom 5. Februar 2022 bei amerika21 externer Link
  • Informelle Arbeit und Arbeitslosigkeit in Lateinamerika nehmen zu 
    „… Tagelöhnerei, Akkordarbeit, informelle Arbeit und allenfalls eine Festanstellung mit niedrigen Löhnen und ohne Rechte ist laut einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) der Trend für die Zukunft der Arbeitswelt in Lateinamerika und der Karibik. Bei rund 70 Prozent der in den letzten Monaten geschaffenen Arbeitsplätze handele es sich um informelle Arbeit, so der Bericht. Unterdessen halte die Arbeitslosigkeit und geringere Erwerbsbeteiligung an. Der Bericht mit dem Titel „Beschäftigung und Informalität in Lateinamerika und der Karibik: Eine unzureichende und ungleichmäßige Erholung“ der ILO beschreibt die Besonderheiten des lateinamerikanischen und karibischen Arbeitsmarkts im Zuge der einsetzenden „Rückkehr zur Normalität“ nach Ausbruch der Pandemie. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung gehe eine Mehrzahl schlecht bezahlter Arbeitsplätze ohne Sozialversicherung und Arbeitnehmer:innenschutz einher. Obwohl es sich um einen globalen Prozess handele, seien die mittel- und südamerikanischen Länder weltweit am stärksten von diesem Phänomen betroffen. (…) Roxana Maurizio, Autorin der Studie und ILO-Expertin für Arbeitsökonomie erklärte, dass „bei Frauen ein Rückgang der Erwerbsbeteiligung zu verzeichnen ist, und das, obwohl jahrzehntelang eine zunehmende Eingliederung in die Erwerbsbevölkerung zu verzeichnen war“. Eine derartig niedrige wirtschaftliche Beteiligung von Frauen sei seit mehr als 15 Jahren nicht mehr registriert worden. Der Bericht kommt zu dem Fazit: „Unterschiedliche Geschwindigkeiten bei der Erholung der Beschäftigung in den verschiedenen Arbeitnehmergruppen und zunehmende Ungleichheit und Armut können nicht nur das Wirtschaftswachstum stark einschränken, sondern auch das Ausmaß der sozialen Unruhen in der Region erhöhen“. Beitrag von Poonal vom 3. Dezember 2021 bei amerika21 externer Link – siehe auch die ILO-Studie vom 30.11.21 externer Link : Employment Situation in Latin America and the Caribbean (Number 25): Policies to protect labour relations and hiring subsidies amid the COVID-19 pandemic
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=190576
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