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Mega-Staudamm INGA 3 in der DR Kongo: Wie ein durch massenhaften Widerstand einst verhindertes reaktionäres Projekt jetzt von der BRD wieder belebt werden soll

Jugendproteste in der DR Kongo 2016„… Das Projekt klingt vielversprechend: Ein neues Wasserkraftwerk am mächtigen Kongofluss, Strom für eine ganze Region, grüner Wasserstoff für Deutschland. „Es wird nicht nur viele Arbeitsplätze schaffen, es wird auch mit einem großen Aufkommen zum Staatshaushalt beitragen, höchstwahrscheinlich im Milliardenbereich“, sagt Gernot Wagner, Geschäftsführer des Leipziger Projektentwicklers Evagor, in einem Werbevideo. Auch andere deutsche Firmen sollen Interesse an dem Mammutprojekt haben. Darunter große Namen: Linde, Siemens, der Turbinenhersteller Voith und VN-Gas. Einen prominenten Fürsprecher aus der Politik hat Wagner auch bereits gewonnen: „Ich werbe innerhalb der Bundesregierung für mehr Unterstützung für dieses Projekt“, sagt Günter Nooke, persönlicher Afrikabeauftragter der Bundeskanzlerin, zur DW. „Diese erneuerbare Energiequelle hat einfach ein zu großes und leicht nutzbares Potenzial von 11.000 Megawatt, andere sagen von bis zu 44.000 Megawatt“. (…) Kritiker glauben nicht, dass das funktionieren kann. „Inga-III liegt ja nicht erst seit vorgestern auf dem Tisch der kongolesischen Regierung. Es gibt eine fragwürdige Vorgeschichte“, sagt Gesine Ames. Schon in den 1990er Jahren gab es erste Ideen, das Kraftwerk zu bauen. 2016 zog sich die Weltbank zurück, nachdem Ex-Präsident Kabila das Projekt unter seine Kontrolle stellte und die Zivilgesellschaft und den Privatsektor ausschloss. Später sollte ein chinesisch-europäisches Firmenkonsortium das Projekt bauen, das sich aber zerstritt. Nun also ein neuer deutscher Anlauf? Mit Evagor-Chef Wagner ist ausgerechnet ein früherer kongolesischer Honorarkonsul an Bord, der die Interessen der Kabila-Regierung in Deutschland vertrat…“ – aus der Meldung „Inga-III: Kongolesischer Wasserstoff für Deutschland?“ am 18. Dezember 2020 bei der Deutschen Welle externer Link, aus der auch deutlich wird, wer alles ein Geschäftsinteresse an dem Vertreibungsprojekt hat…  Siehe dazu einen weiteren aktuellen Beitrag und den Link zu einem Papier des Ökumenischen Netzes Zentralafrika über die potenziellen Auswirkungen des Staudamm-Projektes:

  • „Alter Plan für neuen Staudamm am Kongo“ von Bernd Ludermann am 02. Dezember 2020 bei den Welt-Sichten externer Link – mit einem Titel, den man auch hätte umgekehrt formulieren können, hält dazu unter anderem fest: „… Der Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin, Günter Nooke, wirbt gemeinsam mit einer Leipziger Beratungsfirma dafür, den Plan für einen Riesenstaudamm am unteren Kongo voranzutreiben und mit dem Strom daraus auch Wasserstoff für den Export nach Deutschland herzustellen. Darauf weist ein Papier des Ökumenischen Netzwerks Zentralafrika und von Brot für die Welt hin – und es stellt viele Gründe zusammen, die gegen diese Idee sprechen. Einige werden niemanden überraschen, der ein bisschen über Großprojekte und die Demokratische Republik Kongo weiß. So müssen laut dem Papier für den geplanten dritten und bei weitem größten Damm am Kongo einige Zehntausend Menschen umgesiedelt werden, die Umweltschäden sind kaum absehbar und unzureichend geprüft, die Betroffenen oder die Zivilgesellschaft werden kaum beteiligt, die Gefahr von Korruption und starken Kostensteigerungen ist hoch und es würden nur wenige Arbeitsplätze entstehen. Doch auch wirtschaftlich macht das Projekt laut dem Papier keinen Sinn. Weil das nötige Stromnetz im Kongo fehlt, könne das Kraftwerk nur wenig zur Stromversorgung im Kongo selbst beitragen; der eigenen Bevölkerung könne der Kongo günstiger mit Hilfe von Solar- und Windkraft Elektrizität verschaffen. Für den Export sei der Strom zu teuer, und Wasserstoff werde Deutschland günstiger zum Beispiel aus Nordafrika importieren können. Das Papier weist zudem darauf hin, dass das schon fast zwanzig Jahre laufende Großprojekt von Pannen und Skandalen belastet ist; mehrfach sind Partner oder Finanzierer ausgestiegen, darunter 2016 die Weltbank...“
  • „ÖNZ-BfdW-Fact Sheet: Zwangsumsiedlungen und Umweltzerstörung – Megastaudamm INGA 3 in der DR Kongo ist keine Lösung für die deutsche Energiewende“ am 30. November 2020 beim Ökumenischen Netz Zentralafrika externer Link ist ein Positionspapier, in dem unter anderem zur Vorgeschichte des Projekts hervor gehoben wird: „…Die Pläne für den Bau des Mega-Staudamms Inga III sind seit Anfang der Jahrtausendwende im Gespräch. Bereits im Jahr 2004 unterzeichnete die damalige kongolesische Regierung eine Absichtserklärung mit fünf südafrikanischen Ländern über den Bau des Wasserkraftwerks. Im Jahr 2009 kündigte die DR Kongo diese Abmachung und fand in dem ang-lo-australischen Bergbauunternehmen BHP Billiton einen neuen Partner. Doch auch diese Geschäftsbe-ziehung scheiterte. Im Jahr 2013 einigten sich die beiden ehemaligen Präsidenten Joseph Kabila und sein südafrikanischer Amtskollege Jacob Zuma auf die Abnahme von mehr als die Hälfte der geplanten Gesamtleistung von 4,8 GW von Inga III durch Südafrika. Bereits im Jahr 2016 zog sich die Weltbank aufgrund fehlender Machbarkeitsstudien und Vertragsverletzungen seitens der kongolesischen Regie-rung aus der Finanzierung zurück.7Dennoch gab Kabila trotz ungesicherter Finanzierung im Jahr 2018 einem europäisch-chinesischen Konsortium den Zuschlag für das Vorhaben. Die Investor*innen erhöhten die geplante Kapazität auf 11 GW. Doch die Partnerfirmen zerstritten sich und im Januar 2020 zog sich die spanische Firma ACS aus dem Projekt Inga III zurück. Kabilas Nachfolger Präsident Felix Tshisekedi reduzierte die geplante Stromproduktion erneut auf 4,8 GW.7Alleine die Historie dieses umstrittenen Projektes sollte deutsche Investor*innen und Entwicklungsorganisationen alarmieren...“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=183587
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