Statt abbröckeln: Ausweitung des Streiks im kenianischen Gesundheitswesen?

Ein Provinzgouverneur überfällt, samt Schlägerbande, eine Versammlung der Ärztegewerkschaft. Immer neue Meldungen kommen über Krankenschwestern, die trotz der Unterzeichnung eines Tarifvertrages durch ihre Gewerkschaft weiterstreiken. Und jetzt will die Gewerkschaft der Pharmazeuten darüber beschließen, ob sie sich dem Streik anschließen soll. Die Auseinandersetzung im kenianischen Gesundheitswesen hat Anfang Dezember 2016 begonnen und geht seitdem ungebrochen weiter, die Hoffnung der Regierung, der Streik werde mit dem Tarifvertrag mit den Krankenschwestern abbröckeln, hat sich bisher jedenfalls nicht verwirklicht. Eben eher im Gegenteil, trotz aller trommelfeuerartigen Medienpropaganda über böse, privilegierte Ärzte und leidende Patienten und Patientinnen, mit Vorliebe schwangere Frauen (die betreut werden) und alte Menschen. Siehe dazu zwei aktuelle Beiträge und den Twitterkanal der Streikenden:

• „Now pharmacists in Kenya threaten to join doctors‘ strike“ von Jeckonia Otieno am 29. Dezember 2016 im Standard ist ein Bericht über den Beschluss der PSK (Pharmazeutengesellschaft Kenias) keine weiteren Medikamente an Krankenhäuser ohne Ärzte zu liefern – wie es dem Gesetz entspricht. (Und da die eingesetzten Militärärzte als Soldaten gelten…)

• „Bomet Governor Isaac Ruto, Rowdy Youth Storm Doctor’s Union Meeting“ von Geoffrey Rono am 28. Dezember 2016 in Daily Nation ist ein Bericht über den privaten Überfall, den der Gouverneur der Provinz Bomet auf eine Versammlung der Kenya Medical Practitioners, Pharmacists and Dentists‘ Union (KPMDU) organisierte, auf der der gegenwärtig meist verfemte Mann Kenias sprach, der Gewerkschafts-Generalsekretär Ouma Oluga. Bei dem Überfall wurde eine Ärztin schwerer verletzt, mehrere leicht verletzt, die Versammlung aber fortgesetzt, nachdem die Eindringlinge hinaus befördert wurden

• „To gov @IsaacRutoGov, none of your theatrics will stop the implementation of the CBA“ am 28. Dezember 2016 beim Twitterkanal der KMPDU ist eine Dokumentation der Reaktionen der Streikenden auf den Überfall des Gouverneurs. Eingeschüchtert sind sie nicht – und arm an Argumenten über seine ohne seltsame Amtsführung auch nicht

• Siehe dazu auch: „Kenias Krankenhäuser werden bestreikt: Gegen die Politik einer Regierung, die sich nun plötzlich als Anwalt der Patienten darstellt…“ am 09. Dezember 2016 im LabourNet Germany und die seitherige ausführliche Berichterstattung, zuletzt am 29. Dezember 2016: Die Krankenschwesterngewerkschaft Kenias wollte den gemeinsamen Streik mit der Ärztegewerkschaft beenden. Die Krankenschwestern hat man nicht gefragt…