»
Katar »
»
»
Katar »
»

Die WM in Katar kann beginnen: Dafür gestorben sind schon mehr als genug…

Dossier

Kampagne Blatter abwählen Mai 2015„… Der „Guardian“ bezieht sich dabei auf Daten aus Regierungsquellen fünf asiatischer Länder. Demnach sind im Zeitraum von 2011 bis 2020 5.927 Arbeitsmigranten aus Indien, Bangladesch, Nepal und Sri Lanka gestorben. Zudem meldete die pakistanische Botschaft in Katar im gleichen Zeitraum weitere 824 Todesfälle pakistanischer Arbeitnehmer. Die tatsächliche Gesamtzahl der Todesopfer liegt wahrscheinlich höher (…) Nach Angaben des WM-Organistionskomitees in Katar sind auf WM-Baustellen – damit ist ausschließlich der Stadionbau gemeint – im genannten Zeitraum 34 Gastarbeiter ums Leben gekommen. Man sei bei diesen Zahlen transparent und bezweifele andere „irreführende“ Angaben über Todeszahlen auf den WM-Baustellen. Auch der Fußball-Weltverband FIFA bezeichnet die Zahl der Unfälle auf WM Baustellen in Katar als „gering“ im Vergleich zu anderen Großbaustellen in der Welt…“ – aus der Meldung „Tausende tote Gastarbeiter in Katar“ am 23. Februar 2021 bei tagesschau.de externer Link, worin der blanke Zynismus der Antworten von Regierung und Fußballverband zum Himmel schreit: Die paar Toten, nicht wahr… Siehe dazu weitere Informationen:

  • FIFA führt die Welt in Bezug auf Entschädigung für Wanderarbeiter in die Irre New
    Die FIFA kommt ihrer menschenrechtlichen Verantwortung immer noch nicht nach, indem sie sich weigert, Wanderarbeiter und ihre Familien für Missstände bei der Vorbereitung und Durchführung der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar zu entschädigen, so Human Rights Watch, Amnesty International, FairSquare und Equidem heute. Seit Juni 2022, als eine Koalition von Organisationen Abhilfe für Wanderarbeiter forderte, hat sich die FIFA in einer Reihe von Mitteilungen verpflichtet, Wege zu finden, um Wanderarbeiter zu entschädigen, die von Tod, Verletzungen und grassierendem Lohndiebstahl betroffen waren, und ein unabhängiges Zentrum für Wanderarbeiter als Teil eines Vermächtnisprogramms zu unterstützen. Am Vorabend des Turniers gab die FIFA jedoch keinen entsprechenden Plan bekannt und kündigte stattdessen einen neuen „Legacy Fund“ an, der derzeit keine Entschädigung für die Arbeiter vorsieht. FIFA-Präsident Gianni Infantino gab zudem irreführende Kommentare ab, wonach die Arbeitnehmer einfach über einen bestehenden Mechanismus in Katar entschädigt werden können, obwohl dieser Mechanismus in Wirklichkeit nicht dafür eingerichtet ist, Entschädigungen in nennenswertem Umfang im Zusammenhang mit Todesfällen, Verletzungen und historischem Lohndiebstahl zu leisten. Da die Fußballweltmeisterschaft 2022 in die letzte Woche geht, haben die Organisationen die FIFA aufgefordert, den Legacy Fund zur Finanzierung von Entschädigungen für Arbeiter und die Familien der Verstorbenen zu nutzen. „Die ungeheuerliche Schönfärberei der FIFA in Bezug auf schwerwiegende Misshandlungen von Wanderarbeitern in Katar ist sowohl eine weltweite Peinlichkeit als auch eine unheilvolle Taktik, um sich ihrer menschenrechtlichen Verantwortung zu entziehen, Tausende von Arbeitern, die misshandelt wurden, und die Familien derer, die gestorben sind, um diese Weltmeisterschaft zu ermöglichen, zu entschädigen“, sagte Tirana Hassan, geschäftsführende Direktorin von Human Rights Watch. „Die FIFA kassiert weiterhin Milliarden von Dollar an Einnahmen, weigert sich aber, den Familien der getöteten Wanderarbeiter oder den um ihren Lohn betrogenen Arbeitern auch nur einen Cent zu zahlen.“…“ engl. Meldung vom 12.12.2022 bei Human Rights Watch externer Link (maschinenübersetzt) – auf deren Homepage externer Link weitere aktuelle Bilanzen, so z.B.:

    • Die „beste Weltmeisterschaft aller Zeiten“ der FIFA ging zu Lasten von Wanderarbeitern
      Der Chef des Weltfußballs behauptet, die Rechte zu verteidigen, bietet aber immer noch keine Abhilfe an…“ engl. Artikel von Minky Worden vom 16.12.2022 externer Link
  • Fußball-WM in Katar: Die Qual der Zahl. Warum wir über die WM-Toten nicht viel wissen und das der eigentliche Skandal ist 
    „Die WM in Katar wurde noch nicht angepfiffen, da ging bereits das Balancieren mit großen Zahlen los. Leider ging es nicht um Trefferquoten und Tordifferenzen, sondern um Tote. Wie viele Menschen sind für die WM gestorben? Das scheint die Gretchenfrage sowohl der Kritiker*innen als auch der Befürworter*innen der WM geworden zu sein. Je höher die Zahl ausfällt, desto gerechtfertigter scheint der Protest, je niedriger, desto legitimer die große WM-Party. Das ist zynisch, denn jedes Menschenleben, das in einem reichen, entwickelten Staat wie Katar sein Ende findet, obwohl der Mensch, der es gelebt hat, jung und gesund war, ist eins zu viel. Um die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen an Arbeitsmigrant*innen in Katar wieder in den Mittelpunkt der Diskussion zu rücken, hier der Versuch, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Sind es nun 15.021, 6.500, 40 oder gar nur drei WM-Tote? Die Zahlen unterscheiden sich auf den ersten Blick stark, doch wenn man genau hinschaut, widersprechen sie sich nicht – sie sind nur Teil eines Puzzles, das, wenn man es zusammenfügt, nicht an Schrecken verliert. 15.021 – das sind die Arbeitsmigrant*innen, die in Katar zwischen 2010 und 2019, also innerhalb von zehn Jahren nach WM-Vergabe, gestorben sind. Diese Zahl ist von der katarischen Regierung, und sie sagt erstmal nichts aus darüber, ob die Menschen bei der Arbeit gestorben sind, und wenn ja, ob diese Arbeit im Zusammenhang mit der WM stand. 6.500 Tote – diese Zahl älteren Datums stammt vom Guardian, der bei einigen – nicht allen – Entsendeländern nachfragte, wie viele eigene Staatsbürger*innen in Katar sie betrauerten. Wieder sind Nicht-Kataris seit 2010 gemeint, wieder bezieht sich die Zahl weder auf die WM noch auf die Arbeitsbedingungen. Die jüngste Zahl 40 stammt von der FIFA, sie bezieht sich auf die an WM-Projekten gestorbenen Migrant*innen – und damit meint die FIFA nur die WM-Stadien, Trainingsstätten und akkreditierten Hotels. Davon seien aber nur drei in Zusammenhang mit der Arbeit gestorben, behauptet der Weltfußballverband. Während man sich nun fragt, ob es drei, 40, 6.500 oder 15.021 Tote waren, bleibt der wahre Skandal außer Acht. Denn warum wissen wir diese Zahl nicht? Weil es sie nicht gibt. Und warum gibt es sie nicht? Weil es Katar, einem sehr reichen Land mit gutem Gesundheitswesen anscheinend egal ist, diese Todesfälle gründlich zu untersuchen, und die Verantwortlichen stattdessen als Todesursache oft pauschal „Herzversagen“ angeben…“ Beitrag von Ellen Wesemüller vom 21. November 2022 bei Amnesty International Deutschland externer Link
  • Wie Katar seine toten Gastarbeiter leugnet – und welche Rolle Europa dabei spielt 
    Millionen Gastarbeiter haben Stadien und hypermoderne Infrastruktur in Katar gebaut, Tausende starben. Macht die Austragung der WM dennoch Sinn? Ein Versuch, die PR-Nebel der Fifa zu lichten (…) Ende Jänner saß Fifa-Präsident Gianni Infantino im EU-Parlament und hielt trotzig drei Finger in die Höhe: So viele Arbeiter seien auf WM-Baustellen gestorben. Das ist auch die Losung des für die Organisation zuständigen Supreme Committee. Wie Infantino auf diese Zahl kommt? Trick Nummer eins ist, nur vom Supreme Committee (SC) selbst angestellte Arbeiter zu zählen. Das waren auf dem Gipfel der Bautätigkeit zwei Prozent der im Land tätigen Gastarbeiter. Wer glaubt, dass nur dieser winzige Bruchteil des katarischen Bauwahns auf die WM zurückzuführen sei, führt eine Teilzeitbeziehung mit der Realität. Amnesty International berichtete gar von Fassadenarbeitern eines WM-Stadions, die aus dem Raster fielen. So kamen nur wenige der WM-Arbeiter in den Genuss der tatsächlich meist besseren Arbeitsbedingungen unter SC-Ägide. Ebenso kreativ ist die Definition von Arbeitsunfällen. Ereilt einen Bauarbeiter in seiner Pause der Hitzschlag, gilt das nicht als Arbeitsunfall. Erleidet ein 25-Jähriger auf dem Heimweg von der Arbeit einen Herzinfarkt, so hat das mit seiner Arbeit offiziell nichts zu tun. Menschenrechtsorganisationen berichten von Fällen, bei denen Arbeiter in Uniform an „natürlichen Ursachen“ gestorben sein sollen. 69 Prozent der vom Guardian gezählten Todesfälle wurden so erklärt, fast immer ohne Autopsie und genaue Diagnose. Für die Hinterbliebenen bedeutet das, dass sie um Entschädigungszahlungen umfallen – und dass sie nie erfahren werden, woran ihr Vater, Sohn oder Bruder gestorben ist. In die Grabsteine muss man auch Namen von Arbeitern meißeln, die nicht direkt auf einer Baustelle starben. Sie starben an Überarbeitung, Hitze, Stress, fehlender Gesundheitsversorgung, Unfällen auf dem Weg zur Baustelle. (…) Die Profiteure und Lohndumper sind freilich nicht nur katarische Firmen. „Es gibt die Wahrnehmung, dass internationale Unternehmen höhere Standards als die lokalen Firmen haben und sich mehr um Arbeiterrechte kümmern. Das ist in der Realität aber nicht der Fall“, sagt Max Tuñón, Chef des Büros der International Labor Union in Doha, auf STANDARD-Nachfrage. Ein Beispiel: Unternehmen können auf freiwilliger Basis sogenannte „Workers’ Committees“ einführen, quasi einen Betriebsrat light. „Wir haben viele internationale Unternehmen gebeten, solche Komitees einzuführen – neun von zehn Mal hören wir nichts mehr von ihnen. Das sind Unternehmen, die in ihren Heimatländern solche Organisationen haben, sie den Arbeitern hier aber nicht gestatten“, sagt Tuñón. Auf Katars Baustellen arbeiten praktisch keine Frauen, doch Gastarbeiterinnen gibt es sehr wohl – und vielen von ihnen geht es noch schlechter als den Männern. Private Hausangestellte und Dienstmädchen werden am Golf oft wie Sklavinnen behandelt. (…) Immer mehr Arbeiter beklagen sich, weit vor dem Ende ihres Vertrages heimgeschickt worden zu sein. Ihnen wird auch das 2018 eingeführte Beschwerde- und Streitschlichtungssystem nicht helfen, denn darauf haben Arbeiter nur aus dem Inland Zugriff. Ein symptomatisches Beispiel für die Reformen, deren sich Katars Verantwortungsträger brüsten: womöglich gut gemeint, aber nur teilweise effektiv. (…) Katarer erinnern West- und Mitteleuropäer an dieser Stelle gerne daran, dass diese das Leid einfach nur besser auslagern. Statt beim Bau von Fußballstadien leiden Arbeiterinnen aus Bangladesch beim Nähen von Billig-T-Shirts. Dass Katar trotz aller Qualen für viele Arbeiterinnen und Arbeiter die beste Option ist, liegt an den ähnlich schlechten Arbeitsbedingungen und noch niedrigeren Löhnen in Südasien – an diesen Zuständen sind auch westliche Unternehmen schuld. Nur zur Erinnerung: Das EU-Lieferkettengesetz ist derzeit noch ein Luftschloss…“ Artikel von Martin Schauhuber vom 12. November 2022 in derstandard.at externer Link
  • [Immer noch aktuelle Petition] Lasst FIFA nicht von Missbrauch profitieren! 
    Stellen Sie sich vor, Sie wären so verzweifelt auf der Suche nach Arbeit, dass Sie Ihre Familie zurücklassen, um in einem dreckigen Zeltlager zu leben und in der Wüstenhitze für nur 1 Euro pro Stunde zu schuften. Dann sterben Sie, ganz allein, und Ihre Familie erhält nichts. Stellen Sie sich vor, dass diejenigen, die Sie wie ein Sklave behandelten, Milliarden scheffeln, während Ihre Hinterbliebenen immer tiefer in die Armut abrutschen. Die FIFA beschloss, das despotische Regime von Katar mit der Organisation der Weltmeisterschaft zu beauftragen, und seitdem sind Berichten zufolge mehr als 6.500 verzweifelte und wehrlose Arbeitsmigrant:innen gestorben. Das sind 39 moderne Sklaven, die für jedes voraussichtliche Tor gestorben sind. Die FIFA wird jetzt gedrängt, 440 Millionen Dollar für diese Arbeiter zur Verfügung zu stellen — derselbe Betrag, der an die teilnehmenden Mannschaften vergeben wird. Menschenrechtsgruppen, Fußballer und sogar einige der Top-Sponsoren der Weltmeisterschaft unterstützen diese Forderung. Doch da es noch weniger als zwei Wochen bis zum Anpfiff sind, müssen wir diesen Aufruf unbedingt verstärken, um die FIFA dazu aufzufordern, das Richtige zu tun. Unterschreiben Sie jetzt und wir übermitteln Ihre Stimmen direkt an die FIFA.“ Avaaz-Petition vom 23. September 2022 externer Link, siehe auch #PayUpFIFA #MakeInfantinoPay​
  • Fußball-WM der Schande in Katar: 3 Tote für jede Spielminute der WM! 
    Innenministerin Faeser kritisierte die massiven Menschenrechts- und Arbeitnehmerrechtsverletzungen im Rahmen der Vorbereitung und Durchführung der diesjährigen Fussball WM in Katar. Die Golf Staaten reagierten verstimmt und verbaten sich Kritik an ihren Menschenrechtsverletzungen und der Missachtung internationaler Mindeststandards für Arbeitnehmer als Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten. Katar, auserkoren als neuer wichtiger Garant für Energiesicherheit, drohte sogar mit der Revision der jüngst zugesagten Gaslieferungen. So weit so schlecht die neue deklarierte bundesdeutsche Energieunabhängigkeit, die durch die Aufkündigung der Abhängigkeiten von russischen fossilen Energien – frei von Menschen- und Völkerechtsverletzungen – entstehen soll. Auch wenn positiv ist, dass viele Fragen vor und bei Faesers Besuch in Katar offen thematisiert wurden. Der Protest aus dem Westen ist anders als bei Russland ein Protest auf Samtpfoten und ein weiteres Bespiel unsäglicher Doppelmoral. Statt Sanktionen bemüht man sich sogar, die Geschäfte miteinander weiter auszubauen. Die jahrelangen völkerrechtswidrigen Kriegshandlungen im Jemen werden ausgeklammert, ja sogar Waffen an agressive Kriegsparteien weiter geliefert. Was die Rechte der geschundenen und misshandelten Arbeitnehmer und Entschädigungen für Angehörige der 15 000 Toten betrifft, bleibt es bei den seit Jahren unverbindlichen und in der Praxis nicht durchgesetzten Zusagen . Lediglich für Fussballtouristen konnte Faeser konkrete Sicherheiten aushandeln, so dass diese zum Beispiel nicht bei “falscher sexueller Orientierung” während der WM statt im Stadium im Knast landen. Und Spieler dürfen wohl jetzt die Regenbogenfarben am Arm tragen. Zuschauer, Spieler und Menschenrechtssymbolik werden ja schließlich für ein erfolgreiches profitables Fussballspektakel benötigt…“ Artikel von Peter Vlatten vom 2. November 2022 beim Forum Gewerkschaftliche Linke in Berlin externer Link
  • Im Sarg zurück in die Heimat. Das Schicksal des nepalesischen Arbeiters Rupchandra Rumba ist ein erschütterndes Beispiel für das tödliche System auf den Baustellen der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar 
    Denkt Nirmala Pakhrin an die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, wird sie traurig. Ihr Mann Rupchandra Rumba war Gerüstbauer auf der Baustelle des unter der heißen Sonne schimmernden Education City Stadions unweit der Hauptstadt Doha. Per Videoanruf habe er es ihr immer wieder gezeigt. »Er sagte mir, dass Leute aus der ganzen Welt in dem Stadion spielen würden«, erzählt Nirmala der Deutschen Presse-Agentur in Nepal. »Er musste auf hohe Gerüststangen klettern, und er sagte, dass ihm das manchmal Angst machte.« Am 23. Juni 2019 starb Rupchandra Rumba – an einem Herzinfarkt. Der Nepalese steht in jener vom WM-Organisationskomitee veröffentlichten Statistik der »Non-Work-Related Deaths«, der Todesfälle, die laut diesen Angaben nicht unmittelbar im Zusammenhang mit der Arbeit auf den Stadionbaustellen stünden. 37 Namen sind auf dieser Liste zu finden. Das Emirat weist Kritik und Berichte über Tausende Tote auf den Baustellen Katars seit Jahren vehement zurück. (…)
    Nirmala sagt, dass es ihrem Mann noch kurz vor seinem Tod gesundheitlich gut zu gehen schien. Doch dann starb er plötzlich in der Nacht in seinem Stockbett in einer einfachen Unterkunft für Baustellenarbeiter. Die Zimmernachbarn hätten ihr die traurige Nachricht am Telefon überbracht. Ein »natürlicher Tod« im Alter von 27 Jahren steht auf dem Totenschein. Nirmala sagt, ihr Mann sei nur 24 Jahre alt geworden. Er habe bei der Ausstellung seiner Ausweispapiere geschummelt und ein höheres Alter angegeben, um früher ins Ausland zu können. (…)
    Rupchandra wollte in Katar genügend Geld verdienen, um seiner Familie ein Stück Land und ein Häuschen zu kaufen sowie um Schulden abzubezahlen, wie Nirmala sagt. In ihrem letzten Gespräch am Abend vor seinem Tod habe er ihr gesagt, dass er in zwei Jahren zurückkehren wolle und sie gut für ihren Sohn sorgen solle. Die Geldrücksendungen aus Katar machen für Nepal einen wichtigen Teil des Bruttoinlandsprodukts aus. Die Nepalesen arbeiten oft auf dem Bau, als Wachleute oder in Hotels. Ihre Arbeitszeiten sind lang, die Arbeit hart, und immer wieder werden sie wie Bürger zweiter Klasse behandelt. Sie leben oft jahrelang in Fernbeziehungen, ihre Familien dürfen sie als Gastarbeiter nicht mitnehmen. (…)
    Mit dem Tod ihres Mannes begann Nirmala den Kampf um eine Entschädigung, die sein Arbeitgeber zunächst nicht zahlen wollte. »Sie sagten mir, dass ich Entschädigung erhalten hätte, wenn er bei der Arbeit gestorben wäre. Aber nun qualifiziere ich mich nicht dafür, weil er im Schlaf starb«, sagt sie. Schließlich habe sie nach Rupchandras Tod 1500 Riyal (rund 414 Euro) erhalten. Später, nachdem das WM-Organisationskomitee interveniert hatte, seien noch weitere 7000 Riyal (1914 Euro) dazugekommen…“ Artikel von Anne-Sophie Galli, Kathmandu, vom 28.10.2022 in ND online externer Link
  • Fußball-WM 2022 in Katar: Macht weiter Druck! Migrantische Arbeiter klären in Deutschland über ihre schlimmen Erfahrungen in Katar auf 
    „Bis zum Beginn der Fußball-WM in Katar sind es nur noch sieben Wochen. Je näher sie rückt, desto größer wird auch die Bugwelle des Protests. Dazu trug in den vergangenen Wochen auch eine Veranstaltungsreihe der Rosa-Luxemburg-Stiftung unter dem Titel »Reclaim the Game« bei – eine hübsche kleine Anspielung auf die Kampagne »Reclaim the Streets«, in der weltweit um die Rückeroberung des öffentlichen Raumes gekämpft wurde. Bei »Reclaim the Game« berichteten migrantische Arbeiter aus Nepal und Kenia, die in Katar an der Errichtung der Infrastrukturen der WM beteiligt waren, auf einer Tour durch neun deutsche Städte von ihren Erfahrungen und darüber, was ihnen geschehen war, wenn sie Probleme ansprachen oder sich gar im Arbeitskampf organisierten. Zwei der nepalesischen Arbeiter, Krishna Shrestha und Jeevan Taramu, die das Migrant Workers Network ins Leben gerufen und sogar eine geheim agierende Beratungsstelle der nepalesischen Gewerkschaft Gefont in Katar aufgebaut hatten, trauten sich auch beim Tourabschluss im Berliner Nachtclub Crack Bellmer nur verdeckt durch Sonnenbrille und Mund-Nasen-Schutz aufs Podium. (…) Ganz unmaskiert trat hingegen Malcolm Bidali auf. Der Kenianer arbeitete mehrere Jahre als Wachmann in Katar. (…) »Als migrantischer Arbeiter in Katar hast du selbst keinen Einfluss darauf, ob du Überstunden machst, ob die überhaupt bezahlt werden, ob du den vertraglich zugesicherten freien Tag in der Woche nehmen kannst oder nicht. Du wohnst in einem Zimmer mit sechs, acht, zehn, manchmal zwölf anderen zusammen. Die Wände sind feucht, in den Betten haust Ungeziefer. Raus kannst du kaum. Und sich zu erholen, ist schwer, wenn der eine gerade Musik aus seinen Boxen hört, der nächste telefoniert und ein anderer Fernsehen guckt«, erzählte Bidali »nd«. Am schlimmsten aber seien die juristischen Auswirkungen des Kafala-Arbeitssystems, das trotz zweier größerer Reformansätze 2015 und 2020 noch immer herrsche. »Du hast keine Freiheit, dir einen anderen Job zu suchen, du hast keine Bewegungsfreiheit, denn dein Arbeitgeber schreibt dir vor, wo du wohnst. Es gibt keine Redefreiheit und du hast nicht einmal das Recht, dich zu organisieren«, kritisiert er. All diese Freiheitseinschränkungen erfuhr Bidali selbst. Denn nachdem er begonnen hatte, über seine Arbeitsbedingungen und die seiner Kollegen in sozialen Medien zu informieren, wurde er verhaftet. Anlass war ein Blog, den er über Sheika Moza schrieb, die Frau des früheren Emirs und Mitgründerin der Qatar Foundation. Diese Stiftung unterhält unter anderem die sehr geachtete Qatar University, und sie mischt mit einem eigenen Stadion auch bei der WM mit. »Ich beschrieb die Arbeitsbedingungen der Sicherheitsleute der Sheika: wie sie im Sommer lange mittags in der Sonne stehen mussten, obwohl es zu dieser Zeit wegen der Temperaturen von über 50 Grad offiziell verboten ist, draußen zu arbeiten«, so Bidali. Sein Telefon wurde daraufhin vom katarischen Sicherheitsapparat gehackt, um zu identifizieren, wer da unter Pseudonym publiziert hatte. Das fanden Datenforensiker von Amnesty International heraus. Die Organisation setzte sich dann für Bidalis Freilassung ein. Seine Geschichte belegt, dass die Vorsicht der mit ihm auf der Bühne sitzenden Gewerkschaftsorganisatoren aus Nepal gerechtfertigt ist. Auch Krishna Shrestha bestätigte im »nd«-Gespräch die weiterhin bestehenden Probleme…“ Bericht von Tom Mustroph vom 30. September 2022 in neues Deutschland online externer Link, siehe auch:

    • Kampf gegen Ausbeutung: Arbeitsmigranten hoffen auf Fußball-WM in Katar. Gewerkschaften verboten
      „Tausende Arbeitsmigranten sind beim Bau der WM-Stadien in Katar gestorben. Trotz drakonischen Regeln und dem Verbot von Gewerkschaften, schaffen sie es, sich zu organisieren und für ihre Rechte zu kämpfen. Ausgerechnet am 20. November, dem Totensonntag, findet das Eröffnungsspiel der Fußball-WM 2022 in Katar statt. Sicher ein makabrer Zufall, aber irgendwie passend. Denn Tausende migrantischer Bauarbeiter, überwiegend aus Südasien und Ostafrika, haben beim Bau der Stadien und Hotels ihr Leben gelassen. Amnesty International spricht von rund 15.000 Todesfällen im Zusammenhang mit den Bauarbeiten, der Guardian hat 6500 Fälle recherchiert, doch die genaue Zahl kennt niemand – denn die Behörden des Emirats, eine der letzten absolutistischen Monarchien der Welt, verweigern detaillierte Untersuchungen…“ Beitrag von Jörn Boewe vom Oktober 2022 im Freitag online externer Link leider exklusiv nur für Abonnent:innen
  • DFB-Unterkunft in Katar steht in der Kritik, denn die Ausbeutung geht auch dort weiter – und der DFB leugnet weiter
    • DFB-Unterkunft in Katar – Ausbeutung geht weiter
      Auch bei der Immobilienfirma, der das DFB-Teamquartier für die WM in Katar gehört, gab es ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Trotz Beschwerden der Arbeiter änderte sich nichts.
      Zwischen Dezember 2019 und Mai 2021 schrieb der Gastarbeiter Malcolm Bidali zahlreiche E-Mails an das Immobilienunternehmen Msheireb Properties und beschwerte sich über ausbeuterische Arbeitsbedingungen. Die E-Mails liegen der Sportschau vor. Bidali war in Katar bei einer Sicherheitsfirma angestellt und als Wachmann für Objekte des Immobilienunternehmens Msheireb Properties zuständig. „Wir wollten bessere Wohnbedingungen, besseres Essen und die Einhaltung des Arbeitsschutzes in den heißen Sommermonaten“, erklärt Bidali gegenüber der Sportschau. Bidali und seine Kollegen sollen ebenfalls dazu gezwungen worden sein, an ihren freien Tagen zu arbeiten. Eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitssituation sei bis Mai 2021 nie eingetreten, ergänzt er. Zu Msheireb Properties gehört auch das seit diesem März eröffnete DFB-Teamquartier „Zulal Wellness Resort“. In dem Luxusresort wird die deutsche Nationalmannschaft während der WM 2022 in Katar wohnen. Msheireb Properties ist ein Tochterunternehmen der Qatar Foundation, eine private Stiftung die von der Königsfamilie Al-Thani gegründet wurde und kontrolliert wird. Laut Qatar Foundation gelten die angeblich hohen Arbeitsstandards für alle Tochterunternehmen der Stiftung, also auch für Msheireb Properties. Sowie für Arbeiter wie Malcolm Bidali, die bei Subunternehmen angestellt sind. Auf Sportschau-Anfrage zu den Vorwürfen von Malcolm Bidali reagierte Msheireb Properties nicht.
      Gegenüber der Sportschau lässt der DFB die Frage unbeantwortet, ob dem Verband die Vorwürfe von Malcolm Bidali gegen Msheireb Properties bekannt waren. Laut DFB seien bei der Auswahl des WM-Quartiers nicht nur sportliche Aspekte wichtig gewesen, sondern auch die Arbeitsbedingungen für Angestellte vor Ort. (…) Dass der DFB in einer Unterkunft von Msheireb Properties während der WM wohnt, kann Bidali nicht nachvollziehen. „Es ist verrückt, dass der DFB mit Msheireb zusammenarbeitet. Es zeigt mir, dass es keine Rolle spielt, was wir Gastarbeiter in Katar erlebt haben“, beschreibt er frustriert seine Gefühlslage.“ Beitrag von Benjamin Best vom 18.06.2022 bei sportschau.de externer Link mit Video und Audios dazu:
    • Video bei sportschau.de externer Link : Fußball-WM 2022 in Katar Kritik an Auswahl des DFB-Quartiers. Das „Zulal Wellness Resort“ ist das Quartier des DFB-Teams bei der WM in Katar. Doch gegen den Betreiber stehen schwere Vorwürfe im Raum.
    • Audio bei sportschau.de externer Link Audio Datei: Gastarbeiter Malcolm Bidali „Wie kann der DFB im Hotel von Msheireb Properties wohnen?“ Dass der DFB in einer Unterkunft von Msheireb Properties während der WM wohnt, kann Gastarbeiter Malcolm Bidali nicht nachvollziehen.
    • Audio bei sportschau.de externer Link Audio Datei: Gastarbeiter Malcolm Bidali „Trotz E-Mails haben sich die Bedingungen nicht verbessert“ Gastarbeiter Malcolm Bidali über seine vergeblichen Versuche. die Firma Msheirab Properties dazu zu bewegen, etwas gegen die schlechten Arbeitsbedingungen in Katar zu tun.
      Siehe zum Hintergrund:
    • Fußballweltmeisterschaft 2022: Aufklärung der nationalen Fußballverbände über menschenrechtliche Risikobewertungen und Sorgfaltspflichten
      Teams und Fußballverbände haben Menschenrechtsverantwortung, wenn sie Entscheidungen über ihren Aufenthalt bei Qatar2022 treffen – von der Buchung von Hotels bis hin zur Beauftragung von Dienstleistungen wie Sicherheit und Transport…“ (engl.) Portal von Business & Human Rights Resource Centre mit Bewertungshilfen externer Link
  • Fußball-WM in Katar: FIFA sollte Arbeitsmigrant_innen entschädigen und der DFB diesen Aufruf von AI unterstützen 
    Die FIFA sollte mindestens 440 Millionen US-Dollar für Arbeitsmigrant_innen bereitstellen, die in Vorbereitungen auf die Fußballweltmeisterschaft in Katar Menschenrechtsverletzungen erlitten haben. Dies fordert Amnesty International in einem neuen Bericht sechs Monate vor Beginn der WM.
    In einem offenen Brief externer Link, den Amnesty International zusammen mit dem Bericht „Predictable and preventable. Why FIFA and Qatar should remedy the 2022 World Cup abuses“ externer Link veröffentlicht, fordern Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und Fan-Gruppen den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino auf, zusammen mit Katar ein umfassendes Entschädigungsprogramm für Arbeitsmigrant_innen aufzusetzen. Die Organisationen fordern die FIFA auf, als Entschädigungssumme für die zahlreichen Menschenrechtsverstöße, die seit 2010 begangen wurden, mindestens 440 Millionen Dollar bereitzustellen – das entspricht der Summe der Preisgelder dieser WM.
    Katja Müller-Fahlbusch, Expertin für die Region Naher Osten und Nordafrika bei Amnesty International in Deutschland, sagt: „Bereits vor der Vergabe der Fußballweltmeisterschaft an Katar waren die massiven Verletzungen der Rechte von Arbeitsmigrant_innen gut dokumentiert und bekannt. Die FIFA wusste Bescheid – oder hätte es wissen müssen. Dass Menschenrechte im gesamten Vergabeprozess keine Rolle gespielt haben, ist fatal. Die FIFA hat die Augen vor vorhersehbaren Menschenrechtsverletzungen verschlossen und diese nicht gestoppt. Sie hat unbestreitbar zu weit verbreiteten Menschenrechtsverstößen gegen Arbeitsmigrant_innen beigetragen, die an Projekten der Fußballweltmeisterschaft beteiligt waren – weit über den Stadion- und Hotelbau hinaus.“
    Nach Schätzungen von Amnesty International dürfte die Summe von 440 Millionen US-Dollar das Minimum sein, um eine Reihe von Entschädigungszahlungen zu decken und Initiativen zum Schutz der Arbeitnehmer_innenrechte zu unterstützen. Die Gesamtsumme für die Erstattung nicht gezahlter Löhne, erpresserische Vermittlungsgebühren und die Entschädigung für Verletzungen und Todesfälle könnte jedoch weitaus höher ausfallen und sollte in einem transparenten und glaubwürdigen Prozess ermittelt werden – zusammen mit Gewerkschaften, der Internationalen Arbeitsorganisation und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen. (…)
    Nach internationalem Recht und dem Regelwerk der FIFA haben sowohl Katar als auch die FIFA die Pflicht und die Verantwortung, Menschenrechtsverletzungen zu verhindern und den Betroffenen Abhilfe bereitzustellen. Der von Amnesty International und anderen geforderte Entschädigungsfonds in Höhe von 440 Millionen US-Dollar entspricht nur einem kleinen Teil der rund sechs Milliarden Dollar, die die FIFA mit dem Turnier einnehmen wird.
    Wir rufen den DFB dazu auf, sich unserer Forderung nach dem Aufbau eines unabhängigen und angemessen ausgestatteten Entschädigungsmechanismus‘ anzuschließen und diesen öffentlich und tatkräftig gegenüber der FIFA und Katar zu unterstützen. In seinen eigenen Richtlinien bekennt sich der DFB dazu, im Falle von Menschenrechtsverletzungen die Suche nach Wiedergutmachung in geeigneter Form zu unterstützen – jetzt kann der DFB zeigen, dass er diesen Worten konkrete Taten folgen lässt.““ Amnesty-Mitteilung vom 19. Mai 2022 externer Link
  • Vorwürfe: Zwangsarbeit bei Sicherheitsfirmen für WM in Katar – Amnesty International berichtet von Menschrechtsverletzungen und Ausbeutung bei Sicherheitsfirmen in Katar 
    „Die Olympischen Winterspiele in China liegen noch nicht lange zurück, und es ist anzunehmen, dass die zahlreichen Boykott-Aufrufe noch im Gedächtnis sind. Zahlreiche Organisationen hatten dazu aufgerufen und etliche Staaten hatten sich dem Boykott angeschlossen. Als Grund hatte man die Verletzung von Menschenrechten in China angeführt.Nun steht das nächste sportliche Großereignis vor der Tür: In knapp 220 Tagen soll die Fußball- Weltmeisterschaft in Katar beginnen. Auch hier werden seit Jahren gravierende Menschenrechtsverletzungen verzeichnet – ein Boykott scheint bislang aber nicht auf der Tagesordnung zu stehen. (…) Nun hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) einen neuen Bericht vorgelegt, in dem es vor allem um die Zustände bei privaten Sicherheitsfirmen in Katar geht, von einige auch für WM-Projekte und Veranstaltungen der FIFA tätig sind. (…) In sechs von acht Firmen habe Amnesty Elemente von Zwangsarbeit festgestellt, heißt es in einer Erklärung. Die Arbeiter mussten demnach gegen ihren Willen und unter Androhung von Strafen Arbeit verrichten. Manche hätten bis zu 84 Stunden in der Woche arbeiten müssen – obwohl die Gesetze vor Ort die Arbeitszeit auf 60 Stunden pro Woche begrenzen. Und die katarische Regierung habe davon gewusst. Die Arbeiter beklagten, ihnen würden freie Tage und Urlaub vorenthalten. „Wir arbeiten von Januar bis Januar, von Sonntag bis Sonntag, kein freier Tag“, zitiert die Organisation einen Wachmann aus Uganda. Anderen sei der Lohn gekürzt worden, wenn sie krank waren und deshalb nicht arbeiten konnten. Um den ihnen gesetzlich zustehenden Ruhetag zu nehmen, mussten die Sicherheitskräfte demnach die ausdrückliche Erlaubnis ihrer Arbeitgeber einholen. Dies wurde oft verweigert. Und wurde er dennoch eingelegt, dann konnte das zu Lohnabzügen führen, „die einer Zwangsarbeit gleichkamen“, heißt es in der AI-Erklärung. (…) „Die von uns aufgedeckten Missbräuche lassen sich alle auf das massive Machtungleichgewicht zurückführen, das immer noch zwischen Arbeitgebern und Wanderarbeitern in Katar besteht“, sagte Stephen Cockburn, Leiter Wirtschaft und Soziales bei Amnesty International. Und das deute darauf hin, dass es immer noch große Lücken bei der Durchsetzung der Arbeitsgesetze durch die Behörden gebe. „Trotz der Fortschritte, die Katar in den letzten Jahren gemacht hat, deuten unsere Untersuchungen darauf hin, dass Missbräuche im privaten Sicherheitssektor – der während der Weltmeisterschaft zunehmend gefragt sein wird – systematisch und strukturell bleiben“, so Cockburn. Unternehmer beuteten ihre Beschäftigten immer noch offenkundig aus. Deshalb müssten die Behörden dringend Maßnahmen ergreifen, um die Arbeiter zu schützen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Arbeitgeber beuten ihre Arbeitnehmer immer noch offenkundig aus, und Die katarischen Behörden müssen dringend Maßnahmen ergreifen, um die Arbeitnehmer zu schützen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.“ Beitrag von Bernd Müller vom 8. April 2022 bei Telepolis externer Link, siehe dazu:

    • Zwangsarbeit bei Fifa-Turnieren in Katar: Amnesty erhebt Vorwürfe gegen Gastgeber der Fußball-WM. Der schiebt die Schuld auf Privatfirmen
      „Der »Zauber« der pompösen WM-Auslosungsshow in Katar war kaum verflogen, da prasselten bereits die nächsten massiven Vorwürfe auf das Gastgeberland ein. Schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen und Zwangsarbeit – der jüngste Bericht von Amnesty International zeichnet einmal mehr ein beunruhigendes Bild. Die Anschuldigungen wiegen derart schwer, dass selbst die katarischen WM-Organisatoren die Ausbeutung von Arbeitern nicht mehr abstreiten. (…) Den neuen Vorwürfen muss sich vor allem auch der Fußballweltverband stellen. Denn laut Amnesty sollen mindestens drei Firmen auch Sicherheitspersonal an Veranstaltungen der Fifa ausgeliehen haben, darunter die Klub-WM, die der FC Bayern München im Februar 2021 gewann, und der Arab Cup am Ende des vergangenen Jahres. Auch dort seien Wachmänner Zwangsarbeit ausgesetzt gewesen. Amnesty berief sich dabei auf direkte Gespräche mit dem Personal von acht Sicherheitsfirmen. Das Organisationskomitee der umstrittenen WM, die am 21. November eröffnet werden soll, bestätigte die Anschuldigungen und sprach von einem »völlig inakzeptablen« Verstoß gegen die Arbeitsvorschriften. Die privaten Unternehmen seien auf eine »schwarze Liste« gesetzt und dem Arbeitsministerium gemeldet worden. Dort hieß es, dass regelmäßig gegen »skrupellose« Arbeitgeber vorgegangen werde. (…) Doch die Zweifel an den Beteuerungen aus dem Gastgeberland bleiben groß. Die Erkenntnisse wiesen erneut darauf hin, »dass die katarische Regierung nicht ernsthaft darum bemüht ist, ihre eigenen Gesetze umzusetzen und diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die sie brechen«, sagte Katja Müller-Fahlbusch von Amnesty. (…) Doch die anhaltenden Probleme rücken nun wieder deutlicher in den Fokus. Müller-Fahlbusch forderte vom Fußballweltverband eine Entschädigung der von Zwangsarbeit betroffenen Arbeiter. Was die Fifa bislang getan habe, reiche nicht aus, sagte die Menschenrechtlerin. Sie müsse ihre »menschenrechtliche Sorgfaltspflicht ernst nehmen«.“ Artikel von Jonas Wagner vom 7. April 2022 in Neues Deutschland online externer Link
  • Und der Sieger heißt Katar: Obgleich der russische Oligarch Roman Abramowitsch die Führung des FC Chelsea abgeben musste, gilt weiterhin: Dem Fußball sein schmutzig’ Geld
    „Die britische Regierung hat das Vermögen von Roman Abramowitsch eingefroren, was auch den FC Chelsea betrifft. Die englische Premier League untersagte Abramowitsch die Führung des Clubs. Die Debatte über Abramowitsch ist gleich in zweifacher Hinsicht etwas bigott: Was jetzt an Raubrittertum, Korruption et cetera auf den Tisch kam, manchmal mit dem Etikett »Enthüllung« versehen, ist größtenteils bereits seit Jahren bekannt. Beispielsweise die Geschichte, wie Abramowitsch die Ölfirma Sibneft erwarb – mit Hilfe von Bestechungsgeldern, was der sogenannte Oligarch schon 2012 vor einem Londoner Gericht zugegeben hatte. Und Fans des FC Chelsea sangen bereits kurz nach Abramowitschs Übernahme des Clubs im Jahr 2003 nicht ohne Grund: »Wenn ihr die Besten wollt, dann stellt keine Fragen, denn Roman ist unser Mann. Wo’s herkommt, ist ein Rätsel. Sind es Waffen? Oder Drogen? Ist es Öl aus dem Meer?« Doch bedurfte es erst Wladimir Putins Angriff auf die Ukraine, um Abramowitschs Vermögen und Mitmischen in der Premier League zu hinterfragen und ihn zur persona non grata zu erklären. Bigott ist die Debatte aber auch, weil Abramowitsch bei weitem nicht der einzige fragwürdige Clubeigner in der ­Premier League ist und vermutlich nicht einmal der übelste…“ Artikel von Dietrich Schulze-Marmeling vom 31. März 2022 in der Jungle World 2022/13 externer Link
  • Fussball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar: Dribbeln für mehr Arbeitsrechte 
    „Aus der Fernsehsessel-Perspektive scheint ein Boykott der Fußball-WM in Katar angemessen: Korrupte Fifa, ein Land ohne Parlament und ausgebeutete Wanderarbeiter, die in Gluthitze schuften und dabei nicht selten sterben. Auch die Bau- und Holzarbeiter-Internationale (BHI) zeigte der Fifa die rote Karte, nachdem sie den Wüstenstaat zum Austragungsort des Mega-Sportevents erkoren hatte. Heute aber spricht sich BHI-Vize-Präsident Dietmar Schäfers ganz klar gegen einen Boykott aus: Das würde sämtliche Fortschritte gefährden und den Arbeitern in Katar die Möglichkeit rauben, zunehmend selbst für ihre Interessen zu kämpfen. (…) Nach einer BHI-Klage bei der OECD nahm die Fifa Menschenrechtsschutz in ihre Statuten auf – wichtig für künftige WM-Vergaben. In Katar ist das Kafala-System seit 2017 offiziell abgeschafft, seit zwei Jahren können Wanderarbeiter den Arbeitgeber wechseln. Ein Fonds wurde eingerichtet, der bei Pleiten ausstehende Lohnzahlungen übernimmt und seit März 2021 gibt es einen gesetzlichen Mindestlohn. Der beträgt 274 Dollar und wird oft durch 220 Dollar für Kost und Logis aufgestockt. „Ein extrem reiches Land wie Katar sollte sich für solche Beträge eigentlich schämen“, sagt Frank Zach vom DGB, der für internationale Gewerkschaftspolitik zuständig ist. Trotzdem sind all das Fortschritte: Kein anderes Land in der Region hat vergleichbare Regelungen – und sie gelten für sämtliche Beschäftigte in Katar inklusive der Hausangestellten. (…) Allerdings sind Gesetze und ihre Umsetzung nicht dasselbe. „Der Wandel kam auf dem Papier, aber in der Praxis hat sich nichts geändert,“ äußerte ein Wachmann gegenüber Amnesty. Auch Vani Saraswathi von Mirgant-Rights.org schreibt: „Halten die Arbeitgeber die Mindeststandards nicht ein, werden sie dafür kaum oder gar nicht zur Rechenschaft gezogen.“ Obwohl das Arbeitsministerium durchaus im Sinne der Beschäftigten agiert, fürchten viele Migrant*innen die Reaktionen ihrer Arbeitgeber. Ihre Familien sind dringend auf Überweisungen angewiesen; in Nepal beruht ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts auf im Ausland verdienten Löhnen. Hinzu kommt, dass es für sämtliche Baustellen in Katar gerade einmal 200 staatliche Kontrolleure gibt – lächerlich wenig. So ist Lohndiebstahl weit verbreitet, Todesfälle werden fast nie untersucht. Viele Unternehmen führen die Kafala-Praxis einfach fort und setzen darauf, dass sich nach der WM alle Arbeitsrechte zurückdrehen lassen. Genau das wollen internationale Gewerkschafter mit aller Kraft verhindern. „Die positiv eingeleiteten Reformen müssen einfach viel schärfer kontrolliert werden und nachhaltig wirken“, so Schäfers. Deshalb informiert die BHI die gewählten Beschäftigtenvertretungen über die Beschwerdeverfahren und organisiert Versammlungen, wo sich Bauarbeiter, Security-Beschäftigte und Hotel-Personal mit ihren jeweiligen Landsleuten austauschen. Wichtigstes Ziel bis zur WM ist ein von Migrant*innen geführtes Zentrum für Wanderarbeiter*innen – ein sicherer Ort, wo es Beratung, Bildung und Raum für Selbstorganisation gibt. Hierfür erwartet die BHI Unterstützung von der FIFA, ihren Sponsoren und auch vom DFB. Das langfristige Ziel ist klar: Echte Gewerkschaften in Katar.“ Beitrag von Annette Jensen bei der DGB-Gegenblende vom März 2022 externer Link
  • Fifa WM 2022 Katar: Regierung bestätigt Anschuldigungen zu nicht gezahlten Löhnen 
    Das katarische Arbeitsministerium hat die Anschuldigungen zu nicht gezahlten Löhnen, die in der Reportage „WM 2022 in Katar: Schein und Sein“ der WDR-Sendung Sport inside erhoben wurden, bestätigt. Im Film kommt ein Gastarbeiter aus Nepal zu Wort, der darüber berichtet, dass er und seine 90 Kollegen seit vier Monaten kein Gehalt bekommen hätten. Das Arbeitsministerium bestätigte nun gegenüber dem WDR in einer schriftlichen Stellungnahme diesen Vorgang. In der Stellungnahme heißt es: „Das Lohnschutzsystem des Arbeitsministeriums hat die Behörden zuvor auf die verspätete Zahlung von Löhnen bei der Gulf House Company for Trading and Contracting aufmerksam gemacht. Als Reaktion darauf verhängte das Ministerium Geldbußen gegen das Unternehmen und verbot ihm, Dienstleistungen des Ministeriums, wie die Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter, zu erhalten. Das Unternehmen wird auf der Verbotsliste bleiben, bis alle Arbeiter bezahlt wurden.“ Sollten die ausstehenden Gehälter nicht gezahlt werden, droht das Ministerium mit weiteren Konsequenzen, die dazu führen könnten, das Unternehmen auf eine „schwarze Liste“ zu setzen. Das brisante an diesem Fall: Auftraggeber für die Arbeiten auf der Baustelle an der kilometerlangen Promenade, der sogenannten Corniche im Zentrum von Doha, ist die katarische Regierung selbst…“ Meldung vom 23.12.2021 bei tagesschau.de externer Link
  • Menschenopfer für den Fußball: In Katar sind laut Menschenrechtlern in den letzten Jahren über 15.000 ausländischer Arbeiter auf Baustellen der Fifa-WM 2022 gestorben. Wie reagiert der DFB?
    „… Allerdings sind die Betroffenen in den autoritären Staaten, in denen schon die Einheimischen nur über beschränkte Bürgerrechte verfügen und insbesondere die Frauen unter unwürdigen Bedingungen leben müssen, besonders schutzlos. Das drückt sich unter anderem auch in den Berichten über die katastrophalen Arbeitsbedingungen in Katar aus, wo im kommenden Jahr die Fußballweltmeisterschaft ausgetragen werden soll. Insgesamt sind laut externer Link Amnesty International (ai) zwischen 2010 und 2019 dort 15.021 ausländische Beschäftigte aller Berufsgruppen gestorben. Nach Angaben externer Link der Financial Times sind 2,1 Millionen, 90 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Katar, Ausländer.
    Die katarischen Statistiken, auf die sich ai bezieht, seien – so die Organisation – aber wenig zuverlässig. Das sei schon daran zu sehen, dass in vielen tausend Fällen nicht einmal eine richtige Untersuchung der Todesursachen stattgefunden habe. Die Angehörigen in den Herkunftsländern würden einfach im Dunkeln gelassen. Die Todesursachen dürften neben Unfällen auf den Baustellen hauptsächlich die extreme Hitze sein, die in dem Land von Mai bis September herrscht. Nicht zuletzt die Baustellen der Fußballweltmeisterschaft haben in den letzten Jahren wegen gefährlicher Arbeitsbedingungen und nicht gezahlter Löhne Schlagzeilen gemacht, sodass der Fußballdachverband Fifa inzwischen Probleme zu haben scheint, genügend Sponsoren zu finden…“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 15. Dezember 2021 in telepolis externer Link, siehe dazu:

    • Fußball-WM: Katars trügerische Inszenierung
      Die Fußball-WM in Katar steht seit der Vergabe in der Kritik. Der Golfstaat inszeniert sich seither als perfekter Gastgeber. Doch die Wahrheit sieht anders aus.“ sportstudio-Reportage von Markus Harm vom 12.12.2021 externer Link beim ZDF (7 min, Video verfügbar bis 31.12.2021)
  • „Revealed: 6,500 migrant workers have died in Qatar as it gears up for World Cup“ von Pete Pattison am 23. Februar 2021 im Guardian externer Link ist der (sehr ausführliche und konkrete) Originalbericht über die Todesfalle WM-Stadien, worin auch die offiziellen Zahlen der verschiedenen asiatischen Behörden bezüglich der jeweiligen Todesopfer verarbeitet werden. Ein Bericht, der insgesamt schon den Zynismus der Reaktionen darauf deutlich macht…

Siehe auch unser Dossier: Kommt jetzt wirklich das Ende des Kafala – Zwangsarbeitssystems in Katar – und das auch noch mit höherem Mindestlohn? – und im Übrigen die gesamte Rubrik Fußball-WM 2022

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=186905
nach oben