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Fukushima: Der Leiter der gewerkschaftlich unterstützten Volksklinik über die menschenfeindliche Politik der Normalisierung um jeden Preis, wie sie von der japanischen Regierung betrieben wird
Am ersten Wochenende im November fand auch im Jahr 2017 in Tokio ein landesweiter Protesttag gegen Privatisierung, Aufrüstung und Atomwirtschaft statt, an dem sich viele Tausend Menschen beteiligten. Dieses Mal organisiert nicht mehr „nur“ von der alternativen Eisenbahner-Gewerkschaft Doro Chiba, sondern von einer ganzen Reihe alternativer Gewerkschaften, die in den letzten Jahren entstanden sind. Und einer ganzen Reihe sozialer Organisationen, die mit diesem gewerkschaftlichen Netzwerk zusammen arbeiten – oder durch diese Gewerkschaften mit initiiert wurden, wie etwa die Volksklinik in Fukushima. „Appeal from the Fukushima Collaborative Clinic“ von Sachihiko Fuse am 04. November 2017 war die Kundgebungsrede des Direktors der Klinik auf der Kundgebung am diesem Samstag, worin er die Politik der Abe-Regierung ausführlich kritisiert: Diese befolge eine Politik, den größten Atomunfall der bisherigen Geschichte – heftiger als Tschernobyl oder Three Miles Island – politisch ungeschehen zu machen. Und faktisch die geflohenen Menschen zurück zu zwingen, in verseuchte Gebiete – per entsprechender Kampagne, die auch die Beendigung jeglicher finanzieller Unterstützung beinhaltet. Siehe dazu eine kurze deutsche Zusammenfassung der Rede (die wir bei Interesse zusenden) und den Verweis auf die LabourNet Germany Reportage aus Japan 2016, in der auch die Volksklinik vorgestellt wird:
Die Volksklinik von Fukushima
In dem Beitrag werden kurz die Entstehung und Entwicklung der Klinik skizziert und dies im Kontrast zur Regierungspolitik, deren Weigerung, die Katastrophe als solche anzuerkennen – Voraussetzung für die Fortführung der atomaren Politik – viel kleinere Katastrophen nach sich ziehe. Was die gesundheitlichen Probleme betrifft, so stehen im Zentrum der Debatte immer die kindlichen Krebserkrankungen – die Regierung verneint jegliche Besonderheit, obwohl die Rate der Erkrankungen um das 300-fache über der normalen Erkrankungszahl liegt. Internationale Unterstützung für die Regierungsposition gab es – vor allem durch die Bestimmung von Japan als Ort der kommenden Olympiade, was weltweit für die Normalitäts-Propaganda genutzt werden konnte – und auch wurde. Das Personal der Klinik sehe aber auch den Zusammenhang mit der ganzen Politik der Abe-Regierung: Deren Vorstoß, Japan wieder zu einer echten Militärmacht zu machen, sei schließlich ein Konzept für Kriege – und Kriege in der heutigen zeit hätten immer auch eine atomare Option, weswegen ebenfalls die Normalisierungspropaganda nötig sei.
Abschließend unterstreicht der Redner, dass nur die alternativen Gewerkschaften Japans sich dieser perversen Normalisierungspolitik entgegen stellten: Sie bedeute schließlich auch, Reinigungspersonal, Bauarbeiter und Eisenbahner zu zwingen, in kontaminierten Gebieten zu arbeiten und dem könne eine wirkliche Gewerkschaft nicht zustimmen. Wie es in Japan und anderen Ländern der Region gegenwärtig verbreitet ist, verweist er auf das Beispiel des Sturzes der reaktionären südkoreanischen Regierung durch eine Volksbewegung – worin er einen Weg sieht, der in Japan ebenfalls eingeschlagen werden müsse.
- Siehe dazu auch: „LabourNet Germany on tour: Zwischen strahlendem Müll und wehenden Fahnen – ein Reisebericht aus Japan und Südkorea“ abgeschlossen am 27. November 2016