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[Materialsammlung] 20 Jahre G8-Proteste in Genua – Der 20. Jahrestag von Carlo Giuliani

Der 20. Jahrestag von Carlo GiulianiAm 20. Juli 2001 wurde der 23-jährige Anarchist Carlo Giuliani bei Protesten gegen den G8-Gipfel von der Polizei erschossen. Zu seinem Verdienst: Es gelang ihm, den Polizeiwagen mit einem Feuerlöscher anzugreifen. Zu dieser Zeit befand sich die globale Bewegung im Kampf gegen den Kapitalismus. Die Schlacht um Seattle von 1999 hatte die Kräfte inspiriert, die sich gegen die Ausbeutung der Menschen durch den globalen Kapitalismus und seine verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt auf der ganzen Welt wehrten. Weitere bemerkenswerte Aktionen gegen die Wahl und Amtseinführung von George Bush, beim Weltbank/IMF-Treffen in Washington D.C. und beim G7+1-Treffen in Okinawa, Japan, führten zum G8-Treffen in Genua, Italien. Parallel zu diesen Massenmobilisierungen und Aktionen, die es den mächtigsten Staatschefs der Welt immer schwerer machten, sich zu treffen, wurden Strategien für eine andere mögliche Welt entwickelt. (…) Carlo ging zur Universität, studierte Geschichte und lebte in einem besetzten Haus in Genua. Carlos Vater, Giuliano Giuliani, formulierte es so: „Carlo… war ein junger Mann, der auf eine tiefe Ungerechtigkeit reagierte.“ Die staatliche Hinrichtung wurde von den Gerichten gestützt, und das Schwein, das ihn erschossen hat, kam ohne jegliche Konsequenzen davon. Weder vergessen, noch verzeihen! Carlo Giuliani lebtBeitrag am 18. Juli 2021 bei Enough14D externer Link, ursprünglich veröffentlicht von Abolition Media Worldwide und übersetzt von Riot Turtle – siehe dazu weitere Beiträge und den Verweis auf unser Archiv:

  • Die Rebellion, die „NEIN!“ sagte – 20 Jahre nach Genua
    Vor 20 Jahren haben wir uns mit hunderttausenden Menschen aus der ganzen Welt in Genua getroffen. Wir haben den selbsternannten Repräsentanten des globalen Nordens, den politischen Vertretern der acht reichsten Industrienationen und der multinationalen Konzerne, die sie vertreten – den sogenannten „G8“ – unser „NEIN!“ entgegen geschleudert. Unser „NEIN!“ zu ihrer Plastikwelt, die jegliches Allgemeingut zu Ware macht, an der Menschen nur noch als Produzent*innen des Reichtums für einige Wenige teilnehmen dürfen. Unser „NEIN!“ zu ihrer patriarchalen Welt, auf der nur ein kleiner Teil der Bevölkerung das Recht auf Ernährung, Bildung, körperliche wie psychische Unversehrtheit hat. Unser „NEIN!“ zur tödlichen Logik des Kapitalismus. Wir, die wir uns in Genua trafen, waren geeint durch die Hoffnung und die Entschlossenheit für eine andere Welt zu kämpfen. Wir waren inspiriert von den Stimmen der zapatistischen Befreiungsbewegung aus dem lakadonischem Urwald, die 1994 „Eine andere Welt ist möglich!“ ausrief. Wir waren inspiriert von den Protesten in Seattle, Göteborg und Prag, waren Teil der Weltsozialforen und unserer jeweiligen lokalen, sozialen Kämpfe. Wir erinnern uns an die Aufbruchstimmung, das Gefühl von Hoffnung und unseren starken Willen, ein Zeichen der Solidarität zu setzen, welches in den Ländern des globalen Südens gehört wird. Gehört von denen, die vom Profit der neuen modernen Marktwirtschaft ausgeschlossen werden. Unser „NEIN!“ war unser Statement, dass das, was hier geplant wird, nicht in unserem Namen geschieht. Heute schauen wir auf die ersten 20 Jahre des neuen Jahrtausends zurück. Eine Zeit, von der die Generationen, die vor uns soziale Kämpfe geführt haben, hofften, dass die Menschheit reif genug wäre, ein Leben in Freiheit, Würde, sozialer und ökologischer Gerechtigkeit zu leben. Wir erlebten den Beginn des neuen Jahrtausends mitten in einem rasanten globalpolitischen, industriellen, technologischen und geopolitisch-militärischen Wandel...“ Gastbeitrag  vom 18. Juli 2021 im Lower Class Magazine externer Link
  • 20 Jahre G8-Proteste in Genua: Wir erinnern uns an alles
    Mitte Juli jähren sich die Ereignisse rund um den G8-Gipfel in Genua zum zwanzigsten Mal. Lia Kläber, die im Juli 2001 durch die Strassen von Genau zog, blickt zurück und damit auch nach vorne. Vieles was damals im chaotischen Handgemenge noch nicht zu erkennen war, was halb verstanden als «Globalisierung» kritisiert und bekämpft wurde, ist mittlerweile mit all seinen Konsequenzen zu begreifen. Die Einordnung eines stürmischen Moments…“ Artikel von Lia Kläber vom 12.07.2021 im Ajour Magazin externer Link mit vielen Fotos
  • Neue Ökonomie und neue Härte. Genua Der G8-Gipfel vor 20 Jahren stand mit seinem Staatsterror für einen Siegeszug des Neoliberalismus
    Zwischen dem 18. und 22. Juli 2001 wurde in der ligurischen Hafenstadt Genua ein letzter großer jugendlicher Demokratie-Traum zunichtegemacht. Beim 27. Gipfeltreffen der selbst ernannten „großen Acht“ unter den Regierungen, die ohne demokratische Legitimation den Weltreichtum unter sich aufteilten, wurde die italienische Polizei auf friedliche Proteste, Nachtlager und einzelne Demonstrierende gehetzt. Um es mit den Worten von Augenzeugen zu sagen: Es herrschte der unverhohlene Wille, zu verängstigen, zu verletzen, sogar zu töten. Genua 2001 wurde zum Symptom einer inneren Faschisierung der europäischen Exekutivorgane, wovon wir heute nur noch Randerscheinungen wie neonazistische Chats, Rassismus im Einsatz und anti-demokratischen Korpsgeist registrieren. Dem Social Forum als demokratischer Gegenveranstaltung war der Krieg erklärt worden; Unrecht, Folter und Überfall waren indes nicht Fehlleistung einer desolat eigenmächtigen, übermotivierten und unterkontrollierten Polizei, sondern politisch produzierter Höhepunkt einer Kampagne zur Erzeugung eines Feindbildes. (…) Der Siegeszug des Neoliberalismus ist nicht zuletzt durch eine neue, performative Art von staatlicher Gewalt bestimmt. Die blutigen Niederschlagungen der Streiks in Großbritannien durch die Regierung Thatcher und im Amerika des Ronald Reagan wurden als Triumphe der harten Hunde der neuen Ökonomie medialisiert. Die Gewalt im Sozialabbau der Schröderfischers brauchte Bilder wie den „Schmarotzer“, den es zu verfolgen galt. Auch die Polizeieinsätze gegen die Proteste beim WTO-Gipfel in Seattle 1999 gehören zu einer Kette der Ereignisse: neue Ökonomie und neue Härte. Einen Monat vor Genua hatte Schwedens Polizei unter sozialdemokratischer Regierung beim EU-Gipfel in Göteborg zum ersten Mal scharfe Munition im Einsatz gegen Demonstranten erlaubt. Die Gewaltbereitschaft der Regierungen bei der Konstruktion eines anti-demokratischen, hybriden Welt-Neoliberalismus war wesentlich ausgeprägter als die bei den Opponenten. (…) Im Nachgang entfaltete sich ein Netz von Intrigen, Verschleierungen und grotesken Zurschaustellungen der Fähigkeit, sich über alles hinwegzusetzen, was an Rechtsstaatlichkeit und Demokratie errungen worden war. Wer zur Rechenschaft gezogen wurde, von dem konnte man mit einiger Sicherheit sagen, dass er gewissen Kreisen ohnehin ein Dorn im Auge war. Hinter den Kulissen wurde der Fall Genua, der Zynismus kennt kein Ende, dazu missbraucht, einige Juristen und Polizisten loszuwerden, die sich im Kampf gegen die Mafia hervorgetan hatten. Der Gegner war eine Jugend, die noch nicht vom Geist des Neoliberalismus durchdrungen war und von der Welt etwas anderes als Konsum und Karriere verlangte…“ Artikel von Georg Seeßlen vom 21.07.2021 in Der Freitag externer Link Ausgabe 29/2021
  • Steiles Machtgefälle. Die brutale Repression während des G8-Gipfels von Genua vor 20 Jahren blieb für die Täter meist folgenlos
    Wenn man sich heute, 20 Jahre später, an das erinnert, was sich während des G8-Treffens im italienischen Genua ereignete, fällt einem wohl vor allem Carlo Giuliani ein, der 23-jährige Student, der während der großen Demonstration der sogenannten Globalisierungskritiker von einem ähnlich jungen Carabiniere erschossen wurde – und das unter Umständen, die nie ganz geklärt wurden. Einige erinnern sich vielleicht auch an den Überfall auf die Schule »Diaz«, bei dem die Polizei Dutzende von Demonstranten brutal zusammenschlug und als Vorwand Waffen benutzte, die sie – das wurde nur wenige Stunden später bekannt und belegt – selbst hineingeschmuggelt hatte. Andere mögen auch noch die grausamen Erzählungen der Globalisierungsgegner in Erinnerung haben, die stundenlang in der Polizeikaserne »Bolzaneto« eingesperrt waren und dort das erdulden mussten, was der Europäische Gerichtshof in Straßburg 15 Jahre später als »Folter« bezeichnete. Über die »Tage von Genua« gibt es unendlich viel Dokumentarmaterial; mehrere Bücher wurden darüber geschrieben und auch Filme gedreht. Aber trotzdem bleiben einige »blinde Flecke« oder »schwarze Löcher«. Auch wenn es banal klingt, stimmt es eben doch, dass die Geschichte von den Siegern geschrieben wird!…“ Artikel von Anna Maldini, Rom, vom 20.07.2021 im ND online externer Link
  • Erinnerung an Carlo Giuliani – Another world is necessary!
    20 Jahre nach den Protesten gegen den G8-Gipfel in #Genua erinnern Künstler*innen aus Mailand und Berlin mit Wandbildern und Demos an die Ereignisse. Fotos im Umbruch Bildarchiv externer Link – dort viele weitere Link zum Jahrestag
  • Siehe auch von 2017: Nach 14 Jahren: Polizeigewalt beim G8-Gipfel 2001 in Genua als “Folter” verurteilt
  • Siehe dazu im LabourNet-Archiv: Nach Genua: Repression gegen soziale Bewegung in Italien und Hintergründe/Berichterstattung zum G8-Gipfel in Genua 2001 
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=191988
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