»
Italien »
»
»
Italien »
»
»
Italien »
»

25. April 2021 in Italien: Tag der Befreiung – Tage der Tragödien

25. April in Italien: Tag der BefreiungAm 25. April wird in Italien der Tag der Befreiung (giorno della liberazione) vom Nazifaschismus gefeiert. An diesem Tag gedenk man den bewaffneten Aufständen des 25. April 1945, zu denen das Nationale Befreiungskomitee Italiens aufgerufen hatte. Dieser Widerstand der Partisan*innen (resistenza dei partigiani) beendete die deutsche Besatzung Italiens. In jüngster Zeit wurde dieser Tag dazu benutzt, um an die antifaschistische und antirassistische Tradition des Partisanen-Widerstandes und an dessen Bedeutung für die italienische Staatenbildung zu erinnern. Eine notwendige Erinnerungsarbeit, denn heute noch ist die italienische Gesellschaft und Politik stark von strukturellem Rassismus und alltäglichen Diskriminierungen geprägt. Und tatsächlich passierten auch rund um diesen 25. April erneut rassistische Tragödien…“ Aus dem Beitrag von Maurizio C. vom 27.4.2021 – wir danken!

25. April: Tag der Befreiung – Tage der Tragödien

Am 25. April wird in Italien der Tag der Befreiung (giorno della liberazione) vom Nazifaschismus gefeiert. An diesem Tag gedenk man den bewaffneten Aufständen des 25. April 1945, zu denen das Nationale Befreiungskomitee Italiens aufgerufen hatte. Dieser Widerstand der Partisan*innen (resistenza dei partigiani) beendete die deutsche Besatzung Italiens.

In jüngster Zeit wurde dieser Tag dazu benutzt, um an die antifaschistische und antirassistische Tradition des Partisanen-Widerstandes und an dessen Bedeutung für die italienische Staatenbildung zu erinnern. Eine notwendige Erinnerungsarbeit, denn heute noch ist die italienische Gesellschaft und Politik stark von strukturellem Rassismus und alltäglichen Diskriminierungen geprägt. Und tatsächlich passierten auch rund um diesen 25. April erneut rassistische Tragödien.

Am 24. April berichteten die Tageszeitungen von einem Bootsunglück im Mittelmeer, 130 Menschen sind auf der Überfahrt von Libyen nach Italien ohne jegliche Hilfe der jeweiligen Küstenwachen gestorben. Alessandro Porro von Ocean Viking, ein ziviles Seenotrettungsschiff der NGO Sos Mediterranée, erklärte, dass Alarm Phone einen Anruf von den Geflüchteten bekommen und umgehend die libysche und italienische Küstenwachen informiert hatte. Diese reagierten jedoch nicht. Porro sagte: „Heute navigieren wir buchstäblich in einem Leichenmeer. Wir sind zu spät gekommen. Diese Menschen – 100, 120, 130, wir werden die genau Zahl nie kennen – hätten gerettet werden können. Doch niemand hat auch nur einen Finger gerührt.“

Noch vor zwei Wochen war der italienische Premierminister Mario Draghi in Tripoli auf Staatsbesuch und erlärte heuchlerisch: „“Wir sind zufrieden mit dem, was Libyen tut, mit den Rettungsaktionen im Mittelmeer, und gleichzeitig helfen und unterstützen wir Libyen.“

Am 24. und am 26. April gab es hingegen zwei bewaffnete Überfälle auf migrantische Landarbeiter*innen in der Provinz Foggia (Apulien). Eine Gruppe von italienischen Männern drang in die Siedlung von Torretta Antonacci ein, wo die migrantischen Landarbeiter*innen leben, wenn sie nicht gerade 12 bis 16 Stunden täglich auf den Feldern schuften. Die Männer eröffneten das Feuer und verletzten mehrere Personen. Getroffen wurden – wie so oft – gewerkschaftliche Aktivist*innen. Und dies ist kein Zufall: Für den 18. Mai wurde von den Basisorganisationen der Landarbeiter*innen einen Streik gegen die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in der italienischen Landwirtschaft ausgerufen. Die zwei bewaffneten Überfälle innerhalb von 48 Stunden stehen klar in Zusammenhang mit der gewerkschaftlichen Organisierung der hyper-ausgebeuteten migrantischen Landarbeiter*innen.

Beitrag von Maurizio C. vom 27.4.2021 – wir danken!

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=189356
nach oben