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Proteste gegen Polizeimord an Tagelöhner in Italien
27 Jahre alt war Sekine Traore aus Mali. Tagelöhner in San Ferdinando, Kalabrien, wohnhaft in der dortigen „Zeltstadt“. Unter Bedingungen, die schon vielfach Gegenstand von Protesten und Berichten waren, ohne Versorgung und ohne Rechte, dafür aber: Mit nahezu täglichen, besser nächtlichen, Attacken. Zusammengepfercht mit anderen Tagelöhnern aus mindestens 15 Ländern, jeden Tag auf Suche nach einer Geldquelle, immer in Gefahr. Da machte das Nervenkostüm des jungen Mannes nicht mehr mit – Streit mit zwei anderen Lagerbewohnern, er hatte ein Küchenmesser, die Polizei wurde gerufen. Was danach genau passierte ist, wie so oft, recht unterschiedlich, je nachdem ob die Polizei oder die Lagerinsassen Quelle der Information sind. Unbestritten ist: Sieben Polizisten hatten den Mann umzingelt, der sich zur Wehr setzen wollte – erschossen. Das Gemisch aus extremer Ausbeutung, alltäglichem Rassismus und hemmungslosem Gewalteinsatz der Polizei hat ein weiteres Opfer gefunden… Siehe dazu aktuelle Beiträge über den Vorfall und die stattfindenden Proteste:
- „Calabria’s migrant workers protest over ‚racist‘ shooting“ am 09. Juni 2016 bei The Local ist ein Bericht über die Protestaktion, die aus dem Zeltlager heraus nach dem Todesschuss organisiert wurde – etwa 400 Tagelöhner versammelten sich vor dem Stadthaus von San Ferdinando, um gegen Polizeigewalt zu demonstrieren, wobei es zu Konfrontationen kam: nicht mit der Polizei, sondern mit EinwohnerInnen…So schnell, wie die Polizei mit der Schusswaffe ist auch die Staatsanwaltschaft mit ihrer Untersuchung – der Carabiniere, so die Stellungnahme, habe wohl mit keinen Folgend zu rechnen, da die Gewaltanwendung gerechtfertigt gewesen sei
- „Debole e fragile, ecco chi era Sekine Traore il migrante ucciso dal carabiniere“ am 08. Juni 2016 bei The Globalist ist ein Beitrag, der sich schwerpunktmäßig mit den psychologischen Folgen des Lebens unter Bedingungen befasst, die schon mehrfach von Organisationen etwa medizinischen Personals heftig kritisiert worden waren: 12 Sunden Arbeit/Tag für 15 Euro sind da nur der Anfang. In dem Artikel werden auch der örtliche Priester und die Sekretärin der Landwirtschaftsgewerkschaft in der CGIL zitiert, die vor allem über diese Lebensbedingungen sprechen – und stets unterstreichen, dass dies kein neues Thema ist
- „Rosarno, migrante ucciso da un carabiniere nella tendopoli: versioni contrastanti sulla dinamica“ von Alessia Candito am 08. Juni 2016 in La Repubblica ist ein Artikel, der sich vor allem mit den unterschiedlichen Versionen der Ereignisse befasst, die aus Stellungnahmen der Polizei und Berichten der migrantischen Lagerbewohner entstehen – insofern für BRD-LeserInnen interessant, als selbst so etwas hierzulande weniger üblich ist, wo die Polizei über zahlreiche Kanäle der Öffebtlichkeitsarbeit verfügt
- „NO JUSTICE, NO PEACE: PER SHEIKH TRAORE E TUTTE LE VITTIME DI UN SISTEMA DA ABOLIRE!“ am 08. Juni 2016 bei Campagne in lotta ist ein Beitrag dieses Netzwerkes, das sich um die Organisation der Tagelöhner kümmert, in dem dieser neue Tod in den Zusammenhang mit einer Reihe ähnlicher Ereignisse vor dem Hintergrund des Tagelöhner-Systems gestellt wird und erneut die Forderung erhoben, dieses besonders unmenschliche Ausbeutungssystem abzuschaffen
- „Comitato Lavoratori delle Campagne“ ist die Facebook-Seite der Netzwerker und ihrer Verbündeten, auf der nicht nur dieser erneute Tod zahlreiche Aktivitäten hervorgerufen hat
- „NUOVE PROTESTE DEI MIGRANTI DOPO L’OMICIDIO DI SEKINE TRAORE“ am 09. Juni 2016 bei Radio Onda D’Urto ist ein – aktualisierter – Bericht des Alternativradios über die aktuellen Proteste, wozu auch ein Interview mit einem lokalen antirassistischen Aktivisten gehört