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Prekariat und Teilzeitarbeit: In Italien ist ein Drittel der Arbeiter:innen arm

Italien: "Komitees für die 4.Woche" (Carovita-Day)Die arbeitsbezogenen sozialen Ungleichheiten spitzen sich zu. Im Vergleich zu 30 Jahren (1990) hat die Zahl der sogennanten working poor – derjenigen Menschen also, die trotz Arbeit unter der Armutsgrenze leben – um 7% zugenommen. Eine Studie des Nationalinstituts für Soziale Fürsorge (Istituto Nazionale della Previdenza Sociale, INPS) definiert die arbeitsbezogene Armutsgrenze bei einem Familieneinkommen von unter 60% des nationalen Medianlohnes. Demnach waren in Italien im Jahr 2019 11.8% der Arbeiter:innen arm; der europäische Durchschnitt liegt 3% tiefer. In absoluten Zahlen ausgedrückt heisst dies, dass im Jahr 1990 rund 10.5 Millionen Menschen working poor, im 2019 wuchs ihre Zahl auf 16 Millionen Arbeiter:innen. Aufgrund der Lohnstagnation der letzten 30 Jahren ist diese relative Armutsgrenze heute bei einem Jahreseinkomen von 10.837 Euro und einem Monatseinkommen von 972 Euro festgelegt…“ Zusammenfassung der Studie durch Maurizio Coppola am 11.10.2021 – wir danken! Siehe den vollständigen Text und den Link zur Studie:

Prekariat und Teilzeitarbeit: In Italien ist ein Drittel der Arbeiter:innen arm

Die arbeitsbezogenen sozialen Ungleichheiten spitzen sich zu. Im Vergleich zu 30 Jahren (1990) hat die Zahl der sogennanten working poor – derjenigen Menschen also, die trotz Arbeit unter der Armutsgrenze leben – um 7% zugenommen.

Eine Studie des Nationalinstituts für Soziale Fürsorge (Istituto Nazionale della Previdenza Sociale, INPS) definiert die arbeitsbezogene Armutsgrenze bei einem Familieneinkommen von unter 60% des nationalen Medianlohnes. Demnach waren in Italien im Jahr 2019 11.8% der Arbeiter:innen arm; der europäische Durchschnitt liegt 3% tiefer.

In absoluten Zahlen ausgedrückt heisst dies, dass im Jahr 1990 rund 10.5 Millionen Menschen working poor, im 2019 wuchs ihre Zahl auf 16 Millionen Arbeiter:innen. Aufgrund der Lohnstagnation der letzten 30 Jahren ist diese relative Armutsgrenze heute bei einem Jahreseinkomen von 10.837 Euro und einem Monatseinkommen von 972 Euro festgelegt.

Wird diesen Indikatoren der Beschäftigungsgrad hinzugefügt, so steigt der Anteil der working poor in Italien auf knapp 33% (im Jahr 1990 waren es noch 26%). Die hängt damit zusammen, dass sich der Anteil der Teilzeitarbeitenden in den letzten 30 Jahren von 10% auf 30% aller Beschäftigten erhöhten hat. Auch hat sich die Zahl derjenigen Arbeiter:innen, die während des Jahres Stelle wechseln und darum für einige Wochen oder gar Monate ohne Job bleiben, erhöht.

Mindestens drei weitere Faktoren beeinflussen die Arbeitsarmut: 40% der beschäftigten Frauen sind working poor, bei Männern liegt der Anteil bei 24% (gender gap). Auch sind die unter 35-Jährigen überdruchschnittlich hoch von Arbeitsarmut betroffen. Und schliesslich sind die Arbeiter:innen im Süden des Landes bis zu vier Mal öfter von Arbeitsarmut betroffen als diejenigen im Norden.

Die Gründe für diese Entwicklung der letzten 30 Jahren sind politischer und ökonomischer Natur; die Studie hebt drei Elemente hervor:

  1. Die Arbeitsmarktreformen (Pacchetto Treu, Legge Biagi, Jobs Act), die die Beschäftigungs- und Vertragsverhältnisse fragmentiert und prekarisiert haben.
  2. Die Transformation der Wirtschaft hin zu einer Dienstleistungsökonomie, in denen ungeregelte Arbeitsverhältnisse und tiefe Löhne dominieren (personenbezogene Dienstleistungen, Tourismus etc.).
  3. Die Wirtschaftskrise in den Jahren 2008-2011: seither haben sich die geleisteten Arbeitsstunden pro Arbeiter:in stark reduziert.

Zusammenfassung der Studie durch Maurizio Coppola am 11.10.2021 – wir danken!

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=194192
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