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Israels Krieg gegen kritische Berichterstattung
Dossier
„… Dass mißliebige ausländische Medien, mit dem Fernsehsender“Al-Jazeera“ an der Spitze, in Israel verboten werden sollen, war der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vor einigen Tagen nur eine kurze Meldung im hinteren Teil des Feuilliton wert. (…) Noch weniger Erwähnung findet die Tatsache, dass die Armee von Benjamin Netanjahu, seinem neuen Kompagnon und Ex-General Benny Gantz sowie ihren rechtsextremen Kameraden Ben-Gvir, Smotrich & Co. bei ihren massiven Bombardements bislang 21 Journalisten umgebracht und etliche andere verletzt hat. Weitere Medienschaffende werden im Gazastreifen vermisst oder wurden verhaftet. Außerdem wurden die Büros und Gebäude mehrerer palästinensischer Medien in Gaza durch israelische Bomben dem Erdboden gleichgemacht oder schwer beschädigt…“ Aus dem Überblick des Gewerkschaftsforum Hannover vom 25.10.2023, den wir nachfolgend komplett und dankend dokumentieren und ergänzen:
- Pressefreiheit in Israel und den besetzten Gebieten: »Nationale Sicherheit ist sehr weit gefasst«
Im Interview Maus Taute und Anuk Oltersdorf vom 17. Dezember 2024 im iz3w-Heft 406 gibt Haggai Matar aus Tel Aviv vom E-Zine +972 einen Einblick in die Pressefreiheit in Israel und Palästina: „Grundsätzlich existiert Pressefreiheit in Israel mit einigen Einschränkungen, aber sie existiert. Besonders für jüdische Journalist*innen gibt es kaum Beschränkungen. Es gibt die Militärzensur, aber abgesehen davon können Journalist*innen frei arbeiten, berichten und Kritik üben. Wir beobachten jedoch eine Zunahme von Angriffen auf die Presse. Netanyahu hat es sich schon vor 2009 zur Aufgabe gemacht, die israelischen Medien zu übernehmen. Er führt eine Kampagne gegen die freie Presse und versucht durch Propagandakanäle die alten Medien zu ersetzen. Unter anderem deshalb landete er wegen Korruption vor Gericht. Die Motivation für die korrupten Vorgänge war Medienkontrolle. Aktuell diskutiert die Regierung darüber, Werbeanzeigen in der regierungskritischen Tageszeitung Haaretz zu verbieten, welche eine wesentliche Einnahmequelle darstellen. Für palästinensische Bürger*innen Israels gab es schon immer etwas weniger Freiheiten, aber sie können weitgehend frei agieren. In der Westbank und Ostjerusalem leiden palästinensische Journalist*innen dagegen unter den schwersten Einschränkungen. Wir haben gesehen, wie Journalist*innen beschossen, geschlagen, verhaftet und im schlimmsten Fall sogar getötet wurden. Ihre Ausrüstung wurde konfisziert und sie wurden für sehr lange Zeit festgenommen, teilweise ohne Prozess. Medienhäuser können mit militärischen Anordnungen leicht geschlossen werden. Außerdem sind die Journalist*innen hier auch der Diskriminierung durch die Palästinensischen Autonomiebehörde ausgesetzt. Journalist*innen in Gaza müssen mit der Repression durch die Hamas umgehen. Das ist eine große Herausforderung. Wir wissen, dass die Hamas in Gaza Menschen bedroht. Bisher wurden zwar keine Journalist*innen, die für uns arbeiten, angegriffen, aber es kann sein, dass sie bedroht wurden. Kritik an der Hamas wurde von unseren Journalist*innen zumeist nur geäußert, wenn diese Gaza bereits verlassen hatten. Seit dem Krieg in Gaza hat sich die Situation für Journalist*innen dort drastisch verschlechtert. Mindestens 120, laut manchen Zählungen sogar 160, Journalist*innen wurden seit Beginn des Krieges getötet. Es ist der tödlichste Konflikt für Journalist*innen weltweit in den letzten Jahrzehnten. (…) Das größere Problem ist, dass die meisten Journalist*innen sich gegen eine differenzierte und kritische Berichterstattung entscheiden. Besonders während des Krieges hat die Mehrheit der israelischen Medien den Tod und die Zerstörung in Gaza ausgespart. Sie zeigen nicht, was die Palästinenser*innen dort durchmachen. Das ist eine bewusste Entscheidung. Wir hingegen zeigen das Leid der Palästinenser*innen. Die linksliberale Haaretz hat in den ersten Monaten vergessen, dass sie es auch zeigen sollte, dann aber aufgeholt. Die übrigen israelischen Medien tun das nicht – und das liegt nicht an der Zensur, sondern an ihren eigenen Prioritäten. (…) Administrativhaft ist ein Überbleibsel aus der britischen Mandatszeit. Es handelt sich um eine Art Notstandsregelung. Sie erlaubt es dem Militär, jemanden ohne Gerichtsverfahren zu verhaften, wenn die Person eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstelle. Es braucht dazu keinen Gesetzesverstoß. Es reicht zu sagen, dass eine Bedrohung besteht. Das führt dazu, dass Menschen sehr lange Zeit im Gefängnis sitzen, ohne zu wissen, warum. Diese Haftbefehle sind auf sechs Monate begrenzt und können unbegrenzt verlängert werden. Es gibt Fälle, in denen Menschen 12 Jahre im Gefängnis verbracht haben. Dieses Instrument kann prinzipiell gegen jeden eingesetzt werden. Innerhalb Israels wird es selten angewendet. Im Westjordanland ist es verbreitet und wird es fast ausschließlich gegen Palästinenser*innen verwendet. Derzeit sind etwa 2.400 Menschen in Administrativhaft. Normalerweise liegt die Zahl zwischen einigen Hundert und Tausend, aber seit dem Krieg ist sie stark angestiegen. Darunter befinden sich auch Journalist*innen, obwohl ich die genaue Zahl nicht kenne. Vor ein paar Jahren haben wir eine Untersuchung über die Verhaftung von Journalist*innen im Westjordanland durchgeführt. In allen Fällen wurden sie wegen ihrer journalistischen Arbeit verhaftet. Jedoch will die israelische Regierung nicht den Eindruck erwecken, dass Pressearbeit behindert wird. Stattdessen erfolgt Administrativhaft, wo keine Begründung erforderlich ist, oder die Betreffenden werden wegen anderer Vorwürfe angeklagt. So wird die Missachtung der Pressefreiheit verschleiert. Man kann gegen die Administrativhaft zwar Berufung einlegen, doch es gibt keine spezifischen Gesetze zur Pressefreiheit, auf die man sich berufen könnte. In Israel nicht und erst recht nicht im Westjordanland, wo für Palästinenser*innen das Militärrecht gilt. (…) Ein Beispiel ist, dass Israel den Zugang zu Gaza für ausländische Journalist*innen reglementiert. Seit dort Krieg ist wurde niemand hineingelassen, es sei denn die Person lässt sich vom israelischen Militär eskortieren. Journalist*innen haben versucht, hineinzugelangen und zweimal vor dem Obersten Gerichtshof Klage eingereicht. Die erste wurde abgelehnt…“ - Im besonders tödlichen Jahr 2024 für JournalistInnen und Medienschaffende starb mehr als die Hälfte der 104 Getöteten im Gazastreifen – seit dem 7. Oktober 2023 mindestens 137
„Laut dem Jahresbericht der Internationalen Journalisten-Föderation (IFJ) war 2024 ein weiteres besonders tödliches Jahr für Journalisten und Medienschaffende. Bis zum 10. Dezember 2024 wurden weltweit 104 Journalisten getötet, mehr als die Hälfte davon im Gazastreifen, Palästina (55). Die IJF bekräftigt ihre Entschlossenheit, die Verabschiedung eines internationalen Übereinkommens zum Schutz von Journalisten durch die Vereinten Nationen als dringliche Angelegenheit zu betrachten. (…) Das zweite Jahr in Folge hält die Region Naher Osten und Arabische Welt den makabren Rekord bei der Zahl der getöteten Journalisten: 66 Tote im Jahr 2024. Der Krieg im Gazastreifen und im Libanon wirft erneut ein Schlaglicht auf die Massaker an palästinensischen (55), libanesischen (6) und syrischen (1) Medienschaffenden, die 60 % aller 2024 getöteten Journalisten ausmachen. Seit dem Beginn des Krieges am 7. Oktober 2023 ist die Zahl der getöteten palästinensischen Journalisten auf mindestens 138 gestiegen, was dieses Land zu einem der gefährlichsten in der Geschichte des modernen Journalismus macht, hinter dem Irak, den Philippinen und Mexiko…“ engl. IFJ-Meldung vom 11. Dezember 2024 (maschinenübersetzt), siehe auch:- Opfer unter den Journalisten im Krieg zwischen Israel und Gaza
„Der Krieg zwischen Israel und Gaza hat einen noch nie dagewesenen Tribut an Journalisten im Gazastreifen gefordert, seit Israel der Hamas nach deren Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg erklärt hat. Bis zum 12. Dezember 2024 waren nach vorläufigen Untersuchungen des CPJ mindestens 137 Journalisten und Medienmitarbeiter unter den mehr als zehntausend Toten im Gazastreifen, im Westjordanland, in Israel und im Libanon seit Beginn des Krieges. Journalisten im Gazastreifen sind besonders hohen Risiken ausgesetzt, wenn sie versuchen, über den Konflikt zu berichten. Dazu gehören verheerende israelische Luftangriffe, Hungersnot, die Vertreibung von 90 % der Bevölkerung des Gazastreifens und die Zerstörung von 80 % der Gebäude. Das CPJ untersucht mehr als 130 weitere Fälle von möglichen Tötungen, Verhaftungen und Verletzungen, aber viele sind unter diesen harten Bedingungen schwer zu dokumentieren.
„Seit Beginn des Krieges in Gaza zahlen Journalisten den höchsten Preis – ihr Leben – für ihre Berichterstattung. Ohne Schutz, ohne Ausrüstung, ohne internationale Präsenz, ohne Kommunikationsmittel, ohne Nahrung und Wasser gehen sie immer noch ihrer wichtigen Aufgabe nach, der Welt die Wahrheit zu sagen“, sagte CPJ-Programmdirektor Carlos Martinez de la Serna in New York. „Jedes Mal, wenn ein Journalist getötet, verletzt, verhaftet oder gezwungen wird, ins Exil zu gehen, verlieren wir Bruchstücke der Wahrheit. Diejenigen, die für diese Verluste verantwortlich sind, müssen sich vor zwei Gerichten verantworten: einem nach internationalem Recht und einem weiteren vor dem unerbittlichen Blick der Geschichte.“…“ engl. Meldung von CPJ vom 12. Dezember 2024 (maschinenübersetzt)
- Opfer unter den Journalisten im Krieg zwischen Israel und Gaza
- Pressefreiheit? Kann weg unter Netanjahu: Israels Regierung boykottiert Zeitung „Haaretz“
- Pressefreiheit unter Netanjahu: Israels Regierung boykottiert Zeitung „Haaretz“
„Israels älteste Tageszeitung Haaretz ist eine der lautesten Kritikerinnen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und dessen rechtsnationalistischer Regierung. Die Analysen und Recherchen der Redaktion prägen über ihre direkte Leserschaft hinaus nicht nur Debatten in Israel, sondern auch international. Als einziges großes israelisches Nachrichtenmedium richtet die 1919 gegründete Zeitung seit Beginn des Krieges in Gaza den Blick immer wieder auf das Leid der palästinensischen Bevölkerung. Die israelische Regierung würde dem gerne ein Ende bereiten: Am Sonntag nahm das Kabinett laut Kommunikationsminister Shlomo Karhi einstimmig einen Vorschlag an, der allen Regierungsvertretern und Angestellten von staatlich finanzierten Organisationen vorschreibt, nicht mehr mit der Zeitung zu kommunizieren oder dort Anzeigen zu schalten. „Wir befürworten eine freie Presse und Meinungsfreiheit, aber auch die Freiheit der Regierung, Aufhetzen gegen den Staat Israel nicht zu finanzieren“, hieß es in Karhis Mitteilung. Haaretz warf der Regierung in einer Stellungnahme vor, der Boykott sei „ein weiterer Schritt auf Netanjahus Weg, die israelische Demokratie zu zerstören“. Vize-Chefredakteurin Noa Landau schrieb beim Onlinedienst X: „Wir werden uns nicht einschüchtern lassen.“ Im Schatten eines Krieges die Medien und das Justizsystem zu schwächen, entspreche dem „Handbuch einer jeden Diktatur“. Die Zeitung kritisierte, dass der Vorschlag im Vorfeld nicht auf der Tagesordnung gestanden habe und nicht wie üblich vom Büro der Generalstaatsanwaltschaft geprüft wurde. Die Haaretz-Redaktion hat seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober eine Reihe von Recherchen über das Fehlverhalten hochrangiger Regierungsbeamter und Armeeangehöriger veröffentlicht und einen Waffenstillstand zur Befreiung der in Gaza gefangenen israelischen Geiseln befürwortet. (…) Israels Pressefreiheit dürfte das weiter schaden. Das Land liegt im globalen Index von Reporter ohne Grenzen bereits heute auf Platz 101 von 180. Im Mai hatte Israel das lokale Büro des katarischen Senders Al Jazeera geschlossen.“ Artikel von Felix Wellisch vom 25. November 2024 in der taz online - Pressefreiheit? Kann weg
„Nach Al Dschasira und Associated Press hat jetzt erstmals ein israelisches Medium Probleme mit der Regierung Netanyahu: Die Zeitung Haaretz soll weder Anzeigen noch Informationen bekommen. Wieder ein bisschen weniger Pressefreiheit in Israel…“ Kommentar von Hendrik Zörner vom 26.11.2024 beim DJV
- Pressefreiheit unter Netanjahu: Israels Regierung boykottiert Zeitung „Haaretz“
- „Israel muss aufhören, Journalisten zu töten“. Online-Petition: Hunderte von Journalisten verurteilen israelische Mordanschläge auf palästinensische Reporter
„… Bis zum Wochenende wurde die Online-Petition mit dem Titel „Israel muss aufhören, Journalisten zu töten“ von 790 Personen unterzeichnet, darunter Schriftsteller, Reporter, Redakteure, Produzenten, Fotografen, Fotojournalisten, Künstler, Videofilmer, Lehrkräfte und Schüler. (…) Die Initiatoren der Petition weisen darauf hin, dass laut dem Committee to Protect Journalists (CPJ) „mindestens 123 palästinensische Journalisten und Medienschaffende durch israelische Angriffe getötet wurden“. Damit ist es die tödlichste Periode für Journalisten, seit die Organisation 1992 ihre Aufzeichnungen begann. Das Government Media Office in Gaza geht von 182 toten palästinensischen Journalisten seit Oktober 2023 aus…“ Beitrag vom 3.11.2024 in wsws (den Link zur Petition nicht gefunden) - Ich konnte nicht wie alle anderen um meine Kinder weinen“: Die Tragödie des palästinensischen Journalisten Wael al-Dahdouh
„Nachdem seine Frau und zwei seiner Kinder im Gazastreifen getötet worden waren, wurde der Al Jazeera-Journalist Wael al-Dahdouh durch seine Entscheidung, weiter zu berichten, weltweit bekannt. Aber das war nur der Anfang seiner herzzerreißenden Reise…“ engl. Artikel von Nesrine Malik vom 31.10.2024 in The Gurdian - „Das ist ein Kriegsverbrechen“: 3 Tote und 3 Verletzte bei israelischem Angriff auf Journalistenhaus im Libanon
„Das Komitee zum Schutz von Journalisten ist entsetzt über den israelischen Angriff vom Freitag, bei dem zwei Journalisten und ein Medienmitarbeiter getötet und mindestens drei weitere Personen verletzt wurden, und fordert eine unabhängige Untersuchung, um festzustellen, ob das Gelände der Journalisten absichtlich angegriffen wurde. Gegen 3 Uhr morgens am 25. Oktober traf ein Luftangriff ein Gebäude, in dem 18 Journalisten mehrerer Medien im südlibanesischen Hasbaya-Gebiet untergebracht waren. Dabei wurden der Kameramann des Hisbollah-nahen Fernsehsenders Al-Mayadeen TV, Ghassan Najjar, der Fernsehtechniker Mohammed Reda und der Kameramann des Hisbollah-nahen Senders Al-Manar TV, Wissam Kassem, getötet. (…) Das CPJ ist zutiefst empört über einen weiteren tödlichen israelischen Luftangriff auf Journalisten, der dieses Mal ein Gebäude im Südlibanon traf, in dem 18 Pressevertreter untergebracht waren“, sagte CPJ-Programmdirektor Carlos Martinez de la Serna in New York. „Das absichtliche Angreifen von Journalisten ist nach internationalem Recht ein Kriegsverbrechen. Dieser Angriff muss von unabhängiger Seite untersucht werden und die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden„…“ engl. Meldung vom 25.10.2024 von CPJ (maschinenübersetzt)- „Das ist ein Kriegsverbrechen“: Journalisten sterben bei mutmaßlich israelischem Angriff
„Die Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon eskalieren weiter. Bei einer Attacke werden jetzt zwei Mitarbeiter eines Fernsehsenders sowie ein Fotograf getötet. Der Informationsminister des Libanon spricht von Kriegsverbrechen, die wohl absichtlich begangen wurden…“ Meldung vom 25.10.2024 bei n-tv
- „Das ist ein Kriegsverbrechen“: Journalisten sterben bei mutmaßlich israelischem Angriff
- Israelische Streitkräfte stürmen das Büro von Al Jazeera im Westjordanland und verhängen ein 45-tägiges Verbot für dessen Journalismus
„Das Komitee zum Schutz von Journalisten forderte die israelischen Behörden auf, die Belästigung und Behinderung von Al Jazeera einzustellen, nachdem bewaffnete israelische Streitkräfte das Büro des katarischen Senders in der besetzten Stadt Ramallah im Westjordanland während einer Live-Übertragung am frühen Sonntagmorgen gestürmt, seine Schließung für 45 Tage angeordnet und seine Mitarbeiter zum Verlassen des Büros gezwungen hatten.
„Das CPJ ist zutiefst beunruhigt über die Schließung des israelischen Büros von Al Jazeera im besetzten Westjordanland, nur wenige Monate nachdem Israel die Aktivitäten von Al Jazeera in Israel als Bedrohung der nationalen Sicherheit eingestuft hatte“, sagte der Programmdirektor des CPJ, Carlos Martínez de la Serna, in New York. „Israels Bemühungen, Al Jazeera zu zensieren, untergraben ernsthaft das Recht der Öffentlichkeit auf Informationen über einen Krieg, der so viele Leben in der Region zerstört hat. Den Journalisten von Al Jazeera muss es erlaubt sein, in dieser kritischen Zeit zu berichten, und zwar immer.“
Al Jazeera strahlte Filmmaterial von der Razzia aus, bei der Soldaten Dokumente und Ausrüstung aus dem Büro beschlagnahmten. Soldaten beschlagnahmten das Mikrofon des Al Jazeera-Büroleiters im Westjordanland, Walid al-Omari, während er mit dem Korrespondenten Givara Budeiri vor dem Gebäude live auf Sendung war. Laut Al Jazeera entfernten die Soldaten auch ein Poster von Shireen Abu Akleh, einer palästinensischen amerikanischen Korrespondentin, die 2022 von israelischen Streitkräften ermordet wurde, aus dem Gebäude…“ engl. Pressemitteilung vom 22.9.2024 bei CPJ (maschinenübersetzt), siehe auch:- Westjordanland: DJV-Protest gegen Al Dschasira-Schließung
„Der Deutsche Journalisten-Verband protestiert gegen die Erstürmung des Al Dschasira-Büros im Westjordanland durch das israelische Militär am heutigen Morgen. Der DJV reagiert damit auf Berichte von Al Dschasira und anderen Medien, wonach schwer bewaffnete und maskierte israelische Soldaten den Sender gestürmt und dessen Schließung für die Dauer von 45 Tagen angeordnet hätten. Die anwesenden Journalisten sollen aufgefordert worden sein, ihre Kameraausrüstungen mitzunehmen und das Gebäude zu verlassen. „Das ist ein willkürlicher Schlag gegen die Pressefreiheit“, kritisiert DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster, „der mit einer angeblichen und nicht bewiesenen Gefährdung von Israels Sicherheit durch Al Dschasira begründet wird.“ Zugleich sei es für internationale Korrespondenten nicht möglich, aus den von Israel besetzten Gebieten frei und unabhängig zu berichten. Es dränge sich der Eindruck auf, dass das Militär die Kontrolle über die Bilder behalten wolle, die über die Kampfhandlungen an die Weltöffentlichkeit gelangten. Beuster: „Das ist mit den Grundwerten einer Demokratie unvereinbar.“ Der DJV-Vorsitzende erinnert in dem Zusammenhang an den Offenen Brief deutscher Medienunternehmen und -organisationen, darunter der DJV, an die Regierungen von Israel und Ägypten, in dem der Zugang von Medienvertretern zum Gazastreifen gefordert wird: „Die Abschottung gegen freie Berichterstattung muss sofort ein Ende haben. Wegen der geopolitischen Auswirkungen des Nahost-Konflikts hat die Öffentlichkeit ein Anrecht auf Information.“ DJV-Pressemitteilung vom 22. September 2022 - Die Schließung des Büros von Al Jazeera in Ramallah durch die israelischen Behörden ist ein schwerer Schlag für die Pressefreiheit
„Als Reaktion auf die Razzia der israelischen Behörden im Büro von Al Jazeera in Ramallah und die gerichtliche Anordnung, es für 45 Tage zu schließen, sagte Heba Morayef, Regionaldirektorin von Amnesty International für den Nahen Osten und Nordafrika: „Die Schließung des Büros von Al Jazeera in Ramallah durch die israelischen Behörden ist ein weiterer schamloser Angriff auf das Recht auf freie Meinungsäußerung und ein vernichtender Schlag für die Pressefreiheit…“ engl. Meldung von Amnesty International vom 23.9.2024 (maschinenübersetzt) - Dissidenten zum Schweigen bringen: Israels Razzia bei Al Jazeera und die Zukunft der Pressefreiheit
„Israelische Soldaten durchsuchten heute das Büro von Al Jazeera in Ramallah und verhängten eine 45-tägige Schließung inmitten eines harten Vorgehens gegen Journalisten, die über den Konflikt berichten. Diese Maßnahme reiht sich ein in die Bemühungen, kritische Berichterstattung über Israels Militäraktionen und Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebieten zum Schweigen zu bringen. Da Al Jazeera und andere abweichende Journalisten zunehmend unter Druck geraten, zeigt die heutige Razzia eine gefährliche Bedrohung der Pressefreiheit und wirft dringende Fragen über die Zukunft des Journalismus in Konfliktgebieten auf.
Schwer bewaffnete und maskierte israelische Soldaten drangen gewaltsam in das Gebäude ein, in dem das Büro von Al Jazeera untergebracht war, und übergaben dem Leiter des Westjordanland-Büros des Senders, Walid al-Omari, am frühen Sonntag die 45-tägige Schließungsanordnung. Al-Omari sagte, die Schließungsverfügung des israelischen Militärs beschuldige den Sender der „Aufstachelung zum und Unterstützung des Terrorismus“.
Jivara Budeiri von Al Jazeera fügte hinzu, dass israelische Soldaten ihre Kameras konfisziert hätten, und sagte, sie befürchte, dass das Militär versuchen könnte, die Archive von Al Jazeera zu zerstören, die in dem Büro untergebracht sind.
„Al Jazeera wurde beschuldigt, der israelischen Sicherheit zu schaden, gegen israelische Soldaten aufzuwiegeln, aber alles, was wir getan haben, war über das zu berichten, was das israelische Militär den Menschen in den besetzten palästinensischen Gebieten antut, und wenn sie damit aufhören, können wir aufhören, darüber zu berichten.“…“ engl. umfangreicher Beitrag vom 22.9.2024 bei 21st CENTURY WIRE mit einigen Videos (maschinenübersetzt)
- Westjordanland: DJV-Protest gegen Al Dschasira-Schließung
- Petition: Journalist:innen in Deutschland für Pressefreiheit im Gaza-Krieg
„… In Gaza ist die Lage für Journalist:innen aktuell gefährlicher als irgendwo sonst auf der Welt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen gibt an, dass seit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober und dem einsetzenden Gaza-Krieg 140 Medienschaffende durch die israelische Militäroffensive in Gaza getötet worden sind. (Stand: 13.09.24) Mindestens 31 von ihnen während ihrer Arbeit, einige davon gezielt. Angriffe auf Pressevertreter:innen sind Kriegsverbrechen. Dennoch tötet das israelische Militär immer wieder Kolleg:innen, die durch Aufschriften an Westen und Helmen unmissverständlich als Pressevertreter:innen erkennbar waren. (…) Parallel dazu verhindert die israelische Regierung nach wie vor die unabhängige Einreise internationaler Medienvertreter:innen und schränkt so in beispielloser Weise die Pressefreiheit ein. Kein anderes Kriegsgebiet unserer Zeit wurde so lange für die externe Berichterstattung abgeriegelt wie Gaza seit dem 7. Oktober. Dennoch beziehen große Teile der deutschen Journalismus-Branche zu diesen gefährlichen Entwicklungen keine Stellung. An einem offenen Brief von über 70 internationalen Medienorganisationen, der fordert, internationalen Journalist:innen Zugang zu Gaza zu geben, war kein deutsches Medium beteiligt. (…) Häufig bedienen Medienschaffende sich zudem vereinfachender Erklärungsmuster, palästinensische Perspektiven kommen zu selten vor. Damit verletzen diese Redaktionen seit elf Monaten regelmäßig journalistische Prinzipien wie die Sorgfaltspflicht. (…) Einige Medien tragen darüber hinaus zur Diffamierung palästinensischer Kolleg:innen in Gaza bei. „Israel: Getöteter Journalist war Hamas-Kämpfer“, hieß es etwa im Nahost-Liveblog der Tagesschau anlässlich der Tötung von Ismail al-Ghoul und Rami al-Refee. Zum Vergleich: Die internationale Nachrichtenagentur Reuters titelte „Israel tötet einen Al-Jazeera-Journalisten und behauptet, ohne Beweise, dass er ein Hamas-Agent war.“ Als Journalist:innen, die in den deutschen Medien arbeiten, wollen wir zur Situation unserer Kolleg:innen in Gaza nicht länger schweigen. Wir wollen erst recht nicht akzeptieren, dass sie mit Unterstützung deutscher Medienschaffender ohne Nennung stichhaltiger Beweise als Terrorist:innen diffamiert und so sprichwörtlich zum Abschuss freigegeben werden. (…) Journalist:innen, die aus einem Kriegsgebiet berichten, müssen geschützt werden. Sie dürfen unter keinen Umständen gezielt angegriffen und getötet werden. Unabhängige Berichterstatter:innen müssen in Konfliktgebiete hineingelassen werden, damit die Weltöffentlichkeit hinreichend informiert wird. Ein Staat darf kritische Journalist:innen nicht willkürlich verhaften, foltern oder verschwinden lassen. Die Tötung von Journalist:innen und die Zerstörung journalistischer Infrastruktur in Gaza sind ein starkes Indiz dafür, dass dieser Krieg die Grenzen des Völkerrechts und der Verhältnismäßigkeit längst überschritten hat. Darauf deutet auch die Tötung von medizinischem Personal und Vertreter:innen internationaler Hilfsorganisationen hin, ebenso wie die Angriffe auf Schulen, Krankenhäuser, vermeintlich sichere Zonen, oder die große Zahl ziviler Opfer. Wer unter der allgegenwärtigen Gefahr für Leib und Leben noch berichtet, filmt, fotografiert, verdient unsere Anerkennung. Wir fordern daher: + Schutz für Journalist:innen in Gaza! + Aufhebung des israelischen Einreiseverbots für unabhängige internationale Berichterstatter:innen ins Kriegsgebiet! + Keine ungeprüfte Übernahme von Darstellungen von Kriegsparteien in der Berichterstattung! Stattdessen: Quellenvielfalt, Einbettung in den historischen und politischen Kontext, Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit palästinensischen Journalist:innen…“ Aus der Petition von Journalist:innen in Deutschland vom September 2024 auf der Aktionsseite (Mag Wompel hat unterschrieben) - Offener Brief: Zugang zu Gaza gefordert
„An den Ministerpräsidenten des Staates Israel, Benjamin Netanjahu,
An den Präsidenten der Arabischen Republik Ägypten, Abd al-Fattah as-Sisi,
fast ein Jahr Krieg – und noch immer verhindern die Regierungen Israels und Ägyptens, dass internationale Reporter und Reporterinnen in den Gazastreifen reisen, um darüber zu berichten. Fast ein Jahr Krieg, und noch immer verhindern Ihre Regierungen, dass wir uns unbegleitet und unabhängig ein Bild über die Situation in Gaza machen können. Der fast absolute Ausschluss internationaler Medien bei einer Krise dieser enormen weltweiten Tragweite ist in der jüngeren Geschichte beispiellos. Nach fast einem Jahr Krieg fordern wir die israelische Regierung auf: Gewähren Sie uns Zutritt zumGazastreifen! Nach fast einem Jahr Krieg fordern wir die ägyptische Regierung auf: Lassen Sie uns über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen einreisen!
Nie ist die Anwesenheit von unabhängigen Reportern und Reporterinnen so wichtig wie in Kriegen und bewaffneten Auseinandersetzungen. Wir sind keine Konfliktpartei. Wir, die Chefredakteurinnen, Chefredakteure und Intendanten, die Reporterinnen und Reporter und unsere Organisationen, die Verlage und Fernsehstationen, haben in der Bewertung und Analyse unterschiedlicher internationaler Krisen jahrzehntelange Erfahrungen. Wer unabhängige Berichterstattung über diesen Krieg unmöglich macht, beschädigt die eigene Glaubwürdigkeit. Wer uns verbietet, im Gazastreifen zu arbeiten, schafft die Voraussetzungen, dass Menschenrechte verletzt werden…“ Offener Brief vom 17.09.2024 bei djv - [The Gaza Project] Journalismus im Fadenkreuz im Gazastreifen
„In keinem anderen Konflikt sind innerhalb so kurzer Zeit so viele Journalisten und Journalistinnen getötet worden wie zuletzt im Gazastreifen. Israel bestreitet, Reporter gezielt zu töten. Doch eine internationale Recherche wirft Zweifel auf. (…) Bis zum heutigen Tag kamen – je nach Zählung – zwischen 108 und 159 Journalisten und Redaktionsmitarbeitende ums Leben. Damit starben in dem Streifen Land, der gerade mal so groß ist wie das Stadtgebiet München, in den vergangenen acht Monaten mehr Journalisten als im gesamten Jahr 2022 auf der ganzen Welt. Während laut Angaben des Hamas-geführten Gesundheitsministeriums schon über 37.000 Menschen gestorben sind, was rund 1,6 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht, ist die Rate unter Journalisten alarmierend höher: Es ist etwa jeder Zehnte.
Ein „tödliches Muster“?
Die Nichtregierungsorganisation Committee to Protect Journalists spricht von “einem tödlichen Muster” von Angriffen auf Journalisten. Beim Internationalen Strafgerichtshof sind schon mindestens drei Anzeigen gegen den Staat Israel anhängig. Der Vorwurf: Kriegsverbrechen gegen Journalisten und vorsätzliche Zerstörung von Redaktionsräumen. (…)
In einer viermonatigen Recherche haben paper trail media und zwölf Medienhäuser aus aller Welt – koordiniert von der französischen Journalistenorganisation Forbidden Stories – die Umstände der überdurchschnittlich hohen Todeszahlen untersucht. Bei der Recherche, die in diesen Tagen weltweit unter dem Titel “The Gaza Project” veröffentlicht wird, haben erstmals seit dem 7. Oktober auch arabische und israelische Medien Seite an Seite recherchiert. Das Ergebnis legt nahe, dass Israel den Tod palästinensischer Journalisten mindestens in Kauf genommen und in einigen Fällen womöglich sogar bewusst darauf abgezielt hat.
So hat die israelische Armee – nach Eigenwerbung “die moralischste Armee der Welt” — in den vergangenen Monaten mindestens 14 Journalisten angegriffen und teils sogar getötet, die durch entsprechende Schriftzüge auf ihren Splitterschutzwesten klar als Berichterstatter erkennbar waren. Als Pressefahrzeuge gekennzeichnete Autos wurden beschossen und augenscheinlich von Panzern überrollt und zerstört, Pressegebäude wurden offenbar gezielt ins Visier genommen. In mindestens fünf Fällen wurden Reporter oder Kameras während oder kurz nach Liveübertragungen beschossen. Israel weist die Vorwürfe gezielter Angriffe gegen Journalisten vehement zurück…“ Recherche von Christo Buschek, Maria Christoph, Dajana Kollig, Frederik Obermaier und Maria Retter bei paper trail media (ohne Datum, doch von Ende August 2024) - Angriffe, Verhaftungen, Drohungen, Zensur: Die Berichterstattung über den Krieg zwischen Israel und Gaza kostete zudem bislang zwischen 108 und 162 getötete JournalistInnen und MedienmitarbeiterInnen
- Opfer unter den Journalisten im Krieg zwischen Israel und Gaza
„Der Krieg zwischen Israel und Gaza hat einen noch nie dagewesenen Tribut an die Journalisten des Gazastreifens gefordert, seit Israel der Hamas nach deren Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg erklärt hat. Bis zum 19. Juli 2024 befanden sich nach vorläufigen Untersuchungen des CPJ mindestens 108 Journalisten und Medienmitarbeiter unter den mehr als 39.000 Toten seit Beginn des Krieges, was diesen Zeitraum zum tödlichsten für Journalisten seit Beginn der Datenerfassung durch das CPJ im Jahr 1992 macht…“ engl. Aktualisierung vom 19.7.2024 (maschinenübersetzt) in der Liste des CPJ, siehe andere Zahlen:- Israel hat einen weiteren Journalisten getötet
„Die Zahl der getöteten Journalisten im Gazastreifen, wo die israelische Armee seit dem 7. Oktober 2023 ihre Angriffe fortsetzt, ist auf 162 gestiegen.
Bei den Angriffen der israelischen Armee auf den Gazastreifen wurden ein palästinensischer Journalist und 3 weitere Personen, darunter Kinder, getötet. In einer schriftlichen Erklärung des Al-Avde-Krankenhauses in Gaza heißt es, dass die Leichen des Journalisten Mutasim Garrab und vier weiterer Personen, darunter zwei Kinder, in das Krankenhaus gebracht wurden, nachdem die israelischen Kampfflugzeuge das Nusayrat-Flüchtlingslager in Gaza-Stadt angegriffen hatten. In einer schriftlichen Erklärung des Medienbüros der Regierung in Gaza vom 20. Juli hieß es, dass die Zahl der seit dem 7. Oktober 2023 durch die Angriffe der israelischen Armee im Gazastreifen getöteten Journalisten auf 161 gestiegen sei…“ türk. Meldung vom 21.7.2024 in Evrensel (maschinenübersetzt)
- Israel hat einen weiteren Journalisten getötet
- Angriffe, Verhaftungen, Drohungen, Zensur: Die hohen Risiken der Berichterstattung über den Krieg zwischen Israel und Gaza
„Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und Gaza am 7. Oktober sehen sich Journalisten und Medien in der gesamten Region mit einem feindseligen Umfeld konfrontiert, das die Berichterstattung über den Krieg zu einer besonderen Herausforderung macht.
Das CPJ hat nicht nur die steigende Zahl der getöteten und verletzten Journalisten dokumentiert, sondern auch eine Vielzahl von Vorfällen festgestellt, bei denen Journalisten während ihrer Arbeit in Israel und den beiden palästinensischen Gebieten Gaza und Westjordanland ins Visier genommen wurden. Dazu gehören 51 Verhaftungen sowie zahlreiche Übergriffe, Drohungen, Cyberattacken und Zensur. Am 19. Juli befanden sich nach Angaben des CPJ noch 36 dieser Journalisten in Haft. Mehrere Journalisten haben bei der Berichterstattung über den Krieg auch Familienangehörige verloren. (…)
Das CPJ geht Berichten nach, wonach mehr als 50 Büros im Gazastreifen beschädigt wurden, so dass viele Journalisten keinen sicheren Ort haben, um ihre Arbeit zu verrichten, da sie auch mit weitreichenden Strom- und Kommunikationsausfällen sowie Lebensmittel- und Wasserknappheit zu kämpfen haben und manchmal mit ihren Familien fliehen müssen. (…)
Journalisten von Sendern wie BBC, Al-Jazeera, RT Arabic und Al-Araby TV haben berichtet, dass ihre Berichterstattung seit Beginn des Krieges von der israelischen Polizei, dem Militär und anderen behindert wurde…“ engl. Beitrag von Mohamed Mandour, Doja Daoud, Ignacio Miguel Delgado Culebras und Samir Alsharif am 19. Juli 2024 bei CPJ (maschinenübersetzt) mit vielen Einzelbeispielen
- Opfer unter den Journalisten im Krieg zwischen Israel und Gaza
- Reporter ohne Grenzen stellt 3. Strafanzeige beim Internationalen Strafgerichtshof wegen israelischer Kriegsverbrechen gegen Journalist*innen
„Kriegsverbrechen: RSF stellt dritte Strafanzeige: „Gezielte Angriffe auf Journalistinnen und Reporter dürfen nicht straffrei bleiben!”
Reporter ohne Grenzen (RSF) hat beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) erneut Strafanzeige wegen israelischer Kriegsverbrechen gegen Journalistinnen und Journalisten eingereicht. In dieser dritten Strafanzeige fordert RSF den Gerichtshof auf, Verbrechen gegen mindestens neun palästinensische Medienschaffende zwischen dem 15. Dezember 2023 und 20. Mai 2024 zu untersuchen. Insgesamt sind bei Angriffen der israelischen Streitkräfte (IDF) seit dem 7. Oktober im Gazastreifen mehr als 100 Journalistinnen und Reporter getötet worden. „Wer die Medien ins Visier nimmt, verletzt das Recht der Öffentlichkeit auf Informationsfreiheit, das in Kriegszeiten so wichtig ist”, sagt Anja Osterhaus, RSF-Geschäftsführerin für Politik und Strategie. „Gezielte Angriffe auf Journalistinnen und Reporter dürfen nicht straffrei bleiben!”
RSF reichte die Strafanzeige am 24. Mai 2024 ein, dem neunten Jahrestag der UN-Resolution 2222 . In dieser forderte der UN-Sicherheitsrat im Jahr 2015 nachdrücklich den Schutz von Journalistinnen und Journalisten in Kriegszeiten….“ Pressemitteilung vom 27.05.2024 der Reporter ohne Grenzen (RSF) (…) RSF hatte zuvor bereits am 31. Oktober und am 22. Dezember Strafanzeigen wegen möglicher Kriegsverbrechen seitens der IDF und der Hamas eingereicht. Die nun eingereichte Strafanzeige beschreibt acht neue Fälle palästinensischer Medienschaffender, die bei Angriffen der IDF getötet wurden, sowie den Fall eines verletzten Journalisten. Alle neun wurden bei der Ausübung ihrer journalistischen Tätigkeit getroffen. RSF hat Grund zu der Annahme, dass einige von ihnen bewusst getötet wurden und die anderen bei Angriffen der IDF auf Zivilisten und Zivilisten ums Leben kamen…“ Pressemitteilung vom 27.05.2024 der Reporter ohne Grenzen (RSF), darin die weiteren in der Strafanzeige aufgeführten neuen Fälle - Israel beschlagnahmt auf Grundlage des Al-Dschasira-Gesetzes die Ausrüstung der Nachrichtenagentur AP – und gibt sie nach internationalem Druck wieder zurück
- Israel beschlagnahmt Ausrüstung der Nachrichtenagentur AP
„Israelische Regierungsbeamte haben Ausrüstung der Nachrichtenagentur AP beschlagnahmt und nach AP-Angaben eine Liveberichterstattung der Journalisten im Süden Israels unterbrochen. Mit welcher Begründung?
Israelische Regierungsbeamte haben Ausrüstung der Nachrichtenagentur AP beschlagnahmt und nach AP-Angaben eine Liveberichterstattung der Journalisten im Süden Israels unterbrochen. Als Begründung sei das neue israelische Mediengesetz angeführt worden, hieß es am Dienstag in einer Nachricht von AP auf der Plattform X. Der israelische Informationsminister Schlomo Karhi schrieb auf X, Mitarbeiter seines Ministeriums hätten AP bereits in der vergangenen Woche gewarnt, dass kein Sendematerial an den katarischen Fernsehsender Al-Dschasira weitergegeben werden dürfe. Seine Mitarbeiter hätten eine Kamera beschlagnahmt, die Aktivitäten der Streitkräfte aufgenommen habe. Die Nachrichtenagentur habe „gesetzeswidrig“ Aufnahmen an Al-Dschasira weitergegeben. Al-Dschasira gehört – so wie viele Medien weltweit – zu den Kunden von AP. Das im vergangenen Monat verabschiedete sogenannte Al-Dschasira-Gesetz ermöglicht es der israelischen Regierung, internationale Medienunternehmen an der Arbeit in Israel zu hindern, wenn sie diese als Bedrohung der nationalen Sicherheit betrachtet…“ Agenturmeldung vom 21.05.2024 in der Stuttgarter Zeitung online und dazu: - AP-Journalisten erhalten Ausrüstung zurück
„Wenige Stunden nach der Beschlagnahme von Ausrüstung der Nachrichtenagentur AP in Israel hat Informationsminister Schlomo Karhi die Rückgabe der Kamera angeordnet. Das schrieb der israelische Politiker am Dienstagabend auf der Plattform X. Das Verteidigungsministerium wolle prüfen, ob der Einsatz der Kamera an der Grenze zum Gazastreifen irgendein Risiko für die israelischen Truppen dort bedeute, hieß es weiter. Karhi betonte, sein Ministerium werde weiterhin daran arbeiten, „Sendungen zu verhindern, die die Sicherheit des Staates gefährden„…“ Aus dem liveblog zum Nahost-Krieg der Tagesschau vom 21.05.2024 - Keine Schikanen gegen AP
„Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die israelische Regierung auf, den Journalistinnen und Journalisten der Nachrichtenagentur AP die beschlagnahmte Ausrüstung sofort zurückzugeben. Der DJV reagiert damit auf Berichte, nach denen technisches Equipment der international tätigen Nachrichtenagentur eingezogen worden sein soll. Als Begründung für die Maßnahme gaben die Behörden Verstöße gegen das israelische Mediengesetz an, weil Associated Press den in Israel verbotenen Sender Al Dschasira mit Bild- und Filmmaterial versorgt. „Trotz der Bedrohung Israels durch Terrororganisationen wie die Hamas hat die Regierung nicht das Recht, derart massiv die freie Berichterstattung einzuschränken“, kritisiert DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster. Internationalen Korrespondenten müsse es nach wie vor möglich sein, ungehindert aus dem Land zu berichten. „An wen eine Nachrichtenagentur ihr Material weiterleitet, geht die Behörden nichts an“, so der DJV-Vorsitzende.“ DJV-Pressemitteilung vom 21.05.2024
- Israel beschlagnahmt Ausrüstung der Nachrichtenagentur AP
- Angriffe, Verhaftungen, Drohungen, Zensur: Die hohen Risiken der Berichterstattung über den Krieg zwischen Israel und Gaza – und nun auch das Verbot von Al-Jazeera
- Internationale JournalistInnen-Gewerkschaften fordern Israel auf, das Verbot von Al-Jazeera zurückzunehmen
- „Die Büros von Al-Jazeera wurden in Gaza bombardiert. Ihre Mitarbeiter wurden im Westjordanland verprügelt. Sie wurden im Westjordanland und in Gaza getötet. Israel versucht, @AlJazeera mundtot zu machen. Aber der Präzedenzfall ist größer & droht, israelische Gräueltaten in Gaza zu vertuschen. @hrw “ engl. Tweet von Omar Shakir vom 5.5.
- Israel: Schließung von Al Jazeera ist gefährlich und falsch
„Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) hat sich ihrer Mitgliedsorganisation, dem Palästinensischen Journalisten-Syndikat (PJS), angeschlossen und die Schließung von Al Jazeera durch die israelische Regierung verurteilt. Der Verband äußerte sich auch besorgt über die Beschlagnahmung der persönlichen Arbeitsausrüstung und Telefone der Journalisten. Am 5. Mai beschloss die israelische Regierung, den in Katar ansässigen Sender in Israel zu schließen, indem sie seine Büros stürmte, seine Sendungen aus den Menüs der israelischen Rundfunkanbieter entfernte und seine Websites sperrte. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte auf X, die Regierung habe „einstimmig beschlossen, dass der Hetzsender Al Jazeera in Israel geschlossen wird“ (…) Michelle Stanistreet, Generalsekretärin der National Union of Journalists (NUJ) im Vereinigten Königreich und in Irland, die anerkanntermaßen die Journalisten von Al Jazeera in London vertritt, sagte: „Diejenigen, die Geheimnisse zu verbergen haben oder sich für ihre Taten schämen, schließen gewaltsam Fernsehsender. Al Jazeera ins Visier zu nehmen, wie es die israelische Regierung getan hat, ist ein direkter Angriff auf die freie Meinungsäußerung, der die Verantwortlichen beschämt – ich hoffe, dass sie ihren Fehler bald erkennen und diese Entscheidung rückgängig machen werden.““ engl. ifj-Meldung vom 06. Mai 2024 (maschinenübersetzt) - Israel: Verbot von Al Dschasira zurücknehmen
„Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die israelische Regierung auf, ihr Verbot des Senders Al Dschasira umgehend zurückzunehmen. Der DJV reagiert damit auf die Schließung des Studios in Ost-Jerusalem durch israelische Behörden am gestrigen Sonntag. „Die Pressefreiheit ist kein Schönwettergrundrecht, sondern muss auch in Kriegszeiten in vollem Umfang gelten“, stellt DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster klar. Die israelische Demokratie dürfe kritische Stimmen nicht an der Berichterstattung hindern. Das Parlament in Tel Aviv habe der Pressefreiheit keinen Gefallen getan, als es vor einigen Wochen auf Initiative der Regierung Netanyahu die gesetzliche Grundlage für die Schließung von Al Dschasira beschlossen habe. Beuster: „Das muss rückgängig gemacht werden.“ Er ruft Bundesaußenminister Annalena Baerbock dazu auf, sich in ihren Kontakten mit der israelischen Regierung für Al Dschasira einzusetzen.
Der DJV-Vorsitzende fordert darüber hinaus vom israelischen Militär, Korrespondenten im Gazastreifen zu schützen: „Wir erwarten von den Streitkräften, dass es bei der möglichen Offensive Israels gegen Rafah kein Blutbad unter den Korrespondenten gibt.“ Tote Journalistinnen und Journalisten dürften nicht achselzuckend als Kollateralschäden in Kauf genommen werden. Den Schutz der Berichterstatter müssten selbstverständlich auch die Kämpfer der Hamas gewährleisten.“ djv-Pressemitteilung vom 06.05.2024
- Angriffe, Verhaftungen, Drohungen, Zensur: Die hohen Risiken der Berichterstattung über den Krieg zwischen Israel und Gaza
„Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und Gaza am 7. Oktober sehen sich Journalisten und Medien in der gesamten Region mit einem feindseligen Umfeld konfrontiert, das die Berichterstattung über den Krieg zu einer besonderen Herausforderung macht. Das CPJ hat nicht nur die steigende Zahl der getöteten und verletzten Journalisten dokumentiert, sondern auch zahlreiche Vorfälle festgestellt, in denen Journalisten bei ihrer Arbeit in Israel und den beiden palästinensischen Gebieten Gaza und Westjordanland angegriffen wurden. Dazu gehören 25 Verhaftungen sowie zahlreiche Übergriffe, Drohungen, Cyberattacken und Zensur. Mit Stand vom 7. Mai befanden sich nach Angaben des CPJ 19 dieser Journalisten noch immer hinter Gittern…“ engl. umfangreicher Beitrag von Mohamed Mandour vom 7.5.2024 bei CPJ (maschinenübersetzt) – siehe auch das CPJ-Dossier zu Israel-Gaza - In Kriegszeiten braucht es vor allem einen humanitären Journalismus. In der Berichterstattung über militärische Konflikte müssen alle Opfer gezeigt werden.
„Jeder Krieg ist auch ein Krieg der Informationen. Das sehen wir täglich in den Nachrichten. Ob Israel und Gaza oder Russland und die Ukraine; wir werden mit Schlagzeilen und Bildern von Blut, Tod und Zerstörung bombardiert. (…) Mittlerweile hinterfragen aber auch Journalisten die Israel/Palästina-Berichterstattung, denn kein Krieg ist schwarz-weiß. Laut Hafez braucht es vor allem einen humanitären Journalismus. Der müsse alle Opfer zeigen, egal welcher Seite. Das heißt, die israelischen Opfer des 7. Oktober und die palästinensischen Opfer seither. Vielleicht schaffen es so auch die Menschen des Sudan in die deutschen Medien. Denn Opfer sind Opfer, mit oder ohne Lobbygruppe.“ Artikel von Mandy Tröger vom 29. April 2024 bei isw
- Internationale JournalistInnen-Gewerkschaften fordern Israel auf, das Verbot von Al-Jazeera zurückzunehmen
- Drohende Rafah-Offensive: Militär muss JournalistInnen schützen – bereits 112 Medienschaffende in sechs Monaten getötet
- Rafah-Offensive: Militär muss Journalisten schützen
„Der Deutsche Journalisten-Verband ruft die israelischen Streitkräfte dazu auf, bei einer möglichen Offensive von Rafah im Gaza-Streifen Journalistinnen und Journalisten auf beiden Seiten der Front zu schützen. Angesichts der weltpolitischen Bedeutung der kriegerischen Handlungen ist von einer hohen Präsenz von Kriegsberichterstattern auszugehen. „Schon jetzt ist der Gaza-Krieg für Berichterstatter einer der blutigsten Konflikte der letzten Jahrzehnte“, stellt DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster fest. Unabhängige Zahlen über die Kriegstoten lägen nicht vor, jedoch sei davon auszugehen, dass bis zu 100 Medienschaffende seit dem Überfall der Hamas auf Israel getötet worden seien. „Wir erwarten vom israelischen Militär, dass es kein Blutbad unter den Korrespondenten gibt.“ Die Journalisten vor Ort ruft der DJV-Vorsitzende dazu auf, wenn möglich keine unnötigen Risiken einzugehen: „Ihr Leben ist wichtiger als Texte und Bilder von der Front.“…“ djv-Pressemitteilung vom 09.04.2024 - 112 Medienschaffende in sechs Monaten getötet
„Reporter ohne Grenzen (RSF) ruft die internationale Gemeinschaft erneut dazu auf, sich stärker für den Schutz palästinensischer Journalistinnen und Journalisten einzusetzen. Im israelischen Krieg gegen die Hamas sind seit dem 7. Oktober 2023 mindestens 112 Medienschaffende getötet worden. Angesichts der Bombardierungen ist es für Journalistinnen und Reporter in Gaza extrem gefährlich, ihrer Arbeit nachzugehen. Bis heute, sechs Monate nach Kriegsbeginn, kommt fast niemand zum Berichterstatten in den Gazastreifen hinein, nur wenige durften ihn verlassen. Am 7. Oktober hatte die Hamas israelische Grenzgebiete überfallen und bei ihrem Massaker auch Medienschaffende getötet…“ RSF-Meldung vom 07.04.2024
- Rafah-Offensive: Militär muss Journalisten schützen
- Knesset beschließt sogenanntes „Al-Jazeera-Gesetz“ mit großer Mehrheit – kaum Bilder vom Gaza-Krieg in israelischem TV und internationale Kritik an Zensur
- Israels neue TV-Zensur: Kampf gegen Al Jazeera und Co.
„Im israelischen Fernsehen sind Tod und Leiden der Palästinenser kaum sichtbar. Ein neues Gesetz soll auch ausländische Medien bremsen.
Internationalen Fernsehsendern könnte in Israel bald der Rauswurf drohen. Das Parlament hat das sogenannte „Al-Jazeera-Gesetz“ gebilligt. Die Abgeordneten in Jerusalem stimmten in zweiter und dritter Lesung für das Gesetz, das eine Schließung ausländischer TV-Sender ermöglicht, falls diese als Risiko für die Staatssicherheit eingestuft werden sollten, wie das Parlament am Montag mitteilte. Das Gesetz könnte die Pressezensur im Nahost-Konflikt erheblich verschärfen. Die Nachrichtenseite „ynet“ berichtete, eine Schließung könne von Kommunikationsminister Schlomo Karhi angeordnet werden. Damit könnten die Büroräume eines Senders in Israel geschlossen, die Sendeausrüstung beschlagnahmt, der Sender aus dem Programm der Anbieter von Kabel- und Satellitenfernsehen entfernt und seine Internetseite blockiert werden.
Al Jazeera vor dem Aus: Kaum Bilder vom Gaza-Krieg in israelischem TV
Laut der „Times of Israel“ kündigte der rechtskonservative Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an, er werde sich nach Billigung der Gesetzes umgehend für eine Schließung von Al Jazeera einsetzen. In der Vergangenheit waren ähnliche Bemühungen allerdings gescheitert. Israel wirft dem Sender vor, voreingenommen zu berichten…“ dpa-Meldung vom 01.04.2024 in der Berliner Morgenpost online - Al Jazeera verurteilt neues israelisches Gesetz und weist Netanjahus „Lügen“ zurück
„Das Mediennetzwerk prangert die „verleumderischen Anschuldigungen“ des israelischen Premierministers an und sagt, dass sie die Sicherheit seiner Journalisten in aller Welt gefährden. (…) Al Jazeera Media Network prangerte Netanyahus „verzweifelte Kampagne“ als nichts als „gefährliche“ und „lächerliche“ Lügen an. „Netanyahu konnte keine Rechtfertigung für seine ständigen Angriffe auf Al Jazeera und die Pressefreiheit finden, außer neue Lügen und hetzerische Verleumdungen gegen das Netzwerk und die Rechte seiner Mitarbeiter zu präsentieren…“ engl. Statement der Al Jazeera Redaktion am 2. April 2024 - [RSF] Al Jazeera soll nach monatelanger Verfolgung in Israel bald verboten werden – eine beispiellose Zensur
„Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert die Aufhebung eines neu verabschiedeten israelischen Gesetzes, das es der Regierung erlaubt, ausländische Medien in Israel zu schließen, wobei der Sender Al Jazeera betroffen ist. Diese Zensur eines der letzten internationalen Medien, die seit dem 7. Oktober aus dem Gazastreifen berichten können, ist inakzeptabel, so RSF. (…)
Al-Dschasira-Journalisten bei israelischen Angriffen getötet und verletzt
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas sind im Gazastreifen mindestens 103 Journalisten durch israelische Angriffe getötet worden, darunter mindestens 22 bei ihrer Arbeit. Drei von ihnen arbeiteten für Al Jazeera. Der Journalist Hamza al-Dahdouh – der Sohn von Wael al-Dahdouh, dem Büroleiter von Al Jazeera in Gaza – und sein Kollege Moustafa Thuraya wurden Anfang Januar bei einem israelischen Angriff getötet. „Sie rächen sich an uns [den Journalisten aus dem Gazastreifen], indem sie unsere Kinder töten, aber das wird uns nicht aufhalten“, sagte Wael al-Dahdouh zu dieser Zeit. Einen Monat später wurde dieser führende Journalist selbst durch einen israelischen Angriff verletzt, bei dem der Al Jazeera-Kameramann Samer Abu Daqqa getötet wurde. Im Südlibanon war die Al Jazeera-Korrespondentin Carmen Joukhadar eine der sechs Journalisten, die bei einem israelischen Angriff am 13. Oktober verletzt wurden, bei dem der Reuters-Reporter Issam Abdallah getötet wurde…“ engl. Meldung vom 02.04.2024 von Reporters Without Borders (RSF) (maschinenübersetzt), siehe auch: CPJ urges Israel not to shut down Al-Jazeera - Die Wachhunde im Auge behalten: Israels Angriffe auf Journalisten gehen nach hinten los
„Israel tötet palästinensische Journalisten, verbietet ausländischen Medien die Berichterstattung über Gaza – und verliert an Glaubwürdigkeit…“ engl. Kommentar von Rami G Khouri am 2.4.24 in Al-Jazeera
- Israels neue TV-Zensur: Kampf gegen Al Jazeera und Co.
- Stand der Opfer im Krieg zwischen Israel und Gaza: 95 JournalistInnen und MedienmitarbeitererInnen wurden als tot bestätigt, 25 sind verhaftet
- CPJ fordert Israel auf, die bei einer Razzia inhaftierten Journalisten freizulassen
„Am Montag, den 18. März, starteten die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) eine neue Offensive auf den Al-Shifa-Krankenhauskomplex und nahmen zahlreiche Palästinenser fest. Unter den Festgenommenen befand sich eine unbestimmte Anzahl von Journalisten, darunter Mahmoud Elewa, ein freier Korrespondent von Al-Jazeera TV, und Mohamad Arab, ein freier Journalist von Al-Araby TV.
Arab und Elewa gehörten zu den ersten, die am Montag über die Razzia im Krankenhaus und die Verhaftung des Al-Jazeera-Reporters Ismail Al-Ghoul berichteten. Al-Ghoul wurde nach etwa 12 Stunden in israelischem Gewahrsam freigelassen, nachdem sich das US-Außenministerium zuvor über seine Inhaftierung erkundigt und Organisationen wie CPJ und Al-Jazeera seine Freilassung gefordert hatten.
Stromausfälle in der Telekommunikation haben die Kommunikation mit den Journalisten in dem Gebiet behindert. Tausende von Palästinensern, die durch den Krieg vertrieben wurden, haben in dem Krankenhauskomplex Zuflucht gesucht, und Journalisten haben dort seit den ersten Tagen des Krieges gearbeitet. Das CPJ war nicht in der Lage, weitere Einzelheiten über andere bei der Razzia verhaftete Journalisten zu erfahren…“ engl. Meldung vom 22.3.2024 von CPJ (maschinenübersetzt) - Opfer unter den Journalisten im Krieg zwischen Israel und Gaza mit Stand vom 21. März 2024: 95 JournalistInnenen und MedienmitarbeitererInnen wurden als tot bestätigt
„… Mit Stand vom 21. März 2024 zeigen die vorläufigen Untersuchungen des CPJ, dass mindestens 95 Journalisten und Medienmitarbeiter unter den mehr als 32.000 Toten seit Beginn des Krieges am 7. Oktober zu finden sind – mehr als 31.000 palästinensische Tote in Gaza und im Westjordanland und 1.200 Tote in Israel. (…)
Stand: 21. März:
– 95 Journalisten und Medienmitarbeiter wurden als tot bestätigt: 90 Palästinenser, 2 Israelis und 3 Libanesen.
– 16 Journalisten wurden als verletzt gemeldet.
– 4 Journalisten wurden als vermisst gemeldet.
– 25 Journalisten wurden als verhaftet gemeldet.
– Zahlreiche Angriffe, Drohungen, Cyberangriffe, Zensur und die Ermordung von Familienmitgliedern…“ engl. Aktualisierung von CPJ am 21.3.2024 (maschinenübersetzt)
- CPJ fordert Israel auf, die bei einer Razzia inhaftierten Journalisten freizulassen
- Israel-Gaza-Krieg bringt 2023 Journalistenmorde auf verheerenden Höhepunkt: Spendenaufruf und internationaler Tag für palästinensische JournalistInnen am 26.2.
- Montag, den 26. Februar: Internationaler Tag zur Unterstützung der palästinensischen JournalistInnen
„Internationaler Tag für palästinensische JournalistInnen. Schließen Sie sich am Montag, den 26. Februar, dem besonderen Tag zur #Unterstützung palästinensischer JournalistInnen an. Mobilisieren Sie Unterstützung für die Medienschaffenden in Palästina, insbesondere für die Hilfe, die an das Palästinensische Journalistensyndikat (PJS) geschickt und von ihm verteilt wird. Die Bedürfnisse unserer Kollegen, die in Gaza arbeiten, sind kritisch geworden. Mitten im Winter fehlt es ihnen an Kleidung, Decken, Zelten, Lebensmitteln und Wasser. Grundlegende Güter, soweit vorhanden, sind nicht mehr bezahlbar. Die NUJ und die IJF sind auch beunruhigt über die unzureichende internationale Berichterstattung über den Konflikt, die darauf zurückzuführen ist, dass die Medien der Welt von Israel aus der Enklave ausgeschlossen wurden. Überall auf der Welt verdienen wir es zu erfahren, was in Gaza vor sich geht. Diese absichtliche Verweigerung des Rechts auf Berichterstattung ist ein Missbrauch der Medienfreiheit…“ alle Infos und Material auf der engl. Kampagnenseite von NUJ - Israel-Gaza-Krieg bringt 2023 Journalistenmorde auf verheerenden Höhepunkt
„Mehr als drei Viertel der 99 im Jahr 2023 weltweit getöteten Journalisten und Medienschaffenden kamen im Krieg zwischen Israel und Gaza ums Leben, die meisten von ihnen Palästinenser, die bei israelischen Angriffen auf Gaza getötet wurden. Der Konflikt kostete in drei Monaten mehr Journalisten das Leben als jemals zuvor in einem einzigen Land in einem ganzen Jahr getötet wurden. Die Untersuchung der Umstände dieser kriegsbedingten Todesfälle – unter denen sich auch drei libanesische und zwei israelische Journalisten befanden – stellte eine besondere Herausforderung dar, nicht nur wegen der großen Zahl von Todesfällen in kurzer Zeit, sondern auch wegen des Verlusts von Personen, die mehr Informationen hätten liefern können. Die Familien vieler Journalisten wurden zusammen mit ihnen in Gaza getötet, ihre Kollegen starben oder flohen, und die israelischen Militärbehörden leugnen hartnäckig, dass sie Journalisten ins Visier genommen haben, oder geben nur spärliche Informationen, wenn sie die Tötung von Journalisten zugeben. Wichtige Informationen über ihr Leben und ihre Arbeit könnten für immer verloren sein…“ Umfangreicher engl. Report von Kathy Jones bei CPJ (ohne Datum vom Februar 2024, maschinenübersetzt) - [Spendenaufruf] Hilfe für Journalistinnen und Journalisten in Gaza, im Westjordanland und im Südlibanon
„Kein anderer Krieg im 21. Jahrhundert hat für Journalistinnen und Journalisten so gefährlich begonnen wie der zwischen Israel und der Hamas. Reporter ohne Grenzen (RSF) beklagt Dutzende getötete Medienschaffende. Zeigen Sie Solidarität mit ihnen. Mindestens 22 Journalistinnen und Reporter kamen im Zusammenhang mit ihrer Arbeit ums Leben, 18 davon im Gazastreifen, drei im Libanon und einer in Israel. Dutzende weitere Fälle getöteter Medienschaffender werden derzeit geprüft. Wer vor Ort berichtet, geht große Risiken ein – zugleich ist es enorm wichtig, dass gerade Gaza nicht zu einem medialen schwarzen Loch wird. Reporter ohne Grenzen setzt sich auf verschiedenen Wegen für den Schutz der Journalistinnen und Journalisten in der Region ein. Der Bedarf an Hilfe ist groß – und dafür benötigen wir Ihre Unterstützung. Bitte spenden Sie jetzt!...“ Spendenaufruf von Reporter ohne Grenzen , siehe auch:
- Montag, den 26. Februar: Internationaler Tag zur Unterstützung der palästinensischen JournalistInnen
- Israel / Palästina: Zeug:innen unter Beschuss
„Während die ganze Welt zuschaut, berichten lokale Journalist:innen unter Einsatz ihres Lebens aus Gaza. Der Fall eines im Dezember verstorbenen Kameramanns sorgte für grosse Aufmerksamkeit. (…) Rund zwanzig Journalist:innen, schreibt die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF), seien seit Kriegsbeginn in Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. Die Gewerkschaft Palästinensischer Journalisten (PJS) schätzt die Zahl noch höher. Die Mehrheit der Journalist:innen wurde durch Bombardierungen in ihren Häusern getötet, was RSF nicht als gezielten Angriff wertet. Doch die israelische Armee wisse genau, wo die Journalist:innen lebten, sagt Omar Nazzal von PJS. «Nehmen wir das Beispiel von Wael Dahdouh.» Ende Oktober wurde dessen Familie getötet. Dann der Angriff auf ihn und Abu Daqqa. Dann, Anfang Januar, wurde sein Sohn, ebenfalls Journalist, im Auto beschossen und getötet. «Das alles ist kein Zufall», sagt Nazzal. Die IDF sagte in einer Stellungnahme zum Tod Abu Daqqas, dass sie Journalist:innen nie gezielt angegriffen habe. Weil Israel bis heute mit einer Ausnahme keine ausländischen Journalist:innen unabhängig nach Gaza liess, ist der Druck auf die Reporter:innen vor Ort umso grösser. «Wir stehen jeden Tag um 6 Uhr auf und arbeiten bis in die Nacht», sagt Al-Jazeera-Korrespondent Zaqout. Die Szenen von toten Kindern und Verletzten, die er täglich sehe, verfolgten ihn manchmal bis in den Schlaf. «Wir halten das nur aus, weil wir keine Wahl haben», sagt er. «Die Menschen sterben. Wir müssen zumindest versuchen, im Fernsehen stark zu sein.»…“ Artikel von Meret Michel, Beirut, in der WoZ vom 15. Februar 2024 - Journalisten in Gaza: Die Gesichter des Gemetzels
„Auf dem Friedhof unter freiem Himmel, zu dem der Gazastreifen geworden ist, ruhen die Seelen von mehreren Dutzend Journalisten, die getötet wurden, als sie der von Israel verhängten Medienblockade trotzten. Mediapart hat ihre Geschichten rekonstruiert…“ franz. Bildergalierie vom 11. Februar 2024 in Mediapart - „Das Fenster nach Gaza“: Gaza ist zum tödlichsten Kriegsort für Journalisten geworden. Die „Reporter ohne Grenzen“ wollen, dass jeder Tod genau untersucht wird
Im taz-Interview von Matthias Ubl vom 14. Januar 2024 äußert sich der Pressereferent, Christopher Resch, von Reporter ohne Grenzen zum zuerst beim Guardian geäußerten Verdacht einer gezielten Tötung des Al-Dschasira-Journalist Hamza Dahdouh und einer seiner Kollegen: „Der Fall hat eine besondere Tragik. Hamza al-Dahdouh ist der Sohn des bekannten Journalisten Wael Dahdouh, dem Leiter des Al-Dschasira-Büros in Gaza. Er hat durch die israelischen Luftangriffe schon mehrere enge Familienmitglieder verloren, seine Frau, ein Enkelkind und mit Hamza jetzt auch noch das dritte eigene Kind. Doch der Fall zeigt auch den Kampf um die Narrative, der mit diesem Krieg einhergeht. Die israelischen Streitkräfte haben zwei Raketen auf das Auto gefeuert, in dem Dahdouh und sein Kollege Mustafa Thuraya saßen. Anschließend haben Militärsprecher behauptet, dass sich in dem Auto auch ein Hamas-Terrorist befand, mussten von dieser Darstellung jedoch wieder abrücken. Wir fordern dringend eine unabhängige Untersuchung zu diesem und anderen Fällen. (…) Auch wir haben dazu recherchiert. Von gezielten Tötungen von Journalisten zu sprechen, sind harte Vorwürfe, die man nicht leichtfertig erheben sollte. Aber wir untersuchen jeden Fall, und zumindest in diesem [des Reuters-Journalisten Issam Abdallah vom 13. Oktober] sieht es danach aus. (…) Wir von Reporter ohne Grenzen haben zwei Strafanzeigen beim Internationalen Strafgerichtshof eingereicht, mit denen wir erreichen wollen, dass mögliche Kriegsverbrechen von Israel und auch der Hamas an Journalistinnen und Journalisten untersucht werden sollen. Doch unsere Pressemitteilungen dazu wurden von deutschen Medien so gut wie nicht aufgegriffen. (…) Journalisten kommen seit dem 7. Oktober nur nach Gaza, wenn sie mit der israelischen Armee unterwegs sind. Sie müssen der Armee anschließend ihr Material vorlegen, was für diese Art der Berichterstattung aber nicht ungewöhnlich ist. Wir fordern, dass über die israelischen und den ägyptischen Grenzübergang mehr internationale Medien ins Land gelassen werden. (…) Ich habe den größten Respekt vor dem Mut und vor der Arbeit palästinensischer Journalistinnen und Journalisten, sie sind derzeit das Fenster, durch das die Welt nach Gaza schauen kann. Aber es gibt natürlich Schwierigkeiten, die Menschen vor Ort leben mitten im Krieg, sie haben selbst Angst, vielleicht gibt es Verletzte und Tote im nächsten Umfeld, es fehlt an Strom und Treibstoff. Und natürlich unterdrückt auch die Hamas kritische Berichterstattung, auch wenn es in Gaza immer auch eine lebendige Zivilbevölkerung gab, die kritischen Journalismus ermöglichte. (…) In Gaza sind ja auch die großen internationalen Nachrichtenagenturen wie Reuters und AFP vor Ort, die versuchen im Detail zu berichten. Wenn man alle zusammen schaut, dann entsteht ein Gesamtbild…“ - Bis zum 16. Dezember mindestens 64 JournalistInnen und MedienarbeiterInnen im Krieg zwischen Israel und Gaza getötet – JournalistInnen des Gazastreifens sind die HeldInnen
- Opfer unter den Journalisten im Krieg zwischen Israel und Gaza
„… Bis zum 16. Dezember ergaben die vorläufigen Untersuchungen des CPJ, dass mindestens 64 Journalisten und Medienmitarbeiter unter den mehr als 19.000 Toten seit Beginn des Krieges am 7. Oktober zu finden sind – etwa 18.000 palästinensische Tote in Gaza und im Westjordanland und 1.200 Tote in Israel. Der tödlichste Tag des Krieges in Bezug auf die Zahl der getöteten Journalisten war der erste Tag, der 7. Oktober, mit sechs getöteten Journalisten; der zweittödlichste Tag war der 18. November, an dem fünf Journalisten getötet wurden.
Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) teilten den Nachrichtenagenturen Reuters und Agence France Press mit, dass sie die Sicherheit ihrer im Gazastreifen tätigen Journalisten nicht garantieren können, nachdem diese um die Zusicherung gebeten hatten, dass ihre Journalisten nicht von israelischen Angriffen betroffen sein würden, wie Reuters am 27. Oktober berichtete. Journalisten im Gazastreifen sind besonders hohen Risiken ausgesetzt, wenn sie versuchen, während des israelischen Bodenangriffs über den Konflikt zu berichten. Dazu gehören verheerende israelische Luftangriffe, unterbrochene Kommunikationswege, Versorgungsengpässe und umfangreiche Stromausfälle.
Bis zum 16. Dezember:
– 64 Journalisten und Medienmitarbeiter wurden als tot bestätigt: 57 Palästinenser, 4 Israelis und 3 Libanesen.
– 13 Journalisten wurden als verletzt gemeldet.
– 3 Journalisten wurden als vermisst gemeldet.
– 19 Journalisten wurden als verhaftet gemeldet.
– Zahlreiche Angriffe, Drohungen, Cyberangriffe, Zensur und Tötung von Familienmitgliedern…“ engl. Meldung vom 16.12.2023 bei CPJ („Journalist casualties in the Israel-Gaza war“, maschinenübersetzt) - Es ist an der Zeit, dass die Journalisten des Gazastreifens wie die Helden behandelt werden, die sie sind
„Sie berichten unter unvorstellbaren Schwierigkeiten und werden in Rekordzahlen getötet. Die journalistische Gemeinschaft sollte sie jeden Tag ehren. (…)
Lokale Journalisten haben während der beispiellosen Gewalt aus erster Hand über die Bedingungen vor Ort im Gazastreifen berichtet. Die wenigen bestehenden Gaza-Büros der großen internationalen Medien (Reuters, BBC, Associated Press, Al-Jazeera, Agence France-Presse und andere) sind überwiegend mit Einwohnern des Gazastreifens besetzt.
Als Bewohner der Gemeinde, über die sie berichten, haben diese Journalisten Zugang, der anderen Reportern verwehrt ist. Vor fast einem Monat appellierte eine Koalition großer Nachrichtenorganisationen an die Regierungen Israels und Ägyptens (das die Südgrenze des Gazastreifens unter israelischer Leitung verwaltet), ihnen Zugang zu gewähren. Diese Agenturen sind praktisch nicht in der Lage, ihre Mitarbeiter zur Berichterstattung vor Ort zu entsenden. Viele von ihnen haben in Israel gearbeitet und wurden von palästinensischen Strippenziehern, Fixern und Freiberuflern unterstützt, die im Kriegsgebiet leben. Dieselbe Identität setzt sie einer komplizierten Kombination von Zwängen aus: den Anforderungen ihrer ausländischen Arbeitgeber, den Risiken der Wahrheitssuche und -darstellung unter einer autoritären Regierung und dem erhöhten Risiko, wegen ihrer Arbeit der Gewalt der IDF ausgesetzt zu sein. Maalish.
Die Tatsache, dass die internationalen Journalisten, die für kurze Zeit in den Gazastreifen einreisen, um zu berichten, sich der Zensur der israelischen Regierung beugen müssen, macht die Arbeit der palästinensischen Journalisten als Strippenzieher und freie Mitarbeiter für internationale Nachrichtenagenturen besonders wertvoll. Bei ihrer Arbeit in einer humanitären Krise beweisen diese Journalisten die bemerkenswerte Hartnäckigkeit und Anpassungsfähigkeit, die von jedem Kriegsberichterstatter verlangt wird, allerdings mit dem zusätzlichen Nachteil, dass sie zusammen mit ihren Familien im Kriegsgebiet leben. Die Zahl der getöteten Journalisten zeigt, dass vor allem die Palästinenser gefährdet sind. Von den 63 Journalisten, die seit dem 7. Oktober getötet wurden, sind bis auf sieben alle Palästinenser. (…)
Es ist schwer vorstellbar, wie diese Atmosphäre noch feindseliger oder repressiver sein könnte. In seinem jüngsten Bericht stellt das CPJ fest, dass der Ausbruch des Krieges den tödlichsten Monat seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1992 für Medienschaffende bedeutet. Die Gesamtzahl der getöteten Journalisten wird bald die Zahl der im letzten Jahr weltweit getöteten Journalisten übertreffen, wobei die höchste Zahl mit 15 Journalisten in der Ukraine und 13 in Mexiko zu beklagen war.
Folglich wird es weniger Journalismus geben. Es gibt weniger Journalisten, die zuverlässige und genaue Daten sammeln und Fakten von Desinformation unterscheiden. Es gibt weniger Stimmen, die dem Rest der Welt beharrlich die Realität im Gazastreifen vor Augen führen. Es gibt weniger Stimmen, weil so viele der Menschen, die diese Arbeit geleistet haben, tot sind, und so viele von denen, die nicht getötet wurden, einen täglichen Kampf ums Überleben mit ihren Familien führen…“ 12.12.2023 NADIA TAHA The Nation – am 15.12. dokumentiert in Portside („It’s Time for Gaza’s Journalists To Be Treated Like the Heroes They Are“, maschinenübersetzt)
- Opfer unter den Journalisten im Krieg zwischen Israel und Gaza
- Der gefährlichste Krieg für Journalist*innen im 21. Jahrhundert: Bisher wurden in dem Krieg in Nahost 46 Medienschaffende getötet
„Kein anderer Krieg im 21. Jahrhundert hat für Journalistinnen und Journalisten so gefährlich begonnen wie der zwischen Israel und der Hamas. Insgesamt beklagt Reporter ohne Grenzen (RSF) derzeit bereits 55 getötete Medienschaffende, die meisten starben durch israelisches Bombardement. Warum ist das so? Können Medien im Gazastreifen überhaupt noch sicher berichten, und wie glaubwürdig sind ihre Informationen? Wie setzt sich RSF für die Sicherheit der Medienschaffenden ein? Fragen und Antworten gibt es in diesem regelmäßig aktualisierten Beitrag…“ FAQ vom 23.11.2023 der Reporter ohne Grenzen zur Situation der Medien im Gazastreifen - Angriffe, Verhaftungen, Drohungen, Zensur: Die hohen Risiken der Berichterstattung über den Krieg zwischen Israel und Gaza – auch ARD-Team von israelischem Militär bedroht
- ARD-Team von israelischem Militär festgehalten und bedroht
„Vorfall im palästinensischen Westjordanland: Ein ARD-Team ist dort von israelischen Soldaten festgehalten und bedroht worden. Die Reporter wollten über die Gewalt radikaler Siedler berichten. Der BR sieht die Pressefreiheit bedroht.
Ein Team der ARD ist im palästinensischen Westjordanland von Soldaten des israelischen Militärs (IDF) festgehalten und bedroht worden. Nach Angaben des ARD-Studios Tel Aviv, das vom Bayerischen Rundfunk (BR) betrieben wird, war Korrespondent Jan-Christoph Kitzler am Samstag, 4. November mit einem palästinensischen Mitarbeiter sowie einer deutschen Mitarbeiterin bereits auf dem Rückweg von einem Interview, als sie von israelischen Soldaten südlich der palästinensischen Stadt Hebron gestoppt wurden.
Wie Kitzler berichtet und Handyvideos des Teams belegen, verhielten sich die Soldaten gegenüber dem ARD-Team überaus aggressiv, mehrfach wurden Waffen in das Teamfahrzeug gehalten. Immer wieder filmten die Soldaten das ARD-Team aus nächster Nähe. Für Kitzler und das Team ein klarer Versuch der Einschüchterung. Bei den Soldaten handelte es sich nach Angaben des Teams vermutlich um Siedler aus der Gegend, die nun als Reservisten eingezogen wurden. Sie waren mit einem Privatfahrzeug unterwegs und trugen zivile Kopfbedeckungen. (…)
Für Christian Limpert, Leiter des ARD-Studios Tel Aviv, handelt es sich dabei um Versuche, die Berichterstattung aus dem palästinensischen Westjordanland massiv zu behindern, auch andere internationale Medien seien betroffen. „Für uns ist es der zweite Vorfall innerhalb einer Woche. Unser Team hat sich klar als akkreditierte Pressevertreter ausgewiesen und war fernab militärischer Sicherheitsbereiche. Wir können das Vorgehen des israelischen Militärs nicht akzeptieren.“…“ Meldung vom 05.11.2023 beim BR - Angriffe, Verhaftungen, Drohungen, Zensur: Die hohen Risiken der Berichterstattung über den Krieg zwischen Israel und Gaza
„Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und dem Gazastreifen am 7. Oktober sehen sich Journalisten und Medien in der gesamten Region mit einem feindseligen Umfeld konfrontiert, das die Berichterstattung über den Krieg zu einer besonderen Herausforderung macht. Das CPJ hat nicht nur die steigende Zahl der getöteten und verletzten Journalisten dokumentiert, sondern auch 18 Vorfälle festgestellt, in denen Journalisten bei ihrer Arbeit in Israel und den beiden palästinensischen Gebieten Gaza und Westjordanland angegriffen wurden. Dazu gehören acht Verhaftungen sowie Angriffe, Drohungen, Cyberattacken und Zensur. (Anmerkung der Redaktion: Diese Zahlen werden aktualisiert, sobald weitere Informationen vorliegen.) Mehrere Journalisten haben während ihrer Berichterstattung über den Konflikt auch Familienangehörige verloren. Am 25. Oktober verlor Wael Al Dahdouh, Leiter des Al-Jazeera-Büros in Gaza, seine Frau, seinen Sohn, seine Tochter und seinen Enkel, als ein israelischer Luftangriff das Flüchtlingslager Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens traf, so eine Erklärung von Al-Jazeera und Politico. In Gaza sind die Risiken akut. Israel hat auf den Angriff der Hamas auf sein Gebiet am 7. Oktober mit Luftangriffen und einem Bodenangriff auf den Gazastreifen reagiert, der von der militanten Palästinensergruppe kontrolliert wird…“ engl. Beitrag von Mohamed Mandour am 3. November 2023 bei CPJ („Attacks, arrests, threats, censorship: The high risks of reporting the Israel-Gaza war“, maschinenübersetzt)- Siehe für die laufende Berichterstattung CPJ auf Twitter
- ARD-Team von israelischem Militär festgehalten und bedroht
- Mögliche Kriegsverbrechen: RSF stellt Strafanzeige
„Reporter ohne Grenzen (RSF) hat vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) Strafanzeige eingereicht, damit dieser mögliche Kriegsverbrechen gegen Medienschaffende im Gazastreifen und Israel untersucht. Am 7. Oktober hatte die Hamas aus dem Gazastreifen heraus brutalste terroristische Attacken auf israelisches Gebiet gestartet. Seitdem bombardieren die israelischen Streitkräfte das abgeschottete Gebiet massiv. Die Strafanzeige ist vom 31. Oktober und nennt acht palästinensische Journalisten, die bei der Bombardierung ziviler Gebiete in Gaza durch Israel getötet wurden, sowie einen israelischen Journalisten, der am 7. Oktober bei der Berichterstattung über einen Angriff der Hamas auf seinen Kibbuz ermordet wurde. Ebenfalls genannt werden zwei weitere palästinensische Medienschaffende, die während ihrer Berichterstattung verwundet wurden. Diese elf Personen wurden Opfer von Angriffen, die nach Ansicht von RSF Kriegsverbrechen darstellen und eine Untersuchung durch den IStGH rechtfertigen. In der Strafanzeige wird auch die vorsätzliche vollständige oder teilweise Zerstörung der Gebäude von mehr als 50 Medieneinrichtungen im Gazastreifen aufgeführt…“ Meldung vom 02.11.2023 bei RSF
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Liebe Kolleginnen & Kollegen!
Israel, das nach westlicher Ansicht bekanntlich „die einzige Demokratie im Mittleren Osten“ ist und das sich alle arabischen Staaten zum „Vorbild“ nehmen sollten, führt aktuell einmal mehr nicht nur Krieg gegen die Hamas und die anderen palästinensischen Widerstandsgruppen sowie gegen die Zivilbevölkerung im Gazastreifen und in der West Bank, sondern auch gegen mißliebige Journalisten. Die seit Jahrzehnten herrschende Militärzensur reicht den Herrschenden in Tel Aviv längst nicht mehr aus.
Dass mißliebige ausländische Medien, mit dem Fernsehsender“Al-Jazeera“ an der Spitze, in Israel verboten werden sollen, war der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vor einigen Tagen nur eine kurze Meldung im hinteren Teil des Feuilliton wert. Andere bürgerliche Blätter berichteten überhaupt nicht darüber.
Noch weniger Erwähnung findet die Tatsache, dass die Armee von Benjamin Netanjahu, seinem neuen Kompagnon und Ex-General Benny Gantz sowie ihren rechtsextremen Kameraden Ben-Gvir, Smotrich & Co. bei ihren massiven Bombardements bislang 21 Journalisten umgebracht und etliche andere verletzt hat. Weitere Medienschaffende werden im Gazastreifen vermisst oder wurden verhaftet.
Außerdem wurden die Büros und Gebäude mehrerer palästinensischer Medien in Gaza durch israelische Bomben dem Erdboden gleichgemacht oder schwer beschädigt. Das berichtet die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) am 26. Oktober 2023 auf ihrer Homepage. Die IFJ vertritt 600.000 Journalistinnen und Journalisten in 146 Ländern:
Am 20.10.2023 informierte die IFJ über die erwähnte Attacke der Regierung Gantz-Netanjahu gegen kritische Medien, weil diese angeblich „die nationale Sicherheit“ des Kolonialstaats Israel „untergraben“:
Da die beiden englischsprachigen Texte sehr leicht lesbar sind, erscheint uns eine Übersetzung unnötig. Die Mitteilung ist unbedingt lesenswert und sollte so weit wie möglich weiterverbreitet werden!
Dem Thema Militärzensur und Selbstzensur beim Mitglied der „westlichen Wertegemeinschaft“ Israel und dem Kampf gegen palästinensische Blogger widmete das linksalternative, binationale, israelisch-palästinensische Onlinemagazin „+972 Magazine“ am 18. September und 2. Oktober 2023 zwei ebenfalls sehr empfehlenswerte Artikel:
- https://www.972mag.com/israel-military-censor-media-interventions/
- https://www.972mag.com/palestinian-influencers-social-media-persecution/
Im „World Press Freedom Index 2023“ von Reporter ohne Grenzen liegt die „freiheitliche Demokratie“ Israel übrigens auf Platz 97 von 180 Ländern. Das ist sogar noch eine weitere Verschlechterung, denn im Jahr zuvor rangierte sie noch auf (einem ebenfalls wenig schmeichelhaften) Platz 86!
Mit solidarischen Grüßen,
GEWERKSCHAFTSFORUM HANNOVER
Siehe auch:
- Israel-Hamas War: Journalists are under threat
engl. IFJ-Doku, ständig aktualisiert - FAQ zur Situation der Medien im Gazastreifen von ROG
- Zum aktuellen Hintergrund unser Dossier: Nahostkonflikt Folge 2023: Israelische und palästinensische Zivilbevölkerung erneut Opfer fundamentalistischer Hamas und rechtsradikaler israelischer Regierung