»
Irak »
»

Während die Milizen im Irak immer weiter schießen, reißen die Proteste nicht ab: Gegen den Iran, gegen die USA – und das von ihnen installierte System

Bagdad und der ganze Irak erleben neue Proteste - Polizei erschießt zwei Menschen„… In der südirakischen Stadt Nasirija wurden bei neuen Protesten nach Angaben von Rettungskräften mindestens 16 Menschen getötet. Sie seien erschossen worden, als Sicherheitskräfte am frühen Morgen zwei besetzte Brücken geräumt hätten, hieß es in Sicherheitskreisen und von Ärzten. Rund 50 weitere Demonstranten, die die Brücken blockierten, hätten Verletzungen erlitten. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre für die Stadt. Auch in Bagdad hatte es am Mittwoch massive Ausschreitungen gegeben. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften wurden zwei Demonstranten erschossen.  Angesichts der anhaltenden Unruhen hat die Bagdader Regierung einen Krisenstab des Militärs eingerichtet. Auf Anordnung von Regierungschef und Oberbefehlshaber Adel Abdel Mahdi seien mehrere Militärkommandeure in den Krisenstab berufen worden, um in den südlichen Provinzen des Irak „Sicherheit und Ordnung wiederherzustellen“, teilte die Militärführung mit. Sie hätten den Auftrag, den dortigen Gouverneuren zur Seite zu stehen und die Sicherheitskräfte und Soldaten vor Ort zu „kontrollieren“...“ – aus der Meldung „Iraker setzen iranisches Konsulat in Brand“ am 27. November 2019 bei der Deutschen Welle externer Link, worin neben den Protesten gegen den Iran die Proteste gegen das „System“ (von der US-Besatzungsmacht eingeführt und deswegen auch Grund für massive Kritik auch an den USA) sozusagen „übersehen“ werden… Zur aktuellen Verschärfung von Protest und Repression im Irak ein weiterer aktueller Beitrag, sowie zwei Hintergrundbeiträge und der Verweis auf den letzten unserer zahlreichen Beiträge zu den Protesten im Irak:

  • „Demonstranten in Nassirija getötet“ vom 29. November 2019 ist eine afp-Meldung externer Link (hier in neues deutschland online) über die Entwicklung im Südirak, worin es unter anderem heißt: „… Die seit Anfang Oktober andauernden Demonstrationen in der Hauptstadt Bagdad und dem Süden des Landes sind die größten Proteste seit dem Sturz von Saddam Hussein durch die USA 2003. In einer neuen Eskalation der Lage zündeten Demonstranten in der Nacht zu Donnerstag das iranische Konsulat in der Pilgerstadt Nadschaf an. »Sieg für Irak« und »Iran raus«, riefen die Demonstranten. Sie sind wütend, dass Iran die Regierung von Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi stützt, gegen die sie seit Wochen auf die Straße gehen. Der iranische Außenamtssprecher Abbas Musawi verurteilte den Angriff auf das Konsulat und forderte die Regierung in Bagdad auf, entschieden gegen die »Aggressoren« vorzugehen. Iran habe dem irakischen Botschafter in Teheran seine »Empörung« über den Angriff mitgeteilt, sagte Musawi. Schon in der Vergangenheit hatte sich die Wut der Iraker auf den Nachbarn wiederholt in Angriffen auf seine Vertretungen entladen. Erst kürzlich wurden vier Demonstranten vor dem iranischen Konsulat in Kerbela erschossen, die die diplomatische Einrichtung attackiert hatten. Vor der Erstürmung des Konsulats in Nadschaf hatte das Personal das Gebäude verlassen, so dass niemand verletzt wurde. In Nassirija stürmten Sicherheitskräfte zwei besetzte Brücken und erschossen mindestens 25 Demonstranten. Nach den Zusammenstößen in Nassirija wurde eine Ausgangssperre verhängt. Auch in Nadschaf wurden staatliche Angestellte angewiesen, zuhause zu bleiben. Die Straßen der Stadt waren am Morgen weitgehend verlassen…“
  • „Die Macht der Verzweiflung“ von Miriam Younes bei der Rosa Luxemburg Stiftung externer Link ist eine Chronologie der Entwicklung sowohl im Irak als auch im Libanon, die den Zeitraum vom jeweiligen Beginn der Proteste Anfang Oktober 2019 bis Mitte November 2019 umfasst. Woraus unter anderem für den Irak und für den Libanon deutlich wird, wie nach und nach weitere Teile der Bevölkerung sich den ursprünglich Aktiven angeschlossen haben…
  • „Jadaliyya Co-Editor Sinan Antoon Discusses Iraq Protests on Democracy Now!“ am 26. November 2019 bei Jadaliyya externer Link dokumentiert das Interview des eigenen Redakteurs bei Democracy Now!, worin er auf die Fragen von Amy Goodman und Juan Gonzalez antwortet. Dabei unterstreicht er unter anderem, dass es eben vor allem junge Menschen sind, die hier trotz aller Repression die Proteste nicht nur fortsetzen, sondern ausweiten, Menschen die im „System Saddam Hussein“ auf jeden Fall bestenfalls Kinder waren – und die nur das von der USA eingeführte Proporz-System kennen, das sie täglich mehr ablehnen. Er unterstreicht dabei, dass nicht nur in Bagdad, sondern auch im Süden des Irak auf allen Demonstrationen immer Plakate, Transparente, Sprechchöre registiriert wurden in denen „jede ausländische Einmischung“ zurück gewiesen wurde, was sich gegen den Iran, die USA, Israel und die Türkei richte.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=158045
nach oben