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Die Gewerkschaftsbewegung in Indonesien zwischen Schwierigkeiten und neuen Möglichkeiten

Das Buch „Worker Activism after Reformasi 1998: A New Phase for Indonesian Unions?“Anja Engelhorn schreibt in dem Artikel „Zwischen politischer Marginalisierung und Selbstbehauptung“  vom 18. Februar 2019 in der Südostasien Zeitschrift externer Link über die Lage der Gewerkschaften in Indonesien und über Schwierigkeiten der Organisierung: „Die Gewerkschaftslandschaft in Indonesien ist sehr divers. So hat sich zwischen 2017 und 2018 die Zahl der Gewerkschaftsföderationen von sechs auf 14 um mehr als das Doppelte erhöht. Doch spricht die Anzahl der Gewerkschaften noch lange nicht für deren Stärke; denn gleichzeitig sank die Gesamtzahl der Mitglieder erheblich. Die Erklärungen der vier Aktivist*innen fallen hierzu sehr ähnlich aus. Strukturell ausschlaggebend ist zunächst die gesetzliche Regelung, der zufolge die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft an ein konkretes vertraglich abgesichertes und steuerpflichtiges Arbeitsverhältnis gekoppelt ist. Diese Voraussetzung schließt bereits einen Großteil der arbeitenden Bevölkerung Indonesiens von einer gewerkschaftlichen Organisierung aus, da die Mehrheit nicht in einem vertraglichen Arbeitsverhältnis arbeitet, sondern im so genannten informellen Sektor tätig ist.“ Neben der Bindung einer Gewerkschaftsmitgliedschaft an ein „geregeltes“ Arbeitsverhältnis, stellen patriarchale Strukturen, die sich auch in den Gewerkschaften wiederspiegeln, und die Kontinuitäten zur Suharto Diktatur in den gesellschaftlichen Machtpositionen Schwierigkeiten für eine gewerkschaftliche Organisierung dar. Auch die zunehmende Polarisierung zwischen den Präsidentschaftskandidaten und das Erstarken eines konservativen Islams bringen Gefahren für die Gewerkschaftsbewegung mit sich. Davon abgesehen zeigen aber auch die Organisierung des Generalstreiks 2010 oder die Mautstraßenblockade der Serang-Bitung 2014 sowie die Politisierung des internationalen Frauentags, dass es neben den Schwierigkeiten auch hoffnungsvolle Entwicklungen gibt und die Gewerkschaften über ein politisches Potential verfügen.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=181163
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