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Indische Universitäten: Widerstand gegen Gleichschaltungsversuche
Die verschiedenen Ereignisse der letzten Zeit an mehreren indischen Universitäten – die Vorfälle in Delhi und Hyderabad wurden die bekanntesten – scheinen auf den ersten Blick zufällig zeitlich so nahe beieinander passiert zu sein. Aber sie sind allesamt Ergebnisse einer Politik der immer schärferen Konfrontation, einschließlich der Mobilisierung hindunationalistischer Massen, vor allem aus der RSS, des so genannten Freiwilligenverbandes der Regierungspartei BJP. Vom Mobbing geht es über zum in den Selbstmord treiben, von Zwischenrufen und Kundgebungen zur Verfolgung von Dozenten und Inhaftierung von Studenten – die Leitlinie dabei heißt, wer eine andere Meinung hat als wir, ist gegen Mutter Indien und will Aufruhr. So ist auch die Anklage geschrieben, die sich gegen Kanhaiya Kumar, den Vorsitzenden des Studierendenverbandes an der Nehru Universität in Delhi richtet (JNU)– der nur auf Kaution wieder frei kam. Gegen diesen Kurs haben am 2. März in Delhi erneute viele Tausend Menschen demonstriert und auch an vielen anderen Orten des Landes gab es Proteste gegen den nationalistisch-fundamentalistischen Regierungskurs. In dem Beitrag „Wie viel Religion verträgt ein Bildungssystem?“ von Alex Michaels am 24. Februar 2016 im FAZ-Net wird ein Überblick über die zahlreichen rechten Kampagnen und Maßnahmen im Land der 26 Millionen StudentInnen gegeben. Siehe dazu auch weitere aktuelle Beiträge auch zur Debatte um das „Wie“ des Widerstands:
- „Bastar to Delhi – Increasing Threat to the Rule of Law and Freedom of Expression“ am 03. März 2016 bei kafila.org dokumentiert, ist eine öffentliche Erklärung betroffener BürgerInnen zur Verteidigung der Meinungsfreiheit gegen die Regierung Modi und ihre Sturmtruppen. Die UnterzeichnerInnen unterstreichen dabei, dass Demokratie nur bedeuten kann: Aktivität der Bevölkerung und nicht des Staatsapparates. Dies ist eines von zahlreichen möglichen Beispielen, wie versucht wird, dem Regierungskurs Widerstand zu leisten
- „Fascism or Dictatorship of Neoliberal Capital? The Need for a Correct Line“ am 23. Februar 2016 bei den Radical Notes ist ein Beitrag, in dem ausführlich der Charakter der Modi-Regierung und der sie tragenden Gruppierungen diskutiert wird. Dabei wird die Meinung unterstrichen, es handele sich eben nicht, wie von vielen, auch auf der Linken gesagt werde, um ein faschistisches Regime, auch wenn es blutig ist und mit einem nicht erklärten Notstand regiert. Es handele sich aber um ein Regime der modernen neoliberalen Diktatur, das auch den liberalen Diskurs der politischen und sozialen Rechte durchaus nicht abschaffen will, sondern ausnutzen. Dementsprechend wird in dem Artikel auf Verhältnisse verwiesen, die in mancher Debatte über diese Entwicklung entweder vergessen oder absichtlich außen vor gelassen werden – beispielsweise wird über die soziale Basis der Lynchmobs berichtet, die im konkreten Fall etwa der JNU in Delhi vor allem von den Grundbesitzern der Umgebung gestellt und mobilisiert würden
- „Left, Hindutva and Indian nationalism“ von Pritam Singh am 01. März 2016 bei kafila.org ist ein Beitrag, der sich kritisch mit dem Konzept der Hindu-Nation Indien auseinandersetzt und dabei historisch beginnt, um zu unterstreichen, dass dieser indische Staat stets ein Vielvölkerstaat war und dass es eine Reihe von ehemals eigenständigen Ländern gab, die vom britischen Kolonialismus zwangsweise dem Vizekönigtum Indien einverleibt wurden. Er vertieft seine Kritik, indem er auch jene Kräfte der Linken, die auf nationale Einheit, Verfassung und staatliche Integrität bauen, vor die Frage stellt, wie denn eine Verfassung, von einer niemals gewählten Versammlung verabschiedet, mit deutlichen Zügen des Brahmanentums, also Kastenwesens versehen, Ausgangspunkt für eine progressive Politik werden oder sein soll – was sowohl die heutige Regierung der BJP, als auch die so lange Jahre regierende Kongresspartei der Meinung des Autors nach ohnehin verhindern wollen.