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Was Südafrika und Brasilien können, kann Indien auch: Zehntausende vertreiben. Wegen eines Fußballturniers wird (tatsächlich) „verschönert“

FIFA: Mafia

Es ist „nur“ eine Jugend-WM, aber: Weil 16jährige Fußball spielen, müssen Zehntausende weichen.  Noch nicht einmal Ersatz bekommen sie – ab mit Euch unter die Brücken (ob sie sich bei der FIFA bedanken werden?). Die Logik des Eventkapitalismus regiert auch in Kolkata und ein Verband, der erfolgreich daran arbeitet, einen einstigen Massensport zum durchgestylten Event zu machen, trägt mit jeder seiner Großveranstaltungen zu weiteren asozialen Verwerfungen bei. Aus Anlass der U17-WM der FIFA wurden in der hierzulande meist immer noch als Kalkutta bekannten Stadt über 10.000 Menschen, SlumbewohnerInnen und StraßenhändlerInnen vertrieben – und dieses Schicksal droht noch weiteren Menschen in der Umgebung des Stadions am Stadtrand. Dagegen hat sich nun massiver Widerstand entwickelt: Mehrere Tausend Menschen demonstrierten – und ließen sich auch nicht von Polizeirepression abhalten, im Gegenteil wurde die Polizei von manchem abgehalten. Im Mittelpunkt der Kritik stand dabei die Regierung des Bundesstaates Westbengalen, gestellt vom Triamol-Kongress, die sich gerne an der weltweiten Ausstrahlung des Turniers sonnen wollte. Und nun Schwierigkeiten hat. Siehe zu den Protesten gegen Massenvertreibung wegen Fußball drei aktuelle Beiträge, sowie eine Petition, mit der die FIFA und die Landesregierung von Westbengalen aufgefordert werden, die Räumungen zu beenden und rückgängig zu machen:

  • „Stop evictions at Kolkata for the World Cup under 17 tournament“ am 04. Oktober 2017 externer Link war die globale Rundmail (hier dokumentiert bei der Green Youth), mit der auf die Massen-Zwangsräumungen hingewiesen wurde (und auch bereits die unten angegebene Petition veröffentlicht). Dieser Mail zufolge sind bereits 100.000 Menschen für die FIFA-Verschönerung vertrieben worden, durch Behörden der Stadt Kolkata. Es wird auch daran erinnert, dass der Fußballverband in seinen Prinzipien nieder gelegt hatte, dass dort, wo für FIFA Veranstaltungen Land gebraucht werde, dies unter Beachtung aller Rechte geschehen müsse…
  • „APDR requests FIFA to intervene over eviction issue“ von Priyanka Dasgupta am 04. Oktober 2017 bei der Times of India externer Link ist ein Beitrag über die beginnenden Proteste gegen die Massen-Zwangsräumungen, die täglich von mehr demokratischen und sozialen Organisationen unterstützt werden. Dabei hat etwa die Association for Protection of Democratic Rights (APSR) sich an die FIFA gewandt, mit der Aufforderung, ihren eigenen Erklärungen zu folgen und den Behörden mitzuteilen, sie wolle diese Räumungen nicht (was bisher – Überraschung – nicht geschah…). In dem Artikel wird auch darauf verwiesen, dass die Räumungen nicht nur im direkten Umfeld des Stadions stattgefunden hätten, sondern auch entlang der großen Ausfallstraße, die das Stadion mit dem Flughafen verbindet und am Flughafen selbst. Neben AnwohnerInnen und StraßenhändlerInnen wurden auch Rikschafahrer vertrieben. Die Proteste in den ersten Tagen wurden vor allem vom Gewerkschaftsbund AICCTU organisiert, dem auch eine Interessensvertretung der Slumeinwohnerschaft angehört und die Genossenschaft des Straßenhandels.
  • „Massive protest held in Kolkata“ am 09. Oktober 2017 bei The Hindu externer Link ist ein Bericht über die Demonstrationen und Proteste an diesem und den vorherigen Tagen, inklusive Fotos, die eine wirkliche breite Massenmobilisierung zeigen. Inzwischen haben die städtischen Behörden, durch die Massenproteste zu Verhandlungen gezwungen, zugesagt erstens keine weiteren Zwangsräumungen vorzunehmen und im November (?!) über soziale Lösungen für die Vertriebenen zu verhandeln.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=122642
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