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Streiks in Indien: Warum so oft militant? Wegen eines brutalen Gegners
Eine ganze Serie von Streiks und Protesten in der Industriezone im Süden Delhis, die allesamt zwischen Anfang 2014 und Anfang 2015 stattfanden – vor allem in Textilunternehmen und Zulieferbetrieben der Autoindustrie – hatten zwei Besonderheiten: Sie waren zumeist Reaktionen auf entwürdigende Behandlung und waren von heftiger Militanz geprägt, inklusive brennender Managerautos und beschädigter Fabrikhallen. Und zum zweiten waren es Aktionen, die vor allen Dingen von Belegschaften organisiert wurden, beziehungsweise spontan stattfanden, in denen ein besonders hoher Anteil beschäftigter Frauen zu verzeichnen war. Der Artikel „Struggles ‘Made in India’ – On the series of factory riots, occupations and (wildcat) strikes in Delhi’s industrial south, 2014“ von AngryWorkersWorld ist am 27. Juli 2015 bei libcom.org erschienen und dokumentiert zum einen diese Auseinandersetzungen (vor allem in den Anmerkungen) ausführlich und vergleicht sie auch mit ähnlichen Entwicklungen etwa in China oder Bangladesh, vor allem aber auch mit früheren Auseinandersetzungen in Sonderwirtschaftszonen. Dabei gehen die Autoren ausführlich auf die jeweilige Konstellation zwischen Stammbelegschaften und Subunternehmen-Beschäftigten ebenso ausführlich ein, wie auf die Verhältnisse, unter denen (inländische) MigrantInnen zu arbeiten und zu leben haben. Und auch auf die Rolle der Gewerkschaften, wobei, bei allen Problemen, die oftmals von der Belegschaft neu gegründeten Betriebsgewerkschaften deutlich bessere Ergebnisse zeigen als die parteipolitischen Branchengewerkschaften der grösseren Verbände. Die Aggressivität sowohl der Unternehmensleitungen als auch der oftmals herbeigerufenen Polizeieinheiten ist ein Dauerfaktor dieser Auseinandersetzungen, wobei die Autoren zu Recht darauf hinweisen, dass die meisten betrieblichen Auseinandersetzungen die „Schwelle der öffentlichen Wahrnehmung“ nicht überschreiten. Siehe dazu auch kürzere aktuelle Berichte über einzelne Auseinandersetzungen, die diese Tendenzen durchaus bestätigen
- „Massive public meeting on the 10th anniversary of state terror against Honda workers“ Artikel in der Ausgabe 1. – 15. August 2015 der MEL (CPGI) über die Proteste zum 10. Jahrestag des blutigen Polizeiüberfalls auf streikende Honda-Arbeiter im Bundesstaat Haryana. Die Bedeutung dieses Ereignisses spiegelt sich auch darin wieder, dass über 60 Einzelgewerkschaften und mehrere Gewerkschaftszentralen an der (keineswegs nur) Gedenkveranstaltung sich beteiligten
- „Salariés précaires de Kargil Chowk : affrontements à Patna (Bihar)“ kurze Materialsammlung am 05. August 2015 bei Anthropologie du Présent über die Proteste von Belegschaften verschiedener Subunternehmen im Bundesstaat Bihar, die sich einmal mehr Polizeigewalt ausgesetzt sehen
- „Delhi Committee (DC) of Indian Federation of Trade Unions (IFTU) held a demonstration today at the office of Delhi Government“ Pressemitteilung des Gewerkschaftsverbandes IFTU vom 29. Juli 2015 über eine Protestaktion in Delhi – als ein Beispiel dafür, worum aktuell die meisten der Auseinandersetzungen gehen: Mindestlohn und Beendigungen der Kontraktarbeit