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Auch mit tödlichen Schüssen von Polizei und „Privaten“ lässt sich die Protestbewegung auf Haiti nicht mehr aufhalten

Haiti: 10 Jahre MINUSTAH – es ist genug!Die auch in der letzten Septemberwoche fortgesetzten – und offensichtlich weiter anwachsenden – Proteste auf Haiti haben inzwischen ein regelrechtes „Forderungsprogramm“, das weit über die aktuellen Forderungen der Tage zuvor (Benzinpreiserhöhung zurück nehmen beispielsweise) hinaus geht und gegen die Teuerung, Erwerbslosigkeit und fehlende soziale Sicherung gerichtet sind – und weiterhin, mit wachsendem Nachdruck, den Rücktritt des Präsidenten fordern. Neben der Hauptstadt, wo es Straßenblockaden, brennende Einrichtungen des Staates und Konfrontation mit stets schussbereiter Polizei gab, fanden große Proteste auch in Gonaïves, Saint-Marc, Miragoâne und Hinche statt – kleinere überall. In dem Beitrag „Se intensifica el levantamiento popular /Parálisis en la capital por protestas antigubernamentales / Barricadas y enfrentamientos con la policía /Hay muertos y heridos“ am 27. September 2019 bei Resumen Latinoamericano externer Link – der mit zahlreichen Fotos und einigen Videos über die Proteste und sonstigen Aktionen in der Hauptstadt versehen ist – werden verschiedene Gruppierungen mit Aussagen zitiert, die davon ausgehen, dass dies jetzt den Rücktritt des Präsidenten Moise bedeuten werde, denn seinem abermaligen – und bisher schon nie erfüllten – Angebot eines „nationalen Dialogs“ mag nun kaum noch jemand folgen… Siehe dazu auch vier weitere Beiträge aus dem Verlauf dieser Woche und einen Videobericht vom letzten September-Wochenende, sowie den Hinweis auf unseren Beitrag zu den Protesten in der Woche davor:

  • „Senator feuert Schüsse vor Parlament ab – zwei Verletzte“ am 24. September 2019 beim Spiegel online externer Link meldete – zum neuerlichen Auftreten illegal Bewaffneter gegen die Proteste, eine Erscheinung, die täglich registriert wird, nun aber eben auch „prominenter“: „… Mitten in der Regierungskrise ist es in Haiti erneut zu einem Gewaltausbruch gekommen. Ein Senator des Karibikstaats, Jean Marie Ralph Féthière, schoss am Montag vor dem Parlamentsgebäude in der Hauptstadt Port-au-Prince mit einer Handfeuerwaffe und verletzte zwei Menschen. Bei den Angeschossenen handele es sich Medienberichten zufolge um einen Wachmann und einen Fotojournalisten der Agentur AP. Letzterer wurde nach einem Bericht des „Miami Herald“ im Gesicht getroffen, befand sich demnach aber nicht in Lebensgefahr. Es handele sich um Dieu Nalio Chery… (…)  Féthière gab laut der US-Zeitung an, von einer Gruppe Unbekannter angegriffen worden zu sein – er habe sich verteidigen wollen. Ein Video des Vorfalls zeigt den Politiker, wie er sich durch eine Gruppe von Demonstranten zu seinem Auto begibt und zunächst einsteigt…“
  • „Heftige Anti-Regierungs-Proteste in Haiti“ am 21. September 2019 bei der Deutschen Welle externer Link meldete unter anderem: „… Die Demonstranten attackierten die Polizisten mit Steinen und Flaschen, während diese versuchten, die Menge mit Tränengas auseinander zu treiben. Auf einer der Hauptstraßen von Port-au-Prince errichteten die Demonstranten brennende Barrikaden. Die Polizisten schossen teils auch mit scharfer Munition, woraufhin viele Menschen in Panik die Flucht ergriffen. (…) Der Protest richtet sich vor allem auch gegen den seit Februar 2017 amtierenden Staatschef Jovenel Moïse. Seiner Regierung werden zahlreiche Korruptionsaffären angelastet, während ein Großteil der Bevölkerung Haitis kaum genug zum Überleben hat. Der Staatsführung wird auch Misswirtschaft vorgeworfen…“
  • „Generalstreik in Haiti“ am 29. September 2019 bei Dem Volke dienen externer Link meldet zu sich ausbreitenden Formen des Kampfes: „… Außerdem gibt es immer wieder Umverteilungsaktionen und Angriffe auf Banken und Konzerne und Plünderungen von Geldautomaten. Nach der Erstürmungdes Polizeihauptquartiers wurden Sogar das Mobiliar und das Metalldach entfernt und der Komplex, sowie der Fuhrpark in Brand gesetzt. Ein Protestierender sagte zu der Nachrichtenagentur AFP: „Die Leute nehmen alles was sie können, um ihre Häuser auszubessern, weil sie davon genervt sind, dass sie nass werden wenn es regnet.“  Im Laufe der Kämpfe wurde auch ein zentrales Gerichtsgebäude mit sämtlichen Akten in Brand gesetzt…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=155113
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