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Gefährlicher Einsatz für Land und Umwelt in Guatemala

Proteste gegen Nickelmine in Guatemala: Polizeigewalt und Ausnahmezustand in El EstorMenschen, die sich in Guatemala für die Verwirklichung der Menschenrechte einsetzen, sind erheblichen Risiken ausgesetzt. Allein im Jahr 2023 dokumentierte die zivilgesellschaftliche Organisation UDEFEGUA mindestens 5.922 Angriffe auf Menschenrechtsverteidiger:innen in dem zentralamerikanischen Land. Besonders gefährdet sind dabei jene Aktivist:innen, die für den Zugang zu Land, dessen gerechte Verteilung und den Schutz der natürlichen Ressourcen eintreten. Insbesondere im Norden Guatemalas hat sich die Lage für Landrechts- und Umweltverteidiger:innen in den letzten Jahren durch die Ausweitung von Bergbauprojekten und von Monokulturen, etwa durch den Anbau von Ölpalmen, verschärft…“ aus der Einladung von GWA St. Pauli e.V. zur Veranstaltung am 01.07.2024 externer Link – siehe zum Hintergrund 2 aktuelle Beiträge:

  • Kampf für faire Löhne und eigenes Land: Landarbeiterorganisation MTC in Guatemala kämpft für bessere Arbeitsbedingungen und gegen Großprojekte
    „Im Sitz der Bewegung der Landarbeiter (MTC) in Tejutla im Hochland des Departamentos San Marcos versammelten sich Ende Mai die neu gewählten Vorstände der Organisation. Rund 30 Männer und Frauen aus sechs Landkreisen des Departamentos, die zum Altiplano gehören, diskutieren Themen der Organisation und die aktuelle politische Lage. Vor kurzem hat der progressive Staatspräsident Bernardo Arévalo die neuen Gouverneure ernannt, mehrere sind indigener Herkunft und Aktivisten aus sozialen Bewegungen (…) Ein zentrales Thema im Hochland war jahrelang der Konflikt um die Mine Marlin, eine Gold- und Silbermine in den Landkreisen San Miguel Ixtahuacán und Sipacapa. Um die Mine hatte es jahrelang heftige Auseinandersetzungen gegeben. (…) Mehrere Anwohner starben in dem Konflikt, teilweise gingen schwerbewaffnete Soldaten gegen Protestierende vor. 2017 schloss die Mine nach zwölf Jahren ihre Tore, die Ressourcen waren erschöpft. Allein im Jahre 2014, dem Höhepunkt der Bergbauaktivitäten in Guatemala, soll das Unternehmen Gold- und Silbervorkommen im Wert von knapp 5,96 Milliarden Quetzales (etwa 714 Millionen Euro) abgeschöpft haben. (…) Geblieben sind starke Umweltschäden und eine Häufung von Krebsfällen und anderen Erkrankungen, die Ärzte und Anwohner auf die Kontamination durch die Mine zurückführen. (…) Der Sitz der Organisation an der Boca Costa, dem Übergang vom Hochland zum Tropischen Tiefland, liegt im Landkreis El Rodeo. (…) Einige Kilometer vom Sitz der Organisation entfernt liegt die Kaffeefinca „La Delicias“. (…) 52 Arbeiter der Finca hatten im Jahr 2000 begonnen, nicht gezahlte Mindestlöhne und Sozialleistungen einzuklagen. (…) Der Arbeitskampf zog sich fast 20 Jahre hin, der Gutsbesitzer setzte immer wieder auf Verzögerungen. Erst im Jahre 2019 konnten sich Arbeiter und Gutsbesitzer in einem außergerichtlichen Mediationsverfahren einigen. Weil der Besitzer nicht zahlen konnte oder wollte, erhielten die Arbeiter Land. Je nach Arbeitsjahren zwischen 0,3 und 0,4 Hektar, manche auch mehr. Arbeiter, die das Rentenalter erreicht hatten, erhielten 0,15 Hektar. (…) Trotz des eigenen Landes müssen immer noch viele Gemeindemitglieder auf den umliegenden Fincas arbeiten. Frauen in der Gemeinde Nueva Primavera klagen über Fälle sexuellen Missbrauchs auf den Fincas, teilweise seien dabei die Verwalter und die Besitzer selbst involviert. (…) Die schlechte wirtschaftliche Lage und die hohe Armuts- und Kriminalitätsrate bewegen seit Jahrzehnten viele Guatemalteken dazu, das Land zu verlassen. Die meisten gehen in die USA, eine Minderheit auch nach Mexiko, Kanada oder Europa. Das Internetportal No Ficcion schätzt, das 2020 rund 2,9 Millionen Guatemalteken in den USA lebten, ein Sechstel der damals 17,97 Millionen Einwohner. Die offizielle Volkszählung hatte im Jahr zuvor 1,7 Millionen Auswanderer angegeben. Die Remesas genannten Rücküberweisungen von Migranten an Familienangehörige in Guatemala machen seit Jahren den größten Einzelposten im Bruttoinlandsprodukt aus. 2023 beliefen sie sich auf die vorläufige Rekordsumme von 19,8 Milliarden US-Dollar, eine Steigerung von 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr…“ Bericht von Thorben Austen vom 26. Juni 2024 in amerika21 externer Link, siehe auch:
  • Regierung von Guatemala widerruft Umweltlizenz für kanadisches Bergbauprojekt
    „Die guatemaltekische Regierung hat nach Feststellung mehrerer Unregelmäßigkeiten die Umweltlizenz für die von einem kanadischen Unternehmen betriebene Gold- und Silbermine Cerro Blanco widerrufen. Dies teilte Umweltministerin Ana Patricia Orantes auf einer Pressekonferenz mit. Die Mine, die sich nahe der Grenze zu El Salvador befindet, wurde von Umweltschützern seit Jahren kritisiert. Die Entscheidung erfolgte, nachdem das Umweltministerium eine Prüfung der technischen und juristischen Gutachten durchgeführt hatte. Dabei wurden sieben wesentliche Unregelmäßigkeiten festgestellt, die schließlich zur Annullierung der Lizenz führten. Zu den Auffälligkeiten gehören gefälschte Unterschriften, die missbräuchliche Verwendung von Dokumentennummern und der Verlust von über 900 Seiten des Originaldossiers zu dem Projekt. Die Lizenz, die am 9. Januar 2024 – fünf Tage vor dem Ende der Amtszeit von Präsident Alejandro Giammattei – erteilt wurde, erlaubte es dem Unternehmen Bluestone Resources, den Abbau von Gold und Silber im Tagebau durchzuführen (…). Zuvor war die Mine für den Abbau unter Tage lizenziert. Das Ministerium stellte fest, dass der Wechsel von einem unterirdischen Abbausystem zum Tagebau ein neues Projekt darstellt, das nicht durch die vorherige Lizenz abgedeckt war. (…) Die frühere Regierung Giammattei hatte 2022 eine Volksbefragung der Bewohner von Asunción Mita ignoriert, die das Projekt ablehnte. Die aktuelle Regierung hingegen legt großen Wert auf Transparenz und Rechtskonformität bei der Vergabe von Umweltlizenzen. „Das Ziel dieser Maßnahmen ist es, ein effizientes und transparentes System für Umweltlizenzen zu gewährleisten, das im Einklang mit dem Gesetz steht und stets auf die Gesundheit der Bevölkerung und den Schutz der Natur abzielt“, betonte Ventura. Die Entscheidung, die Lizenz zu widerrufen, sei ein bedeutender Schritt für den Umweltschutz in Guatemala und zeige den Willen der Regierung, gegen Unregelmäßigkeiten und potenziell schädliche Projekte vorzugehen. Die zukünftige Entwicklung des Projekts Cerro Blanco hängt nun von einer neuen, gründlichen Umweltverträglichkeitsstudie ab, die die tatsächlichen Auswirkungen des Tagebaus auf die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung berücksichtigt.“ Beitrag von Melanie Schnipper vom 26. Juni 2024 in amerika21 externer Link

Grundinfos:

Siehe auch unser Dossier: Proteste gegen Nickelmine in Guatemala: Polizeigewalt und Ausnahmezustand in El Estor

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=221435
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