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Polizist als Täter? Darf auch in Großbritannien nicht kritisiert werden…
„… Nach der gewaltsamen Auflösung einer im Londoner Park Clapham Common abgehaltenen Mahnwache für die am 3. März entführte und ermordete Sarah Everard steht die Londoner Polizei nun schwer in der Kritik. Hunderte Menschen hatten an dieser Mahnwache teilgenommen, bevor Polizisten einschritten, Frauen zu Boden zerrten und gewaltsam abführten. Besonders verwerflich daran ist, dass der vergangene Woche festgenommene mutmaßliche Täter selber ein im Dienst stehender Polizist ist. Ihm wird vorgeworfen, Everard getötet und die Leiche in einem Wald im südenglischen Kent vergraben zu haben. Sarah Everard ist die 31. Frau, die in Großbritannien im noch jungen Jahr 2021 durch einen Mann umgebracht wurde. Im vergangenen Jahr 2020 wurden mindestens 131 Frauen von Männern ermordet, so die feministische Gruppe »Nia« am Sonntag gegenüber der Londoner Tageszeitung Guardian (online). Während frauenfeindliche Gewalt eskaliert, erreicht das Vertrauen in Staat, Polizei und Justiz unter Frauen einen neuen Tiefpunkt. Laut einer am 10. März in verschiedenen britischen Medien vorgestellten Statistik der Vereinten Nationen haben 97 Prozent aller 18 bis 24 Jahre alten Frauen in Großbritannien sexuelle Belästigung und Gewalt im öffentlichen Raum erfahren. (…) Als sich in der vergangenen Woche in London das Kollektiv »Reclaim these Streets« gründete um eine Mahnwache in Gedenken an Everard zu organisieren, hätte man in Anbetracht obiger Statistiken eine sensiblere Vorgehensweise der Londoner Polizei erwarten können. Passiert ist das Gegenteil. (…) Die englische Polizei legt die aktuelle Coronagesetzgebung so aus, dass sie alle Proteste und Demonstrationen für illegal erklärt...“ – aus dem Bericht „Angriff auf Mahnwache“ von Christian Bunke am 15. März 2021 in der jungen welt über die jüngsten Maßnahmen der britischen Polizei, Proteste zu unterbinden – vor allem eben solche, die sich gegen sie selbst richten… Siehe dazu weitere aktuelle Beiträge, darunter eine sehr kritische gewerkschaftliche Stellungnahme gegen die Polizei:
- „Sarah Everard – Nie wieder“ von Sue Berry und Danni Crowter am 14. März 2021 im Sozialismus .info berichten unter anderem: „… Die Trauer wurde zu Recht auch von Wut begleitet: auf den Täter und die Opferbeschuldigung der Polizei (diese riet Frauen, die in der Nähe des Ortes leben, an dem Sarah vermisst wurde, nicht allein rauszugehen). Die Wut richtet sich auch gegen eine Gesellschaft, die Gewalt gegen Frauen propagiert. Die Plattformen sozialer Medien wurden seitdem von Frauen überschwemmt, die ihre eigenen Geschichten von sexuellen Übergriffen teilen und die Mythen über geschlechtsspezifische Gewalt entlarvten, die sich entgegen aller Beweise hartnäckig halten. Das alles gleicht einem kollektiven Aufschrei: Wir haben genug! Wir können nicht zulassen, dass Sarahs Geschichte nur eine weitere Zahl in der Statistik ist. Wir müssen dafür kämpfen, dass Sarah Gerechtigkeit widerfährt. Gleichzeitig müssen wir uns die Frage stellen, welche Art von Gesellschaft Frauen und nicht-geschlechtskonformen Menschen echte Sicherheit und Freiheit bieten kann. Und wir müssen uns organisieren, um jetzt für Veränderungen zu kämpfen…“
- „Auch Heute demonstrieren in London wieder mehrere tausend Menschen für SarahEverard. Bereits gestern kam es zu Spannungen mit der Polizei. Sarah wurde seit Anfang März von einem Elite Polizisten entführt und getötet“ am 14. März 2021 im Twitter-Kanal von Blxck Mosquito ist ein Videobericht von einer der (zahlreichen) Demonstrationen gegen Polizeigewalt und Selbstherrlichkeit der letzten Tage, der auch deutlich macht, wie stark die Mobilisierung war und weiterhin ist.
- „Unite condemns “shameful” police actions at last night’s vigil for Sarah Everard“ von Tim Lezard am 14. März 2021 bei Union News berichtet von der Stellungnahme der Gewerkschaft Unite gegen die Polizeigewalt gegen die Demonstration in London am Vorabend – die man in der Schärfe der Kritik hierzulande bei einer großen Gewerkschaft, sagen wir einmal: Überraschend fände… Dort auch ein weiteres Statement mehrerer britischer Gewerkschaften : „“We demand safety. We demand justice. We demand equality.” Unions stand united against male violence“
- Siehe für landesweite Proteste #EnoughIsEnough, #ReclaimTheseStreets und #march4justicePerth sowie Reclaim these Streets auf Twitter
- Siehe auch (passend/unpassend): März, der internationale Tag gegen Polizeigewalt und 18. März, der internationale Tag der politischen Gefangenen