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Der Untersuchungsausschuss zur Feuerkatastrophe von Grenfell nimmt seine Arbeit auf. Warum?

Feuer im Londoner Hochhaus 14.6.2017 - die MiterInnen hatten gewarntVom Leiter der Untersuchung, Sir Martin Moore-Bick, erwarten die Zuschauer Antworten. Der distinguiert aussehende ältere Herr ist höflich, anscheinend des voll des guten Willens. Eine spätere juristische Verfolgung von eventuell Schuldigen sei nicht ausgeschlossen, behauptet er. Aber nein, kein Vertreter der Opfer dürfe dem Untersuchungsteam angehören, das aus fünf weißen Männern besteht. Hier ist die Vielfalt der Londoner Bevölkerung nur unter den überlebenden Opfern präsent. Nein, Moore-Bick wolle keine Fragen beantworten, weder aus dem Zuschauerraum noch von dem berühmten Menschenrechtsanwalt Michael Mansfield. Die da oben hören nicht zu, behauptet vor BBC-Kameras ihr Notar Jehangir Mahmood. Nach der Brandkatastrophe ein katastrophaler Untersuchungsauftakt“ – aus dem Bericht „Untersuchung zum Hochhausbrand“ von Ian King am 16. September 2017 in neues deutschland externer Link, worin der Gegensatz des Saales der Sitzung und der BesucherInnen zum Leitthema gemacht wird – als Vergleich zum Billig-Wohnturm im Luxusviertel. Siehe dazu zwei weitere aktuelle Beiträge – auch darüber, warum es diesen Ausschuss gar nicht braucht:

  • „Der Brand im Grenfell Tower: Anatomie einer Katastrophe“ von Thomas Scripps am 16. September 2017 bei wsws externer Link ist die deutsche Übersetzung eines Redemanuskripts einer Veranstaltung, in dem unter vielem anderen festgehalten wird: „Nachdem der Gemeinderat 2012 ein Angebot für die Gebäudeverkleidung in Höhe von 11,3 Millionen Pfund abgelehnt hatte, entschieden sich die Beamten für eine entflammbare Version für 8,7 Millionen Pfund, die der Hersteller Rydon geboten hatte. Um den Vertrag zu gewinnen, musste Rydon sein ursprüngliches Angebot sogar noch um 693.000 Pfund senken. Das Bauunternehmen Harley Curtain Wall bekam 2015 einen 2,6 Millionen Pfund schweren Auftrag von Rydon, um die Fassade mit Reynobond-PE-Panels zu verkleiden. Die anfallenden Kosten wurden dabei um 300.000 Pfund reduziert, indem Zinkplatten mit einem feuerhemmenden Kern durch günstigere, brennbare Aluminiumplatten ersetzt wurden. Ebenso wurden geplante Schachtplatten und Belüftungsgitter für die Gasanlagen nicht angebracht. Dutzende Gasrohre blieben somit ohne Verkleidung, was eine Kostenersparnis von 60.000 Pfund einbrachte. Unter die Fassadenverkleidung wurde eine Isolierschicht zur Wärmedämmung der Firma Saint Gobain UK eingesetzt. Fängt diese an zu brennen, entstehen riesige Mengen an Blausäure – eine Chemikalie, die zum Tod vieler Menschen im Grenfell Tower geführt hat. Das Unternehmen Harley Curtain Wall wurde 2016 unter Insolvenzverwaltung gestellt, weil es Steuerschulden in Höhe von 2,5 Millionen Pfund nicht beglichen hatte. Der Geschäftsführer Ray Bailey durfte das Unternehmen für 24.900 Pfund aufkaufen und unter dem Namen Harley Facades weiterbetreiben. So standen die Dinge in der Nacht des 14. Juni. Das Gebäude war eine Todesfalle“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=121621
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