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[Unison] Erst der Anfang: Größte britische Gewerkschaft hat neuen linken Vorstand. Machtkampf mit rechts-sozialdemokratischen Hauptamtlichen beginnt

Unison: Gewerkschaft für Beschäftigte im kommunalen öffentlichen Dienst und im Gesundheitswesen in Großbritannien„Unison, Großbritanniens größte Gewerkschaft, hat seit neuestem eine linke Vorstandsmehrheit. Den größten Anteil daran hat das Aktivistennetzwerk »United for Real Change«. 37 der 56 von dem Netzwerk aufgestellten Kandidatinnen und Kandidaten wurden von den Mitgliedern in den Vorstand gewählt. Hinzu kommen vier Kandidatinnen und Kandidaten der Socialist Party, die unabhängig von dem Netzwerk kandidiert haben. 41 von 68 Vorstandssitzen werden somit erstmals in der Geschichte dieser Gewerkschaft von Graswurzelaktiven gehalten, die teilweise jahrzehntelange Erfahrung in der Organisierung von Arbeitskämpfen haben, oft gegen den erbitterten Widerstand der nun abgewählten Führung. Das ist ein durchaus historisches Ereignis. Denn Unison, die Gewerkschaft für Beschäftigte im kommunalen öffentlichen Dienst und im Gesundheitswesen, war seit ihrer Gründung ein organisatorisches Zentrum für den rechten, blairistischen Flügel der britischen Sozialdemokratie…“ Artikel von Christian Bunke in der jungen Welt vom 29. Juni 2021 externer Link und weitere Zitate daraus:

Weiter aus dem Artikel: „… Wer gegen sie aufmuckte, Streiks organisieren wollte oder allgemein linke, gar antikapitalistische Positionen vertrat, konnte sich schnell mit einem Ausschlussverfahren konfrontiert sehen. Teilweise kooperierte der Unison-Hauptamtlichenapparat auch mit der »Arbeitgeberseite«, so dass kritische Gewerkschaftsmitglieder auch mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes rechnen mussten. Bislang konnte der Hauptamtlichenapparat auf die Rückendeckung durch eine ihm genehme Vorstandsmehrheit zählen. Diese Zeiten sind nun vorerst vorbei. »Wir sind fest entschlossen, Unison in eine demokratischere, inklusive und kämpfende Gewerkschaft zu verwandeln«, heißt es in einer ersten Stellungnahme von »United for Real Change« als Reaktion auf das Wahlergebnis. (…) Allerdings ist der Unison-interne Kampf mit der Wahl des neuen Vorstandsteams noch lange nicht abgeschlossen. Eher hat er gerade erst begonnen. Denn die überwiegende Zahl der Hauptamtlichen wird nicht von den Mitgliedern gewählt, sondern von der Gewerkschaftsführung eingesetzt. Somit ist das Rückgrat des rechten Flügels noch längst nicht gebrochen. »Wir rechnen mit Taktiken, welche uns frustrieren sollen, und sind darauf vorbereitet«, heißt es dazu aus dem Netzwerk. »Wir brauchen dafür aber die aktive Unterstützung der gesamten Mitgliedschaft. Wir arbeiten bereits an Konzepten, die Gewerkschaftsmitglieder in die Kämpfe der Zukunft aktiv einzubinden. (…) Eine erste Chance, sich zu beweisen, hat die neue Unison-Führung bei den kommenden Auseinandersetzungen rund um die Löhne im Gesundheitswesen NHS in England. Diese will die Regierung nur um ein mickriges Prozent erhöhen. Die Gewerkschaften, einschließlich Unison, fordern Erhöhungen von 12,5 bis 15 Prozent. Das sind Forderungen, die sich nur durch eine koordinierte Streikbewegung durchsetzen lassen werden.“

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=191379
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