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Nach drei Wochen geht die Streikbewegung an britischen Universitäten weiter – diesen Abschluss wollte niemand haben…

Britischer Unistreik: Protest gegen Gewerkschaftsvorstand der UCUNacht und Nebel-Aktion wird so ein Vorgehen gemeinhin genannt. Kaum hatte der Druck der Streikbewegung, die seit drei Wochen die Lage an den britischen Universitäten bestimmt, die Betreiber zurück an den Verhandlungstisch gezwungen (was sie vorher rundweg abgelehnt hatten), schon war der Vorstand der Gewerkschaft UCU zufrieden und unterzeichnete ein Abkommen, das eben gerade nicht die geforderte Absicherung der Renten der DozentInnen bedeutet. Sowohl verschiedene Gruppen von Streikenden, als auch eine ganze Reihe von Studierenden-Gruppen, die den Streik massiv unterstützt haben, riefen deswegen für den Dienstag, 13. März 2018 zu Protesten auf, um gegen den Tarifvertrag zu demonstrieren und die bisherigen Forderungen weiterhin zu verteidigen. Erfolgreich, denn die Gewerkschaft verkündet dann plötzlich die Fortsetzung des Streiks, weil das Angebot nicht ausreichend gewesen sei… Siehe zur Auseinandersetzung um die Fortsetzung des Streiks an britischen Universitäten mehrere aktuelle Beiträge, zwei Hintergrundartikel und den Verweis auf unseren ersten Bericht zum Thema:

„University strikes to continue after staff reject pension offer“ von Sally Weal am 13. März 2018 im Guardian externer Link steht hier als Beispiel für die Berichterstattung in den liberalen Mainstream-Medien über die Fortsetzung des Streiks trotz eines zunächst verkündeten Abkommens. Schon die Unterzeilen machen dies deutlich: „Union forced to throw out deal reached with employers in attempt to end dispute“ (Gewerkschaft gezwungen das Abkommen über Bord zu werfen, das sie mit der Arbeitgeberseite getroffen hatten, um die Auseinandersetzung zu beenden“). Darin wird berichtet, dass es die örtlichen Einheiten der Gewerkschaft waren, die das erzielte Abkommen ablehnten und dementsprechend die Kommission für das höhere Bildungswesen dieser Auffassung Folge leisten musste. (In dem Beitrag ist auch ein Link zu den Inhalten des abgelehnten Abkommens).

„University strikes may be called off after talks lead to new proposals“ ebenfalls von Sally Weal am 12. März 2018 im Guardian externer Link war am Tag zuvor noch der Bericht darüber gewesen, dass ein Abkommen möglicherweise den Streik beenden könnte – der „Durchbruch“ bedeute vermutlich ein Streik-Ende am Mittwoch…

„University strikes remain on as UCU rejects proposals“ am 13. März 2018 bei der University and College Union externer Link ist die Mitteilung der Gewerkschaft, dass der Streik nach Ablehnung des Abkommens durch die gewerkschaftlichen Grundorganisationen weiter gehe. (Wobei anzumerken wäre, dass die UCU – immerhin und in krassem Unterschied zu gewerkschaftlichen Gepflogenheiten (siehe unter vielen anderen möglichen Beispielen die Gewerkschaften an den Schulen des US-Bundesstaates West Virginia) – offen mitteilt, dass es die Gewerkschaftsbasis war, die „den Deal“ ablehnte. Es wird die Fortsetzung des Streiks angekündigt, inklusive spezieller Vorbereitungen für die anstehende Prüfungszeit und die Arbeitgeberseite wird zu neuen Verhandlungen aufgerufen.

„Anger on picket lines against university pensions deal“ von Sadie Robinson am 13. März 2018 beim Socialist Worker externer Link ist ein Stimmungsbericht vom Tage unter den Streikposten – die, mit unterschiedlichen Gründen, einig darin sind, das erzielte Abkommen abzulehnen. Zwar seien in diesem Abkommen die ursprünglichen Pläne der Universitätsbetreiber „zurecht gestutzt“ worden, aber das ausgearbeitete Abkommen bedeute immer noch, mehr bezahlen zu müssen, um später weniger Rente zu bekommen – und genau das zu verhindern, sei das Streikziel.

„University strikers force union leadership to reject shoddy deal—action is still on“ ebenfalls von Sadie Robinson am 13. März 2018 beim Socialist Worker externer Link berichtet später am Tag von den Abstimmungen in einigen örtlichen gewerkschaftlichen Grundeinheiten. Darin wird beispielsweise der Sekretär der UCU beim University College London mit der Aussage zitiert, aus seinen Gesprächen, Telefonaten und seinem Email-Verkehr ergebe sich eine Ablehnung von etwa „10:1“ unter den Streikenden.

„Lecturers and support staff rebel as union pushes poor pension offer“ am 13. März 2018 bei libcom.org externer Link war der erste Beitrag über den Protest der Mitgliedschaft der UCU gegen das Abkommen, das der Gewerkschaftsvorstand abschließen wollte. Darin wird vor allen Dingen unterstrichen, dass über 5.000 UCU Mitglieder binnen weniger Stunden einen Protestbrief an den Gewerkschaftsvorstand unterzeichnet hätten, mit dem das Abkommen abglehnt wurde und eine Fortsetzung des Streiks gefordert. In dem Beitrag sind auch mehrere Erklärungen von Gewerkschaftsorganisationen vor Ort dokumentiert, in denen jeweils von massiver Ablehnung durch die Mitgliedschaft berichtet wird. Die entsprechenden Twitter-Kanäle der gewerkschaftlichen Basis-Organisationen sind darin ebenfalls angegeben.

„After 3 weeks of effective strike action, the UCU bureaucracy are trying to wind up the dispute“ am 12. März 2018 im Twitter-Kanal von rs21 externer Link war einer der zahlreichen Aufrufe zum Protest am folgenden Tag, dem Dienstag also, vor dem Gewerkschaftshaus der UCU gegen das Abkommen des Gewerkschaftsvorstandes.

„#NoCapitulation „ externer Link war (und ist) der Twitter-Kanal über den Streikende und solidarische Studierende gemeinsam nicht nur ihre Ablehnung des Abkommens begründeten und öffentlich machten, sondern auch zu verschiedenen Aktionen mobilisieren. Protest vor dem Gewerkschaftshaus der UCU

„Open letter in support of staff opposing the UCU/UUK agreement at ACAS“ vom 12. März 2018 externer Link (bei Google Docs) ist der offene Brief der Studierenden-Vereinigungen zur Unterstützung der Fortsetzung des Streiks in Ablehnung des Abkommens.

„List of current occupations in support of the UCU“ ebenfalls am 12. März 2018 auf dem Twitter-Kanal der Student Solidarity Action externer Link ist ein kurzer Beitrag über die Entwicklung der Solidaritätsbewegung der Studierenden mit den Streikenden – die sich hier in einer wachsenden Liste besetzter Universitäten ausdrückt.

„NSSN 379: UCU lecturers strike back on pensions and pay!“ vom 27. Februar 2018 bei National Shop Stewards Network externer Link war der Newsletter des Netzwerkes der Vertrauensleute zum Streik an den britischen Universitäten, der vom Netzwerk voll unterstützt wird. Darin erläutert ein UCU-Vertrauensmann den Kolleginnen und Kollegen anderer Branchen die Ausgangssituation des Streiks – und seine Gründe. Indem er konkret die Situation der Rentenversorgung beschreibt und die Angriffe der Universitätsleitungen, appelliert er auch zu Solidaritätsaktionen anderer Gewerkschaften mit diesem Streik. Wer sich genauer mit den Zielen des Streiks befassen möchte, findet hier eine gute „Einführung ins Thema“.

„Half of teaching staff at universities are on insecure contracts“ am 06. März 2018 im Morning Star externer Link ist ein Beitrag, der die Lebensumstände der DozentInnen an den britischen Einrichtungen zum Thema hat und insbesondere darauf verweist, dass rund die Hälfte aller an den Universitäten Beschäftigten Zeitarbeits-Verträge haben, was sich nahe liegender Weise auch auf ihre Rentenerwartung auswirkt.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=129278
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