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No Border Camp in Thessaloniki 15.-24.2016
„Der Neoliberalismus hat sich heute weltweit durchgesetzt. Es wird immer deutlicher, dass sich die kapitalistischen Verhältnisse auf diese Art zugespitzt und dass Nationalismus und das Patriarchat sich gleichzeitig verstärkt haben. Zäune und Grenzen werden sowohl im physischen Raum wie auch in den sozialen Beziehungen und entlang der Identitäten der Menschen errichtet. Trotz alledem produzieren die Bewegungen und grenzüberschreitenden Kämpfe der Migrant_innen ständig Brüche im System und ebnen den Weg in eine bisher unerforschte Welt. (…) In den letzten Monaten sind Migrant_innen und Solidarische im Kaleidoskop der Krise zusammengekommen. Diese Begegnungen und Kämpfe müssen gestärkt werden, stabile Strukturen annehmen und den herrschenden Verhältnissen die Freude und Anziehungskraft der Solidarität und der gegenseitigen Hilfe entgegensetzen. Aus diesen Gründen haben wir uns dazu entschieden, im Sommer ein internationales No Border Camp in Thessaloniki zu organisieren. Die Wahl Thessalonikis scheint uns von großer Bedeutung, da die Stadt sich im Brennpunkt der Auseinandersetzungen um die Kontrolle und Verwaltung der Migration und Bewegungsfreiheit befindet…“ Aus dem Aufruf auf der Aktionsseite und neu dazu:
- Im „Nachgang“ des No-Border-Camps: Mindestens 70 Verhaftungen bei Räumung von drei für und mit Geflüchteten besetzten Häusern in Thessaloniki
- Thessaloniki: Kämpfe an Zäunen und Grenzen
„Angefeindet von den Konservativen fand das No-Border-Camp 2016 in der griechischen Stadt Thessaloniki statt. Die Aktivitäten beschränkten sich nicht auf Debatten und Vernetzung. (…) Weswegen nun ausgerechnet Thessaloniki und nicht beispielsweise Athen mit seinen vielen Refugee-Solidaritätsbesetzungen zum Veranstaltungsort erklärt wurde, erklärt Nikoletta Giorgopoulou aus der Organisationsgruppe: »Einerseits befinden sich in und um Thessaloniki viele sogenannte detention und relocation centers, wo Geflüchtete vor allem aus Idomeni bei katastrophalen humanitären Zuständen untergebracht sind. Die Unterbringung bei brütender Hitze sowie die teilweise aussetzende Versorgung mit Grundnahrungsmitteln sind schlichtweg menschenfeindlich, vom rassistischem Normalvollzug ganz zu schweigen.« Entsprechend dieser Kriterien entwickelten sich neben den üblichen Vernetzungstreffen und inhaltlichen Workshops die Aktionen, die vom Camp ausgingen. (…) Auf dem diesjährigen No-Border-Camp ist einiges geschehen, was eine Perspektive für die Zukunft der antirasstistischen Proteste eröffnet. Auch die Thematisierung der Profiteure von Abschiebungen und Migrationskontrolle wird sicherlich in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen und fand auch im Camp Ausdruck. Etwa 200 Protestierende brachten die Büros der Internationale Organisation für Migration (IOM) durcheinander und markierten die Außenfassade farblich. Hoffnung besteht auch in den Kämpfen um Selbstorganisierung: Am Freitag besetzten Aktivisten zusammen mit Geflüchteten ein Haus im Innenstadtbereich, das künftig als ein selbstorganisiertes Solidaritätszentrum mit Wohnraum für bis zu zwölf Geflüchtetenfamilien dienen soll. In Athen wurden seit September vorigen Jahres mehr als zwölf Objekte besetzt – unter anderem das große Bürogebäude Notara 26 und das über die Grenzen bekannte »beste Hotel Europas«, das City Plaza.“ Bericht von John Malamatinas und Hamid Mohseni bei Jungle World Nr. 30 vom 28. Juli 2016
- Lautstark gegen das »Abschiebebusiness«: Das »No Border Camp« im griechischen Thessaloniki versuchte einen Angriff auf das europäische Grenzregime
„Einen Angriff auf das europäische Grenzregime startete das »No Border Camp« in Griechenland – zu diesem Zweck schlugen vom 15. bis 24. Juli rund 2000 Aktivist*innen aus Italien, Großbritannien, Deutschland, Slowenien, der Türkei und anderen Ländern ihre Zelte in der Aristoteles Universität Thessaloniki auf. Hinzu kamen zahlreiche Geflüchtete aus umliegenden Sammellagern. Sie konnten am Camp zum Teil nur dank der logistischen Unterstützung von NoBorder-Aktivist*innen mitwirken, denn gemäß ihres Aufenthaltsstatus verfügen sie nur über eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit. (…)Proteste bei Umverteilungs- und Abschiebezentren in der Metropolregion Thessaloniki waren die praktischen aktionistischen Höhepunkte dieses »No Border Camps«. Außerdem fand ein »Migrants’ Pride-March« mit 4500 Menschen statt, der, angeführt von einem über 1000-köpfigen Geflüchteten-Block, am Donnerstag durch die Innenstadt Thessalonikis zog. Demonstriert wurde genauso vor der deutschen Botschaft. Die Teilnehmer*innen sehen die Bundesregierung als maßgeblichen Akteur in der europäischen Abschottungspolitik. Eine direkte Aktion bei der Internationalen Organisation für Migration (IOM), einem der größten Profiteure des Abschiebebusiness, wies ebenfalls auf das Anliegen der Geflüchteten und die Ziele des Camps hin. Am Freitag besetzten Aktivist*innen zusammen mit Geflüchteten ein Haus im Innenstadtbereich, das künftig als selbstorganisiertes Solidaritätszentrum und als Wohnraum für bis zu zwölf Geflüchtetenfamilien dienen soll. Die Forderung nach offenen Grenzen fand schließlich ihren wohl deutlichsten symbolischen Ausdruck bei einer Demonstration nahe der griechisch-türkischen Grenze, im Dorf Kastanies. 300 Aktivist*innen wollten gemeinsam zum Zaun gelangen, doch wurden sie von der Polizei unter Einsatz von Tränengas und Schlagstöcken einen Kilometer vor ihrem Ziel aufgehalten. Während der gesamten Woche fanden auch zahlreiche Workshops und Treffen zur Vernetzung unterschiedlicher sozialer Kämpfe statt…“ Bericht von Hamid Mohseni und John Malamatinas aus Thessaloniki bei neues Deutschland vom 25.07.2016
- Thessaloniki: Einige Angriffe gegen die Welt der Grenzen
„Heute, am 21. Juli 2016 entschieden sich 200 Gefährt_innen aus dem No Border Camp Thessaloniki, das Büro von IOM (Internationale Organisation für Migration) zu markieren. Die IOM ist eine der dreckigen Players, die unter anderem die Durchführung der sogenannten „freiwilligen Rückführungen“ – oder in anderen Worten Deportationen – unterstützt. Innert Minuten warf die entschlossene Gruppe das Infomaterial des Büros auf die Strasse und bemalte das ganze Gebäude mit Slogans, die allen zeigen, was für eine Organisation sich hier befindet. Auch wurde ein Statement verlesen und auf dem Weg zurück ins Camp wurden Flugblätter verteilt. Dies war eine der vielen Aktionen, die sich in den letzten Tagen ergeben haben: Direkte Aktionen, Adbusting und Demonstrationen in Thessaloniki wie auch in der Umgebung und in der Nähe der sogenannten „relocation centres“, die vielmehr Knäste sind…“ Bericht mit Bildern und Videos von und bei „aus dem Herzen der Festung“
- Fotos No Border Camp Thessaloniki 2016 beim Internationalistischen Zentrum Dresden
- Fotos No Border Camp Convoy beim Internationalistischen Zentrum Dresden