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Schuldenerlass Griechenland: Selig sind die Barmherzigen

Quelle:  Artikel von Stephan Kaufmann in der Frankfurter Rundschau online vom 23.12.2012 externer Link

Zu Weihnachten 2012 ist ein Viertel aller Griechen arbeitslos, bei den jungen Menschen sind es mehr als 50 Prozent. In vier Jahren Krise hat die deutsche Wirtschaft mächtig profitiert – von den Schulden der armen Krisenländer.

Aus dem Text: „… Zu Weihnachten vor 60 Jahren lastete die Nachkriegsschuld schwer auf der Bundesrepublik. Zum einen waren dies Vorkriegsschulden im Ausland, zum großen Teil nicht geleistete Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg. Dazu kamen Nachkriegsschulden, unter anderem aus Marshall-Plan-Hilfen. Zusammen ergab sich also eine Forderung von 30 Milliarden Mark. Angesichts einer Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik von 70 Milliarden sei diese Forderung „unmöglich zu erfüllen“, so Hermann Josef Abs, der 1952 einen Schuldenerlass für Deutschland verhandelte.

Forderungen nach kompletter Rückzahlung der Schulden „wären der sicherste Weg, die Deutschen in die Arme der Russen zu treiben“, warnte damals der US-Außenpolitiker Alexander Wiley. Das durfte nicht passieren. Unter US-amerikanischer Führung gewährten am Ende daher 65 Gläubigerstaaten – darunter auch Griechenland – einen Erlass von 50 Prozent der gesamten Auslandsverbindlichkeiten und dazu eine massive Senkung der Zinsen. Nicht Teil des Schuldenabkommens war die Frage der Reparationen für die von Nazi-Deutschland besetzten Länder – wie zum Beispiel Griechenland. Auch die griechischen Zwangsarbeiter wurden nicht entschädigt.

Die Gläubigerstaaten achteten zudem darauf, dass die Rest-Schuld tragbar blieb. Die Rückzahlung der Schulden wurde gestreckt bis zum Jahr 1988. Anders als im Fall Griechenlands wurden von der jungen Bundesrepublik keine Sparprogramme verlangt, sondern das Wachstum gefördert. Während Griechenland heute seine Schulden mit neuen Schulden zurückzahlt, konnte die Bundesrepublik die Rückzahlung aus seinen Exporteinnahmen decken...“

LabourNet-Archiv vergleiche dazu auch noch einmal den letzten Abschnitt auf der Seite 5 „Statt Rechtsruck das Londoner Schuldenabkommen als Vorbild“ bei http://archiv.labournet.de/diskussion/eu/wipo/krise_bahl40.html

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=19798
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