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Lieferservice-FahrerInnen von „efood“ in Griechenland im Widerstand gegen das erzwungene Freelancer-Regime

Dossier

Griechenland: Warnstreik, Kundgebung und Motorradkorso am 22.9.2021 in Athen„… Der griechische Lieferdienst „efood“ hatte am 17. September 115 seiner FahrerInnen in einer E-Mail mitgeteilt, dass sie einen Wechsel von einer Anstellung zu einem Vertragsverhältnis als freie MitarbeiterInnen akzeptieren müssten. Andernfalls könnten sie nicht mehr bei efood arbeiten. Es gelang den FahrerInnen aber, die KundInnen gegen die Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen zu mobilisieren. Sie machten den Erpressungsversuch durch den Lieferservice in sozialen Medien öffentlich. Daraufhin teilten unter dem hashtag #cancel_efood KundInnen mit, dass sie die App von efood deinstalliert hätten und diesen Lieferdienst nicht mehr in Anspruch nehmen würden. Die Bewertung von efood durch die KundInnen (bei der efood-App im Google-Playstore) erlitt einen Totalabsturz (…) Das „Komitee des Kampfes der Zusteller von Thessaloniki“, das sich seit 2017 für die FahrerInnen einsetzt, stellte diese Forderungen auf: „Die Entlassungen unserer 115 Kollegen zurückzunehmen. Nein zur Geiselnahme der Dreimonatsverträge! Abschaffung der Unternehmensbewertung, die die Arbeit verschärft und zu täglichen Arbeitsunfällen führt. Stellen Sie alle gesetzlich vorgeschriebenen Schutzkleidungsstücke zur Verfügung. Unterbrechen Sie die Arbeit bei extremen Wetterbedingungen…“ Bereits heute, am 20.9.2021, streikten Hunderte efood-MitarbeiterInnen in Thessaloniki…“ Aus dem Bericht von Georg Brzoska vom 20. September 2021 bei der griechenlandsolidarität externer Link, siehe dazu:

  • Erneuter 24-stündiger Streik der Rider von Wolt und e-food fand am 11. Oktober 2024 in ganz Griechenland für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne statt New
    • Fotos und Videos von der Streikmobilisierung der Verteiler in Athen
      Die Streikkundgebung und der schockierende Marsch der Händler der digitalen Plattformen „Wolt“ und „efood“ in Athen, zu dem die Gewerkschaft des Lebensmitteltourismus und die Gewerkschaft von efood aufgerufen hatten, ist beendet. Die Händler der digitalen Plattformen forderten, dass sie unter Arbeitsbedingungen und zu Löhnen leben und arbeiten können, die ihre Bedürfnisse decken, und dass ihnen alle Mittel zum persönlichen Schutz zur Verfügung gestellt werden, um gesund nach Hause zurückzukehren.
      Zusammen mit Arbeitnehmern aus anderen Sektoren, die sich solidarisch zeigten, demonstrierten sie, dass sie den Kampf fortsetzen, der seinen Höhepunkt im Generalstreik aller Arbeitgeber am 20. November findet, der unter dem Motto steht: „Geld für Löhne – Gesundheit – Bildung – Griechenland raus aus den Kriegsschlachthöfen Alle in die Gewerkschaften – alle in den Kampf“.
      Ein besonderer Moment war der Moment, als die streikenden Lieferarbeiter vor dem Kallimarmaro hupten, um den Opfern des Verbrechens in Tempe zu gedenken und ihren eigenen Kampf um das Leben und den Lebensunterhalt zu führen. Dort hielt die Streikkolonne an, und George Stefanakis, der Vorsitzende des Syndikats für Lebensmittel, Tourismus und Hotels in Attika, sagte: „Wir werden dieses Verbrechen nicht vergessen. Wir vergessen es nicht, weil wir weiterhin in einem riesigen Tal von Tempe leben. Wir arbeiten unter sehr unannehmbaren Bedingungen, die für unser Leben unannehmbar sind, ohne Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen, ohne persönliche Schutzmittel
      „.  griech. Meldung vom 11.10.2024 der PAME externer Link (maschinenübersetzt), weitere Fotos gibt es auf Flickr externer Link
    • Störungen in griechischen Städten aufgrund des Streiks der Wolt-Mitarbeiter zu erwarten
      Die Wolt-Kuriere streiken am Freitag in ganz Griechenland und fordern einen Tarifvertrag, der faire Löhne und Arbeitsbedingungen sicherstellt. Die Beschäftigten des Essenslieferdienstes Wolt werden am Freitag, den 11. Oktober, im Rahmen eines diese Woche angekündigten 24-stündigen landesweiten Streiks im Zentrum von Athen, Patra und Thessaloniki demonstrieren. Die Zusteller fordern die Umsetzung eines Tarifvertrags. Medienberichten zufolge wird erwartet, dass sich auch die Beschäftigten des Lieferdienstes efood an der Aktion beteiligen.
      Für Freitag, den 11. Oktober, sind um 18 Uhr an der Kreuzung der Kifissias- und der Alexandras-Allee eine Kundgebung und ein Motorradtreffen geplant. In Thessaloniki treffen sich die Wolt-Kuriere um 13.30 Uhr auf dem Aristotelous-Platz und in Patra um 11 Uhr auf dem Georgiou-Platz. Vor zwei Jahren hat Wolt die feste Gebühr pro Verteilungsprojekt und die Kilometerentschädigung abgeschafft und ein auf Algorithmen basierendes Bezahlungssystem eingeführt, von dem die Mitarbeiter behaupten, es sei „katastrophal“, weil es ihre Löhne senke und die Gewinne des Unternehmens steigere
      …“ griech. Meldung vom 10.10.2024 in tovima.com externer Link (maschinenübersetzt)
    • Siehe auch unser Dossier: #ReWolt in Griechenland: Rider kämpfen in „wildem“ Streik in Athen gegen Lohnkürzung
  • Rauch und Asche in der Athener Luft: Gewerkschaft der Rider von efood in Attica fordert Schutzmaßnahmen gegen die Hitze und nun auch gegen die Brandfolgen
    • E FOOD Employees Union of Attica: Ergreifung aller geeigneten Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und der Sicherheit der Vertriebshändler
      Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bedingungen, die wir seit gestern Nachmittag und noch mehr heute erleben, sind tragisch. Der starke Rauch und die Asche in der Atmosphäre in ganz Athen, vor allem aber im Norden und in Gerakas, sind erstickend und gefährlich für unsere Gesundheit. Trotz der Anweisungen des Katastrophenschutzes, die besagen, dass man sich bei geschlossenen Fenstern und mit gesundem Menschenverstand in den Häusern aufhalten soll, nimmt das Unternehmen keine Rücksicht auf unser Leben, sondern auf seine Gewinne. Wir fordern, dass unverzüglich alle geeigneten Maßnahmen ergriffen werden, um die Gesundheit und die Sicherheit der Verteiler zu schützen, die im Nordosten von Attika und in den Gebieten arbeiten, die mit großen Rauchmengen belastet sind, die die Atmosphäre für Arbeiten im Freien ungeeignet machen. Insbesondere fordern wir, dass diese Zonen sofort geschlossen werden und dass das Unternehmen und das Arbeitsministerium dafür verantwortlich sind, die Verteilung zum Schutz der Verteiler zu stoppen.“ griech. Mitteilung der Gewerkschaft am 12. August 2024 dokumentiert bei Pame externer Link (maschinenübersetzt)
    • Gewerkschaft der Zusteller: „Wir werden nicht wie Kamele in der Wüste arbeiten“
      Die Gewerkschaft der Fahrradfahrer (SVEOD) hat den Umgang der Regierung mit den Arbeitsbedingungen bei extremer Hitze scharf kritisiert und ihre Botschaften als „Kommunikationsfestival“ bezeichnet.
      „Seit einer Woche ertragen wir die anhaltende Hitze (38-41 Grad Celsius) und werden Zeuge von Mitteilungen der Regierung, die uns verärgern. Jeder muss die Wahrheit erfahren“, erklärte der Ausschuss. In der Woche vom 15. bis 19. Juli intervenierte das SBEOD beim Arbeitsministerium und traf sich mit dem stellvertretenden Minister K. Karagounis. Trotz dieser Bemühungen gab das Ministerium lediglich ein Rundschreiben heraus, in dem die Arbeit im Freien vom 17. bis 19. Juli zwischen 12.00 und 17.00 Uhr ausgesetzt wurde, mit Ausnahme des Zeitraums vom 19. bis 23. Juli, was die Gewerkschaften veranlasste, eine sofortige und umfassende Entscheidung des Ministeriums zu fordern. Die Gewerkschaft schlug einen Ministerbeschluss vor, um die thermischen Belastungsgrenzen auf 38 Grad innerhalb eines breiteren gesetzlichen Rahmens festzulegen. Leider beschränkte sich die Antwort des Ministeriums auf ein dreitägiges Rundschreiben, das als arbeitnehmerfreundliche Maßnahme beworben wurde, letztlich aber die Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer vernachlässigte, da es unpraktische Kriterien für die Arbeitsunterbrechung festlegte.
      Die Zusteller von efood, einem der größten Lebensmittellieferanten Griechenlands, berichteten, dass sie unter extremen Bedingungen arbeiten und sich mit Kamelen in der Wüste vergleichen. „Wir arbeiten unermüdlich, wie Kamele in der Wüste. Aber im Gegensatz zu den Kamelen haben wir einen menschlichen Verstand und ein Gemüt. Das Ministerium und das Unternehmen sind für unsere körperliche Belastung nach so vielen aufeinanderfolgenden Arbeitstagen unter diesen Bedingungen verantwortlich“, hieß es in der Erklärung. Die Zusteller berichteten, dass sie bei Temperaturen von bis zu 100 Grad Celsius auf der Straße und mit unzureichender Schutzkleidung arbeiteten.
      Die Ankündigung von Efood am 18. Juli, die Auslieferungen im Zentrum Athens von 12.00 bis 17.00 Uhr wegen der hohen Temperaturen auszusetzen, wurde als Kommunikationstrick kritisiert. Die Zusteller arbeiteten weiter, nahmen Bestellungen entgegen und schlossen ihre Schichten wie gewohnt ab. Das Unternehmen überließ es den einzelnen Arbeitnehmern, ihre Arbeitsfähigkeit zu beurteilen, trotz des einschüchternden Klimas, das durch frühere Entlassungen entstanden war. Der Ausschuss verlangte, dass Efood die Löhne für die Kollegen zahlt, die während der Hitzewelle die Arbeit niederlegten, und forderte einen Ministerialbeschluss, der die Beschäftigung bei Temperaturen über 38 Grad Celsius ohne Einkommensverlust oder Versicherungsschutz verbietet. Außerdem forderten sie das Ministerium und die SEPE auf, für die Einhaltung der Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen zu sorgen, geeignete Pausenräume zur Verfügung zu stellen und die Zusteller in die Kategorie der gefährlichen Berufe aufzunehmen. Die Erklärung schloss mit den Worten: „Wir weigern uns, weiterhin unter widrigen Bedingungen zu arbeiten. Wir sind nicht entbehrlich.““ engl. Beitrag vom 30. Juli 2024 in The Press Project externer Link (maschinenübersetzt), siehe auch:
    • „… Tatsächlich deutet sich in diesem Sommer erstmals an, dass mit der Klimaerhitzung auch soziale Konflikte zunehmen. Vor allem die Lieferdienst- und Kurierfahrer*innen protestieren. Ihre Basisgewerkschaft S.V.E.O.D. – im Jahr 2007 gegründet im Kampf gegen prekarisierte Arbeitsbedingungen und neoliberale Strukturreformen – forderte im Juli das Arbeitsministerium auf, Maßnahmen zum Schutz der Rider zu ergreifen. Sie leiden besonders unter der Hitze, weil sie der Sonne direkt ausgesetzt sind und Schutzhelme tragen müssen. In einer Erklärung schreibt die Gewerkschaft «Wir arbeiten ohne Pause wie Kamele in der Wüste. Aber wir sind keine Kamele, sondern verfügen über Vernunft und Verstand.» Das Ministerium der konservativen Regierung des Premierministers Kyriakos Mitsotakis von der Partei Neue Demokratie (ND) reagierte abwehrend. An lediglich drei besonders heißen Tagen vom 17. bis 19. Juli hatte es das Arbeiten außerhalb von Büro- und Geschäftsräumen verboten, nicht aber für die ebenfalls sehr heißen Tage vom 19. bis 23. Juli. Die Gewerkschaft reagierte entsprechend empört. Sie forderte ein generelles Arbeitsverbot bei Fortzahlung von Löhnen und Versicherungen, wenn die Temperaturen über 38 Grad Celsius steigen, sowie weitere Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen, etwa gekühlte Pausenräume und kostenloses kaltes Trinkwasser…“ Aus dem Beitrag von Boris Kanzleiter vom 12.08.2024 bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung externer Link („Klima-Hotspot Griechenland“)
    • Siehe zum aktuellen Hintergrund auch unser Dossier: Feuer in Griechenland: Polizisten im Überfluss – aber keine Feuerwehrleute – seit 2021 unverändert
  • Hunderte FahrerInnen von #efood (deliveryhero) versammelten sich am 17. Juni in Athen – Streik für den 24. Juni 2022 angekündigt
    • Am 17. Juni in Athen fand eine 4-stündigen Arbeitsniederlegung von rund 400 E-Food-ArbeiterInnren statt, die mit einer Motorraddemo auf die Straße gingen, die an der Zentrale von efood endete – siehe ein Video auf Twitter externer Link
    • #DeliveryHeroRidersUnited: Fahrer von efood (Griechenland) mobilisieren gegen das Regime der Freiberufler!
      In den letzten Wochen haben Fahrer und Basisgewerkschaften, die mit Marken von Delivery Hero (z.B. Foodpanda, Yemeksepeti, Talabat, efood, Glovo, PedidosYa) verbunden sind, ein gemeinsames Netzwerk gegründet: Delivery Hero Riders United! Das Netzwerk wächst stetig, die Zusteller von Delivery Hero schließen sich international zusammen, um gemeinsam für ihre Interessen zu kämpfen! Während die Fahrer von Foodpanda Myanmar immer noch streiken, mobilisieren sich die efood-Fahrer in Athen, weil das Unternehmen angekündigt hat, Arbeitnehmern mit 4-Stunden-Verträgen die Möglichkeit zu nehmen, ihre Arbeitszeit selbst zu wählen, um sie in die Freiberuflichkeit zu drängen. An der heutigen [18.6.22.] vierstündigen Arbeitsniederlegung beteiligten sich rund 400 efood-Beschäftigte, die mit einer Motorraddemo auf die Straße gingen, die vor der Zentrale von #efood (#DeliveryHero) endete. Die Geschäftsführung weigerte sich, unsere Forderungen zu akzeptieren. Wie immer wollen wir den Sieg und nichts weniger, und deshalb werden wir den Kampf eskalieren und nächsten Freitag, den 24. Juni, wieder auf die Straße gehen, aber diesmal mit einem Vollstreik. Solange das Unternehmen nicht auf unsere Forderungen eingeht, werden wir uns dagegen zur Wehr setzen.
      Forderungen der efood-Beschäftigten: Das Unternehmen muss den Arbeitnehmern mit 4-Stunden-Verträgen das Recht zurückgeben, die von ihnen bevorzugten Arbeitszeiten zu wählen. Das Unternehmen muss wieder Arbeitnehmer mit Angestelltenverträgen einstellen und gleichzeitig die Einstellung von Freiberuflern beenden. Das Unternehmen muss den Arbeitnehmern mit 4-Stunden-Verträgen die Möglichkeit geben, in einen Vollzeitvertrag zu wechseln, wenn sie dies wünschen. Das Unternehmen muss die Benzinkosten auf der Grundlage der tatsächlich gefahrenen Kilometer erstatten, wie es das Gesetz bereits vorschreibt, anstatt die Entschädigung auf eine andere Berechnung zu stützen.
      Einige Foodpanda-Fahrer in Myanmar nutzten den Protesttag in Athen, um ihre Solidarität auszudrücken…“ Maschinenübersetzung der engl. Meldung vom 18.6.2022 bei globalmayday.net externer Link mit Fotos
    • Solidarität gab es auch von Foodpanda-Fahrern in Myanmar – siehe Tweet von Global May Day vom 8. Juni 2022 externer Link
    • Siehe den (engl.) Streikaufruf auf der Homepage der griechischen Rider-Gewerkschaft SVEOD externer Link
  • #cancel_efood und Solidarität der Radical Riders der Niederlande
    • In Griechenland fand schon im September 2021 ein Arbeitskonflikt bei E-Foot statt, die ebenfalls zu Delivery Hero gehören. Iwan Doherty schrieb anlässlich des Streiks im Tribune Magazine am 12. Oktober 2021 externer Link (engl.): „Die Gewinne von E-Food stiegen während der Pandemie um 26,7 Prozent auf 21,3 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Trotzdem plante das Unternehmen, die Verträge von 115 Fahrer:innen auslaufen zu lassen, um die Kosten zu senken und die neuen Arbeitsgesetze auszunutzen, die es Plattformen erleichtern, Arbeitnehmer:innen auf der Basis von „Selbstständigkeit“ und nicht mit Arbeitnehmer:innenverträgen einzustellen. Diesen Fahrer:innenn wurde mitgeteilt, dass sie sich selbständig machen und auf freiberuflicher Basis für das Unternehmen fahren müssten (…) – eine Änderung, die breite Proteste auslöste. Die Fahrer:innen führten einen vierstündigen Streik durch, bei dem zwischen 1000 und 1500 von ihnen in Athen auf die Straße gingen – die größte Mobilisierung, die es je in diesem Sektor in Griechenland gab. Die Kund:innen unterstützten die Beschäftigten und sorgten dafür, dass #cancel_efood auf Twitter zum Trend wurde und die Google-Bewertung des Unternehmens von 4,5 auf einen Stern sank. Der Streik zwang E-Food zu einer raschen Kehrtwende bei den Auslaufzeiten. Außerdem erhalten die Fahrer nun unbefristete Verträge statt der bisherigen dreimonatigen Befristung.“
    • In Solidarität mit dem erfolgreichen Streik der griechischen Kolleg:innen haben die niederländischen Radical Riders am 27. Februar 2022 externer Link (engl.) einen längeren Bericht aus Griechenland veröffentlicht, der einige der Lehren dieses Streiks enthält: „Als Waffe haben wir die ständige Aufarbeitung und Kommunikation mit der Basis der Kolleginnen und Kollegen und die Vorarbeit, die von der Gewerkschaft in Bezug auf die Plattformen und die Gig-Economy geleistet wurde, wir haben klare und klar definierte Positionen und Forderungen. Die wichtigsten davon: a) unbefristete Arbeitsverträge mit vollem Lohn- und Versicherungsanspruch, b) Abschaffung des willkürlichen Rankingsystems. Die Liste wird von alten und beständigen, aber auch neuen Forderungen ergänzt, die bald den Inhalt des kollektiven Arbeitsvertrags bilden werden. Sie betreffen: die Unterbringung und den Schutz der Zusteller vor schlechtem Wetter, die Abgrenzung der Arbeitsbereiche, Firmenhandys, persönliche Schutzausrüstung, die vom Unternehmen zur Verfügung gestellt wird, eine vernünftige Gasentschädigung, eine detaillierte Beschreibung der Gesamtheit der Probleme im Zusammenhang mit der täglichen Arbeitstätigkeit. Die doppelte Forderung nach unbefristeten Arbeitsverträgen und der Abschaffung der Einstufungssysteme wurde direkt von der Gewerkschaft vorgebracht und wurde für die große Mehrheit der Kollegen zum gesunden Menschenverstand. Außerdem wurde sie von einem großen Teil der Gesellschaft und der Arbeiterklasse angenommen, die sich in unserer Situation wiedererkannten. Die entwickelte Dynamik hat der Bewegung geholfen und den Kampf gestärkt.“
  • Wie griechische Lieferservice-FahrerInnen die Gig Economy bekämpfen 
    Letzten Monat rettete ein Streik der griechischen Kuriere des Lieferdienstes Efood die Verträge von 115 ihrer Kollegen. Mit der richtigen Taktik könnte ihr Erfolg in Großbritannien wiederholt werden. (…) Efood ist das größte Kurierunternehmen des Landes und beliefert 15.000 Geschäfte in 90 Städten. Die Gewinne von Efood stiegen während der Pandemie um 26,7 Prozent auf 21,3 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Trotzdem plante das Unternehmen, die Verträge von 115 Fahrern auslaufen zu lassen, um die Kosten zu senken und die neuen Arbeitsgesetze auszunutzen, die es Plattformen erleichtern, Arbeitnehmer auf der Basis von „Selbstständigkeit“ und nicht mit Arbeitnehmerverträgen einzustellen. Diesen Fahrern wurde mitgeteilt, dass sie sich selbständig machen und auf freiberuflicher Basis für das Unternehmen fahren müssten (wie die Fahrer von Deliveroo in Großbritannien) – eine Änderung, die breite Proteste auslöste. Die Fahrer führten einen vierstündigen Streik durch, bei dem zwischen 1000 und 1500 von ihnen in Athen auf die Straße gingen – die bisher größte Mobilisierung in diesem Sektor in Griechenland. Die Verbraucher unterstützten die Beschäftigten und sorgten dafür, dass #cancel_efood auf Twitter zum Trend wurde und die Google-Bewertung des Unternehmens von 4,5 auf einen Stern sank. Der Streik zwang Efood zu einer raschen Kehrtwende bei den Auslaufzeiten. Außerdem erhalten die Fahrer nun unbefristete Verträge statt der bisherigen dreimonatigen Befristung.
    Aus dem Erfolg dieses Streiks lassen sich mehrere Lehren für Gewerkschaften ziehen, die versuchen, sich in der digitalen Wirtschaft zu organisieren. Erstens sind Aktionen der Verbraucher nicht immer zwecklos: Während Boykotte mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen – der jüngste Nabisco-Streik in den USA wurde durch einen weit verbreiteten Boykott unterstützt – schwer zu organisieren sind, können Mitglieder der Öffentlichkeit, die soziale Medien und andere digitale Plattformen nutzen, um Unternehmen zu beschämen und ihnen künftige Aufträge zu entziehen, eine wirksame Methode sein, um Entscheidungen in den Vorstandsetagen zu ändern. (…) Zweitens stellte der Protest von 1000 Fahrern in Athen fast die Hälfte der Efood-Fahrer in ganz Griechenland dar. Efood ist natürlich ein kleineres Unternehmen als Deliveroo, und die Zahl der Zusteller beträgt im Verhältnis zur nationalen Bevölkerung nur ein Viertel derjenigen von Deliveroo. In Thessaloniki wurde jedoch eine Massenversammlung abgehalten, an der Berichten zufolge alle E-Food-Fahrer der Stadt teilnahmen – ein großer Sieg für sich. Die Gewerkschaften in Griechenland haben einen großen Teil der Arbeitnehmerschaft organisiert, und dies ist die Hauptquelle ihrer Stärke. (…) Vielleicht liegt die Lösung für die Arbeitnehmer jedoch nicht in den Unternehmen, sondern außerhalb dieser Giganten. In ganz Europa hat CoopCycle, ein Zusammenschluss von Kurierplattformen in Arbeitnehmerhand, in 63 Städten Kuriergenossenschaften gegründet. Die Mitgliedskooperativen nutzen und entwickeln eine gemeinsame Software, die es neuen Kooperativen ermöglicht, ohne teure App-Entwicklung an den Start zu gehen. Ein neues Mitglied des Verbandes, das die Vorteile der Arbeitnehmerbeteiligung veranschaulicht, ist Wings, ein Kurierdienst im Norden Londons. Im Gegensatz zu Deliveroo zahlt Wings all seinen Fahrern den existenzsichernden Londoner Lohn und gewährt das Recht auf Krankengeld und andere Leistungen. Alle Lieferungen werden mit emissionsfreien Transportmitteln wie Fahrrädern durchgeführt, und – was am wichtigsten ist – die Arbeitnehmer haben ein Mitspracherecht und eine Beteiligung am Unternehmen, indem sie das Unternehmen auf demokratische Weise auf der Basis von einem Mitglied und einer Stimme leiten und einen Anteil am Gewinn erhalten…“ Maschinenübersetzung aus dem (engl.) Artikel „How Greek Delivery Riders Are Fighting the Gig Economy“ von Iwan Doherty vom 12.10.2021 im britischen Tribune-Magazin externer Link
  • Griechenland: E-Food gibt den Forderungen der Fahrer*innen nach unbefristeten Verträgen nach – ein großer Sieg
    Der große Streik und der Verbraucherboykott haben nicht nur die Pläne von E-Food, die Fahrer nicht mehr einzustellen, gestoppt, sondern auch die Sicherheit der Verträge der Fahrer erhöht. Griechenlands größter Essenslieferdienst hat unter dem Druck eines großen Fahrerstreiks und eines umfangreichen Online-Verbraucherboykotts nachgegeben und die Forderung der Beschäftigten nach unbefristeten Verträgen akzeptiert. Die Ankündigung am Donnerstag [23. September] war eine völlige Kehrtwende gegenüber der Vorwoche, als das Unternehmen eine Nachricht an seine Fahrer verschickte, in der es mitteilte, dass ihre Verträge nicht verlängert würden und sie stattdessen auf „freier“ Basis bei E-Food arbeiten müssten. Das Unternehmen hat nicht nur von der Absicht Abstand genommen, seine Fahrer zu Selbstständigen zu machen, sondern auch unbefristeten Verträgen zugestimmt, während die Fahrer zuvor nur für drei Monate befristet eingestellt wurden, was zu Unsicherheit und der Befürchtung führte, dass das Unternehmen jederzeit eine Nichtverlängerung beschließen könnte. Der Sieg folgte auf eine beispiellose vierstündige Arbeitsniederlegung der E-Food-Fahrer am Mittwoch, die als die bisher größte Mobilisierung in diesem Sektor in Griechenland gilt, bei der zwischen 1000 und 1500 Fahrer auf den Straßen von Athen protestierten. Vor dem Streik sorgte eine virale #cancel_efood-Kampagne in den sozialen Medien dafür, dass Tausende von Kunden die App löschten und die Bewertung des Unternehmens bei Google von 4,5 auf 1 Stern fiel. (…) Der beeindruckende Anblick einer Autokolonne aus roten Fahrrädern und Mopeds füllte am Freitag wieder einmal die Straßen von Athen. Einem Vor-Ort-Bericht über den Streik vom Mittwoch zufolge wurde unter anderem skandiert: „Solidarität ist eine Waffe der Arbeiter – Krieg gegen den Krieg der Bosse“, und Redner auf der Kundgebung erklärten: „Wir werden nicht den Beruf wechseln, wir werden den Beruf wechseln“. Der Sieg der Reiter ist ein schwerer Schlag für die griechische Mitte-Rechts-Regierung Neue Demokratie, die gerade ein neues Arbeitsgesetz eingeführt hat, das es Plattformen erleichtert, Arbeitnehmer auf der Basis von „Selbstständigkeit“ statt mit Arbeitnehmerverträgen einzustellen…“ Maschinenübersetzung aus der (engl.) Meldung vom 24.9.2021 bei BRAVE NEW EUROPE externer Link, siehe auch ein Video vom 22.9.21 von Savvas Karmaniolas auf Twitter externer Link
  • #Cancel_EFood: Schneller Kantersieg der Essenszusteller in Griechenland – der Streik für Entfristung und Festanstellung geht am Freitag weiter  „„Der Kunde ist König“ hat sich als wahr herausgestellt. Wenn Kunden eine Firma boykottieren, geht sie pleite. Selbst der kapitalfreundliche Arbeitsminster stänkerte gegen den Essenszusteller efood ob seiner ausbeuterischen Praktiken. Tausende Kunden deinstallierten die App. Das ganze Land diskutierte über den Skandal. Die Diskussion schadete dem Ansehen des Ministerpräsideten, weil es ein schlechtes Licht auf das jüngst verabschiedete Arbeitsgesetz warf. Da hatte efood offensichtlich keine andere Wahl, als einzuknicken. Jetzt gibt die Firma sich als besonders arbeitnehmerfreundlich. Hoffentlich wird dieser Erfolg des Arbeitskampfes Zusteller und Kunden in anderen Ländern inspirieren!…“ Vorwort von Georg Brzoska zur Übersetzung von Berichten und der Erklärung von Online Delivery (Efood) am 23. September 2021 in Griechenlandsolidarität externer Link – siehe weitere Berichte, Fotos und Vides vom erfolgreichen Streiktag:
    • Lieferzusteller eskalieren. Neuer Streit um das Arbeitsgesetz
      Am Mittwoch, dem 22.9.2021 fand die größte Demonstration von Essenszustellern statt, die es bisher in Griechenland gab. Mehr als tausend Motorradzusteller fuhren vom Pedion tou Areos Park zum Arbeitsministerium und danach zum Hauptsitz von efood. Sie verlangten ein Gespräch mit der Geschäftsleitung. Die traute sich aber nicht und schickte Angestellte vor, die keine führende Position in der Firma haben. Auch in Thessaloniki, Patras, Giannina, Chania, Larissa und anderen Städten führten Essenszusteller Aktionen durch. Die FahrerInnen beschlossen, ihren Kampf eskalieren zu lassen, indem sie eine dauerhafte, feste Arbeit und nicht eine „dreimonatige Geisel“ – wie bisher der Fall – forderten. Gleichzeitig fordern sie eine Direktanstellung bei efood. Zt. sind sie LeiharbeiterInnen, zumeist bei der Firma Manpower angestellt, die ihnen dadurch einen Teil ihres Lohnes nimmt. Am Freitag wird es den nächsten Streik der FahrerInnen und wieder einen Motorradkorso geben. Dieser Arbeitskampf schlägt hohe Wellen, weil er Themen anspricht, die Mitsotakis und seine Politik unmittelbar in den Fokus rücken. Über die persönliche Verwicklung von efood mit der Ehefrau von Mitsotakis, Mareva Grabowski- Mitsotakis berichteten wir bereits. Viel schwerwiegender ist aber, dass der Streit um das vor kurzem verabschiedete Arbeitsgesetz neu befeuert wurde. Der Arbeitsminister Kostis Hatzidakis (der auch aufgrund seine Privatisierungs-Manie bekannt ist, behauptet, der Fall efood habe gar nichts mit seinem Arbeitsgesetz zu tun. Es handele sich um einen Arbeitgeber, die willkürlich unsozial handeln würde…“ Beitrag von Georg Brzoska vom 22. September 2021 in Griechenlandsolidarität externer Link

    • 24.9.21: Streik der Lieferanten für bessere Arbeitsbedingungen
      Am heutigen Freitag (24.9.) kommt es im Großraum Athen zu einem 24-stündigen Streik der Lieferanten. Diese fordern bessere Arbeitsbedingungen. Ausschlaggebend war die Entscheidung des Unternehmens E-Food, künftig 115 Lieferanten als Freiberufler einzustufen. Vor allem Lieferdienste, in Hellas meist als „Delivery“-Firmen bezeichnet, sind bisher die großen Gewinner der Corona-Pandemie gewesen. Sie liefern Fast-Food, Gerichte von Tavernen und Gaststätten bis hin zu Kaffee, Cocktails, Eis und sonstige Süßigkeiten. Mittlerweile arbeiten sie auch mit Supermarkt-Ketten zusammen. E-Food zum Beispiel beschäftigt derzeit mehr als 3.500 Mitarbeiter; darunter sind 3.000 Lieferanten im Außendienst, die meist mit Mopeds, häufig auch mit Fahrrädern in den Großstädten unterwegs sind. Für das kommende Jahr rechnet das Unternehmen mit der Schaffung von 7.500 neuen Arbeitsplätzen…“ Redaktioneller Beitrag vom 24. September 2021 in der GriechenlandZeitung online externer Link
    • Siehe auf Twitter #cancel_efood #cancel_wolt und Fotos bei The Gig Economy Project externer Link, eine Auswahl an Fotos und Videos gibt es auch bei unseren FreundInnen von sendika.org externer Link
  • Gig Economy Project – Riders set to strike across Greece after viral #Cancel_EFood campaign
    Artikel vom 21.9.2021 bei BRAVE NEW EUROPE externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=193597
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