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[Privatisierung der Bildung in Griechenland] Angriff auf die Künstler: Privatisierung auch deren Ausbildung beschlossen

Besetzung eines Theaters in Griechenland gegen die Privatisierung der Ausbildung von KünstlerInnenSchauspieler und Theaterleute traten diese Woche in einen 48-stündigen Streik. Das war sehr ungewöhnlich. Was ist geschehen? Nun, sie protestierten gegen ein Dekret des Präsidenten, das ihre Qualifikationen erheblich herabsetzt. Diesem Erlass zufolge ist ein Abschluss an einer Schauspielschule gleichzusetzen mit… einem Schulabschluss! Um die Reaktionen zu mildern, hat die Regierung eine Änderung des Dekrets ausgearbeitet, die jedoch nach Ansicht der Künstler die Bestimmungen des Dekrets nicht aufhebt. (…) Die Lehrer der Schauspielschule des Nationaltheaters haben damit gedroht, dass sie alle aus Protest zurücktreten werden, sollte das Präsidialdekret nicht bis zum 8. Februar geändert werden. Die Schauspielergewerkschaften bezeichnen diese jüngste Entwicklung als „direkten Angriff auf unsere Arbeitsrechte“, da ihre Löhne, sollten sie einen Vertrag mit einer Einrichtung des öffentlichen Sektors unterzeichnen, nicht den Tarifverträgen, sondern der jeweils amtierenden Regierung unterliegen würden…“ Übersetzung am 5. Februar 2023 bei griechenlandsolidarität externer Link, siehe mehr dazu:

  • Abschied vom Volkstheater: Griechenlands rechte Regierung will die Ausbildung der Schauspieler in private Hände zwingen New
    „Das staatliche Erziehungswesen Griechenlands ist sicher eines der schlechtesten in Europa. Seit Jahrzehnten überlassen Regierungen, ob rechtskonservativ oder sozialdemokratisch, ihre Kinder privaten Institutionen. Nur die sogenannten Frontistiria, teure Nachhilfeschulen, garantieren den Sprung von der gymnasialen Oberstufe (Lykeio) an die Universität. Der Staat schaut bis heute zu, wie sich eine gewinnorientierte Bildungsindustrie am Nachwuchs bereichert. Nicht nur die Frontistiria, auch die neuen Privatuniversitäten, meist mit US-amerikanischem Geld gesponsert, zahlen ihren Lehrern und Professoren bessere Gehälter. Kein Wunder, die Profite sind hoch, das Studium kostet bis zu 10.000 Euro im Jahr. Seit dem vergangenen Dezember legt die Regierung des rechten Premiers Kyriakos Mitsotakis nun die Axt auch an die staatlichen Theaterschulen. Drei Jahre Studium werden seit dem 17. Dezember nur noch als eine Art Fortsetzung des normalen Schulbetriebs anerkannt, die dort erworbenen Diplome sind praktisch wertlos. Solidaritätsadressen aus Frankreich und Deutschland unterstützten im Januar und Februar den Protest der Studierenden und ihrer Ausbilder: Am 15. Februar versammelten sich Schullehrer, Universitätsprofessoren und das Theatervolk zu einer gemeinsamen Kundgebung vor der Villa Maxímou, dem Sitz des Regierungschefs in Athen. Sie forderten nicht nur die Rücknahme des Gesetzes 85/2022, sondern auch den Rücktritt des Premiers, den sie (zu Recht) für einen übergriffigen Agenten des Kapitals halten. Den Streikappell der Gewerkschaften hatte das Bildungsministerium vorsorglich verboten, die »illegale« Kundgebung organisierten die Schauspielschüler deshalb via Internet und Mobiltelefon. (…) Als Gegenleistung für die 270 Milliarden Euro schweren »Hilfspakete« forderten die von Brüssel ausgesandten Kontrolleure der Athener Finanzen seit 2012 die Entstaatlichung aller sozialen Institutionen und Besitztümer: eine Politik des Land- und Industriegrabbings, dem nun offenbar das Kulturgrabbing folgen soll. Wie der von ihm als »Freund« und Kollege hoch geschätzte französische Präsident Emmanuel Macron, ein Bruder im Geiste, will auch Mitsotakis die völlige Deregulierung von Bildung und Kultur, in der neoliberalen Ideologie nichts anderes als ein Markt, der enorme Gewinne verspräche – wäre er denn in privaten Händen und frei von jeglicher staatlicher Einflussnahme. Das Theater, eine der ältesten Errungenschaften griechischer Lebensart, wäre dann nicht mehr Volksgut sondern Teil des bürgerlichen Vergnügungsprogramms, ein Spektakel für Leute mit Geld. (…) Welch ein Unterschied zu der Aufführung im Stadion Karaïskakis am 16. August 1975, als Theodorakis, Petros Pandis und Maria Farantouri vor 125.000 einfachen Menschen das Ende der Militärdiktatur feierten!…“ Artikel von Hansgeorg Hermann in der jungen Welt vom 14. März 2023 externer Link
  • Griechische Kunststudierende auf der Protestbühne
    Junge Menschen, meist Schauspielerinnen und Schauspieler, gehen auf die Barrikaden. Landesweit sollen es an die 5.000 sein. Sie wehren sich – gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen anderer künstlerischer Studien – gegen einen Präsidialerlass, der ihrer Ansicht nach ihre Zukunftsperspektiven zerstört. In der Vorwoche besetzten die „Aufrührer“ das Nationaltheater im Zentrum Athens. Die Griechenland Zeitung mischte sich unter die Protestierenden. (…) Hauptanliegen der jungen Leute ist die sofortige Rücknahme eines Präsidialdekrets vom Dezember, das nicht nur ihre Arbeitsrechte einschränken und ihre Arbeitsbedingungen verschlechtern, sondern generell eine „Abwertung“ ihrer Ausbildung nach sich ziehen würde. Der Abschluss an Schauspielschulen und an Kunstschulen allgemein, so der Tenor, würde mehr oder weniger dem Abitur gleichgestellt – mit Folgen auch für die Entlohnung. Zudem fordern die Demonstranten die Gründung einer öffentlichen Hochschule für darstellende Künste…“ Artikel von Elias Jones vom 18. Februar 2023 in der Griechenland Zeitung externer Link
  • Zwischenzeitlich sind 11 Theater besetzt – siehe #sesaspoumasakoute
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=209859
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