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Oberster Gerichtshof Griechenlands verteidigt den Kapitalismus: Den Lohn nicht ausbezahlen ist voll OK. (Dafür darf dann auch Sonntag gearbeitet werden)
Die Löhne in Griechenland sind im Allgemeinen auf einem Niveau, das das Überleben schwer macht. Was aber nicht heißt, dass griechische Unternehmer nicht der Grundqualifikation ihres Standes mächtig waren: Jammern, mit Vorliebe über hohe Lohnkosten. Weswegen es in Krisenzeiten denn zunehmend mehr davon gibt, die zwar Menschen für sich arbeiten lassen, aber keineswegs den Hungerlohn ausbezahlen. Darüber wurde seit 2011 vor verschiedenen Gerichten geklagt, und qua Einsprüche gelangten solche Prozesse nunmehr vor den Obersten Gerichtshof des Landes. Im Juli nun entschied das Oberste Gericht, das sei kein Gesetzesverstoß – es sei denn, der „Arbeitnehmer“ könne nachweisen, dass dies geschehen sei, um ihn dazu zu bringen, selbst (und also: entschädigungslos) zu kündigen. (Mit anderen Worten: Weiter arbeiten – ohne Lohn – ist für diese Art Richter auch OK. Gilt das auch für Pinguin-Garderobe?). Damit bekunden diese sehr ehrenwerten Herren auch, dass ihnen solche Ereignisse wie (einmal mehr) ein in diesen Tagen passierter Selbstmord, weil monatelang kein Lohn ausbezahlt wurde, herzlich egal sind. Und geben schon mal einen mehr als deutlichen Hinweis darauf, wie sie wohl bei den jetzt beginnenden Klagen gegen Zwangsarbeit am Sonntag zu entscheiden gedenken. Auf die Richter kann sich das griechische Kapital verlassen. Zur Abschaffung der Lohnarbeit in Griechenland und ihren Auswirkungen siehe drei aktuelle Beiträge – sowie zur Ausweitung auf Sonntag einen weiteren Beitrag:
- „Supreme Court rules “no payment of employees’ salaries is not harmful change of work contract”“ am 06. Juli 2017 bei Keep Talking Greece ist der Bericht zum Urteil des Obersten Gerichtshofes, der informiert, die Entscheidung sei gefallen mit der Begründung, dies sei keine „schädliche Veränderung des Arbeitsvertrages“. (Jetzt keine Phantasien über unschädliche Veränderungen richterlicher Arbeitsverträge). Der Beitrag steht keineswegs unzutreffend unter dem Motto: „Ernsthaft?“.
- „Greece: Karypidis supermarket worker commits suicide after 18 months without pay“ von Rob Ray am 09. August 2017 bei libcom.org ist eine zusammenfassende Übersetzung eines Textes der Libertären Initiative Thessaloniki über den Selbstmord einer Supermarkt-Angestellten, den diese landesweite Kette 18 Monate um den Lohn betrog, indem sie einfach nicht bezahlte. Die 42 jährige Frau war eine von 1.400 Beschäftigten, denen die – laut Richter nicht kriminelle – Bande anderthalb Jahre lang den Lohn raubte. Die Karypidis Kette tat dies übrigens in vertraglicher Verbundenheit mit Carrefour, das sich auch, wie so viele bundesdeutsche Unternehmen, an der griechischen Krise eine wie auch immer gefärbte Nase verdienen möchte.
- „Greece’s austerity wages drama: The generation of 265 euros“ am 01. August 2017 bei Keep Talking Greece ist noch einmal eine knappe Zusammenfassung der Berichterstattung über die Verlautbarungen des Statistikamtes zur Lohnentwicklung im Griechenland der Krise, wobei heir der Schwerpunkt auf dem Durchschnittseinkommen der jungen Beschäftigten liegt – eben 265 Euros im Monat – falls sie denn ausbezahlt werden. (Siehe auch den Verweis am Ende des Beitrags über bisherige Berichte zum Thema).
- „Grecia: “La pesadilla de los domingos laborables ya está aqu픓 am 10. August 2017 bei kaosenlared ist die spanische Übersetzung eines Beitrags bei Indymedia Griechenland über den ersten verkaufsoffenen Sonntag in besonderen Touristikzonen, wie es die Regierung für 32 Sonntage während „der Saison“ diktiert hat. Die Überschrift „Der Alptraum ist schon da“ ist sozusagen der Leitgedanke dieses Beitrags, in dem die Gruppe Orthostasía (Aufrecht arbeiten) vom Widerstand gegen die sonntägliche Zwangsarbeit berichtet – und von keineswegs selbstverständlichen übergewerkschaftlichen Zusammenschlüssen.
- Zu den Auswirkungen der Berliner Diktate auf die Löhne in Griechenland zuletzt: „Nach den Berliner Diktaten: Lohnstruktur in Griechenland“ am 04. August 2017 im LabourNet Germany