Globaler Rechtsindex des IGB 2023: Arbeitnehmerrechte seit zehn Jahren unter Beschuss

Globaler Rechtsindex des IGB 2023: Arbeitnehmerrechte seit zehn Jahren unter BeschussDie zehnte Ausgabe des maßgeblichen Globalen Rechtsindex macht deutlich, dass die globale Lebenshaltungskostenkrise in jeder Region der Welt mit erheblichen Verletzungen der Rechte arbeitender Menschen einhergegangen ist. Von Eswatini bis Myanmar, Peru bis Frankreich, Iran bis Korea, überall wurden Arbeitnehmerforderungen nach der Wahrung ihrer Rechte bei der Arbeit ignoriert und Proteste von staatlicher Seite aus mit zunehmender Brutalität erwidert. Die zehn schlimmsten Länder für erwerbstätige Menschen sind im Jahr 2023 Ägypten, Bangladesch, Belarus, Ecuador, Eswatini, Guatemala, Myanmar, Tunesien, die Philippinen und die Türkei. Aus dem Index 2023 geht hervor, dass die festgestellten Arbeitnehmerrechtsverletzungen Rekordhöhen erreicht haben…“ Aus der Einleitung externer Link zum vom Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) am 30.6.2023 veröffentlichten Globalen Rechtsindex auf der Sonderseite externer Link mit detailierten Informationen. Siehe dazu:

  • Gewerkschaften weltweit unter Druck – Ein Appell an die internationale Solidarität New
    Seit zehn Jahren veröffentlicht der Internationale Gewerkschaftsbund im Sommer eine Untersuchung wie es um die gewerkschaftlichen Rechte auf allen Kontinenten bestellt ist. Der diesjährige Globale Rechtsindex zeigt ein erschreckendes Bild zunehmender Angriffe auf grundlegende Arbeitnehmerrechte weltweit.
    –    Chhim Sithar ist eine Gewerkschafterin aus Kambodscha. Am 25. Mai 2023 wurde sie zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Ihr Verbrechen: Sie hat einen Streik der Beschäftigten des Casinos Naga World in Phnom Penh angeführt.
    –    Gegen Reza Shahabi, Iran, wurde am 12. Januar 2023 eine Strafe von sechs Jahren Haft verhängt. Sein Verbrechen: Er ist Vorsitzender der Teheraner Busfahrergewerkschaft.
    –    Aliaksandr Kapshul soll für 15 Jahre in Belarus im Gefängnis verschwinden. Sein Verbrechen: Als stellvertretender Vorsitzender der Unabhängigen Gewerkschaft in der Ölraffinerie Naftan hat er Streiks gegen Lukaschenkos Fälschung der Präsidentschaftswahl von 2020 organisiert.
    Drei Namen, drei Schicksale. Sie verdeutlichen, was der Globale Rechtsindex 2023 des Internationalen Gewerkschaftsbundes mit den Mitteln der Statistik, in dürren Zahlen und abstrakten Begriffen zu fassen versucht. Sein Befund, erhoben in 149 Staaten dieser Erde (Russland und die Ukraine sind wegen des Krieges nicht berücksichtigt), ist durchweg erschreckend. Danach wurde in fast 90 Prozent der Länder das Recht auf Streik verletzt. In fast 80 Prozent der Länder war das Recht auf Kollektivverhandlungen nicht gewährleistet. In 77 Prozent der Länder waren Arbeitnehmer*innen vom Recht auf Gründung einer Gewerkschaft oder Beitritt zu ihr ausgeschlossen. Und in fast drei Vierteln der Staaten wurde die Registrierung von Gewerkschaften behindert oder sie wurden verboten. (…)
    Der Index verzichtet fast vollständig darauf, Schicksale einzelner verfolgter Kolleginnen und Kollegen darzustellen. Es würde seinen Rahmen sprengen. Denn Seite um Seite ließe sich mit den Namen füllen, die in den letzten Monaten inhaftiert und misshandelt worden sind. Erschreckend die Zahl der getöteten Gewerkschafter*innen der jüngsten Zeit, über die von den internationalen Zusammenschlüssen der Gewerkschaftsbewegung berichtet wurde (…)
    Die Zunahme der Repression steht in einem klaren Zusammenhang mit den Krisen der letzten Jahre, der Pandemie, dem Krieg Putins in der Ukraine, der weltweiten Inflation. Überall haben in der Folge die sozialen Konflikte an Schärfe zugenommen. Während die Millionen Arbeitnehmer* ihre Existenzgrundlage mit Hilfe ihrer Gewerkschaften verteidigen müssen. Konzerne und Regierungen wollen sie durch Unterdrückung der gewerkschaftlichen Rechte daran hindern – im Interesse von Macht und Profit. (…)
    Es wäre ein fataler Irrtum, anzunehmen, das alles wäre ein Geschehen weitab unserer Realität. Die Unterdrückung von Gewerkschaften in fernen Ländern hat Konsequenzen auch in Europa. Denn wo gewerkschaftliche Rechte fehlen, sind Löhne und Arbeitsbedingungen miserabel. Sie führen als attraktive Bedingungen der Kapitalverwertung zur Verlagerung von Produktion oder ganzen Standorten aus Europa in Regionen, die dank massiver Repression Investorenparadiese sind. Dazu kommt: Auch in Europa breiten sich demokratie- und arbeitnehmerfeindliche Tendenzen aus. Man denke nur an das Antistreikgesetz in England, das unlängst in Kraft getreten ist. Unter dem Vorwand der Sicherung von Notdiensten schließt es die Kolleg*innen des Öffentlichen Dienstes vom Recht auf Streik praktisch aus. In Deutschland hat es prompt Begehrlichkeiten beim Bundesverband der deutschen Arbeitgeber und in Teilen der CDU geweckt, die Ähnliches auch in Deutschland für erforderlich halten.
    Auch in der EU, auch in Deutschland ist nichts gesichert, manches ist bereits gefährlich ins Rutschen geraten, wie antidemokratische Entwicklungen in Polen und Ungarn, in Finnland, Schweden und Italien zeigen. Auch die Umfragewerte der AfD in Deutschland sind bedenklich.
    Ein Appell an die internationale Solidarität
    Der Globale Rechtsindex ist nicht nur eine Bestandsaufnahme. Er ist zugleich ein unausgesprochener Appell an die lange und stolze gewerkschaftliche Tradition der internationalen Solidarität. Aliaksandr Kapshul, Reza Shahabi, Chhim Sithar und all die anderen in den Gefängnissen eingekerkerten und misshandelten Gewerkschafter*innen brauchen unser Engagement. Es ist um so dringlicher, als die Regierungen der EU gerade im Begriff sind, eben die Machthaber, die die Gewerkschaften am liebsten aus der Welt schaffen würden, in die Arme zu schließen. So beispielsweise im Falle Tunesiens oder Ägyptens…“ Artikel von Ulrich Breitbach vom 03.08.2023 in der DGB-Gegenblende externer Link

Siehe zuletzt: Globaler Rechtsindex des IGB 2022: Die zehn schlimmsten Länder für erwerbstätige Menschen und insgesamt massive Zunahme von Gewalt und Angriffen

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=213057
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