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Wem gehört das Wasser? Multinationale Konzerne wie Nestlé greifen verstärkt auf kommunale Wasserquellen zu

Dossier

Wasser ist ein Menschenrecht„… IWF und Weltbank sowie Freihandels- und Investitionsabkommen ebnen denWeg für multinationale Konzerne wie Veolia, Suez, Coca-Cola und Pepsico mit „marktorientierten Lösungen“ für die Wasserbewirtschaftung. Allen voran Nestlé, dem weltweit größten Nahrungsmittelkonzern mit Sitz in der Schweiz. (…) Weltweit kauft der Nahrungsmittelkonzern Rechte von staatlichen Behörden, die es ihm erlauben, Wasser direkt aus dem Grundwasser abzupumpen – und das häufig an Orten, wo Wasser ohnehin knapp ist – so wie in Südafrika, wo 2019 eine schwere Dürre herrschte. Nestlé Waters umfasst insgesamt 95 Produktionsstandorte in 34 Ländern Das Wasser wird gereinigt, als Tafelwasser in Plastikflaschen abgefüllt und teuer verkauft…“  Artikel von Susanne Aigner vom 14. Oktober 2020 in telepolis externer Link und mehr daraus/dazu:

  • Nestlé poliert Image und Aktienkurse: Schweizer Nahrungsmittelkonzern gliedert umstrittene Wassersparte aus, senkt die Lohnkosten und erhöht das Marketingbudget New
    „Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé ist Kritik gewohnt. Seit vielen Jahren beutet er Wasserressourcen aus, ist aggressiver Vermarkter von Babynahrung im globalen Süden, verletzt Menschenrechte, profitiert von Kinderarbeit in seinen Lieferketten, verschmutzt die Umwelt, ist in Preisabsprachen verwickelt und betreibt »Union Busting«. Unerfreulich, aber irgendwie muss ein Jahresumsatz von 93 Milliarden Schweizer Franken (2023) ja erreicht werden. Dieses Mal hat Nestlé aber nicht mit Umweltschützern oder Gewerkschaften zu kämpfen, sondern mit enttäuschenden Geschäftszahlen und sinkenden Aktienkursen. Bereits im Sommer dieses Jahres war von einer krisenhaften Entwicklung an der Börse die Rede, vor wenigen Tagen meinte die Fachzeitung Finanz und Wirtschaft, es brauche nun »eine Serie von überraschend guten Resultaten, um die Investoren zurückzugewinnen«. Von einer Krise zu reden, scheint allerdings etwas drastisch, fallen die Profite doch nur etwas weniger hoch aus als erwartet: Die Dividendenrente beläuft sich immer noch auf stolze vier Prozent. (…) Angesichts sich verdüsternder Prognosen hat der Konzern vor wenigen Monaten überraschend seine Führung ausgewechselt. Nach acht Jahren an der Spitze trat Mark Schneider als CEO zurück, am 1. September übernahm Laurent Freixe. (…) »Forward to Basics«, heißt die Losung, die Freixe gemeinsam mit dem Verwaltungsratspräsidenten Paul Bulcke präsentierte. Mit starkem Marketing, einem Fokus auf die Kunden und Wiedergewinnung von Marktanteilen soll Nestlé zu alter Stärke zurückfinden. Hinter diesen Floskeln verbirgt sich eine handfeste Strategie: Erstens, eine totale Kostenreduktion um 2,5 Milliarden Schweizer Franken; zweitens, die Erhöhung des Marketingbudgets auf neun Prozent des Umsatzes; drittens, die Überführung des Wassergeschäfts in einen eigenständigen Geschäftsbereich. Klingt harmlos, ist es aber nicht. Freixes Kürzungsplan deutet auf Stellenabbau und schlechtere Arbeitsbedingungen hin. Ein altbekanntes Muster: Wenn Renditeziele verfehlt werden, wenn es gilt, Anleger zu beschwichtigen oder neue Investoren anzuziehen, zahlen die Beschäftigten die Zeche. Gesteigerter Mehrwert für Nestlé, Lohnkürzung oder Arbeitsplatzverlust für die Arbeiter. Eine Rechnung, die insbesondere die vielen Produktionsstätten im globalen Süden hart treffen könnte. (…) Die Erhöhung des Marketingbudgets hingegen ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass Unternehmen wie Nestlé nicht daran interessiert sind, den tatsächlichen Gebrauchswert ihrer Produkte zu verbessern, sondern lediglich ihren Tauschwert zu maximieren. Nestlé hat verstanden: Wasser ist nicht einfach Wasser. Privatisiert, abgefüllt und klug vermarktet, lassen sich damit fette Profite machen. Mit der angekündigten Ausgliederung des Wassergeschäfts will sich der Nahrungsmittelkonzern mehr Spielraum für künftige unternehmerische Entscheidungen verschaffen. (…) Freixe hat die voraussichtliche Gewinnmarge von 17.5 bis 18.5 auf 17 Prozent korrigiert…“ Artikel von Dominic Iten in der jungen Welt vom 21. November 2024 externer Link („Nestlé poliert Image: Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern will um 2,5 Milliarden Franken kürzen. Die Wassersparte wird ausgegliedert“)
  • Nicht überraschend: Nestlé hat über 20 Jahre lang illegal Wasser entnommen und mit ebenso mit illegalen Methoden gefiltert und als „natürliches Mineralwasser“ verkauft
    • Gericht in Frankreich stellt das Verfahren gegen Nestlé ein: Gegen die Zahlung von 2 Millionen Euro, für die der Konzern lächerliche Strafe
      Im Skandal um illegal gefiltertes Nestlé-Mineralwasser hat jetzt ein Gericht entschieden. Doch die Strafe für den Konzern ist lächerlich. (…) Letzte Woche stellte das zuständige Gericht in Frankreich das Verfahren jedoch ein – gegen die Zahlung von zwei Millionen Euro. Das ist für den Lebensmittelriesen lächerlich. Zum Vergleich: 2023 machte Nestlé einen Gewinn von 11,2 Mrd. Schweizer Franken. Um die nun verhängte Geldstrafe zu verdienen, braucht Nestlé also gerade einmal umgerechnet 99 Minuten. Dem steht gegenüber: Über die Jahre des Betrugs verkaufte Nestlé mehr als 18 Milliarden Flaschen „natürliches“ Mineralwasser. Das brachte dem Konzern 3 Milliarden Euro ein.  Eine solche Geldstrafe hat für einen Konzern wie Nestlé also keine abschreckende Wirkung.
      Geldzahlung von Nestlé? Nein, danke!
      Besonders pikant: Das französische Gericht hatte foodwatch im Vorfeld sogar angeboten, uns eine größere Entschädigung von Nestlé zukommen zu lassen – wenn foodwatch im Gegenzug einer Einstellung des Verfahrens zustimmen würde.  Das haben wir natürlich abgelehnt. Im Gegenteil: Wir bleiben an dem Fall dran und planen bereits weitere Aktionen!Meldung vom 20.09.2024 von foodwatch externer Link („99 Minuten: Lächerliche Strafe im Nestlé-Skandal“)
    • Nestlé soll Jahrzehnte bei Wasser betrogen haben: „Verbraucher blieben ahnungslos“
      „Nestlé soll verunreinigtes Wasser als „natürliches Mineralwasser“ verkaufen. Der Lebensmittelkonzern soll es mit nicht zugelassenen Methoden filtern. In Deutschland gelten für Mineralwasser strenge gesetzliche Bestimmungen. Unabhängige Labore und staatliche Behörden führen regelmäßige Kontrollen durch, um die Einhaltung von Hygiene- und Sicherheitsstandards zu gewährleisten, so die Informationszentrale Deutsches Mineralwasser (IDM). Daher sind die jüngsten Enthüllungen über den Mineralwasserskandal bei Nestlé besonders beunruhigend. Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern nutzt offenbar schon seit Jahrzehnten illegale Filtermethoden.
      Skandal um Nestlé setzt sich fort: Offenbar wurde verunreinigtes Mineralwasser schon seit Jahrzehnten illegal gefiltert
      Schon zu Beginn des Jahres 2024 berichtete die französische Zeitung Le Monde externer Link, dass Nestlé das für Mineralwasser verwendete Quellwasser auf nicht legale Weise desinfiziert haben soll. Foodwatch, ein Verbraucherschutzverein, reichte daraufhin eine Klage gegen Nestlé ein externer Link. Noch bevor die EU-Kommission ihren Untersuchungsbericht veröffentlicht, zeigt eine Recherche das Ausmaß der Verunreinigung. Der Bericht soll am 24. Juli 2024 erscheinen.
      Laut Le Monde soll das schweizer Unternehmen bereits seit den 1990er Jahren Wasser, das mit Fäkalien, Escherichia Coli-Bakterien, PFAS und Pestiziden verunreinigt ist, mit nicht zugelassenen Methoden filtern. Und es schließlich als „natürliches Mineralwasser“ an die unwissenden Kunden verkaufen. In den letzten 15 Jahren soll dadurch ein Betrug in Höhe von drei Milliarden Euro entstanden sein. Dies geht aus den Untersuchungen der unabhängigen französischen Rechercheplattform Mediapart hervor
      …“ Artikel von Michelle Brey vom 23.07.2024 in merkur.de externer Link
    • Ähnlich und umfangreicher der Artikel von Natascha Berger vom 28.07.2024 in der FR online externer Link: Wasser aus verunreinigten Quellen: Skandal um Mineralwasser-Gigant
    • Wasser-Skandal: Nestlé betrügt offenbar schon seit Jahrzehnten
      Lebensmittel-Konzern Nestlé hat offenbar bereits seit den 1990er Jahren verunreinigtes Wasser mit illegalen Methoden gefiltert und als „natürliches Mineralwasser“ verkauft. Der Betrug summiert sich auf etwa drei Milliarden Euro…“ foodwatch-Meldung vom 22.07.2024 externer Link
    • Flaschenwasser-Skandal: Nestlés Betrug beläuft sich auf über 3 Milliarden in 15 Jahren
      Im Rahmen der gerichtlichen Ermittlungen gegen Nestlé wegen der verbotenen Behandlung von natürlichem Mineralwasser zeigen neue Untersuchungen, dass der multinationale Konzern die Verbraucher seit mehr als 15 Jahren täuscht…“ franz. Artikel von Pascale Pascariello vom 18. Juli 2024 bei Mediapart externer Link (hinter paywall)
    • Nestlé hat über 20 Jahre lang illegal Wasser entnommen
      Mediapart konnte die Schlussfolgerungen des Untersuchungsberichts des Office français de la biodiversité lesen, der dem Staatsanwalt von Épinal im Rahmen der Voruntersuchung gegen den Konzern wegen unerlaubter Bohrungen vorgelegt wurde. Unsere Enthüllungen…“ franz. Artikel von Pascale Pascariello vom 23. Juli 2024 bei Mediapart externer Link (hinter paywall)
    • Online-Protestaktion von foodwatch an Nestlé externer Link
    • Für die vielen anderen weltweiten Konflikte im Zusammenhang mit Nestlé empfehlen wir unsere Volltextrecherche (mit über 60 Treffern allein seit 2012)
  • Nestlé Mineralwasser kaufen? Keine gute Idee! Neue Enthüllungen zeigen: Der Mineralwasser-Betrug geht tiefer als gedacht – und offenbart auch die Untätigkeit deutscher Behörden
    „… Dass Nestlé kein edles Quellwasser verkauft, ist der Öffentlichkeit erst seit Kurzem bekannt. Der Konzern füllte in Frankreich Leitungswasser ab oder desinfizierte verunreinigtes Mineralwasser mit illegalen Methoden und verkaufte es als reines Quellwasser. Die französischen Behörden wussten jahrelang von diesem Betrug, aber leiteten weder angemessene Schritte ein noch warnten sie die Öffentlichkeit. So viel deckten französische Journalist:innen erst kürzlich auf. foodwatch hat deshalb in Frankreich Klage gegen den Wasserriesen und die Behörden eingereicht. Doch es geht nicht “nur” um Betrug – es besteht auch der Verdacht auf Gesundheitsgefährdung. (…) Weitere Medien-Recherchen brachten jetzt ans Licht: Die französische Lebensmittelbehörde ANSES warnte intern bereits vor Monaten vor Gesundheitsrisiken. Denn die vermeintlich reinen Mineralwasserquellen waren unter anderem mit Fäkalien, Escherichia Coli-Bakterien, PFAS und Pestiziden in Teils hohen Konzentrationen verunreinigt. Mit den Produkten könnten also doch Gesundheitsrisiken verbunden sein. Produkte, die sich in Deutschland noch im Verbrauch befinden könnten. foodwatch fordert deswegen einen sofortigen Rückruf aller betroffenen Produkte. (…) Die französischen Behörden mussten sich zwar nun endlich vor dem zuständigen EU-Ausschuss (SCoPAFF) verantworten. Doch für Verbraucher:innen bleiben noch viele Fragen offen. Warum gibt es z.B. im europäischen Behörden-Schnellwarnsystem RASFF noch immer keine Meldung zu den Fällen? Warum bleiben deutsche Behörden untätig und verstecken sich hinter vermeintlichen Zuständigkeiten? Wie kann sichergestellt werden, dass Nestle und andere Großkonzerne nicht wieder betrügerisches Mineralwasser verkaufen? Wie garantieren Nestlé und andere Wasserfirmen, dass das Mineralwasser jetzt sicher und frei von Verunreinigungen ist? Und vor allem: Noch immer gibt es keine klaren gesetzlichen Pflichten für Unternehmen und Behörden, Verbraucher:innen in solchen Fällen immer sofort und umfassend zu warnen. Das darf nicht so bleiben. Die betroffenen Produkte müssen sofort zurückgerufen werden! Unterschrieben Sie jetzt den Aufruf an Nestlé!“ Pressemitteilung mit Aktionsaufruf von und bei foodwatch vom 22. Mai 2024 externer Link
  • Weiter aus dem Artikel von Susanne Aigner vom 14. Oktober 2020 in telepolis externer Link: „… In der 2012 veröffentlichten Doku „Bottled Life“ wird der Konzern für seine Wasserentnahme in Pakistan kritisiert. Eine Wagenladung Wasser kostet Nestlé gerade mal zehn Dollar, heißt es darin. Im Laden würde diesselbe Menge 50.000 Dollar kosten. (…) Auch in Europa ist der Lebensmittel-Gigant aktiv. So stammt das italienische Markenwasser San Pellegrino aus der Provinz Bergamo. Es wird als Mineralwasser und als Limonaden in mehr als 135 Länder verkauft. In der Kleinstadt Vittel in den Vogesen pumpt der Konzern seit 1990 aus drei Brunnen jährlich eine Million Kubikmeter Wasser ab (…) Inzwischen stellte sich heraus, das Nestlé in den vergangenen Jahren an mindestens zwei Stellen ohne Genehmigung über eine Milliarde Liter Wasser abgepumpt hat. Im Juni 2020 erstatteten gleich mehrere Umwelt- und Verbraucherschutzverbände Anzeige dagegen…“

Siehe auch von 2016: Nahrungsmittelproduktion am Pranger: Lebensgefährliche NESTLÉ-Produkte

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=179607
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