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Kulturprekär spektakulär
Artikel von Bernard Schmid, Paris, vom 03.07.2014
Werden die Kulturfestivals in Frankreich in diesem Sommer stattfinden? Diese bange Frage stellen sich derzeit viele Veranstalter, seien es Kommunen oder Privatunternehmen. Am Donnerstag, den 26.06.14 erschien im französischen Amtsblatt Journal Officiel das neue Regelwerk für die Arbeitslosenversicherung während der nächsten zwei Jahre. Es schafft die Unterstützung für Leiharbeiter in auftragslosen Zeiten – nach dem bisherigen Zusatzprotokoll 4 – weitgehend ab, und verringert erheblich die Unterstützung für prekäre Kulturschaffende (intermittents du spectacle) nach den Zusatzprotokollen 8 und 10.
Die neue Regelung, die seit dem 1. Juli 14 nunmehr in Kraft ist, beruht auf einer Vereinbarung zwischen dem Arbeitgeberlager und manchen Gewerkschaften – unter Ausschluss der eher linken Beschäftigtenorganisationen CGT und SUD – vom 22. März 14. Über die Wochen hin wurde erheblicher Druck aufgebaut, um die Regierung dazu zu bewegen, dass sie das Abkommen nicht übernimmt: Ohne Unterschrift des Sozial- und des Premierministers hätte es nicht in Kraft treten können. Doch die sozialdemokratische Regierung setzte sich darüber hinweg. Unklar ist, ob das Erscheinungsdatum im Journal Officiel dabei einer Provokation oder aber mangelndem Sinn für die Bedeutungskraft von Symbolen zu verdanken ist. Genau dreizehn Jahre zuvor, am 26. Juni 2003, war ein schwarzes Datum für die intermittents: An jenem Tag wurde das erste Abkommen, das ihre Rechte einschränkt und ihren sozialrechtlichen Status angreift, geschlossen. Daraufhin fielen alle Kulturfestivals in jenem Sommer aus.
An diesem Dienstag (01. Juli) um die Mittagszeit wurde bekannt, dass das berühmte Theaterfestival von Avignon vom 04. bis 27. Juli stattfinden wird. Bei einer Vollversammlung der Kulturschaffenden am Montag, den 30. Juni mit 350 Teilnehmer/inne/n stimmten 80 Prozent gegen eine Absage und für „Aktionen rund um das Festival“: Sie wollen lieber in Avignon – wo ein massiver Streik am ersten Tag geplant ist, zu dem die CGT-Spectacle aufruft – vor Ort sein und über eine Bühne verfügen, statt alles ausfallen zu lassen. Die Eröffnung findet am Freitag Abend, 04. Juli um 22 Uhr statt, mit einer Aufführung des Dramas „Der Prinz von Homburg“ von Heinrich v. Kleist. Die Aufführung wird beim öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ,France 2’ live übertragen werden. Dabei konnten die protestierenden ,intermittents’ eine Redezeit von drei Minuten für ihr soziales/politisches Anliegen aushandeln. Am Dienstag Abend (02. Juli) wurde allerdings die Generalprobe für die Aufführung durch mehrere Dutzend ,intermittents’ unterbrochen. Diese lieferten sich erregte Diskussionen mit den Schauspieler/inne/n, welche wiederum Armbinden mit einem Symbol der Unterstützung für die intermittents trugen.
Die Festivalleistung hätte sich ihrerseits im Vorfeld für eine Aussperrung entscheiden können, aber der als eher progressiv bekannte Direktor Olivier Py entschied sich dagegen: Ein Streik auf dem Festival sei möglich, eine Absage von oben nicht, verkündete er. (Allerdings beging derselbe Olivier Py einen groben Ausrutscher, als er am Sonntag, den 29. Juni auf eine Bühnenbesetzung durch 250 Personen am Sonntag zuvor in Montpellier reagierte. Beim TV-Sender ,Canal +’ erklärte er dazu: „Das sind keine ,intermittents’, das sind Chaoten.“ Mittlerweile hat Py den Ausdruck bedauert, und die „Koordination der intermittents und der Prekären“ von Montpellier schrieb ihm einen Brief dazu.)
Dagegen hatte viele Zirkusfestivals in jüngster Zeit de facto Aussperrungen verhängt, was in manchen Kommunen auch deswegen rein negative Folgen für die Beschäftigten hat, weil die Bürgermeister bis zuletzt keine schriftlichen Verträge unterschrieben hatten – die Kulturschaffenden sollen leer ausgehen.
Am vergangenen Wochenende des 28./29. Juni d.J. hatten unterdessen bereits Aktionstage der intermittents zusammen mit anderen Prekären stattgefunden, kurz nach dem Entscheid der Regierung. Während Kulturministerin Aurélie Filippetti in einem längeren Gastbeitrag für Le Monde „das Ende der Bewegung“ forderte (vgl. http://www.lemonde.fr/culture/article/2014/06/30/aurelie-filippetti-appelle-les-intermittents-a-cesser-leur-mouvement_4447657_3246.html ), wie die Zeitung es in ihrer Zusammenfassung und in ihrer Überschrift formulierte, besetzten Protestierende zahlreiche Gebäude. Unter anderem das Stadttheater von Paris, wo die Aufführung von „Palermo“ von Pina Bausch ausfiel und stattdessen eine Erklärung verlesen wurde, und den Hauptsitz der Arbeitslosenkasse für die Region Paris. In Marseille wurde ein Festival am Wochenende bestreikt, während in Bordeaux am Montag, den 30. Juni zum dritten Mal ein zentraler Platz für ein kollektives „Riesenphoto der Prekären“ besetzt wurde.