Der landesweite Sternmarsch der Papierlosen bewegt sich seit rund zwei Wochen auf Paris zu – wo er am 17. Oktober 2020 ankommen wird

Dossier

„Am 17. Oktober werden in Paris mehrere Demonstrationen von Migranten ohne Papiere in ganz Frankreich zusammenkommen, um die Regularisierung aller Migranten ohne Papiere, die Schließung von Verwaltungshaftanstalten (CRAs) und die Unterbringung aller zu erreichen. Gruppen werden sich über fünf Hauptrouten der Hauptstadt anschließen und unterwegs Menschen versammeln. (…) Dieser Marsch muss dem am meisten ausgebeuteten Teil des Proletariats und seinem Kampf um Würde nationale Sichtbarkeit verleihen. Initiativen sind daher in den Phasen geplant: mit den kämpfenden McDonald’s-Mitarbeitern in Marseille am 19. September, einer Aktion vor der Nîmes CRA am 21. September, einer Demonstration in Beauvais am 10. Oktober … Es ist noch Zeit, einige zu organisieren ! Der Marsch wird von Kollektiven undokumentierter Migranten organisiert – darunter mehrere kürzlich geborene, wie das Collectif des Immigrants en France oder das Ensemble pour notre Regularization Sans Exception – und wird von politischen, gewerkschaftlichen und antirassistischen Organisationen (Solidaires, Fasti, DAL … ), einschließlich der UCL offensichtlich. (…) Das Problem, dass Migranten ohne Papiere mit staatlichem Rassismus in Verbindung gebracht werden, war am 18. Juli in Beaumont-sur-Oise, um die Wahrheit über den Tod von Adama Traoré zu erfahren. Angesichts der fehlenden Reaktion der Behörden zielen die Demonstrationen von Migranten ohne Papiere von September bis Oktober darauf ab, vor dem Elysee zu enden. Es besteht weiterhin Bedarf an Hilfe bei Logistik, Empfang, Kommunikation und Maßnahmen während der Phasen … Zögern Sie nicht, sich an die Kollektive von Migranten ohne Papiere in Ihrer Region zu wenden, um zu helfen, zu ermutigen und teilzunehmen“ – so die (maschinelle) deutsche Übersetzung „Konvergenz in Paris am 17. Oktober — Undokumentiert: Märsche quer durch das Land“ bei den a-infos (eines Beitrags der ursprünglich am 18. September 2020 bei der Union Communiste Libertaire erschienen war) zu den rund einmonatigen Märschen, die nun ihre „Halbzeit“ erreicht haben. Siehe zum Sternmarsch auf Paris auch einen Überblick, einen aktuellen Zwischenbericht als Beispiel, einen Hahstag zu entsprechenden Tweets und einen gewerkschaftlichen Mobilisierungsaufruf etc.:

• Trotz einer Serie von polizeilichen Auflagen, inklusive Blockade des Demonstrationszuges: Die Pariser Abschlussdemonstration des Sternmarsches der Papierlosen wurde mit rund 15.000 erfolgreich durchgeführt
  Der Demonstrationszug zum Abschluss des landesweiten Sternmarsches der Papierlosen zum Elysée-Palast war eine der vielen geplanten Aktivitäten, die die Frau Bürgermeisterin von Paris verboten hat – und die letztlich auch verboten blieben, auch wenn der Demonstrationszug der 15.000 sich nicht an die von ihren Behörden diktierte Route hielt und so immerhin in die Nähe des eigentlichen Zieles kam. Daneben gab es noch eine beinahe endlose Reihe einschränkender Auflagen und ohne Ende kleinere Einsätze der Polizei, um diese durchzusetzen, was keinesfalls durchgehend gelang. In der Chronologie „La marche des sans-papiers en route vers l’Elysée“ am 17. Oktober 2020 bei Paris-Luttes.info werden die zahlreichen verschiedenen Entwicklungen rund um die Demonstration berichtet, inklusive der Abschlusskundgebung, bei der neben zahlreichen Gruppierungen aus den drei landesweiten Marschsäulen, die einen Monat lang durch Frankreich gezogen waren und erfolgreich mobilisiert hatten, auch Abordnungen von Papierlosen aus anderen Ländern Europas zu Wort kamen. Insgesamt waren alle an der Aktion und der Koordination der Abschlussdemonstration beteiligten Gruppierungen der Ansicht, dass dieser Abschluss trotz aller Polizeistaats-Maßnahmen einen Erfolg der Kampagne darstellte. Siehe dazu auch zwei Videoberichte von der Pariser Abschlussdemonstration und einen Gesamtüberblick über alle Aktionen der monatelangen Kampagne für Regularisierung:
  • „Marche des sans papiers Paris 17 octobre 2020“ am 17. Oktober 2020 im Twitter-Kanal von Nathalie Athina ist ein Videobericht, der einen Gesamteindruck von der Pariser Abschlussdemonstration gibt, aus dem sowohl die sehr breite Beteiligung an der Aktion deutlich wird, als auch die Entschlossenheit der Teilnehmenden – und ihre Freude über das Gelingen des Abschlusses einer denn doch sehr langen und aufwendigen Kampagne
  • Le cortège du Syndicat Unifié du Bâtiment-CNT à la #MarcheDesSansPapiers“ am 17. Oktober 2020 bei der CNT ist ebenfalls ein Videobericht über die Teilnahme der Bau- und Holzgewerkschaft der anarchosyndikalistischen Föderation an dem Abschluss des Sternmarsches – wobei die massive Teilnahme von BauarbeiterInnen an einer solchen Aktion auch in Frankreich kein Zufall ist…
  • „Liste des étapes“ seit dem 19. September 2020 auf der Kampagnenseite „Marche des sans-papiers“ ist ein Gesamtüberblick über alle Stationen und Aktionen der drei Marschkolonnen von Beginn bis zum Abschluss in Paris…
• Der Sternmarsch der Papierlosen vor der Abschlussdemonstration am 17.10 in Paris: Demonstrationsfreiheit oder Polizeistaats-Bedingungen? 
  Seit Wochen bewegen sich die Sternmärsche der Papierlosen auf Paris zu – und sein ein Mobilisierungserfolg. Was nun offensichtlich auch die Präfektur von Paris bemerkt hat, die seit Beginn dieser Woche immer neuen Auflagen für die Abschlussdemonstration am 17.10 ab 14h am place de la République verkündet und jetzt auch abermals die seit Wochen beantragte Demonstrationsroute überraschend nicht genehmigte. Der Beitrag „Le Parcours de la Marche des Sans-Papiers interdit: „Nous voulons marcher vers l’Elysée“ am 14. Oktober 2020 bei Paris-Luttes.info ist ein neues Kommuniqué der nationalen Koordination des Sternmarsches, worin die Auflagen der Präfektur unter Berufung auf die Demonstrationsfreiheit abgelehnt werden – und die Maßnahme eingeordnet in die vielen Maßnahmen und Ereignisse der letzten Monate, die die politischen Freiheiten in Frankreich einschränken. Siehe zum Sternmarsch auf Paris auch zwei gewerkschaftliche Beiträge:
  • „De Marseille, Montpellier, Grenoble, Lyon, Strasbourg, Lille, Rennes… à L’Elysée C’est la marche des sans papiers“ am 14. Oktober 2020 beim Gewerkschaftsbund SUD Solidaires ist einerseits eine Zusammenfassung und ein Überblick über die bisherigen Entwicklungen und Ergebnisse des Sternmarsches (die ausgesprochen positiv bewertet werden) und anedrerseits nun auch ein Aufruf, sich an der Abschlusskundgebung in Paris zu beteiligen, auch weil, wie uterstrichen wird, SUD Solidaires nicht nur von Beginn an mobilisiert hat, sondern weil der Kampf der Papierlosen als integraler Bestandteil gewerkschaftlicher Arbeit verstanden wird.
  • „Des quatre coins de la France, les marches des solidarités convergent à Paris pour la mobilisation du 17 octobre“ von Violette Renée am 14. Oktober 2020 bei Révolution Permanente berichtet von der bisherigen Entwicklung des Marsches – ist aber vor allem deswegen interessant, weil dieser Beitrag auf der Hauptseite des Gewerkschaftsbundes CGT als faktisch eigene Position gespiegelt wird, was keineswegs alltäglich ist – wobei daran zu erinnern ist, dass die CGT in den letzten Jahren mehrfach Arbeitskämpfe von Papierlosen erfolgreich organisiert hat.
• Auf dem Weg nach Paris mobilisiert der Sternmarsch der Papierlosen Zehntausende Menschen in ganz Frankreich 
  Seit nunmehr mehreren Wochen marschieren sie – aus allen Gegenden Frankreichs Richtung Hauptstadt, wo am 17. Oktober 2020 der Sternmarsch der Papierlosen enden wird. Auf den Wegen dahin finden an unglaublichen vielen kleinen und größeren Orten Kundgebungen, Versammlungen und Debatten sowie kulturelle Aktionen aller Art statt, mit denen weitere Unterstützung mobilisiert werden soll  und wird – sowie deutlich gemacht, wie die Betroffenen in Frankreich leben müssen und was sie für Forderungen verwirklicht sehen möchten – im Wesentlichen ihre Legalisierung, Wohnmöglichkeiten und die Schließung der Lager. In dem Beitrag „Nous serons plus de 100 000 sans-papiers à Paris“ am 12. Oktober 2020 im Dijon-Center werden sechs Interviews mit Marschierenden dokumentiert, die diese Bestrebungen mit ihren persönlichen Ansichten und Erfahrungen unterlegen. Dabei wird deutlich, dass sie alle, wie auch anderswo, von dem bisherigen „Echo“ auf ihre Aktion positiv überrascht sind – und eben deswegen über 100.000 Menschen zum Abschluss in Paris erwarten. Siehe dazu auch zwei weitere aktuelle Beiträge – sowohl ein Beispiel für die Märsche vor Ort, als auch zu den – einschränkenden – Reaktionen der Pariser Präfektur auf das, was da kommen mag:
  • „2000 personnes pour la marche des sans-papiers à Lyon“ von Guillaume Benrad am 05. Oktober 2020 bei Rapports de Force ist ein kommentierter Video-Bericht über die Ankunft der Marschierenden aus Marseiille in Lyon, wo aus den mehreren Hundert Marschierenden eine Protestkundgebung von über 2.000 Menschen wurde.
  • „Marche des sans-papiers : réponse à la préfecture. « Une étrange conception du droit de manifester ! »“ am 12. Oktober 2020 bei Paris-Luttes.info ist die Stellungnahme der Aktions-Koordination zur Verfügung der Präfektur von Paris für den 17. Oktober, dass zwar demonstriert werden darf – aber keinesfalls hin zum Präsidentenpalast, was die Stellungnahme nicht nur als Einschränkung der Demonstrationsfreiheit bewertet, sondern auch als Behinderung des Kernziels der gesamten Aktion, von der Regierung Reformen zu fordern.
• „Suivi de la marche des sans-papier.e.s“ am 23. September 2020 bei Paris-Luttes.Info gibt einen genaueren Überblick über die stattfindenden vier Marschsäulen auf Paris und verlinkt zu Berichten über deren bisherigen Verlauf.

• „Suivi de la marche des sans-papier.e.s“ am 30. September 2020 beim CRIC Grenoble gibt einen aktuellen Überblick über die Erfahrungen und Entwicklungen der Marschsäulen (die auch jeweils von kleineren Märschen entlang ihrer Route verstärkt werden)

• „Marche des Solidarités“ ist der Hashtag, unter dem diverse Twitter-Meldungen zu den Märschen dokumentiert werden

• „Acte 3, marche nationale des Sans-Papiers“ am 19. September 2020 beim Gewerkschaftsbund SUD Solidaires ist einerseits der Aufruf der alternativen Föderation zu Teilnahme und Unterstützung des Marsches, dokumentiert aber auch den gemeinsamen Aufruf zahlreicher Organisationen zum Marsch auf Paris, zu denen aus der Gewerkschaftsbewegung Frankreichs neben zahlreichen SUD Einzelgewerkschaften auch die CNT, regionale Gliederungen der FSU und zahlreiche Unterorganisationen der CGT gehören.