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Schwedische Dockergewerkschaft Hamnarbetarförbundet: Wir werden dieses Containerschiff nicht entladen, weil es in Lissabon von Streikbrechern beladen wurde

Dossier

Schwedische Dockergewerkschaft Hamnarbetarförbundet: Wir werden dieses Containerschiff nicht entladen, weil es in Lissabon von Streikbrechern beladen wurdeAm Mittwoch, 13. Mai 2020 sollte das Containerschiff Wes Janine in Göteborg oder einem anderen schwedischen Hafen einlaufen. Das Schiff kommt aus Lissabon, wo es seit langem eine heftige Auseinandersetzung zwischen der Basisgewerkschaft SEAL und den Hafenbetreibern (insbesondere dem im Konsortium führenden Unternehmen aus der Türkei) um die Arbeitsbedingungen und Gewerkschaftsrechte gibt. Den Ausnahmezustand wegen der Epidemie ausnutzend hat die Lissabonner Hafengesellschaft dieses Schiff von eigens dafür mobilisierten „Aushilfskräften“ beladen lassen, was möglich war, da der eigentlich stattfindende Streik wegen der Epidemie ausgesetzt war. Die schwedische unabhängige Dockergewerkschaft Hamnarbetarförbundet, über den IDC mit der SEAL verbündet, hat darauf hin in allen Häfen in Mitgliederversammlungen beschlossen, dieses Schiff nicht zu entladen. In dem Video „Swedish solidarity blockade against the container ship Wes Janine, loaded by strikebreakers working without a CBA in the port of Lisbon“ am 13. Mai 2020 bei facebook externer Link eingestellt, erläutert ein Sprecher der schwedischen Docker die Beweggründe für diese solidarische Aktion und erklärt dabei ausdrücklich die Solidarität seiner Gewerkschaft mit den portugiesischen Kollegen. Siehe dazu auch eine aktuelle Ergänzung und Hintergründe zum Streik in Portugal sowie zu den beteiligten Gewerkschaften und dem Docker-Netzwerk:

  • Das in Dänemark (Aarhus) boykottierte Schiff aus Portugal – in Göteborg entladen, dank streikbrecherischer Mithilfe der Minderheitsgewerkschaft STWU – Swedish Transport Workers Union New
    Die Reederei versuchte es mit einem Trick: Nachdem das aus Lissabon kommende Containerschiff Wes Gea aufgrund des Boykott-Beschlusses im dänischen Hafen Aarhus nicht entladen wurde, wurde per dortiger Hafenbehörde mitgeteilt, das Schiff werde „keinen weiteren nordischen Hafen“ anlaufen. Jetzt sind die geographischen Kenntnisse einer Reederei hier nicht das Thema – aber landläufig würde man die schwedische Stadt Göteborg wohl durchaus als „nordischen Hafen“ bezeichnen. Denn dorthin steuerte sie – obwohl der Boykottbeschluss der schwedischen Hafenarbeitergewerkschaft Svenska Hamnarbetarförbundet (SH oder SDU auf englisch von Swedish Dockworkers Union) nach wie vor gilt und die Gewerkschaft ihre Mitglieder, nach der Abfahrt der Wes Gea aus Aarhus, nochmals zu Wachsamkeit und Verweigerung aufgerufen hat. Ein Aufruf, der erneut befolgt wurde, aber: War in der letzten Woche, beim Boykott des ebenfalls in Portugal von Streikbrechern beladenen Schwesterschiffes Wes Jenin von Seiten des Göteborger Hafenbetreibers APM Terminal noch auf Personal von Adecco (und Billigung der Minderheitsgewerkschaft) gesetzt worden, so war der Streikbruch in Göteborg diesmal efolgreicher – es konnte am Mittwoch den ganzen Tag entladen werden, weil diesmal diese Gewerkschaft (STWU – Swedish Transport Workers Union, die dem Gewerkschaftsbund LO angehört, und damit eine der Gewerkschaften ist, die das landesweite Streikverzichtsabkommen unterzeichnet haben, siehe dazu unseren damaligen Bericht „Streik in Schwedens Häfen: Für Gewerkschaftsrechte und Tarifvertrag, gegen das „Kartell““ am 25. Januar 2019) ihre Mitglieder aktiv mitarbeiten ließ. In der Video-Erklärung „Wes Gesa arriving at APM Terminals Gothenburg“ vom 20. Mai 2020 der schwedischen Hafenarbeitergewerkschaft externer Link  (Facebook) wird diese Haltung der Terminalbetreiber und der Minderheitsgewerkschaft scharf kritisiert und unterstrichen, man werde weiterhin die Solidarität mit den portugiesischen Kolleginnen und Kollegen befolgen und verstärkt daran arbeiten, jene im Hafen arbeitenden Menschen, die nicht in der SH organisiert sind, von der Notwendigkeit des Boykotts zu überzeugen.  Siehe dazu auch einen weiteren aktuellen Beitrag eines internationalen Solidaritäts-Netzwerkes mit Hafenarbeitern und einen Beitrag zum Beginn der parlamentarischen Anhörung in Portugal über die Entwicklung im Hafen der Hauptstadt:

    • „Support for the Lisbon struggle“ am 20. Mai 2020 bei Dockers Hangarounds externer Link (Facebook) ist eine ausführliche Darstellung der Entwicklungen in Lissabon, die zu den Solidaritätsaktionen geführt haben – wie mit Insolvenz und Epidemie die Kolleginnen und Kollegen, die in der alternativen Transportgewerkschaft SEAL organisiert sind faktisch entlassen wurden und durch – etwa halb so viele – Beschäftigte von Subunternehmen ersetzt. Die Dockers Hangarounds – ein Solidaritäts-Netzwerk zur Unterstützung von Kämpfen der HafenarbeiterInnen – begründen in diesem Text auch ihre Anstrengungen, die Umsetzung der Boykott-Beschlüsse in Schweden und Dänemark zu unterstützen.
    • „A Audição Parlamentar Conjunta nas Comissões de Economia e do Trabalho“ am 20. Mai 2020 bei der SEAL externer Link (Facebook) ist die Video-Aufzeichnung des Beginns der parlamentarischen Anhörung in Portugal zur Entwicklung am Hafen in Lissabon (der für die Wirtschaft Portugals ein wichtiger Faktor ist), die auf Antrag der Gewerkschaft und der linken Parlamentsfraktionen stattfindet und in der die Vorgehensweise der Hafenbetreiber, die in der Gesellschaft AETPL zusammengeschlossen sind, als eine lange Folge von Gesetzesverstößen kritisiert werden soll.
  • „steckt die ITF dahinter? oder sind das spontane Aktionen?“
    – war die Frage der FAU Düsseldorf an uns bei Twitter externer Link am 20.5. – siehe hier unsere Antwort:
    Es ist eine Aktion (auch) der ITF insofern, als diese nach einigen Jahren den International Dockworkers Council (IDC) als eine Unterorganisation anerkannt hat und finanziert.
    Der IDC war ja gegründet worden im Kampf der Liverpooler Docker vor 25 Jahren (Gründung vom LabourNet!)
    Während aber der britische TUC zunächst ziemlich massiv Front dagegen machte, hat die ITF von Beginn an „vorsichtiger“ agiert – vor allem, weil die Liverpooler wichtige Unterstützer/Partner hatten. So etwa die US-Westküstendocker der ILWU, die CGT-Docker aus Frankreich sowie wichtige Teile der Dockergewerkschaften in Spanien.
    Im Verlauf der Zeit, als sich auch immer mehr – wichtige – Gewerkschaften dem IDC anschlossen, hat die ITF dann das Angebot gemacht, Unterorganisation zu werden mit Finanzierung und sonstiger Unterstützung.
    Das hat der IDC auf einer Konferenz angenommen – unter der Bedingung, über seine eigenen Aktionen autonom zu entscheiden, wie auch über die Verwendung der Gelder.“
  • Die Wes Gesa, das zweite von Streikbrechern beladene Schiff aus Portugal, sollte schwedische Häfen nach der Streikaktion in Göteborg vermeiden: Die Docker in Dänemark verweigern die Entladung ebenfalls! 
    Am 19. Mai 2020 meldet der International Dockworkers Council kurz und knapp in der Facebook-Nachricht „Today, the container vessel Wes Gesa, fully operated by Scabs in Lisbon, was blocked by Danish Dockers in support of the Lisbon Dockworkersexterner Link, dass dem Containerschiff Wes Gea – Schwesterschiff des letzte Woche in Göteborg boykottierten, ebenfalls aus dem Hafen von Lissabon kommenden Schiffes – von den Dockern in Dänemark die Entladung verweigert wurde, was die Kollegen in Dänemark genau so begründeten, wie in der Vorwoche die in Schweden: Es sei in Lissabon von Streikbrechern beladen worden. Da die schwedische Gewerkschaft bereits zu jenem Zeitpunkt sowohl die Ankunft der Wes Gea in der kommenden (also dieser) Woche ankündigten und unterstrichen, sie würden „noch besser vorbereitet“ sein, wurde das Schiff offensichtlich nach Dänemark umgeleitet. Vergeblich! Siehe dazu auch die Meldung zum neuerlichen Boykott bei der portugiesischen SEAL:

  • Für nächste Woche ein weiteres Schiff aus Portugal in Schweden angekündigt – die schwedische Dockergewerkschaft will „noch besser vorbereitet“ sein 
    Das von uns verlinkte Video vom 14.5.20 externer Link (s.u.) der schwedischen Dockergewerkschaft Hamnarbetarförbundet wurde nachträglich um zwei weitere Informationen ergänzt: Einerseits dass die Streikbrecher in Schweden von der Firma Adecco (ein auch in Deutschland nicht unbekannter Sklavenhändler) gestellt werden – inwieweit es in anderen Häfen bereits zum Streikbruch gekommen ist, ist noch unbekannt. Andererseits neu ist, dass nächste Woche ein weiteres Schiff aus Portugal in Schweden ankommen soll, die „Wes Gena“ – worauf die Dockergewerkschaft „noch besser vorbereitet“ sein werde.
  • „A brief update on the solidarity blockade against „Wes Janine““ am 14. Mai 2020 bei You Tube externer Link eingestellt, ist eine kurze Video-Meldung der schwedischen Docker, dass die Hafengesellschaft APM Terminals Gothenburg ihrerseits Streikbrecher angeheuert hat – mit Unterstützung der Minderheitsgewerkschaft (die dem schwedischen Gewerkschaftsverband angehört) – um das Schiff zu entladen: „As members of the Swedish Dockworkers‘ Union are refusing to handle the ship loaded by strikebreakers without a CBA in Lisbon, APM Terminals Gothenburg are trying to go around the blockade by manning the operation with unorganized labour from the temp agency Adecco and members of the minority union who have not yet given notice about solidarity actions in support of our Portuguese colleagues. These developments constitute a breach of normal practice in the Swedish labour market but is not unexpected. With more time to prepare and coordinate with our dockworkers colleagues here at home and around the world, the SDU expects future solidarity actions to become increasingly efficient. The union received information this morning that another ship that was loaded by strikebreakers in Lisbon – the „Wes Gena“ – might be calling on Swedish ports some time next week. If this can be confirmed, the Swedish Dockworkers‘ Union will act accordingly.
  • Blockade in solidarity with the Lisbon dockworkers
    Starting at 6 PM tonight (May 13th 2020), a blockade against the container vessel „Wes Janine“ will put in place in all Swedish ports. The ship was loaded by external workers without a CBA in the port of Lisbon, Portugal, earlier in May. The operation was the latest step in a shameless effort by port employers to exploit the global COVID 19 crisis in order to get rid of organised dockworkers and their trade union SEAL. Earlier today the Swedish Dockworkers‘ Union was informed about the ship’s upcoming arrival at APM Terminals in Gothenburg and received a request for solidarity action against it from the SEAL. The Swedish dockworkers responded that we will do what we can to help.“ Video der Gewerkschaft Hamnarbetarforbundet vom 13.05.2020 externer Link auf ihrem youtube-Kanal externer Link
  • Siehe auch die Homepage der Gewerkschaft externer Link

Hintergründe zum Streik in Portugal:

Zu den beteiligten Gewerkschaften und dem Docker-Netzwerk:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=172468
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